Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
dialog der religionen
#31
(09-04-2013, 11:49)Keksdose schrieb: Dann frag ich mich, was wir hier in diesem Forum die ganze Zeit tun. Ich meine, dass wir hier schon die ein oder andere sehr interessante Diskussion führen.
Also ich sehe es recht selten, dass ein Moslem und ein Christ sich hier im Forum gegenseitig in einer Diskussion über ihre Religionen unterhalten. Wenn, dann oftmals mit beleidigendem Unterton.
Was stimmt, und was ich ja auch gesagt habe, dass Inhalte einer Religion nahegebracht werden können. Das wird hier im Forum auch getan, wenn zb. jemand fragt "Was ist das Passah-Fest?" Darüber kann man etwas lernen.
Ansonsten reden wir recht häufig über Kreationismus (dem man dann eben auch mit Argumenten entgegen treten kann) oder über Weltanschauungen generell (zb. der momentane Thread "Geschmackssache Religion").
Das Gläubige verschiedener Religionen im konstruktiven Austausch über ihre Religionen stehen ist imho eher selten.
Noch einmal: Wie soll das auch konkret gehen? Wenn der Christ sagt, Jesus ist der Sohn Gottes und der Moslem meint, er ist nur ein Prophet unter vielen, gibt es darüber doch eigentlich nix zu diskutieren. Beide haben ihre heiligen Schriften als "Beweis".


(09-04-2013, 11:49)Keksdose schrieb: Problematisch wird religiöser Dialog ja immer dann, wenn das zentrale Ziel der Teilnehmer Mission, Überzeugung, Rechthaben oder Bewerten ist. Sieht man auch hier im Forum immer wieder. Würde die Betonung im Dialog der Religionen öfter darin bestehen, gemeinsame Nenner zu finden, wäre die Diskussion wohl auch um einiges friedlicher.
Und genau das ist es, was ich als die zentrale Aufgabe des religiösen Dialogs ansehe: Dass auch der letzte Idiot kapiert, dass wir so unterschiedlich nicht sind.

Aber auch das ist schwierig. Nehmen wir die Bibel und den Koran als Beispiele. Beide Bücher beinhalten recht gegensätzliche Textstellen. Gott/Allah mal als gütiger mal als böser Herrscher. Mal "friede allen Menschen", mal "Tötet die Ungläubigen". Wenn jetzt der eine sich eher die textstellen rauspickt, der andere die Anderen, wie soll man dann zu einem Nenner kommen? Beide haben ja recht, da es ja in ihren Büchern steht.
Zitieren
#32
(09-04-2013, 12:04)Gundi schrieb: Das Gläubige verschiedener Religionen im konstruktiven Austausch über ihre Religionen stehen ist imho eher selten.

Also ich mache das ständig Icon_cheesygrin

(09-04-2013, 12:04)Gundi schrieb: Wie soll das auch konkret gehen? Wenn der Christ sagt, Jesus ist der Sohn Gottes und der Moslem meint, er ist nur ein Prophet unter vielen, gibt es darüber doch eigentlich nix zu diskutieren. Beide haben ihre heiligen Schriften als "Beweis".

Dialog der Religionen, erster Akt.
C = Christ
M = Moslem

M: Hallo, mein Freund.
C: Schön, dich zu sehen.
M: Darf ich dir eine Frage stellen? Mich interessiert etwas an deiner Religion.
C: Aber gerne doch. Es macht immer Spaß mit dir zu plaudern.
M: Ich kenne den Begriff der Trinität. Aber ich verstehe nicht genau, wie sich die Idee eines dreifaltigen Gottes und das Konzept des Monotheismus vereinbaren lässt.
C: Stimmt, das ist eine interessante Frage, die oft diskutiert wurde. Ich denke, man könnte es so erklären: Vater, Sohn und heiliger Geist sind drei Aspekte des einen Gottes, an den die Christen glauben. Der Vater betont seine Göttlichkeit und den väterlichen, liebevollen Schutz; der Sohn betont die Menschlichkeit und Leidensfähigkeit, und damit sein Mitgefühl mit uns Menschen; der heilige Geist ist seine mystische Allmacht, seine Kraft, die ausführende Instanz seiner Göttlichkeit.
M: Interessant. Ich dachte immer, die Christen haben drei verschiedene Götter. Jetzt verstehe ich besser, an was du glaubst. Vielen Dank.
C: Ich weiß dass du nicht an diese Auslegung glaubst. Ich finde es schön, dass du meinen Glauben dennoch respektierst.
M: Es ist interessant, wie sehr sich unsere Religionen ähneln. Wir kennen im Islam auch eine Form, die verschiedenen Aspekte Allahs zu benennen. Für jeden Aspekt gibt es einen besonderen Namen. Den letzten Namen kennt nur Allah selbst.
C: Toll, wie sich das aufeinander beziehen lässt.
M: Nicht wahr? Es sind zwar verschiedene Auslegungen, aber die Inhalte sind oft doch ganz ähnlich.
C: Was für eine schöne Unterhaltung. Danke für den anregenden Austausch.
M: Ich wünsche dir einen schönen Tag! Grüße deine Familie von mir.

...

Das wäre zum Beispiel eine Möglichkeit.
Ich verstehe nicht, was das Problem daran sein soll, sich zu unterhalten ohne Recht behalten zu wollen. Und natürlich geht das auch im religiösen Kontext. Natürlich kann man mir jetzt vorwerfen, das der oben geschilderte Dialog denkbar naiv ist, aber du verstehst vielleicht, was ich damit sagen will? Wenn niemand den anderen überzeugen möchte, sondern es um ein besseres Verständnis und das Abstimmen der Gemeinsamkeiten geht, kann man Friede-Freude-Eierkuchen miteinander plaudern und niemand muss am Ende weinen.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
Zitieren
#33
Danke für die kreative Antwort :)
Ja, ich denke ich verstehe was du meinst.
Ich würde halt ein solches Gespräch nicht als Diskussion auffassen, sondern eher als Plauderei oder Lehrstunde. Und natürlich kann man dabei auch viel lernen! Keine Frage.
Imho beinhaltet eine Diskussion (wenn wir diesen Terminus verwenden) jedoch noch etwas sehr entscheidendes mehr, nähmlich die schlüssige Argumentation die zwischen Parteien stattfindet, welche unterschiedliche Meinungen zu einem Thema haben. So könnte man beispielsweise über die historische Rolle eines Jesus diskutieren oder über den Einfluss des Christentums auf unsere heutigen Moralvorstellungen. Über Glaubensdinge selbst lässt sich derart jedoch nicht diskutieren, man kommt diesem Themengebiet mit Fakten, logischer Herangehensweise etc. nicht bei (was keineswegs eine negative Wertung sein soll). Es ist nun mal Glauben und als solcher lassen sich Inhalte erklären, darüber wirklich diskutieren imho jedoch nicht.

Ich möchte aber noch anmerken, dass natürlich bereits das Erklären der eigenen Religionen/Weltanschauung für den Gegenüber ein Gewinn sein kann (so wie du es in deinem Gespräch auch dargestellt hast) und extrem förderlich für Toleranz, Verständnis und Offenheit. Keine Frage.
Zitieren
#34
(09-04-2013, 11:49)Keksdose schrieb: Dann frag ich mich, was wir hier in diesem Forum die ganze Zeit tun

diskutieren bzw. einen dialog führen

aber wir menschen als individuen, nicht "religionen"
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#35
(09-04-2013, 12:43)Gundi schrieb: Ich würde halt ein solches Gespräch nicht als Diskussion auffassen, sondern eher als Plauderei oder Lehrstunde. Und natürlich kann man dabei auch viel lernen! Keine Frage.
Imho beinhaltet eine Diskussion (wenn wir diesen Terminus verwenden) jedoch noch etwas sehr entscheidendes mehr, nähmlich die schlüssige Argumentation die zwischen Parteien stattfindet, welche unterschiedliche Meinungen zu einem Thema haben.

Das ist ein schlüssiges Argument. Ich denke, du hast Recht. Man könnte also sagen, dass eine Diskussion der Religionen wenig zielführend ist. Schlussendlich ist es also eine Sache der Definition, ob man den Dialog der Religionen für sinnvoll hält oder nicht - je nach Art der Plauderei oder Diskussion.

Wobei mir meine Erfahrung sagt, dass man sogar friedlich diskutieren kann. Womit ich meine: Das hab ich selbst schon erlebt. Allerdings hast du damit Recht, dass die Glaubensbasis das logische Argumentieren schwierig macht. Zumeist enden solche Diskussionen deshalb damit, dass einer von beiden nicht mehr weiter weiß oder man alternativ soweit übereinkommt, das man nicht übereinkommt. Insofern bringt einen diese Art der Diskussion inhaltlich nicht weiter, allerdings ist sie dafür geeignet, eigene Positionen zu formen und alle Beteiligten zum Nachdenken anzuregen.
Und leider funktionieren diese Diskussionen nicht mit allen Menschen gleich gut. Sobald jemand vehement auf eine Wertung besteht (Bsp.: Wer diesen logischen Schluss nicht genauso zieht wie ich, der ist eben weniger intelligent oder einfach naiv) wird aus der Diskussion ein Streit, und das führt nur selten zu einem besseren gegenseitigen Verständnis.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
Zitieren
#36
(09-04-2013, 13:06)petronius schrieb:
(09-04-2013, 11:49)Keksdose schrieb: Dann frag ich mich, was wir hier in diesem Forum die ganze Zeit tun

diskutieren bzw. einen dialog führen

aber wir menschen als individuen, nicht "religionen"

Eine Frage: Wenn im Wald ein Baum umfällt, und keiner hört es, macht es dann ein Geräusch? Oder anders: Wenn irgendwo eine Religion rumsteht, aber niemand kennt sie und lebt sie, ist sie dann überhaupt noch da?

Was ich sagen will ist das: "Religionen" und "Individuen" voneinander zu separieren ist letztendlich eine künstliche Trennung. Religionen bestehen aus Individuen, und natürlich verlangt kein psychisch gesunder Mensch, dass das Holzkreuz bei uns in der Kirche und die Mondsichel in einer Moschee miteinander zu plaudern beginnen. Nein, es geht natürlich darum, das die Anhänger der Religionen miteinander in Dialog treten, und allen voran auch ihre Anführer, weil es (auch wenn du dem auf der Sachebene widersprichst) viele Menschen gibt, die ihnen folgen und denen sie ein Beispiel sind. Und als Beispiel für viele Menschen sollten sie ein Vorbild sein, und als solches sollten sie friedlichen Dialog vorleben. Und das ist etwas anderes als sich gegenseitig zu ignorieren, weil jeder Kontakt ja aufgrund der fehlenden logischen Argumente sinnlos sein soll. Also: Priester plaudert mit Imam, Moslem plaudert mit Christ. Wo ist das Problem? Wenn sich am Ende alle ein bisschen besser verstehen und begriffen haben, dass es keinen Grund gibt uns gegenseitig anzufeinden und Angst voreinander zu haben, ist das Ziel erreicht.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
Zitieren
#37
(09-04-2013, 13:55)Keksdose schrieb: Was ich sagen will ist das: "Religionen" und "Individuen" voneinander zu separieren ist letztendlich eine künstliche Trennung

nicht, wenns um diesen "dialog" geht

denn das individuum spricht eben nicht für die religion - hat kein mandat dazu

beispiel: katholen und evangelen unter sich haben kein problem mit gemeinsamem abendmahl - "die religionen" werden sich da aber nicht einig

(09-04-2013, 13:55)Keksdose schrieb: Nein, es geht natürlich darum, das die Anhänger der Religionen miteinander in Dialog treten, und allen voran auch ihre Anführer

das aber sind zwei verschiedene paar schuh

(09-04-2013, 13:55)Keksdose schrieb: Und das ist etwas anderes als sich gegenseitig zu ignorieren, weil jeder Kontakt ja aufgrund der fehlenden logischen Argumente sinnlos sein soll

nichts dergleichen ist meine ansicht

(09-04-2013, 13:55)Keksdose schrieb: Also: Priester plaudert mit Imam, Moslem plaudert mit Christ. Wo ist das Problem?

es bringt den "dialog der religionen" nicht weiter
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#38
(09-04-2013, 20:30)petronius schrieb: es bringt den "dialog der religionen" nicht weiter

Dann versteh ich nicht, was du mit dem "Dialog der Religionen" meinst. Was könnte es denn anderes sein als der Dialog zwischen ihren Anhängern?
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
Zitieren
#39
(09-04-2013, 20:39)Keksdose schrieb:
(09-04-2013, 20:30)petronius schrieb: es bringt den "dialog der religionen" nicht weiter

Dann versteh ich nicht, was du mit dem "Dialog der Religionen" meinst. Was könnte es denn anderes sein als der Dialog zwischen ihren Anhängern?

der zwischen ihren vertretern, die auch bestimmen, was in einer religion sache ist

beeindruckt es den papst, wenn der katholische karl zum protestantischen heinz sagt: ich hab nichts dagegen, mit dir brot und wein zu teilen?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren
#40
(09-04-2013, 22:36)petronius schrieb: beeindruckt es den papst, wenn der katholische karl zum protestantischen heinz sagt: ich hab nichts dagegen, mit dir brot und wein zu teilen?

Nee, vermutlich nicht. Deswegen schrieb ich auch davon, dass die religiösen Vertreter hier mit gutem Beispiel voran gehen müssen. Ich glaube nämlich schon, dass der katholische Karl beeindruckt wäre, wenn der Papst mit den evangelischen Bischöfen Brot und Wein teilen würde. Oder gar mit hohen Vertretern zentraler Strömungen des Islams, stell dir mal dieses Aufsehen vor!
Mit dem Dialog ihrer Anhänger meinte ich eigentlich die Gesamtheit der Individuen innerhalb einer Religion (und der gute Franziskus ist ja auch ein Individuum, nich wahr), hätte ich vielleicht dazuschreiben müssen. Wenn es innerhalb der Religionen Konsens gäbe, dass Dialog notwendig und gut ist, und der dann auf der Gesamtebene der Religionen stattfinden könnte, das wäre ein echter Dialog der Religionen. Und ich denke auch, dass ein solcher Dialog allen nützen würde.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
Zitieren
#41
(10-04-2013, 08:53)Keksdose schrieb:
(09-04-2013, 22:36)petronius schrieb: beeindruckt es den papst, wenn der katholische karl zum protestantischen heinz sagt: ich hab nichts dagegen, mit dir brot und wein zu teilen?

Nee, vermutlich nicht. Deswegen schrieb ich auch davon, dass die religiösen Vertreter hier mit gutem Beispiel voran gehen müssen. Ich glaube nämlich schon, dass der katholische Karl beeindruckt wäre, wenn der Papst mit den evangelischen Bischöfen Brot und Wein teilen würde. Oder gar mit hohen Vertretern zentraler Strömungen des Islams, stell dir mal dieses Aufsehen vor!

eben

nur ist das eben gerade nicht die folge davon, daß menschen einander individuell gut verstehen, "im dialog" sind
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  167 Manipulationstechniken – Wie man mit Religionen Menschen geistig manipulieren und Thomas B. Reichert 17 1720 13-01-2024, 01:02
Letzter Beitrag: Ulan
  Alle Religionen sind Blödsinn APOSH 24 2338 27-11-2023, 16:11
Letzter Beitrag: Ekkard
Smile Progressive Religionswissenschaft - 10 Thesen über die abrahamitische Religionen Thomas B. Reichert 120 14528 17-08-2023, 22:24
Letzter Beitrag: Sinai

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste