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Glaube - gut oder irrelevant?
#16
Werden wir konkreter: Der "Nutzen" von Religion wird oft damit begründet, indem man auf Wohltätigkeit, soziales Engagement etc. religiöser Menschen hinweist. Altruismus, Hilfsbereitschaft etc. ist aber menschlich, bzw. liegt in unseren Erbanlagen begründet. Es fühlt sich einfach manchmal gut an zu helfen. Das meinte ich mit im besten Falle irrelevant. Sich einigermassen wie ein zivilisierter Mensch zu verhalten, ist doch im grossen Ganzen nie religiös motiviert. Mir fällt auf Anhieb nichts ein, dass allein aus religiösen Überzeugungen entstehen kann (inklusive der negativen Dinge). Auch (wie ich hoffe) die meisten religiöse Menschen verhalten sich ja nicht primär so, weil sie eine Belohnung dafür im Himmel erwarten, oder, um mal beim Christentum zu bleiben, Jesus ein toller Kerl war (was ich übrigens bezweifle). Kleinkinder teilen ja schon ihr Spielzeug mit anderen.
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#17
(17-04-2013, 13:27)Ekkard schrieb:
(17-04-2013, 08:26)Glaurung40 schrieb: Im besten Fall ist Glaube/Religion irrelevant, da es wohl nichts "Gutes" gibt, was nur mit Religion/Glaube allein begründet werden kann.
Ich halte dieses "... begründet werden kann" für oberflächlich. Denn meine Lebens- und Sozialeinstellungen sind zunächst einmal "auf mich gekommen". Und sie lassen sich nicht ersatzlos abschaffen. Selbstverständlich könnte ich meinen Mitmenschen anders begegnen, aber wie "anders"? Und wenn anders, stimmt dies noch mit dem überein, was und wie ich sein will?

ist doch völlig wurscht - daß du "Lebens- und Sozialeinstellungen" hast, ist doch nicht verdienst von "Religion/Glaube". die hat jeder, auch ohne "Religion/Glaube"
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#18
(17-04-2013, 15:51)Glaurung40 schrieb: Werden wir konkreter: Der "Nutzen" von Religion wird oft damit begründet, indem man auf Wohltätigkeit, soziales Engagement etc. religiöser Menschen hinweist. Altruismus, Hilfsbereitschaft etc. ist aber menschlich

Dinge wie Altruismus, Hilfsbereitschaft, etc. werden aber kulturell verarbeitet, und Religion ist nichts anderes als eine Kulturleistung.
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#19
Richtig: Heute heißt es eben "Gemeinschaftskunde", "Sozial-Training" oder "Angstbewältigung" und Vieles mehr. Das alles ist die kulturelle Verarbeitung im Sinne von Religion zumindest aber "Überzeugungsbildung" oder -Training.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#20
(17-04-2013, 21:23)Mustafa schrieb:
(17-04-2013, 15:51)Glaurung40 schrieb: Werden wir konkreter: Der "Nutzen" von Religion wird oft damit begründet, indem man auf Wohltätigkeit, soziales Engagement etc. religiöser Menschen hinweist. Altruismus, Hilfsbereitschaft etc. ist aber menschlich

Dinge wie Altruismus, Hilfsbereitschaft, etc. werden aber kulturell verarbeitet, und Religion ist nichts anderes als eine Kulturleistung.

genau

religion ist wie altruismus, hilfsbereitschaft usw. eine kulturleistung, so wie hunde, katzen und mäuse tiere sind

aber keiner wird sagen, daß hunde mäuse begründen
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#21
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#22
Hab mich grad hierher verlaufen, und komm nicht drumrum mal wieder eine Lanze für die Religion zu brechen. Ist ja nach wie vor ein recht religionsloses Religionsforum hier...

Das Thema "Glaube" wurde eher theoretisch diskutiert, was aber, so denke ich, nicht die eigentliche Bedeutung des Wortes ist, schon gar nicht im ursprünglich religiösen Sinn.
Glaube ist ein intensiver Prozess, in dem der Glaubende danach trachtet, ein Ideal Realität werden zu lassen, dass es jetzt noch nicht ist.
Alles andere sind nur Lippenbekenntnisse, und nur von geringem praktischem Wert.

Wenn ich oft versagt habe und mich meine bisherige Lebenserfahrung gelehrt hat, dass ich nicht besonders viel auf die Reihe kriege, und wenn ich aber von nun an felsenfest erkläre, dass ich stark bin, dass ich es kann, dann wird genau das zur Realität werden, allein schon der Macht der Gedanken wegen.
(jetzt kommt der Einwand, dass das an Managermotivationsseminare erinnert usw, kenn dieses Forum ja. Deswegen ein intensiver Prozess, in dem der gesamte Mensch, Körper, Denken, Gefühle einbezogen ist. Wer seine Religion wirklich praktiziert weiß was gemeint ist.)

Gerade zu Beginn mag natürlich die zweifelnde Frage aufkommen, ob diese Entwicklung wirklich möglich ist. Die Antwort ist wiederum praktischer Art, ein Verweis auf die Heiligen, Meister, Mystiker etc. zu allen Orten und Zeiten, die diese Ideale verwirklicht und durch ihr Leben zum Ausdruck gebracht haben - nicht unbedingt weil sie vielleicht übers Wasser gehen konnten, sondern vielmehr aufgrund ihres grundlegend transformierten Charakters. Was für ein starkes und reines Leben diese Menschen geführt haben! (Dann wärs mir auch ganz egal, ob die im herkömmlichen Sinn an einen Gott "glauben" oder was das für einer ist.) Eine solche Entwicklung ist möglich, ja? Dann sollten wir alles uns Mögliche unternehmen, um es in unserem Leben umzusetzen.

In diesem Sinn also ist "Glaube" eine absolute Notwendigkeit, um dem Potential unseres Menschseins gerecht zu werden.
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#23
(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: Glaube ist ein intensiver Prozess, in dem der Glaubende danach trachtet, ein Ideal Realität werden zu lassen, dass es jetzt noch nicht ist

nicht zwangsläufig

vielleicht sogar eher selten

persönlich kenne ich in erster linie gläubige, für die ihr glaube einfach tief empfundene gewißheit eines geborgenseins ist

(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: Alles andere sind nur Lippenbekenntnisse, und nur von geringem praktischem Wert

das sehen die von mir genannten aber ganz anders

(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: Wenn ich oft versagt habe und mich meine bisherige Lebenserfahrung gelehrt hat, dass ich nicht besonders viel auf die Reihe kriege, und wenn ich aber von nun an felsenfest erkläre, dass ich stark bin, dass ich es kann, dann wird genau das zur Realität werden, allein schon der Macht der Gedanken wegen.
(jetzt kommt der Einwand, dass das an Managermotivationsseminare erinnert)

ganz recht, ich halte das daher auch für gefährlichen und menschenverachtenden schwachsinn. denn im umkehrschluß heißt es: wenn du was nicht schaffst, ist es ausschließlich deine eigene schuld. und hilft dem menschen gerade dann und dort nicht, wo er hilfe braucht, sondern läßt ihn mit sich allein, nachdem man ihm noch einen zusätzlichen nackenschlag versetzt hat
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
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#24
(07-06-2013, 15:17)petronius schrieb: ganz recht, ich halte das daher auch für gefährlichen und menschenverachtenden schwachsinn. denn im umkehrschluß heißt es: wenn du was nicht schaffst, ist es ausschließlich deine eigene schuld. und hilft dem menschen gerade dann und dort nicht, wo er hilfe braucht, sondern läßt ihn mit sich allein, nachdem man ihm noch einen zusätzlichen nackenschlag versetzt hat
Da bin ich immer ganz baff bei solchen Wendungen, ja man könnte glatt wieder die Lust verlieren. Und ich denke nicht dass ich da zu empfindlich reagiere.
Für Schwachsinn halte ich, Internetforen mit unterschwelliger Feindseligkeit zu verseuchen. Wo ist Bruder schmalhans eigentlich
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#25
Eddyman:

Es wird zwar oft behauptet, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will (oder stark genug glaubt). Die Realität sieht aber leider oft anders aus. Wenn dann der Betroffene noch denken muss, dass er eben nicht genug gewollt oder geglaubt hat, wird es für ihn noch schlimmer.
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#26
(07-06-2013, 17:24)eddyman schrieb: Da bin ich immer ganz baff bei solchen Wendungen, ja man könnte glatt wieder die Lust verlieren. Und ich denke nicht dass ich da zu empfindlich reagiere.
Für Schwachsinn halte ich, Internetforen mit unterschwelliger Feindseligkeit zu verseuchen

wenn du meine ich-botschaft als "unterschwellige Feindseligkeit" ansiehst (und damit eine bestimmte du-botschaft vermittelst), steht sie mir wohl erst recht zu
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#27
(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: Hab mich grad hierher verlaufen, und komm nicht drumrum mal wieder eine Lanze für die Religion zu brechen. Ist ja nach wie vor ein recht religionsloses Religionsforum hier...
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(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: Glaube ist ein intensiver Prozess, in dem der Glaubende danach trachtet, ein Ideal Realität werden zu lassen, dass es jetzt noch nicht ist.

Die Erklärung gefällt mir. Allerdings denke ich nicht, dass jeder Gläubige das genauso sieht.

(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: Gerade zu Beginn mag natürlich die zweifelnde Frage aufkommen, ob diese Entwicklung wirklich möglich ist. Die Antwort ist wiederum praktischer Art, ein Verweis auf die Heiligen, Meister, Mystiker etc. zu allen Orten und Zeiten, die diese Ideale verwirklicht und durch ihr Leben zum Ausdruck gebracht haben - nicht unbedingt weil sie vielleicht übers Wasser gehen konnten, sondern vielmehr aufgrund ihres grundlegend transformierten Charakters. Was für ein starkes und reines Leben diese Menschen geführt haben!

Ich kenne solche Menschen nicht. Und ich sehe auch nur bedingt Sinn darin, Perfektion (im Charakter) erreichen zu wollen. Das mag bis zu einem gewissen Grad gut sein, kann jedoch auch schnell ins Negative umschlagen und das ständige Scheitern an dieser viel zu hohen Hürde den Menschen noch mehr belasten. Der Mensch ist nun einmal "fehlerhaft". Vieleicht wäre es besser für das Individuum sich selbst bei Fehlern zu verzeihen und einfach einzugestehen, dass man eben nicht perfekt sein kann.
Solchen Meistern, Heiligen, Mystikern stehe ich daher auch eher kritisch gegenüber.

(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: In diesem Sinn also ist "Glaube" eine absolute Notwendigkeit, um dem Potential unseres Menschseins gerecht zu werden.

Ideale können natürlich ein Motor für Entwicklung sein. Oft genug führten Ideale allerdings auch ins Gegenteil.
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#28
(07-06-2013, 21:58)Gundi schrieb: Ideale können natürlich ein Motor für Entwicklung sein. Oft genug führten Ideale allerdings auch ins Gegenteil.

Der grundlegende philosophische Konflikt dürfte sich m.E. auch irgendwo bei der "Grenze" zwischen Idealismus und Materialismus befinden.
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#29
(07-06-2013, 19:43)Lelinda schrieb: Es wird zwar oft behauptet, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will (oder stark genug glaubt). Die Realität sieht aber leider oft anders aus. Wenn dann der Betroffene noch denken muss, dass er eben nicht genug gewollt oder geglaubt hat, wird es für ihn noch schlimmer.
Wenn ich etwas verändern will, muss immer beides, Realismus und Idealismus, vorhanden sein. Vielleicht ist es so, dass nur eine solide Philosophie eine Verbindung dieser beiden herstellen kann, und es so dem Menschen ermöglicht, den aktuell wohl weniger wünschenswerten Zustand und das Ideal zu integrieren.

Etwas ist noch ganz wichtig: der Wille ist keine feststehende Sache, sondern kann gestärkt werden!
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#30
(07-06-2013, 21:58)Gundi schrieb:
(07-06-2013, 13:23)eddyman schrieb: Glaube ist ein intensiver Prozess, in dem der Glaubende danach trachtet, ein Ideal Realität werden zu lassen, dass es jetzt noch nicht ist.

...Allerdings denke ich nicht, dass jeder Gläubige das genauso sieht.
Gewiss nicht. Es ist ja immer die Frage, was soll betont werden, das "Sei" oder das "Werde". In Bezug auf das Wort "Glaube" kommen mir recht einschlägige Assoziationen, so wie Edith Stein sagt:

Es ist ein weiter Weg von der Selbstzufriedenheit eines „guten Katholiken“, der „seine Pflichten erfüllt“, eine „gute Zeitung“ liest, „richtig wählt“ usw., im Übrigen aber tut, was ihm beliebt; bis zu einem Leben an Gottes Hand und aus Gottes Hand, in der Einfalt des Kindes und der Demut des Zöllners. Aber wer ihn einmal gegangen ist, wird ihn nicht wieder zurückgehen.

Aus diesem Grund würde ich unbedingt dafür plädieren, das "Werde", also den Glaubensprozess zu betonen.
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