(23-02-2014, 02:09)Sinai schrieb: 2 Mose 20:13 Du sollst nicht töten / morden רצח
Matthäus 5:21 Du sollst nicht morden φονεύω Mt 5,21-22
Erfüllung des Gesetzes: Was ist Töten?
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird;
Jetzt zankt euch weiter um morden und töten.
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(23-02-2014, 02:56)indymaya schrieb: Mt 5,21-22
Erfüllung des Gesetzes: Was ist Töten?
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht töten; wer aber töten wird, der wird dem Gericht verfallen sein.
Ich aber sage euch, dass jeder, der seinem Bruder zürnt, dem Gericht verfallen sein wird;
Das ist eine problematische Aussage.
Das heißt, daß man seinem Bruder (biologischem Bruder bzw. Glaubensbruder) nichts machen darf, aber die Männer eines fremden Volkes und die Angehörigen einer anderen Religion darf man erschlagen ?
(23-02-2014, 03:10)Sinai schrieb: Das heißt, daß man seinem Bruder (biologischem Bruder bzw. Glaubensbruder) nichts machen darf, aber die Männer eines fremden Volkes und die Angehörigen einer anderen Religion darf man erschlagen ? Alle Menschen sind "Brüder"
Mt 5,47
Und wenn ihr allein eure Brüder grüßt, was tut ihr Besonderes? Tun nicht auch die von den Nationen dasselbe?
So gilt das Wort Gottes doch für alle Menschen, dann gilt auch:
1.Joh 3,15
"Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Menschenmörder, und ihr wisst, dass kein Menschenmörder ewiges Leben bleibend in sich hat."
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Im Thread "Steinigung Heikunft und Begründung" hat sich einen Trennung hervorgetan.
1. Gruppe schlägt sich mit der Thora herum
2. Gruppe mit dem 5. Gebot "du sollst nicht töten"
Ich möchte gene, das das Thema der 2. Gruppe hier weitergeführt wird.
Es wäre schön, wenn die Moderatoren die Beiträge hierhin kopieren können, damit diese mE wichtige Frage nicht irgendwo verschwindet.
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Unglaublicherweise ist das ein Übersetzungsproblem
Im AT bei 2 Mose 20:13 ist das hebräische Wort רצח (es kann töten und morden heißen) und im NT bei Matthäus 5:21 ist das griechische Wort φονεύω (es heißt morden, kann aber auch mit töten übersetzt werden)
Jetzt ist guter Rat teuer.
In Wahrheit ist es unglaublich, wie vor Jahrtausenden Normen formuliert wurden. Heutigen legistischen Ansprüchen würde das nicht genügen.
Moses und Matthäus hätten aufgrund dieser schwammigen Begriffe einen erläuternden Beisatz einfügen sollen – im Interesse der späteren Normadressaten.
zB
"Du sollst nicht XXX. Darunter ist auch die Todesstrafe und der Krieg zu verstehen."
Aber so kann es wohl nicht gemeint gewesen sein, denn Moses führte doch die Israeliten in Kriege und außerdem schrieb er ja, daß Ehebrecherinnen zu steinigen sind.
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Und das letzte Buch des NT sehnt doch den großen Weltkrieg Harmagedon herbei, in dem so viele Menschen sterben werden
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23-02-2014, 16:30
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23-02-2014, 16:56 von Sinai.)
Es sieht so aus, daß das 5. Gebot das institutionalisierte töten erlaubt und befürwortet: das hinrichten von Missetätern, das niedermetzeln der Feinde im heiligen Krieg
Das ist das töten aufgrund schriftlich aufgezeichneter Rechtsnormen
Das töten außerhalb dieses definierten Rahmens wird hingegen verboten
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Ich habe die Frage nach "töten" bzw. "morden" aus dem Thread "Steinigung ..." heraus gelöst und hier eingefügt, siehe Beitrag #18 von Wilhelm./Ekkard
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Öhm... kurze Zwischenfrage: Worum geht's hier eigentlich genau...?
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23-02-2014, 18:25
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23-02-2014, 18:26 von Ekkard.)
Es geht um die Frage, wie eng man das biblische Gebot "Du sollst nicht töten" auslegen muss.
Beispiele aus der Heiligen Schrift geben vielfach Zeugnis, dass das Töten nicht generell verboten sein kann, sondern nur das, was wir heute als "Morden" (also Töten aus niederen Motiven) bezeichnen.
Aber so sicher ist das nicht. Denn
1. sind die Grenzen z. B. im Ringen der Völker fließend
2. löst Töten oftmals die Konflikte nicht oder nur dann, wenn der Tod total wäre (was nie der Fall war und ist)
Ferner muss man bedenken, dass die Auslegungstradition des "Du sollst nicht töten" vielmehr vom "du wirst nicht töten" ausgeht und dabei das ganze Leben im Auge hat - also auch jede Herabsetzung, Missachtung, Liebesentzug, Körperverletzung, physische und seelische Schmerzen.
Verengt man das 5. Gebot auf das Mordverbot, gerät es zu einer Regel im Legalitätskanon und man wäre bereits ein guter Mensch, wenn man niemanden direkt ermordet. Nur, so ist die Heilige Schrift nie gemeint gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
(23-02-2014, 18:25)Ekkard schrieb: Verengt man das 5. Gebot auf das Mordverbot, gerät es zu einer Regel im Legalitätskanon und man wäre bereits ein guter Mensch, wenn man niemanden direkt ermordet. Nur, so ist die Heilige Schrift nie gemeint gewesen.
Bist du dir sicher? Für mich klingt ein "du sollst nicht morden" recht plausibel, auch unter dem Aspekt der Gemeinschaftsbildung. Denn es schließt alle ein, die Teil der Gemeinschaft sind. Das die gleichen Rechte für Außenstehende (in diesem Falle Nicht-Christen) nicht gelten, ist doch durch die Geschichte hinreichend belegt. Und Gemeinschaftsbildung (als deren Hilfsmittel du doch die Bibel und die Religion verstehst) kann doch durchaus so funktionieren, dass man nach innen Regeln aufstellt, nach außen aber sich abgrenzt von anderen Gruppierungen bzw. die Regeln für diese aufgebhoben werden.
Wir hatten übrigens eine ähnliche Diskussion schon einmal: http://religionsforum.de/showthread.php?tid=6202
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(23-02-2014, 18:39)Gundi schrieb: (23-02-2014, 18:25)Ekkard schrieb: Verengt man das 5. Gebot auf das Mordverbot, gerät es zu einer Regel im Legalitätskanon und man wäre bereits ein guter Mensch, wenn man niemanden direkt ermordet. Nur, so ist die Heilige Schrift nie gemeint gewesen.
Bist du dir sicher? Ja, ziemlich sogar. Abgesehen vom 1. Gebot, sind alle anderen Gebote Interpretationen des Mordverbotes. Dieses bezieht sich eindeutig auf das Wohl des Volksgenossen in jeder Hinsicht. Nichts soll ihm/ihr abgehen einschließlich des Lebens insgesamt. Das Wohl endet mit dem Ausschluss aus der Volksgemeinschaft. Deswegen hat die Bibel auch keine Probleme mit der Todesstrafe. (Du hast das weiter unten sinngemäß auch so beschrieben.)
(23-02-2014, 18:39)Gundi schrieb: Für mich klingt ein "du sollst nicht morden" recht plausibel, auch unter dem Aspekt der Gemeinschaftsbildung. Ich denke, das kann man so sagen. Man muss nur die übrigen dem Leben der Gesellschaft abträglichen Dinge mit einbeziehen.
(23-02-2014, 18:39)Gundi schrieb: Wir hatten übrigens eine ähnliche Diskussion schon einmal: http://religionsforum.de/showthread.php?tid=6202 Ja, das habe ich gelesen. Es ist nur nicht damit getan, zu sagen: "Die wahre Übersetzung lautet morde nicht". Selbst simples Lesen des Textes kann uns nicht das Wissen um die Auslegungstraditionen ersetzen. Dabei kann gefährlicher Unsinn heraus kommen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Wo ist eigentlich ausgesagt für wen die Gebote gelten
und in welchem Hoheitsbereich.
Genaugenommen wird nur Moses angesprochen "Du sollst nicht töten, ausser wenn das Gesetz es befiehlt"
Genau Moses , sonst keiner.
Nicht mein Volk, ihr oder sonst wer.
Keiner der zu einer Gruppe spricht sagt "Du sollst nicht...".
Ist sollen ein Vorschlag oder ein Befehl,
eigentlich ein Vorschlag.
Mehr steht da aber nicht, als da steht.
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Eine Aussage Jesu
"Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist (2.Mose 20,13; 21,12): »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein."
Es wurde nicht zu Mose gesagt. Sondern zu allen.
Und sollen ist kein Vorschlag. Sollen bedeutet, dass von einem erwartet wird etwas zu tun bzw. nicht zu tun. Aber, wenn man sich nicht dran halten will, dann hindert Gott keinen daran. Was nicht bedeutet, dass das dann richtig ist. Niemand wird gezwungen, aber erwartet wird es.
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