Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Ikone
#1
Ikone (εἰκών = Bild, Abbild, Ebenbild)

In ↗orthodoxen Kirchen genießen bildliche Darstellungen heiliger Personen - insbesondere Christus- und Marienbildnisse - besondere Verehrung. Themen- und Festtagsikonen illustrieren in szenischen Darstellungen biblische Inhalte und die Überlieferung. In Monats- und Jahresikonen sind die Namensheiligen der einzelnen Tage aufgereiht.

Als Ikonostase entzieht in orthodoxen Kirchen eine Bilderwand eindrucksvoll den Altarraum den Augen der Gläubigen. Bei Gottesdiensten ist diese Bilderwand für die Blicke der Gläubigen durchlässig. Drei Türen sind in die Ikonostase eingelassen. Die wichtigste, die mittlere Tür, heißt Königspforte, sie führt in den Altarraum. Symbolisch steht die Ikonostase für den "zerrissenen Vorhang" im Tempel (Mt 27,51).

Gegenstand der Verehrung wird das Bild durch die Weihe. Ikonen für den kirchlichen Gebrauch weiht der ↗Bischof. Auch Hausikonen bedürfen dieser Weihe. Sie werden nach Fertigstellung einem ↗Priester übergeben, der die Weihe vornehmen soll. Nach 40 Tagen holt sie sich der Besitzer ab, um sie in der Andachtsecke seines Hauses aufzustellen. Diese Vorgangsweise ist in der griechisch orthodoxen Kirche gebräuchlich. In anderen orthodoxen Kirchen ist es auch möglich, dass ein Priester die Ikonenweihe anlässlich eines Hausbesuches vornimmt.

Ikonen sind überwiegend auf Holz gemalt, es sind aber auch andere Bildträger möglich. Ikonen können Mosaike sein, auf Mauerwerk gemalt, sie können Metalltreibarbeiten, Schnitzarbeiten aus Holz oder Elfenbein, Wachsarbeiten, Porzellanbilder, Textilarbeiten, etc. sein.

Zumeist sind Ikonen, die kirchlichen Zwecken dienen, Klosterarbeiten. Sie werden nach alten Vorbildern hergestellt. Das älteste und bedeutendste ↗Kloster in diesem Zusammenhang ist das Katharinenkloster auf dem Sinai. Da das Katharinenkloster vom ↗Bilderstreit nicht erfasst wurde, sind dort noch einige vorikonoklastische Kunstwerke aufbewahrt.

Auch die Klöster auf dem ↗Berg Athos bewahren eine lange ↗Tradition der Ikonenmalerei. Das wohl älteste Handbuch für die Herstellung von Ikonen ist dort entstanden. Dieses Handbuch vermittelt nicht nur die für die Herstellung notwenigen technischen Kenntnisse und handwerklichen Fertigkeiten, sondern auch die Gestaltungsregeln, denen bildliche Darstellungen,die dem ↗liturgischen Gebrauch dienen sollen, unterworfen sind. Eine der wichtigsten Gestaltungsregeln ist die Bedeutungsperspektive. Am Verhältnis der Größen der dargestellten Personen zueinander ist die Rangordnung der Heiligkeit abzulesen.

Alle Ikonen sind in irgendeiner Form beschriftet. Die Beschriftungen weisen auf die dargestellten Personen, auf die Urbilder hin. Verehrung genießen nicht die Abbilder, sondern die Urbilder, die Personen, auf die die Bilder verweisen. Verneigt sich ein orthodoxer Christ vor einer Ikone, dann gilt die Verneigung dem Urbild, der Person, die dargestellt wird.

Da sich die Urbilder nicht verändern, müssen auch heute hergestellte Abbildungen den Urbildern, den ↗Archetypen, entsprechen. Ein Bild, das von dieser Vorgabe abweicht, ist nicht weihefähig und verehrungswürdig.


● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste