Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Wozu dienen Banken?
#1
Was ist eigentlich ihre ureigenste Aufgabe? Dürfen sie mit 'ihrem' Geld spielen=spekulieren?
Zitieren
#2
Ich kann dir das gerne aus Sicht einer Schweizer Bank darlegen (Schweizer Bank, weil ich Schweizer bin ^^). In der Branchentheorie hat eine Bank 3 Aufgaben:

Die Vermittlung von Geld (Kapital und Kredite)
Die Übermittlung von Geld (Zahlungsvermittlung) und/oder
Aufbewahrung / Anlage von Geld (Wertschriftengeschäft, Anlageberatung, Vermögensverwaltung etc.)

Wie wir alles wissen funktioniert ohne Geld heute praktisch nichts mehr in der modernen Wirtschaft. Die Banken leisten hier eine wichtige Drehscheibenfunktion.

Vermittlung von Geld

Als Kapital- und Kreditvermittlerin übernimmt die Bank die eben erwähnte Drehscheibenfunktion zwischen Geldgebenden und - suchenden. Manche Menschen verbrauchen nicht alle Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen, und sparen. Wer das tun will, kann sein Geld auf die Bank bringen. Dafür bezahlt die Bank einen Passivzins (für die Bank ist das Entgegennehmen von Geld das "Passivgeschäft", weil diese Gelder als Fremdmittel auf der Passivseite der Bankbilanz erscheinen).
Die entgegengenommenen Kundengelder behält die Bank nicht für sich, sondern leiht sie auf eigenes Risiko an Geldsuchende, bsp. Unternehmungen und Private aus. Dafür nimmt die Bank einen Aktivzins (nennt sich so, weil diese Gelder in der Bilanz als Aktiva aufgeführt sind). Das ist eine Einkommensquelle der Bank, der Aktivzins ist höher als der Passivzins, die Differenz is die Marge der Bank.

Die Bank muss beim Ausleihen von Geld allerdings vorsichtig sein. Kann ein Geldsuchender den Kredit nicht zurückbezahlen, ist das GEld für die Bank verloren. Dem Kunden auf der Passivseite schuldet die Bank nämlich nach wie vor die anvertraute Summe. Den Verlust muss sie zu 100% aus dem eigenen Sack bezahlen. Macht eine Bank so hohe Verluste bei der Kreditvergabe, dass sie ihre Eigenmittel aufbraucht, kann sie die Passivgelder nicht mehr vollständig zurückzahlen. Sie macht Konkurs, und die Geldgebenden verlieren ihre Guthaben. Deswegen gibt es da strenge Vorschriften für Banken.

Innerhalb der Geldvermittlung gibt es wiederum 3 Transformationsfunktionen die die Bank wahrnimmt. D.h. die Bank wandelt die Gelder der Geldgebenden in eine Form um, die den Wünschen der Geldsuchenden im Aktivgeschäft entspricht. Wichtig sind:

Die Betragstransformation

Die Bank bündelt Anlagen und Kredite, so dass die Geldgebenden genau den Gewünschten Betrag anlegen können, und die Geldsuchenden genau den gewünschten Kreditbetrag erhalten.
Beispiel: Die Unternehmung "Romero AG" braucht 100'000 Franken. Ekkard hat ein Sparkonto mit 20'000 Franken.
Diesen Betrag von Ekkard trägt die Bank zusammen mit anderen Kundengeldern (z.B. Schmettermotte (10'000), Petronius (20'000), d.n. (50'000)...), so dass sie der Romero AG 100'000 Franken ausliehen kann.

Wenn die Bank nicht wäre, müsste die Romero AG sich selbst die 100'000 Franken zusammensuchen, oder jemanden finden, der genau diesen Betrag ausleihen möchte und Ekkard müsste jemanden suchen, der genau 20'000 Franken benötigt, und ihm den Zins dafür bezahlt den er so von der Bank erhält.

Die Fristentransformation

D.h. die Bank bündelt die Anlagen und Kredit, sodass die Geldgebenden ihr Geld genau so lange wie gewollt anlegen können und die Geldsuchenden ihren Kredit genau so lange wie benötigt erhalten.

Beispiel: Ekkard will die 20'000 Franken während eines Jahres anlegen. Die Romero AG möchte die 100'000 Franken schon in 5 Monaten zurückbezahlen.
Die Bank sucht nun auf der Passivseite Gelder mit verschiedenen Laufzeiten und bringt sie mit der gewünschten Laufzeit der Geldsuchenden in Übereinstimmung. Wenn die Romer AG das Geld zurückbezahlt, sucht sie eine neue Möglichkeit um Ekkards Geld für die restlichen 7 Monate jemand anderem auszuleihen.

Wäre die Bank nicht, müsste Ekkard eine Person finden, die sein Vermögen genau 12 Monate benötigt und die Romero AG müsste jemanden suchen, der ihr das Geld für genau 5 Monate zur Verfügung stellt. So sucht die bank für alle Geldgebenden und Geldsuchenden die passenden Fristen.

Risikotransformation
Die Bank verteilt die Gelder der Passivseite auf möglichst viele GEldsuchende. Dabei geht sie sehr sorgfältig vor. Können Geldsuchende den Kredit nicht zurückbezahlen, muss die Bank den Verlust nämlich selbst tragen.

Beispiel: Aus dem Passivgeschäft stehen der Bank 50 Mio. Franken zur Verfügung. Diesen Betrag teilt sie in viele Tranchen auf. Der Romero AG gibt sie 100'000 Franken, der Dhoruba GmbH 200'000 und Familie Indymaya 400'000 für den Hausbau. Kann einer dieser Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen, ist der Schaden für die Bank verkraftbar.

Wäre die Bank nicht, könnte Ekkard seine 20'000 Franken auf einmal verlieren, wenn er diese einem einzigen Geldsuchenden zur Verfügung stellt, und dieser Konkurs geht.

Soviel zur Kapitalvermittlung.

Wenn du willst, kann ich gern noch Ausführungen zu Zahlungsvermittlung und Wertschriftengeschäft/Vermögensverwaltung anfügen.
Zitieren
#3
(30-09-2011, 12:46)Dhoruba schrieb: Was ist eigentlich ihre ureigenste Aufgabe? Dürfen sie mit 'ihrem' Geld spielen=spekulieren?

aufgabe der banken ist die abwicklung finanzieller transaktionen

dazu gehört auch die geldanlage, welche mit mehr oder weniger risiko ("mehr oder weniger spekulativ") erfolgen kann
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#4
Vorausgehen sollte die Frage: wozu eigentlich dient Wirtschaften in einer Volkswirtschaft? - Nämlich der Versorgung der Gesellschaft – und damit jedes Einzelnen (!) – mit Gütern; mit nützlichen Dingen, die irgend ein Bedürfnis befriedigen und deshalb einen (Gebrauchs-)Nutzen haben. Zu 'Gütern' zählen auch Dienstleistungen wie Krankenpflege, Ausbildung und dergleichen. Und Versorgung heißt eben auch Verteilung. Soll diese „gerecht“ sein, erfordert dies gleichberechtigten Zugang zu Gütern / Diensten (nach individueller Wahl).

Ein weiterer Begriff ist wichtig: Produktivität; letztlich ein Maß für die Arbeit(s-Zeit), die nötig ist, ein 'Gut' herzustellen; Produktivitätssteigerung ist das Ergebnis der Entwicklung, dass ein 'Gut' nunmehr mit weniger Arbeit(s-Zeit) hergestellt ist als vorher, was spiegelbildlich auch bedeutet, dass nun mit gleicher Arbeit mehr 'Güter' geschaffen werden. Solch Produktivitätssteigerung ist möglich durch technologische Entwicklung (wie Automation) und/oder durch Rationalisierung (Optimierung) der Arbeitsabläufe (z.B. Einführung der Arbeitsteilung). So erzielte Produktivitätssteigerung lässt sich verwenden für eine bessere Versorgung (es wird tatsächlich mehr hergestellt), aber auch in Form vermehrter Freizeit 'verkonsumieren').

Nützliche Dinge und Dienste, ihre Herstellung und Verteilung ist primäre Aufgabe einer Volkswirtschaft. Ich finde es wichtig, diesen Aspekt immer zu erinnern.

Geld nämlich ist sekundär, allerdings mit der wichtigen Funktion des allgemeinen Tauschmittels in einer Gesellschaft, in der die Verteilung der Güter auf einem 'Markt' in der Form des Tausches (Geld gegen Nutzen; 'Kauf') erfolgt. Um so Güter und Dienste 'gerecht' zu verteilen, muss auch Geld 'gerecht' (nicht unbedingt gleich) verteilt sein.

Nun zu den Banken (von Romero beschrieben). Es hatte sich als nützlich erwiesen, so genannte „Geschäftsbanken“ und „Investmentbanken“ (Zockerbuden) zu trennen; eine Trennung, die zum Schaden der Realwirtschaft (also der, die mit Herstellung und Verteilung von Gütern und Diensten befasst ist) inzwischen weitgehend aufgehoben ist.

Romero beschrieb die Funktion der Geschäftsbanken. Ihre klssische Funktion besteht – zusammengefasst – darin, gerade nicht benötigtes Geld von (meist vielen einzelnen) 'Sparern' einzusammeln und dies gebündelt der Wirtschaft für Investitionen oder für Privatkredite (insbesondere bei größeren Anschaffungen) zur Verfügung zu stellen. Dies gegen 'Zins', der verschiedene Funktionen (auch die der Risikoverteilung) erfüllt; festzuhalten: Zins muss erarbeitet sein un steckt wiederum in den Preisen, die für ein Gut gezahlt sind.

Auch die Dienstleistung Geldverkehr (Zahlungsabwicklung etc.) ist Aufgabe der (Geschäfts-)Banken; ebenso wie Handel und Aufbewahrung von Wertpapieren.

Zu Wertpapieren zählt die Aktie. Sie repräsentiert im klassischen Sinn einen Eigentumsanteil am Unternehmen. Das Unternehmen erzielt einen Gewinn, der teils wieder investiert, teils ausgeschüttet wird. Nun kann man mal rechnen. Der ausgeschüttete Gewinn kann 5% betragen – macht verteilt auf alle Aktien 5% auf jede, Nun kann der Wert eines Unternehmens höher sein als die Summe der Nennwerte aller Aktien, vielleicht doppelt so hoch: dann repräsentieren 100 Einheiten Nennwert eben 200 Einheiten 'Wert', auf die 5% entfallen – also 10 % bezogen auf den Nennwert. Und nun möchte ich meine Aktie ½ Jahr vor Ausschüttung der Dividende verkaufen, aber die anteilige Dividende für dieses halbe Jahr gerne haben – das wäre dann ein Zeitwert, der sich berechnen lässt; ein paar weitere Faktoren gibt es noch, die aber nur wenig ändern, zumindest nicht die Größenordnung. Und ob ich nun meine Aktie verkaufe oder nicht: für das Unternehmen ändert dies gar nicht, nur habe ich beim Verkauf nun mehr Geld in der Tasche, der Käufer genau dieselbe Summe weniger.

Von so bestimmtem 'Wert' sind die DAX- und andere Notierungen weit entfernt – und zwar so weit, dass sie mit dem eigentlichen Wert der Unternehmen kaum mehr was zu tun haben. Nicht Gewinnerwartungen realer Unternehmen, sondern Kursnotierungen (und deren Erwartungen und Befürchtungen) bestimmen, was eine Aktie (oder sonstiges 'Papier') nun 'wert' sei – 'erwarte' ich, das der Kurs weiter steigt, dann 'kaufe' ich, erwarte ich, dass der Kurs demnächst fällt, verkaufe ich (und muss nur einen Dummen finden – der kauft, kurz bevor der Kurs fällt. Und wann 'erwarte' ich, obe ein Kurs steigt oder fällt? - Na, wenn alle anderen dies auch tun: Herdenverhalten! - Was das mit 'Markt' zu tun hat, möge mir mal wer erklären. Aber so wandert Geld von einer Tasche in die andere, die einen 'gewinnen', weil die anderen 'verlieren' – oder umgekehrt; ein Nullsummenspiel. Die letzten sind die Dummen; meist die Kleinanleger. - Und das Unternehmen – produziert und verkauft derweil weiter …

Die (Investment-)Banken, die hier zocken, gewinnen dabei (meistens) immer – oder besser: kassieren doppelt; nämlich durch den Kaufvorgang (da fallen Gebühren etc. an) und am selber-mitzocken. Inzwischen geht das per Computer – und die stehen in New York nicht in der Börse, sondern dort, wo die Atlantikkabel aus der Erde kommen: da sein die Daten um Mikrosekunden früher da …

Das wäre ja noch hinzunehmen, blieben die Spieler unter sich. Doch läuft hier ein Prozess, der in mehrfacher Hinsicht die eigentliche, nämlich die Realwirtschaft, schädigt, das Risiko des Verzockens in schädigender Größenordnung gar nicht mal betrachtet.

Das hier benutzte Spielgeld ist ja reales Geld – aber dem Kreislauf der Realwirtschaft entzogen.

Er bindet Ressourcen – auch in Form hoch bezahlter Spezialisten; liefert aber keinen positiven Beitrag zur Realwirtschaft. Das geht so weit, dass Unternehmen Schwierigkeiten haben, Kredite zu bekommen – schlicht deshalb, weil die nicht die Zinsen zahlen können, die zu den 'Rendite'-Erwartungen passt, die sich mit der Zockerei erzielen lässt.

Spekulationen umfassen auch Rohstoffe, verteuern diese dabei. Die so erhöhten Preise zahlt letztlich der Verbraucher.

Selbst gegen Staaten lässt sich prima zocken – siehe Griechenland. Da lässt man die verbundenen Ratingclowns die 'Bonität' herbstufen, zur Begründung nunmehr erhöhter Zinsen, in der Hoffnung (und Gewissheit): das Geld kommt schon rein, und sei's durch 'Rettungsschirme'.

Kurz: das Casino ist schlicht zu schließen und als das zu behandeln, was es ist: kriminell!
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  wozu abtreibungsverbote gut sind petronius 63 74709 07-02-2012, 03:11
Letzter Beitrag: Bion
  400 MIlliarden-Rettungspaket für die Deutschen Banken Gerhard 53 75724 05-11-2008, 13:32
Letzter Beitrag: Fritz7

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste