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greift Gott aktiv ein?
#1
Wer kennt es nicht, das Gebet vor dem Essen, bei welchem Gott für die guten Gaben gedankt wird. Oder das bekannte Lied "Danke für jeden guten Morgen, Danke für jeden neuen Tag..."
Nun wissen wir natürlich alle, dass nicht jeder Mensch auf unserem Planeten ein Gebet beim Abendessen aufsagen kann, da nicht jeder ein Abendessen hat.

Generell ist es ja so, dass man jemandem für etwas dankt, weil dieser einem etwas gutes getan hat, geholfen hat, eine Last abgenommen hat oder dergleichen.
Derjenige dem gedankt wird hat also in der Regel aktiv etwas getan und für diese verrichtete Tat wird gedankt.
Bezogen auf Gott wirft dies natürlich Fragen auf: Bevorzugt Gott bestimmte Menschen in dem er Ihnen ein Abendessen ermöglicht? Oder einen Arbeitsplatz? Oder Familienglück?

Ähnlich verhält es sich mit dem bekannten Wunsch den ein Christ einem oftmals wünscht: "Möge Gott dich segnen!" oder "Möge Gott dich schützen!"
Kann Gott seinen Segen unterschiedlich verteilen? Kann Gott den einen Menschen mehr schützen als den anderen?

Wie aktiv greift Gott eurer Meinung nach in das alltägliche Geschehen ein?
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#2
Ob Gott im Einzelnen eingreift, wissen wir nicht.
Der Sinn eines Dankes ist die Abkehr oder auch nur Eingrenzung des ungezügelten Anspruchsdenkens. Denn der Dank öffnet den Blick, dass es anderen nicht so gut geht. Oder, wenn es uns derzeit nicht gut geht, dass wir den Blick weiten auf Möglichkeiten.

Beim Segenswunsch verhält es sich ähnlich. Auch hier kehrt sich der Blick nach außen, vordergründig (nominell) auf Gott, im Grunde aber wird der Kreisel um unser Selbst durchbrochen. Zwischen Wünschendem und Bedachtem wird eine positive Beziehung in Gang gesetzt. Dazu ist nicht einmal derselbe Glaube erforderlich. Es ist einfach schön, dass jemand mir Segen oder "alles Gute" wünscht. (Und ich gehe davon aus, dass der/die Andere diesen Wunsch meinerseits ähnlich empfindet.)
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#3
(17-11-2011, 16:19)Gundi schrieb: Bevorzugt Gott bestimmte Menschen in dem er Ihnen ein Abendessen ermöglicht? Oder einen Arbeitsplatz? Oder Familienglück?
Der "Eingriff" Gottes besteht darin, daß der Glaubende, weder Abendessen noch Arbeitsplatz noch "Familienglück" braucht, weil er sein glücklich sein bei Gott findet. Wenn Jesus sagt: "Was du den Geringsten deiner Brüder tust, hast du mir getan" ist der Segenswunsch erfüllt. Wer aber den Segen in Euro erwartet irrt.

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#4
(17-11-2011, 21:53)indymaya schrieb:
(17-11-2011, 16:19)Gundi schrieb: Bevorzugt Gott bestimmte Menschen in dem er Ihnen ein Abendessen ermöglicht? Oder einen Arbeitsplatz? Oder Familienglück?
Der "Eingriff" Gottes besteht darin, daß der Glaubende, weder Abendessen noch Arbeitsplatz noch "Familienglück" braucht, weil er sein glücklich sein bei Gott findet. Wenn Jesus sagt: "Was du den Geringsten deiner Brüder tust, hast du mir getan" ist der Segenswunsch erfüllt. Wer aber den Segen in Euro erwartet irrt.

Nun, ich denke doch, dass genügend Essen für die meisten - auch Gläubigen - doch zum glücklich sein gehört.
"Wer aber den Segen in Euro erwartet irrt" trifft zumindest als Prognose auf dem Devisenmarkt zu Icon_cheesygrin
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#5
(17-11-2011, 23:32)Romero schrieb: Nun, ich denke doch, dass genügend Essen für die meisten - auch Gläubigen - doch zum glücklich sein gehört.
Aber das Abendessen ist schon mehr was für die Satten.

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#6
(17-11-2011, 21:53)indymaya schrieb: Der "Eingriff" Gottes besteht darin, daß der Glaubende, weder Abendessen noch Arbeitsplatz noch "Familienglück" braucht, weil er sein glücklich sein bei Gott findet.

Aber wozu dann der Dank fürs Essen und der Wunsch Gott möge auf einen aufpassen, wenn Gott selbst nicht aktiv wird?

Mal ganz davon abgesehen dass Essen und ein gutes soziales Umfeld nun nicht gerade die extravagantesten Ansprüche sind und der Mensch sie selbstverständlich benötigt.



(17-11-2011, 21:53)indymaya schrieb: Wenn Jesus sagt: "Was du den Geringsten deiner Brüder tust, hast du mir getan" ist der Segenswunsch erfüllt.

Was hat das mit dem Wunsch "Möge Gott dich segnen" zu tun?


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#7
(17-11-2011, 18:58)Ekkard schrieb: Der Sinn eines Dankes ist die Abkehr oder auch nur Eingrenzung des ungezügelten Anspruchsdenkens.

Aber weshalb dann der Weg über Gott?
Wenn wir zu Grunde legen, dass die meisten Christen Gott als eine wirklich existierende transzendente Macht sehen, dann richtet sich dieser Dank ja ganz konkret an jemanden, nämlich an eben diese Macht.
Die "Eingrenzung des ungezügelten Anspruchdenkens" kann ja nun wirklich auch anders erreicht werden, im einfachsten Falle das man die Augen vor den Tatsachen der Welt nicht verschließt.
Für mich scheint es so, dass der Dank zwar durchaus darauf aufmerksam macht, dass es anderen Menschen schlechter geht, dass diese Tatsache aber, eben duch den Akt des Dankens, einem Gott konkret zugeordnet wird. Man bedankt sich dafür, dass es Gott gut mit einem meint.
Ähnlich ist es doch, wenn ich zu Gott bete, er möge jemanden beschützen. Ich gehe dann also davon aus, dass Gott die Möglichkeit hat aktiv zu werden und dass die Welt so wie sie existiert eventuell auch genauso gewollt ist. Es liegt ja alles in Gottes Hand.

(17-11-2011, 18:58)Ekkard schrieb: Denn der Dank öffnet den Blick, dass es anderen nicht so gut geht. Oder, wenn es uns derzeit nicht gut geht, dass wir den Blick weiten auf Möglichkeiten.

Du meinst Besinnung auf das nicht Selbstverständliche?
Möglich, auch wenn ich dann nicht verstehe weshalb hierzu der Dank an Gott notwendig ist, wenn dieser damit nichts zu tun haben soll??

(17-11-2011, 18:58)Ekkard schrieb: Beim Segenswunsch verhält es sich ähnlich. Auch hier kehrt sich der Blick nach außen, vordergründig (nominell) auf Gott, im Grunde aber wird der Kreisel um unser Selbst durchbrochen. Zwischen Wünschendem und Bedachtem wird eine positive Beziehung in Gang gesetzt. Dazu ist nicht einmal derselbe Glaube erforderlich. Es ist einfach schön, dass jemand mir Segen oder "alles Gute" wünscht. (Und ich gehe davon aus, dass der/die Andere diesen Wunsch meinerseits ähnlich empfindet.)

Aber wie kommt es dann überhaupt zu solchen Wünschen, wenn eigentlich etwas anderes gemeint ist? Überbleibsel aus Traditionen?
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#8
(18-11-2011, 17:24)Gundi schrieb: Aber weshalb dann der Weg über Gott?

weil - und wenn - man das so haben will

empirische ansprüche an aussagen über "gott" laufen ins leere, weil sie im nachhinein immer nur metaphorisch gemeint sein sollen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#9
(18-11-2011, 17:13)Gundi schrieb: Was hat das mit dem Wunsch "Möge Gott dich segnen" zu tun?
Gottes Segen ist dem "Helfenden" eh Gewiss. Was haben aber Hilfebedürftige zu geben, ausser den Segen zu bekräftigen?
Und für einen Helfenden ist es Dank.


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#10
(18-11-2011, 22:11)indymaya schrieb: Gottes Segen ist dem "Helfenden" eh Gewiss. Was haben aber Hilfebedürftige zu geben, ausser den Segen zu bekräftigen?
Und für einen Helfenden ist es Dank

der "segen" oder sonst ein sprüchlein verpflichtet den großherzig segneneden zu gar nichts, aber der besegnete hat gefälligst trotzdem dafür dankbar zu sein

schon erfrischend, dieses gutmenschentum nach gutsherrenart
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#11
Hallo 'Gundi',
deine Fragen bestehen vollkommen zu Recht, so wie 'Petronius' dies auch sieht (verstehe ich jedenfalls so).

Ich mache mal den Versuch einer Antwort.
(18-11-2011, 17:24)Gundi schrieb: Aber weshalb (beim Dank) dann der Weg über Gott? ...
Die "Eingrenzung des ungezügelten Anspruchdenkens" kann ja nun wirklich auch anders erreicht werden, im einfachsten Falle das man die Augen vor den Tatsachen der Welt nicht verschließt.
Hier muss ich ganz klar sagen, dass diese Projektion (also den Dank an eine übergeordnete Adresse zu richten) die einfachste und allgemeinste Lösung des Problems ist, voraus gesetzt, wir befinden uns in einer Gläubigengemeinde. Es erscheint nur im Dialog mit Ungläubigen problematisch, weil der Dank (oder das Segenswort) gewissermaßen 'in leere Weltall' gerichtet zu sein scheint. Für Gläubige ist 'Gott' alles das, was wichtig ist für das Gelingen einer Gemeinde. "Dank abstatten zu können und zu wollen", beeinflusst die Haltung im Allgemeinen und zwar in eine Richtung, Gutes nicht als banale Selbstverständlichkeit misszuverstehen. Salopp formuliert: "Dankbarkeit macht reicher" (und schont Ressourcen).

(18-11-2011, 17:24)Gundi schrieb: Für mich scheint es so, dass der Dank zwar durchaus darauf aufmerksam macht, dass es anderen Menschen schlechter geht, dass diese Tatsache aber, eben durch den Akt des Dankens, einem Gott konkret zugeordnet wird. Man bedankt sich dafür, dass es Gott gut mit einem meint.
Hm, du übersiehst hier die psychologische Wirkung des von sich selbst Absehens. Der Effekt richtet nicht nur den Blick auf den schlechter Gestellten, sondern auch auf die Tatsache, etwas Erhaltenes zu würdigen - und sei es hundertmal selbst erarbeitet.

(18-11-2011, 17:24)Gundi schrieb: Ähnlich ist es doch, wenn ich zu Gott bete, er möge jemanden beschützen. Ich gehe dann also davon aus, dass Gott die Möglichkeit hat aktiv zu werden und dass die Welt so wie sie existiert eventuell auch genauso gewollt ist. Es liegt ja alles in Gottes Hand.
Ganz recht! Auch hier tritt das Problem nur in der Berührung mit Ungläubigen auf und verlangt nach einer Erklärung.

Wir Menschen müssen dabei allerdings mehrere Dinge bedenken:
Der Wunsch drückt Anteilnahme aus (s. vorhergehender Beitrag); er spornt an, alles zu tun, diesen Wunsch in Erfüllung gehen zu lassen. Damit wird der Empfangende einbezogen in ein Netzwerk, das zumindest tendenziell den "Segen" verwirklicht. Allein das Gefühl, unter dem Schutz des Höchsten zu leben oder ein Werk anzufangen, macht Mut, im Sinne des Segens zu handeln - unabhängig davon, ob es einen 'Höchsten' (Gott) überhaupt gibt.

(18-11-2011, 17:24)Gundi schrieb: Du meinst Besinnung auf das nicht Selbstverständliche?
Möglich, auch wenn ich dann nicht verstehe weshalb hierzu der Dank an Gott notwendig ist, wenn dieser damit nichts zu tun haben soll??
Nun ja, die Fantasie von Gläubigen hat ja einen wunderbaren Kristallisationskern, den sich der Ungläubige erst einmal schaffen muss. Gläubige haben mit Dank und Segenswünschen überhaupt kein Problem. Der Gläubige ist auch nicht ohne Weiteres dafür zuständig, das Problem der Ungläubigen zu lösen.
Ich möchte nur auf die Gleichwertigkeit hinweisen von Segenswunsch oder Dank und Selbstverpflichtung:
(18-11-2011, 17:24)Gundi schrieb: Aber wie kommt es dann überhaupt zu solchen Wünschen, wenn eigentlich etwas anderes gemeint ist? Überbleibsel aus Traditionen?
Ist etwas anderes gemeint? Ich glaube, da werde ich missverstanden. Gläubige und Ungläubige haben dasselbe (menschliche) Problem: Sie wollen sich nicht "allein gelassen" fühlen bzw. nicht allein lassen.
Wenn ich jemandem Segen wünsche, und es ernst meine, dann muss ich z. B. als Autofahrer meine Aggressionen doch zügeln und selbst für Sicherheit sorgen - oder ich stehe vor mir als Lügner dar.

Es geht hier um die Äquivalenz eines Segenswunsches oder eines Dankes zur Selbstverpflichtung oder des verantwortlichen Umgangs mit Ressourcen.
In einem ganz eigenartigen, tendenziellen Sinn greift Gott tatsächlich in die Geschehnisse ein, indem massenhafter Dank oder vielfache Segenswünsche zur selbsterfüllenden Prophezeihung werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#12
(18-11-2011, 23:33)petronius schrieb: der "segen" oder sonst ein sprüchlein verpflichtet den großherzig segneneden zu gar nichts, aber der besegnete hat gefälligst trotzdem dafür dankbar zu sein
Na, ich denke, unser Unterbewusstsein ist weit strenger und genauer als unser Wachbewusstsein. Der Wille zum Segen oder zum Dank ist zugleich Motor, das Gute wahr werden zu lassen.
Eine negative Einstellung zum Mitmenschen wirkt sich schließlich auch in konkretem Handeln (Mobbing, Vernachlässigung, Vorteilsnahme) aus. Warum soll das Umgekehrte bei positiver Motivation nicht auch der Fall sein? - Klar: tendenziell, von Einzelfällen abgesehen ...

Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#13
Ein passender Witz (bitte nicht wieder verschieben)...

Ein Mann ertrinkt und bittet Gott um Hilfe.
Ein Rettungsschwimmer schwimmt raus.
Der Ertrinkende sagt: "Nein, Danke. Gott wird mich retten."
Einige Minuten später kommt ein Ruderboot vorbei.
"Nein, Danke. Gott wird mich retten."
Dann kommt ein Schiff.
"Nein, Danke. Gott wird mich retten."
Letztendlich ertrinkt der Kerl und er kommt in den Himmel.
Er fragt "Gott, warum hast du mich nicht gerettet?"
Gott sagt, "Verdammt nochmal,...
ich hab dir zwei Boote und einen Rettungsschwimmer geschickt.
Was zum Teufel hast du erwartet?"
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#14
(19-11-2011, 00:05)Ekkard schrieb: Na, ich denke, unser Unterbewusstsein ist weit strenger und genauer als unser Wachbewusstsein. Der Wille zum Segen oder zum Dank ist zugleich Motor, das Gute wahr werden zu lassen

mir gehts um den erhobenen anspruch auf dankbarkeit

von mir aus soll segnen, wer will - aber bitte daraus keine verpflichtung an den gesegneten konstruieren
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#15
Yep - so hatte ich das doch auch geschrieben, bestenfalls als 'Selbstverpflichtung'.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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