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Gibt es Untersuchungen zum literarischen Niveau der Bibel?
#1
Man könnte daraus Schlüsse zum Intellekt der Schriftsteller (bei wörtl. Auslegung sogar Gottes) ziehen.
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#2
Ja, Untersuchungen zum literarischen Niveau der Bibel gibt es. Und zwar in solcher Fülle, dass es nicht möglich ist, das im Rahmen einer Bildschirmseite angemessen darzustellen. In der Regel sind in Einleitungen zum Alten und Neuen Testament auch entsprechende Anmerkungen zur (unterschiedlichen) literarischen Qualität der Texte (auch innerhalb mancher Bücher, Briefe, etc.) samt Hinweisen auf die einschlägige Literatur vorzufinden.

Beispiele:

E. Zenger u.a.: Einleitung in das Alte Testament, ISBN 978-3-17020695-3, wo sowohl der griechische als auch der hebräische Textbestand bei der Beurteilung der einzelnen Bücher (wo es dem Autor sinnvoll erscheint, auch nach ihrer literarischen Qualität) berücksichtigt wird.

Petr Pokorny, Ulrich Heckel: Einleitung in das Neue Testament, ISBN 978-3-8252-2798-2. Auch in diesem Buch sind Anmerkungen zur textlichen Qualität der Evangelien, der Briefe, etc., vorzufinden.

Ingo Broer: Einleitung in das NT, ISBN 3-429-02/46-9, verweist nach jedem Kapitel auf die Fachliteratur zu den kommentierten Texten.

Sehr ausführlich gehen u.a. auch auf die Qualität der Texte des NTs die Evangelisch-katholischen Kommentare (EKK) zum NT, Verlag Benziger/Neukirchner, Zürich, ein.
MfG B.
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#3
Hi, Dhoruba :)
in ganz kurz: die "Bibel" ist eine Bibliothek in 1 Band - aeusserlich also 1 Buch, besteht aus Akten, Urkunden, Buechern u.Briefen, Liedern, Novellen, in den Sprach-Stadien und Kunst-Formen aus ca 1000 Jahren vergangener Zeit, teils aus in anderer Sprache erhalten-gebliebenen Urkunden ins Hebraeische uebersetzt (vieles von den aeltesten Bestandteilen zeigt, dass es in Keilschrift oder anderes auf Aegyptisch notiert war, Keilschrift benutzten im Umfeld mehrere Voelker international.) Schon was man "Die Psalmen" nennt, sind 5 Buecher (das steht auch darin).
Nach dem Exil zu Babel gab es 1 "Redaktion", um alles bis dahin geschrieben vorhandene Eigene in 1 neuen, den heute offiziellen, Schrifttyp zu uebertragen, auch dabei versuchte man sorgfaeltig, nah am Original zu bleiben, also wechseln Tonfall, Rechtschreibung, Grammatik auch je nach Zustand der vorhaandenen Quelle und wurde in der Redaktion harmonisiert oder im Zeit-Niveau nacherzaehlend formuliert, auch mal "glossiert" durch einen begeisterten Text-Abschreiber.
Es gab keinen Druck, sondern immer nur Handschriften auf Material, das kaputtgeht, wenn man es zu oft zum Lesen gebraucht, aber auch kann manches Material vom Nicht-Lesen kaputt-gehn. Solange die Gemeinschaft dies in engem Zusammenhang mit der zentralen Schreiberschule macht, ist das normal und legitim.
Die Schreiber-Schule Israels, Schilo, entstand gleich beim Berg, wo das eingewanderte Volk Israel mit Joshua als Anfuehrer den Bund bekraeftigt hat, wir wollten es ab nun wirklich riskieren, diesen Vertrag mit G0TT, der erstmals am Sinai verlesen und akzeptiert wurde - dazwischen war Bedenkzeit vor dem in-Kraft Treten. In der folgenden Richterzeit orientierten sich die Schoftim - das sind Satzungs-Richter, einzelne, und Dajanim, das sind Richterkollegien von 3 oder 10 oder bis zur Vollversammlung 72 Juristen, die neu auftretende Fragen anhand des Vorhandenen und gemeinsamer Abwaegung entscheiden. Sowas kam teils auch in die Bibel, teils auch nur in die muendliche Rechts-Tradition.
Die Newiim-Propheten orientierten sich ebenfalls zumindest im Nachhinein an dieser Schule (es gibt ja spontane Prophetie und studierte Propheten-Schule) - darunter sind teils hoch packende Texte von wunderbarer Sprach-Gewalt, auch das siebte die Schreiber-Schule unter Aufsicht des Richter-Kollegiums, im Interesse des ganzen Volks. Koenig David war auch eine Weile Oberhaupt der Schreiberschule zu Schilo - Koenig Salomo z.B. nicht.
Weil diese Schule in Nordisrael lag, wurde sie zuerst schon von den Assyrern deportiert, 722vdZ, und zwar eine Deportations-Schub ging an die Orte um Haran zurueck, von wo Abraham nach Kanaan loswanderte. Ein starker Schub Deportierter kam ins einstige Land Schinear an, Sumer. Weil spaeter fast alle in Richtung Haran drifteten, die als Juden dann am Thorah-Text arbeitend noch bis ca 400 ndZ in "Babel" erreichbar blieben - also fast bis ueber die eigentliche Roemerzeit hinaus, mit 2 grossen Akademien, nehme ich an, dass die Schule Schilo in die Naehe von Haran zwangs-angesiedelt wurde und die Versprengten sammelte.
Mit den Rueckwanderern nach Jerusalem hoert diese Epoche der Newiim, Propheten, auf, im Hl Land wohnten schon sehr viel Voelkerschaften um einander rum, ja auch Syrer, Perser, etc - da vertraute man dem nicht mehr so - schon Daniel wird im Judentum nur in den Textpartien beibehalten, die ihn als Schreiber kennzeichnen (es gab in Mesopotamien und Aegypten keinen Beruf mit hoeherem Ansehn als diesen - auch Koenig u.Adel stand niedriger)
Die letzte jued Redaktion geschah also von Schreiibern im Dienst des Heiligtums zu Jerusalem. Das waren diese 1000 Jahre.
mfG WiT :.)
(Forts. folgt)
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#4
(Forts. A)
In der griech. Zeit nach Alexander dGr entstanden weitere Texte, teils auch von hoher Qualitaet, diese wurden hinzu gegeben, weil ein Aegypter-Koenig dazu aufforderte, die Voelker-Religionen sollten ihm bitte auf Griechisch ihre Hl Buecher vorlegen, auch dies heisst Bibel, Septuaginta, das sammelte sich nochmal an bis etwa 100 vdZ.
Damit endet, was juedisch "Bibel" ist - das Volk Gemeinde war authentisch dabei gewesen und daher gilt es als inspiriert, weil unser G0TT (der unbegrenzt All-Gegenwaertige) den Gemeinschafts-Geist des Volkes Israel als sozusagen speziell Sein "Amt" auf Erden einnehmen wollte, das geht aus 5 Buecher Moses hervor und ist fest unsere Ueberzeugung u.Erfahrung.
Das Neue Testament der Christenzeit setzt ein mit den Apostelbriefen, dann die Buecher von 4 Autoren: Matthaeus-Levi war Apostel, Markus-Johannes war Kind, als Jesus lehrte, sein Eangelium sind literarisch besehn Notizen, nach denen er redete, er kam nie dazu, es ddurchzuformulieren, scheint aber das aelteste der 4 Evangelien zu sein - er diente zuerst bei den Aposteln und zuletzt bei Petrus in dessen Haft-Zeit beim Warten auf seinen Prozess - je das 1 Werk ist 1 Buch, sodann Lukas - 1 Doppel-Buch a) ueber Jesu Lebenszeit b) ueber die Apostelzeit des Beginns der Kirche (nur er schreibt exzellentes Griechisch, er war kein Jude, sondern lebte in Antiochia /Syrien, er recherchiert im Nachhinein). Und Johannes-Boanerges war auch Apostel, ihm schreibt man als Doppel-Buch 1 Evangelium und die Apokalyse (Offenbarung) sowie 3 Briefe zu, die Buecher schrieb er als sehr alter Mann, es sind die letzten Texte, die "Bibel" wurden.
- Das Griechisch der Septuaginta ist sog. Koine, nicht "Klassik", eben deutlich spaeter und nicht Muttersprache der Uebersetzer. Das umspannt Texte aus rund 50 Jahren, auf ein spaeteres Griechisch genormt, zur Septuaginta passend, die meistens als "die Schrift" zitiert wird, weil das im Roemer-Reich noch die gemeinsamste Sprache war, aber das NT wurde nicht redaktionell-sprachlich "glatt-gebuegelt" auf ein Niveau des Formulieren-Koennens - einige schreiben "Sicherheits-Griechisch", damit auch bei kleinem Wortschatz der Fremd-Sprache klar ist, was ueber-kommen soll. Das koennte man auch als eigene literarsche Form bezeichnen.
mfG WiT :.)
(Forts. folgt)
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#5
(Fortsetzung B)
Das "Sprach-Niveau-Glatt-Buegeln" passierte erst fast allen Uebersetzungen in weitere Sprachen, nur ganz wenigen wissenschaftlich gewuenschten, die jedes Wort definieren muessen, welches das im Urtext war, nicht.
z.B.die Zuericher dt Reformierten-Uebersetzung von Zwingli hielt sich staerker an die Worte der Urtexte, wirkt aber trockener als die Urtexte, die gleichzeitige Uebersetzung durch Luther war hinreissender poetischer, an den Urtexten "eingefuehlt", gewissermassen - heute sind auch sie alle schon wieder sprachlich nivelliert fuer heutiges "gutes Deutsch". Er laesst ca 1/3 des Bestands der Septuaginta weg - die roem.kath. Kirche hat die noch. - "Luther 1545" hab ich als Faksimile - kein Vergleich zur Luther 1545-Revision-Text-Gestalt.
- Auch das ist legitim, ebenso die alte und die neue Vulgata auf Lateinisch - die Gemeinde ist immer erst da, die entscheidet, was in die Sammlung Hl Schrift kommt. Bei Luther war bis nach 1945 auch etwa das 1/3 Text nicht "Hl Schrift", aber mitten zwischen Altes u.Neues Testament zur Information und Erbauung beigegeben - nach 1945 war Papier knapp und man brauchte wieder sehr viele Bibeln - seither ist dies 1/3 fuer Protestanten "Nicht-Inspirierte" auch nicht mehr drin.

- Wie Bion schon sagt: Sekundaer-Literatur ueber die Sprach-Niveaus der "Bibel" ist deshalb riesig viele vorhanden, alte und neuere.
mfG WiT :)
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#6
Ist demnach der Koran homogener und daher sprachlich 'besser' formuliert als das Konglomerat der zusammengesetzten biblischen Mythensammlungen?


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#7
(28-08-2011, 14:22)Dhoruba schrieb: Ist demnach der Koran homogener und daher sprachlich 'besser' formuliert als das Konglomerat der zusammengesetzten biblischen Mythensammlungen?

Der Verfasser des Korans hat sich ja reichlich der biblischen Mythensammlungen bedient. Um die sprachliche Qualität der biblischen und koranischen Texte beurteilen und vergleichen zu können, müsste man in der Lage sein, sie in den Originalsprachen zu lesen.
MfG B.
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#8
Bion schrieb:Der Verfasser des Korans hat sich ja reichlich der biblischen Mythensammlungen bedient. Um die sprachliche Qualität der biblischen und koranischen Texte beurteilen und vergleichen zu können, müsste man in der Lage sein, sie in den Originalsprachen zu lesen.

Das stimmt und ein des arabischen kundiger Missionar sagt mir, dass der Koran sehr poetisch sei.
Pinchas Lapide schrieb, die Bibel beruhe auf mündlichen Erzählungen. Mir fehlt aber eine Aussage zur Poesie.

Anm.Bion: Quoting repariert. Bitte die Zitatfunktion richtig verwenden!

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#9
(28-08-2011, 14:22)Dhoruba schrieb: Ist demnach der Koran homogener und daher sprachlich 'besser' formuliert als das Konglomerat der zusammengesetzten biblischen Mythensammlungen?

Selbstverständlich ist ein Buch, das von einem einzigen Verfasser im Verlauf einiger Jahre geschrieben wurde, homogener als eine Büchersammlung, die von mehreren Dutzend Verfassern im Lauf von ca. 1000 Jahren geschrieben wurde. (Im übrigen enthält diese Sammlung nicht nur Mythen, sondern auch philosophische Abhandlungen, Liebeslieder, Urkunden persischer Könige, jede Menge Briefe und einiges andere mehr.)

Aus der vorhandenen oder nicht vorhandenen Homogenität kann man aber keine Rückschlüsse auf den Wahrheitsgehalt ziehen. Im Gegenteil: Bei vielen Autoren ist die Wahrscheinlichkeit, dass wenigstens einer etwas Gescheites geschrieben hat, größer.

Vor allem muss man berücksichtigen, dass der Koran für den Islam DIE göttliche Offenbarung ist, während die Bibel für die nicht-protestantische Mehrheit der Christen lediglich der wichtigste Bestandteil ihrer Tradition ist.

Der Koran wird also mit einem Anspruch belastet, den weder er noch die Bibel noch irgendein anderes Buch erfüllen kann. Gott schreibt nun einmal keine Bücher.

Wer seine poetischen Qualitäten kennen lernen will, sollte ihn in der leider unvollständigen Übersetzung von Friedrich Rückert lesen, der sehr gut Arabisch konnte und selbst ein bedeutender Poet war.
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