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Götter im Buddhismus
#1
Als ich mal in Daramshala war, konnte ich viele, viele Tibeter sehen die sich vor rießiegen Buddhastaturen niederwarfen, Opfergaben darreichten und scheinbar beteten.
Es viel mir auch auf, dass in buddhistischen Tempel oftmals neben Buddha auch viele andere Figuren aufgestellt sind, wo mir auf nachfragen gesagt wurde dies seien verschiedene Götter.
Ich habe das nicht nur im tibetischen Buddhismus gesehen, sondern auch beim Neobuddhismus in Zentralindien. Hier ging es sogar soweit dass neben Buddha auch Hindugötter verehrt wurden.
Mir erschien das alles irgendwie etwas seltsam, da ich immer der Meinung war, der Buddhismus sei eine Religion ohne Gott und Buddha lediglich eine Art Wegweiser.

Wie sind aber die Götter im Buddhismus zu erklären?
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#2
(23-07-2011, 13:25)Gundi schrieb: Als ich mal in Daramshala war, konnte ich viele, viele Tibeter sehen die sich vor rießiegen Buddhastaturen niederwarfen, Opfergaben darreichten und scheinbar beteten.
Es viel mir auch auf, dass in buddhistischen Tempel oftmals neben Buddha auch viele andere Figuren aufgestellt sind, wo mir auf nachfragen gesagt wurde dies seien verschiedene Götter.
Ich habe das nicht nur im tibetischen Buddhismus gesehen, sondern auch beim Neobuddhismus in Zentralindien. Hier ging es sogar soweit dass neben Buddha auch Hindugötter verehrt wurden.
Mir erschien das alles irgendwie etwas seltsam, da ich immer der Meinung war, der Buddhismus sei eine Religion ohne Gott und Buddha lediglich eine Art Wegweiser.

Wie sind aber die Götter im Buddhismus zu erklären?

Als "Daseinsbereich", der wie alle anderen Daseinsbereiche leidhaft ist, wenngleich vielleicht weniger schmerzvoll, als andere. Von dem aus aber auch die letzte Befreiung viel schwieriger ist.
"Götter" sind im Buddhismus keine Schöpfergötter, die der Schöpfung gegenüberstehen, sondern sie sind Bestandteile dieser Welt. Sie sind, wenn man es psychologisch deutet, Bewußtseinszustände, denen es nichts zu mangeln scheint, voller Freude und Macht, ohne Sorgen und Schmerz, manchmal, von diesem hohen Roß herab gütig und freigiebig, machmal verwöhnt jähzornig. Leute, mit denen man sich lieber nicht einlassen sollte.

Der Buddha lehrte ja in einer Zeit und Region, in der die Gesellschaft und das Denken brahmanistisch geprägt war, und die Vorstellungen von Wiedergeburt in verschiedenen Daseinsbereichen ganz üblich waren. Er hat in den Diskussionen mit den Brahmanen diese Bilder übernommen und als Gleichnisse umgedeutet.
Im Mahayana (also auch Tibet) kam dann noch die Umdeutung lokaler Gottheiten zu Bodhisattvas hinzu.
Die Niederwerfungungen und Gaben vor Buddhastatuen hat allerdings nicht mit Beten zu tun, sondern ist eine rituelle Form von "Dana" - dem ununterscheidendem Geben, Teilen, der Großzügigkeit - nicht den Buddha betreffend, sondern das Gewand des Buddhas (dem Buddhaweg).

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#3
Vielleicht könnte man einen Vergleich herziehen in richtung unterschiede zw. zB gr. Orthodox und Lutheranisch,..inhalt ist ziemlich gleich, nur das "drumherum" ist unterschiedlich,...vergleiche mal einen tibetischen mit einem Zen,..dann verstehst du vielleicht was ich meine,..;.)
Aut viam inveniam aut faciam
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#4
(23-07-2011, 17:01)anna4 schrieb: Als "Daseinsbereich", der wie alle anderen Daseinsbereiche leidhaft ist, wenngleich vielleicht weniger schmerzvoll, als andere. Von dem aus aber auch die letzte Befreiung viel schwieriger ist.
"Götter" sind im Buddhismus keine Schöpfergötter, die der Schöpfung gegenüberstehen, sondern sie sind Bestandteile dieser Welt. Sie sind, wenn man es psychologisch deutet, Bewußtseinszustände, denen es nichts zu mangeln scheint, voller Freude und Macht, ohne Sorgen und Schmerz, manchmal, von diesem hohen Roß herab gütig und freigiebig, machmal verwöhnt jähzornig. Leute, mit denen man sich lieber nicht einlassen sollte.

Vielen Dank. Jetzt wo ich das lese, meine ich auch das schon einmal gehört zu haben. Aber da drängt sich mir eine weitere Frage auf: Wie wird man denn dann ein Gott? Du sagst die letzte Befreiung daraus sei viel schwieriger.


(23-07-2011, 17:01)anna4 schrieb: Im Mahayana (also auch Tibet) kam dann noch die Umdeutung lokaler Gottheiten zu Bodhisattvas hinzu.

Und die Bodhisattvas werden heute als Erleuchtete gesehen, die jedoch noch einmal zurück gekommen sind, um den Menschen auf ihrem Weg zu helfen? Ist das richtig?

(23-07-2011, 17:01)anna4 schrieb: Die Niederwerfungungen und Gaben vor Buddhastatuen hat allerdings nicht mit Beten zu tun, sondern ist eine rituelle Form von "Dana" - dem ununterscheidendem Geben, Teilen, der Großzügigkeit - nicht den Buddha betreffend, sondern das Gewand des Buddhas (dem Buddhaweg).

Ich hatte mal das Glück Bodgaya zu besuchen, den Ort an dem der historische Buddha die Erleuchtung unter einem Bodhi-Baum erlangte.
Und genau dort wurde das ununterbrochen praktiziert. War wirklich toll das mit anzusehen.
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#5
(23-07-2011, 17:46)d.n. schrieb: Vielleicht könnte man einen Vergleich herziehen in richtung unterschiede zw. zB gr. Orthodox und Lutheranisch,..inhalt ist ziemlich gleich, nur das "drumherum" ist unterschiedlich,...vergleiche mal einen tibetischen mit einem Zen,..dann verstehst du vielleicht was ich meine,..;.)

Vieleicht dumme Frage, aber gibt es im Zen-Buddhismus Götter?
Und darf ich dich vieleicht auch Fragen welcher buddhistischen Richtung du dich angehörig fühlst?
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#6
Nun,..im Zen Buddhismus haben wir nichts, was wir geben können,...;) , die Frage nach Göttern ist irrelevant, da ich nichts anbete, nichts habe, nichts bin,...ein Paradoxon des Zen ;),..da vereinfacht ausgedrückt das Ziel ist, mit allem eins zu sein, die dualität zwischen ich und umwelt aufzuheben, so ist die Existenz/Nichtexistenz von Göttern nicht für den weglosen Weg von Bedeutung,....

Rhinzai-Shu, um deine zweite Frage zu beantworten Icon_cheesygrin
Aut viam inveniam aut faciam
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#7
wie wird man ein Gott? vielleicht hilft das bild eines Baumes etwas,..mit jedem Leben steigst du weiter auf (so du alles richtig gemacht hast) und nach der Menschlichen existenz steht dir der weg ins Nichts offen, aber manche entschließen sich, noch in der Krone über der menschlichen Existenz zu verharren,..einige um weiterzuhelfen, andere aus egoistischen Motiven,..nachdem diese Wesen dann aus der Wiedergeburt heraussen sind, ist es ihnen um so schwerer, entgültig den letzten schritt zu tun,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#8
Das klingt sowohl nihilistisch als auch panpsychistisch, willst du mich kurz aufklären?
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#9
(25-07-2011, 00:35)d.n. schrieb: Nun,..im Zen Buddhismus haben wir nichts, was wir geben können,...;) , die Frage nach Göttern ist irrelevant, da ich nichts anbete, nichts habe, nichts bin,...ein Paradoxon des Zen ;),..da vereinfacht ausgedrückt das Ziel ist, mit allem eins zu sein, die dualität zwischen ich und umwelt aufzuheben, so ist die Existenz/Nichtexistenz von Göttern nicht für den weglosen Weg von Bedeutung,....

Jetzt bin ich noch ratloser. Das Ziel "mit allem eins zu sein, die dualität zwischen ich und umwelt aufzuheben" ist doch im tibetischen Buddhismus die selbe, oder nicht? Dennoch gibt es hier Götter.

(25-07-2011, 00:35)d.n. schrieb: Rhinzai-Shu, um deine zweite Frage zu beantworten Icon_cheesygrin

Ist das eine eigene Glaubensrichtung? Wikipedia spricht hier lediglich von einer Richtung des Zen-Buddhismus in denen bestimmte Sitzpositionen (Mitte des Raumes) und der "Tee-Weg" eine besondere Rolle spielen. Ebenso die 14 Hauptrichtungen, bezogen auf 14 Haupttempel.
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#10
(25-07-2011, 00:44)Gundi schrieb: Jetzt bin ich noch ratloser. Das Ziel "mit allem eins zu sein, die dualität zwischen ich und umwelt aufzuheben" ist doch im tibetischen Buddhismus die selbe, oder nicht? Dennoch gibt es hier Götter.

Soweit ich bisher verstanden habe aber keine theistischen götter.
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#11
Ich wills mal versuchen,... der Weg des Zen, bedeutet, sich durch Lösung von der Ich-bezogenheit, durch volle Aufmerksamkeit auf alles, von den Wirren/Leiden des Selbst zu befreien,...ganze Aufmerksamkeit bedeutet, die essenz jeder Tätigkeit in jeder Sekunde des Seins zu begreifen,..wenn ich esse, dann esse ich , wenn ich rede, dann rede ich,..

Insofern ist der Weg frei von einem ziel, den das würde ja auf etwas einzelnes fokussieren,..und gleichzeitig ist der Weg das ziel,..durch die Bereitschaft der Aufgabe des Selbstbezuges bzw des Selbst erreicht man eine Verbundenheit mit allem,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#12
(25-07-2011, 00:38)d.n. schrieb: wie wird man ein Gott? vielleicht hilft das bild eines Baumes etwas,..mit jedem Leben steigst du weiter auf (so du alles richtig gemacht hast) und nach der Menschlichen existenz steht dir der weg ins Nichts offen, aber manche entschließen sich, noch in der Krone über der menschlichen Existenz zu verharren,..einige um weiterzuhelfen, andere aus egoistischen Motiven,..nachdem diese Wesen dann aus der Wiedergeburt heraussen sind, ist es ihnen um so schwerer, entgültig den letzten schritt zu tun,..

Sehr interssant.
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#13
Rhinzai -shu ist eine der schulen des Zen-Buddhismus,... du könntest sagen Zen= evangelisch und Rhinzai = zb lutheranisch,..;)

Tibetischer Buddhismus geht teilweise einen anderen wEg zur Erleuchtung,..dort haben Götter/boddhisatwas eine höhere Bedeutung,..für den Zen weg, sind sie jedoch nicht von Bedeutung, also kümmern sie mich nicht,..ich bete ja auch Buddha nicht an, sondern betrachte ihn nur als Vorbild,..
Aut viam inveniam aut faciam
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#14
Spielt es für den Zen-Buddhismus eigentlich irgend eine Rolle was andere Richtungen lehren?
Also ich meine zb. im Christentum zwischen Katholiken und Protestanten gibt es ja schon ab und zu "Spannungen", zum Beispiel bei der Frage ob das Abendmahl gemeinsam eingenommen werden kann.
Wie stehen die einzelnen Richtungen im Buddhismus zueinander? Akzeptiert man sich? Toleriert man sich? Oder gibt es hier auch Überwerfungen und vieleicht sogar Verweise auf falsche Auslegungen der Lehre Buddhas oder ähnliches?
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#15
(25-07-2011, 00:02)Gundi schrieb: Wie wird man denn dann ein Gott? Du sagst die letzte Befreiung daraus sei viel schwieriger.
Durch Wiedergeburt. Icon_smile
Erklärt nicht viel, weil was soll "Wiedergeburt" im Buddhismus sein? Jedenfalls nix Hinduistisches, obwohl natürlich im Laufe der Jahrhunderte kein Versuch ausgelassen wurde, das doch irgendwie hinzutricksen.
Am sichersten ist, davon auszugehen, daß buddhistische "Wiedergeburt" von Ausgenblick zu Augenblick passiert, also auch als "Gott". Die meisten Menschen kennen deshalb, auch ohne bekifft gewesen zu sein, solche Bewußtseinszustände, wie auch welche als Tier, Hungergeist oder Hölleninsasse.

(25-07-2011, 00:02)Gundi schrieb: Und die Bodhisattvas werden heute als Erleuchtete gesehen, die jedoch noch einmal zurück gekommen sind, um den Menschen auf ihrem Weg zu helfen? Ist das richtig?
Na, nicht als "Erleuchtete" (meint wahrscheinlich "bhodi" - "Erwachen"), sonst würden sie das "Kommen-und-Gehen" lassen :).
Im Zen (jedenfalls im Soto und Seon) ist es üblich, täglich zu rezitieren: "Die Wesen sind zahllos; ich gelobe, sie (alle) zu befreien." Ist natürlich auch ein Koan.

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