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Erkenntnis. Was ist das?
#1
Karla (Einsicht vermitteln - Ordnung bewahren, Beitrag 22) schrieb:Die ständige Forderung nach "methodisch sauberer Argumentation" ist auch in meinen Augen pharisäerhaft und hat mit Wissenschaft gar nichts zu tun. Erkenntnisse beginnen nicht mit Methodik.

Die Darstellung von Erkenntnis nimmt in der Geschichte jedweder menschlicher Kultur breiten Raum ein. Die Aussage, dass man Dinge ohne Methode zu erkennen vermag, ist plausibel und nachvollziehbar.

Aber kann man Erkenntnis auch ohne Methode darstellen? Ich meine, nein.

Vom allgemeinen Begriff abgehoben ist der philosophische Begriff der Erkenntnis seit Parmenides und Heraklit dadurch charakterisiert, dass die Erkenntnis durch eine methodisch durchgeführte Reflexion als adäquate oder nichtadäquate Erkenntnis unterschieden und der Wahrheitsanspruch der Erkenntnis mittels dieser Reflexion geprüft wird. Das Ziel dieser Reflexion ist es, einen Weg der Erkenntnis (ἡ ὁδὸς διζήσιος) zu finden, der als Weg der wahren Erkenntnis ausgewiesen werden kann.***

Nochmals die Frage: Kann man Erkenntnis ohne Methode darstellen?

*** (vgl. Hist. Wörterbuch der Philosophie, Bd 2, S. 643)
MfG B.
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#2
(23-07-2011, 13:02)Bion schrieb:
Karla (Einsicht vermitteln - Ordnung bewahren, Beitrag 22) schrieb:Die ständige Forderung nach "methodisch sauberer Argumentation" ist auch in meinen Augen pharisäerhaft und hat mit Wissenschaft gar nichts zu tun. Erkenntnisse beginnen nicht mit Methodik.

Die Darstellung von Erkenntnis nimmt in der Geschichte jedweder menschlicher Kultur breiten Raum ein. Die Aussage, dass man Dinge ohne Methode zu erkennen vermag, ist plausibel und nachvollziehbar.

Aber kann man Erkenntnis auch ohne Methode darstellen? Ich meine, nein.

Vom allgemeinen Begriff abgehoben ist der philosophische Begriff der Erkenntnis seit Parmenides und Heraklit dadurch charakterisiert, dass die Erkenntnis durch eine methodisch durchgeführte Reflexion als adäquate oder nichtadäquate Erkenntnis unterschieden und der Wahrheitsanspruch der Erkenntnis mittels dieser Reflexion geprüft wird. Das Ziel dieser Reflexion ist es, einen Weg der Erkenntnis (ἡ ὁδὸς διζήσιος) zu finden, der als Weg der wahren Erkenntnis ausgewiesen werden kann.***

Nochmals die Frage: Kann man Erkenntnis ohne Methode darstellen?

*** (vgl. Hist. Wörterbuch der Philosophie, Bd 2, S. 643)

Puh, schwere Frage.
Sehen wir uns zb. die Gurus in anderen Kulturen an, so finden wir oft dass diese Menschen ihre Erkenntnis nicht auf methodischem Wege bekräftigen, sondern in dem sie Wunder vollbringen, schlaue Sätze sagen oder als Wiedergeburt eines Gottes angesehen werden.
In diesem Zusammenhang (und diese Gurus haben oftmals eine unglaublich hohe Anhängerschaft) scheint es so dass Erkenntnis auch ohne Methode darstellbar ist.
Für mich persönlich benötigt Erkenntnis jedoch schon eine Methodik, so zu sagen etwas dem man folgen kann und der einen erst zu dieser Erkenntnis führt. Eine Art Herleitung und Bekräftigung.
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#3
(23-07-2011, 13:19)Gundi schrieb: In diesem Zusammenhang (und diese Gurus haben oftmals eine unglaublich hohe Anhängerschaft) scheint es so dass Erkenntnis auch ohne Methode darstellbar ist.

Das ist ein einfaches Argumentum ad Populum. Es ist nicht von Bedeutung wieviele Anhänger ein Irrglaube hat. Im Mittelalter vertraten die meisten Menschen ein Heliozentrisches Weltbild, um nur ein beispiel zu nennen.
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#4
Danke für die Eröffnung dieses Threads, bion.

Das zwingt jetzt zum Beispiel mich, vertieft über diese beiden Dinge nachzudenken: Wie gewinnt man Erkenntisse, uind wie stellt man die gewonnenen Erkenntisse dar?

Dass Du beides auch erst einmal trennst, hilft der Kommunikation.

Ich komme darauf zurück.
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#5
(23-07-2011, 13:35)Tyko schrieb:
(23-07-2011, 13:19)Gundi schrieb: In diesem Zusammenhang (und diese Gurus haben oftmals eine unglaublich hohe Anhängerschaft) scheint es so dass Erkenntnis auch ohne Methode darstellbar ist.

Das ist ein einfaches Argumentum ad Populum. Es ist nicht von Bedeutung wieviele Anhänger ein Irrglaube hat. Im Mittelalter vertraten die meisten Menschen ein Heliozentrisches Weltbild, um nur ein beispiel zu nennen.

Ich möchte hier auch gar keine Aussage über die Richtigkeit eines "Irrglaubens" treffen, sondern nur zeigen dass für viele menschen Erkenntnis eben auch ohne Methodik darstellbar ist (eben durch das Anbeten eines wundervollbringenden Gururs).
Man akzeptiert die Erkenntnis des Meisters, obwohl er diese vieleicht nicht einmal gut begründen kann.
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#6
Wenn du Erkenntnis als subjektiv definierst nimmst du dem Begriff jeden Wert.
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#7
Erkenntnis ist ein schwerer Begriff und man findet ihn sowohl in Wissenschaften, Philosophien als auch Religionen.
Ich denke eine einheitliche Definition ist hier schwer.
Viele Menschen meinen Gandhi hätte eine tiefe Erkenntnis erreicht und seine Lehren zb. sind von Religion stark beeinflusst und folgen keinem rein logischen Weg. Dennoch sprechen seine Anhänger und sogar viele aufgeklärte Menschen von Erkenntnis.
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#8
Der Titel des Threads lautet ja:

"Erkenntnis. Was it das."

Spontan hatte ich dazu die Assoziation: Das, was ohne Zensur geschieht.

Als nächstes habe ich bei Wikipedia geguckt:

Zitat:Es existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Erkenntnis. In einer ersten Annäherung kann man Erkenntnis als den Prozess und das Ergebnis eines durch Einsicht oder Erfahrung gewonnenen Wissens bezeichnen.
*http://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnis

Das klingt doch schon mal gut. Keine Vorschrift dabei, wie man Erkenntnis zu bekommen habe.

Den ganzen Artikel habe ich bisher nur überflogen, und er verpflichtet ja nicht, ihm in Gänze zuzustimmen. Aber er bietet Denkansätze.
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#9
Für mich ist Erkenntnis etwas persönliches, etwas das man durch eigene Erfahrung erkennt. Oder Erkenntnisse die sich in der Praxis auch durch Andere nachvollziehen lassen, zB wissenschaftliche Untersuchungen oder physikalische Versuche.
As Salamu Aleikhum
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#10
So, ich hangele mich dann mal weiter "Wikipedia" entlang:

Der nächste Punkt, der interessant ist:

Erkenntnis bedeutet:
a. den Prozess des Erkennens
b. das Ergebnis des Erkannten

Und dieser Prozess wiederum kann
- intuitiv (unmittelbar) oder
- diskursiv (durch eine mittelbare Information) sein.


Folgendes ist für unsere Dispute sicher auch relevant:

Zitat:Erkenntnis muss nicht intersubjektiv nachprüfbar sein. Sie beschränkt sich nicht auf nachprüfbare Fakten, sondern beinhaltet das Verstehen von Zusammenhängen. Erkenntnisse können sich auch auf einen vorwissenschaftlichen Bereich der Alltagserfahrung beziehen. In einem weiten Verständnis des Erkenntnisbegriffs werden sogar Gefühle wie z. B. die Liebe sowie die Kunst als mögliche Erkenntnisquellen gesehen.
*http://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnis


Das finde ich erfreulich offen.
Hier ist bereits von dem Resultat der Erkenntnis die Rede, wenn auch noch nicht von der Vermittlung von Erkenntnis.

Die Vermittlung wird allerdings wohl von der Art der Erkenntnis abhängen. Wenn ich zum Beispiel erschreckt "erkenne": 'Mensch, ich liebe ja diesen Menschen', dann wird dies anders vermittelt, als wenn ich plötzlich - oder nach langer Dauer - erkannt habe, "was die Welt im Innersten zusammenhält".

Der Wikipedia-Artikel schließt dann Folgendes an, was ich für unsere Belange ebenfalls interessant finde:


Zitat:Wenn von gesicherter Erkenntnis gesprochen wird, steht dahinter die Vorstellung, dass die Erkenntnis durch wissenschaftlichen Nachweis belegt werden kann. Doch haben gerade die neuesten naturwissenschaftlichen Forschungen (Quantenphysik) gezeigt, dass zumindest in gewisser Hinsicht Aussagen nur mit Wahrscheinlichkeit gemacht werden können. Auch gilt in der Mathematik der Gödelsche Unvollständigkeitssatz, nach dem es in jedem System Aussagen gibt, die nicht innerhalb des Systems als wahr oder falsch bewiesen werden können. Dies führt zu Fragen, ob es überhaupt eine gesicherte Erkenntnis geben kann. Angesichts der Funktionsweise und der Täuschbarkeit der menschlichen Wahrnehmung entstehen darüber hinaus Fragen nach der Beschaffenheit der Realität, ob und inwieweit die Art der Erkenntnisgewinnung bereits die Erkenntnisinhalte beeinflusst.


Der letzte Satz berührt die Frage nach der Selbstreferenz und auch nach dem herneneutischen Zirkel, beides stark diskutierte Sachverhalte.
In beiden Fällen steht der Dualismus - hie der Beobachter, dort das Beobachtete - zur Disposition.
Gerade die Wissenschaften diskutieren heute mehr denn je, ob der Beboachter nicht Teil des Beobachteten ist.

Damit wäre Erkenntnis - eines wie auch immer gearteten Objektes - gleichzeitig Selbsterkenntnis.

So weit erstmal.
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#11
Erkennen und Erkenntnis sind dynamische Prozesse, die nicht statisch, sondern fortlaufend aktiv sind. Von einem Moment zum anderen wandelbar.
Natürlich wissen wir von festen physikalischen Gesetzen, von Formeln, von Gesetzmäßigkeiten und von vielen anderen Erkenntnissen, die sich bewahrheitet haben. Dennoch ist das nicht ein statisches Ergebnis, denn Neues kommt hinzu. Erkennen und Erkenntnis finden kein Ende, denn sie bewegen sich in einem sich fort-und weiterentwickelnden (enthüllende) Ganzen, welches systemisch verstanden werden kann. Auch kann erst erkannt werden, wenn der Mensch fähig wird zu erkennen und das wiederum vollzieht sich im Einlassen auf das Unbekannte.



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#12
(23-07-2011, 13:54)Karla schrieb:
Zitat:Es existiert keine einheitliche Definition des Begriffs Erkenntnis. In einer ersten Annäherung kann man Erkenntnis als den Prozess und das Ergebnis eines durch Einsicht oder Erfahrung gewonnenen Wissens bezeichnen.
*http://de.wikipedia.org/wiki/Erkenntnis

Das klingt doch schon mal gut. Keine Vorschrift dabei, wie man Erkenntnis zu bekommen habe.

Den ganzen Artikel habe ich bisher nur überflogen, und er verpflichtet ja nicht, ihm in Gänze zuzustimmen. Aber er bietet Denkansätze.

Heute ist der theoretische Zugang zur Erkenntnisfindung aufgrund der großen Zahl methodenspezifisch gültiger Modelle recht unübersichtlich geworden.

Versuch, kurz zu skizzieren, was Aristoteles dazu gedacht hat (für mich bietet er bis heute die Grundlage für das Nachdenken, was denn Erkenntnis sein könnte):

Aristoteles hat den Begriff der wahren Erkenntnis unter dem Titel der beweisenden Wissenschaft entwickelt: Ziel sei es, die Ursachen zu erkennen und Nachweis für deren Notwendigkeit zu führen. Durch Nachweis scheide sich die wahre Erkenntnis von der Erfahrung. Die Erfahrung erkennt, dass etwas geschieht, aber nicht, warum etwas geschieht.

Erkennen durch Erfahrung mag, sagt Aristoteles, erfolgreicher und aus diesem Grunde für den Alltag tauglicher sein, doch fehlt immer die Kenntnis von den Ursachen.

Die Wissenschaft, die Erkenntnis streng begründet, tut dies mittels Prämissen, die jeweils eines Beweises bedürfen (bis zu jener Prämisse, die am Anfang der Beweiskette steht und durch sich selbst einsichtig ist).

Platon hat das Wissen von den ersten Prinzipien noch als angeboren erachtet. Diese Sicht der Dinge wurde von Aristoteles verworfen, weil sie nicht durch Wissenschaft begründet ist. Aristoteles verfolgt dieses Dilemma nicht weiter, sondern entwickelt die Theorie von den ersten Prinzipien, die keiner Beweise bedürfen, weil sie ohne diese – aus Wahrnehmung und Erfahrung gewonnen -einleuchtend sind.

In der Darstellung von Erkenntnis bedarf das Ideal des Beweises aus ersten wahren Sätzen stets der Vereinbarung, ebendiese als wahr anzuerkennen.
Liegt ein solches Übereinkommen nicht vor, ist Überzeugungsarbeit vergebliches Bemühen.
MfG B.
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#13
Gut - ich bin immer noch nicht bei der Frage, wie Erkenntnis dann vermittelt werden soll.

Noch steht die Frage ja auch aus, was eigentlich alles erkannt werden kann.
Was alles will der Mensch erkennen, was hat der Mensch bisher alles erkennen wollen?

Ich fange einmal an mit dem "Erkenne dich selbst".
Das ist eine der wesentlichsten Antriebe im Menschen, zu einer Erkenntnis zu kommen, sobald er in Krisensiutationen gerät:
"Wer bin ich eigentlich?"
Diese Frage entsteht oft auch in Zusammenhang mit dem Tod; wenn ein geliebter Mensch plötzlcih einfach nicht mehr da ist:
"Was ist der Mensch im Angesicht des Todes, warum lebt er überhaupt"?

Ich denke, dass die Frage nach Erkenntnis meist aus seelischen Erschütterungen heraus entstanden ist. Menschen werden dadurch gezwungen, sich diese Fragen zu stellen, um psychisch überleben zu können.

Ich nenne diese Fragen einmal "existentielle Fragen".
Dazu gehören auch Fragen wie "Was ist der Sinn des Lebens?" "Was ist die Wahrheit"?

In Philosophiegeschichten wird nicht selten erwähnt, dass diese Urfragen überhaupt die Philosophie in Gang gesetzt haben.

"Erkenntnis" ist laut Wikipedia - wie vorher zitiert - sowohl der Prozess des Erkennens als auch das Resultat des Erkennens.

Der Prozess des Erkennens kann, wurde da auch gesagt, intuitiv als auch diskursiv sein.

Ein Mensch, dessen Kind gerade Selbstmord gemacht hat, wird um Erkenntnis ringen, wird Antworten suchen - Was ist der Tod, Was sind wir Menschen, Wer bin ich, Welchen Sinn hat das Leben, Was ist Schuld - , und wird da wohl kaum methodisch präzise vorgehen.

Am Ende kann aber tatsächlich ein Ergebnis stehen.

Welcher Art ist das Ergebnis auf die Aufforderung:
"Erkenne dich selbst" - Γνῶθι σεαυτόν Gnōthi seautón?

In der antiken Philosphie, wo diese Frage entstanden ist, gestaltete sich eine mögliche Antwort in Form einer veränderten inneren Haltung.

So ist von Epiktet überliefert (ich paraphrasiere aus dem Gedächtnis):

Ihm zerbrach ein wertvoller Krug, und Epiktet bleibt gleichmütig, denn: 'Als ich den Krug kaufte, wusste ich, dass ich einen zerbrechlichen Krug kaufte.'

Ihm starb sein Sohn, und Epiktet bleibt gleichmütig, denn: 'Als ich meinen Sohn zeugte, wusste ich, dass ich einen Sterblichen zeugte.'

Das Resultat der Erkenntnis formuliert sich also in einer veränderten inneren Haltung.

Nicht unähnlich damit ist das 'Wissen" eines Pädagogen nach vielen Berufsjahren, wie man mit schwer erziehbaren Jugendlichen umgeht.

Ihm wirklich ablernen kann man diese Erkenntnis und dieses Wissen eigentlich am besten, indem man diesen Pädagogen bei der Arbeit beobachtet.

Freilich kann dieser Pädagoge das auch aufschreiben, und man kann es nachlesen.

Ich kenne das von dem Theaterpädagogen Konstantin S. Stanislawski, dessen Bücher romanhaft seinen Unterricht schildern, sodass ganze Generationen von Schauspiellehrern sein "Wissen" studieren und anwenden konnten.

Hier ist das, was Wikipedia vorher beschrieb, genau erfolgt:

Erst ist die Erfahrung oder/und die Einsicht, daraus resultiert Erkenntnis, das zu einem Wissen wird, und dann wird dieses Wissen "vermittelt".

Diese Vermittlung kann - da gebe ich also Bion Recht - nicht ohne Methode geschehen.
Die in diesen Fällen angewandte Methode ist die des praktischen Vorführens.

Zusammenfassung:

- Ich habe mit einer Form der Erkenntnis begonnen, die ich als 'existentielle Erkenntnissuche' bezeichnen möchte.
- Diese geschieht, da sie oft in existentieller Not gestartet wird, vermutlich unsystematisch, intuitiv.
- Der Prozess der Erkenntnis kann in ein Ergebnis münden.
- Das Ergebnis kann in ein Wissen übergehen, das vermittelbar ist.
- Ich habe eines dieser Wissensformen herausgegriffen, das sich in einer veränderten inneren Haltung des Menschen äußert.
- Dieses Wissen wird am ehesten durch Vorbild oder praktische Beschreibung vermittelt.
- Aus Antworten auf existentielle Fragen können auch andere Formen des Wissens entstehen, die ich hier noch nicht erörtert habe.

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#14
Karla schrieb:"Erkenne dich selbst" - Γνῶθι σεαυτόν Gnōthi seautón?

In der antiken Philosphie, wo diese Frage entstanden ist, gestaltete sich eine mögliche Antwort in Form einer veränderten inneren Haltung.

So ist von Epiktet überliefert....

Epiktets Lehre war zwar schulgerechter Stoizismus, doch wollte er keine Philosophen ausbilden, sondern die Menschen bessern, sie lehren, ein gerechtes Leben zu führen und zum wahren Glück zu finden.

Im Vordergrund steht bei ihm immer die Idee von der wahren inneren Freiheit (bei einem ehemaligen Sklaven durchaus auch ein persönliches Anliegen).

Was Epiktet lehrte, ist uns durch seinen Schüler Arrian bekannt. Die Vorträge Epiktets publizierte dieser in acht Büchern (Diatriben), von denen vier erhalten sind. Das Wesentliche aus diesen acht Büchern wurde von Arrian nochmals im "Handbüchlein" (Encheiridion) zusammengefasst.

Wieweit Arrian in die Lehre Epiktets eingegriffen hat, ist umstritten.

Die Texte Epiktets sind vor allem von lehrhafter Ethik bestimmt. Den Weg, wie man zur Erkenntnis gelangt, beschreibt er, soviel ich weiß, nicht. In allen seinen Texten ist pantheistisches Denken vorzufinden. In manchen Vorträgen (zB 1,14), übertitelt mit "Die Gottheit sieht alles", trägt dieses Denken stark religiöse Züge und hat schon mehr theistischen als pantheistischen Charakter.

Das "Handbüchlein" Epiktets nehme ich gerne zur Hand, es ist dort viel Kluges vorzufinden und ist mir fallweise auch Lebenshilfe.

Was die Entwicklung der Lehre vom Erkennen betrifft, gibt - mir jedenfalls - (in der Nachfolge Platons und Aristoteles') Plotin, Augustin, Anselm v. Canterbury und für die Neuzeit Kant und Fichte Auskunft.

Was sich danach noch getan hat, dazu habe ich die Übersicht verloren.

Noch etwas will ich vorsorglich einräumen:

Ich bin kein Philosoph. Alles, was ich zu diesen Dingen weiß, ist das, was im Zuge eines Studiums der Geschichte anfällt.
MfG B.
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#15
Ich habe mal in einem Schulbuch dem Sinne nach folgendes gelesen:
Einen Sachverhalt hat man dann erkannt, wenn man ihn (funktionell) anwenden kann. "Funktionell" von mir hinzugefügt.

Zweifellos muss diese Erkenntnis nicht vollständig sein. Beispiel: Ich kann Auto fahren. Die Erkenntnis reicht dabei aber nur soweit, dass ich die Maschine in Gang bekomme, einige technische Einrichtungen bedienen kann, und die Regeln des Straßenverkehrs zu beachten gelernt habe.
Das Innere des Motorraums oder die Funktion des Motors habe ich deswegen noch lange nicht erkannt. Ich könnte keinen Automotor bauen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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