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Philister
#1
Die ältesten Quellen, in denen "die Philister" (Palastu, Peleset) genannt bzw. dargestellt werden, sind Inschriften und Reliefs, die ↗Ramses III. in seinem Totentempel (in Medinet Habu) hat anbringen lassen. Eine szenische Darstellungen und ein Text beschreiben eine See- und eine Landschlacht, die der ↗Pharao im 8. Jahr seiner Herrschaft siegreich geschlagen hatte. Berichtet wird von einem Kampf gegen "Seevölker", von denen einige mit Namen genannt sind. Die Seeschlacht dürfte sich im Nildelta abgespielt haben, wo die Landschlacht stattgefunden hat, lässt sich nicht näher einordnen. Schon drei Jahre zuvor hatte Ramses III. einen Einfall der Seevölker erfolgreich zurückgeschlagen1.

Gegen die ↗Ägypter konnten die Seevölker militärisch nichts ausrichten. Offenbar hat sich ein Teil von ihnen (die Philister und die Tjeker) nach ihrer Niederlage mit Billigung der Ägypter, die zur Zeit Rames' III. die Oberhoheit über ↗Kanaan ausgeübt hatten, im südwestlichen ↗Palästina  niedergelassen. Dort bildeten sie in ↗Gaza, ↗Aschkelon, ↗Aschdod, ↗Ekron und ↗Gat unter der ansässigen Bevölkerung zunächst die Oberschicht. Nach zwei, drei Generationen entstand unter Führung der Philister mit dem Zusammenschluss dieser fünf Städte ein Staatswesen, eine Pentapolis, das Philister-Land, das der Region den Namen gab.

Ein Teil der Seevölker war weitergezogen und hatte sich in Sizilien und Sardinien sowie Mittelitalien (die Tyrsenoi) niedergelassen2.  

Was die Herkunft der Seevölker betrifft, ist den ägyptischen Quellen nur zu entnehmen, dass sie "von den Inseln" kamen. Naheliegend ist, dass damit der ägäische Raum gemeint war und es sich bei den eindringenden Völkern um Flüchtlinge gehandelt hatte, die im Zuge der sog. ↗dorischen Wanderungen und des Niedergangs der ↗mykenischen Kultur ihre Heimat verlassen mussten. Der Bibel lässt sich entnehmen, dass sie aus ↗Kreta (= der Insel Kaftor, vgl. Jer 47,4; Am 9,7; Gen 10,14; Dtn 2,23; 1Chr 1,12) kamen.

Als die ägyptische Vorherrschaft Kraft verlor, versuchen die Philister eine Hegemonie über die angrenzenden Völker auszuüben. Die Könige ↗Saul, ↗David und ↗Salomo kamen in große Bedrängnis. David konnte offenbar die Selbständigkeit für seinen Herrschaftsbereich sichern. Dass die Philister von ihm vernichtend geschlagen wurden, dürfte ebenso wie die Erzählung von seinem Kampf gegen den ↗Riesen ↗Goliat eine ↗Legende sein. In Bedrängnis kamen die Philister offenbar durch den Feldzug ↗Pharao Scheschonks I. (≈ 945 – 924 vC), der in der Bibel Schischak genannt wird, den dieser gegen Palästina führte, um die ägyptische Hegemonie wiederherzustellen.

Für das Jahr 806 vC sind Tributzahlungen der Philister an Adadnirari III. v. Assur belegt. Ab 734 vC kam die philistäische Pentopolis unter ↗assyrische Oberhoheit. Unter ↗Sargon II. wurde sie assyrische Provinz. Im 6. bis 4. Jh, unter der ↗Perserherrschaft, war das Philister-Land Teil der Provinz Aschdudu.

Was das Verhältnis der Philister zu ↗Juda und ↗Israel betrifft, werden in den biblischen Berichten dazu wohl aus der Erinnerung Ereignisse zusammengeflossen sein, die sich über die gesamte Königszeit verteilen3.

Als eigenständische ethnische Gruppe hörten die Philister etwa Ende des 5. Jhs vC zu existieren auf.


1) Vgl.: Volkmar Fritz. Bibl. Enzyklopädie Bd 2. Die Entstehung Israels im 12. u. 11. Jh vC. 1996 Stuttgart- Verlag W. Kohlhammer, 157

2) Mit Tyrsenoi wurden in historischer Zeit von den Griechen die ↗Etrusker bezeichnet. Manche Fachgelehrte meinen, in der Inschrift von Medinet Habu, eine der Seevölker-Bezeichnungen (Trš.w ) als Tyrsenoi identifiziert zu haben. Vgl. Giovannangelo Camporeale. Die Etrusker. 2003 Düsseldorf/Zürich. Patmos Verlag. 92f.

3) Vgl. Antoon Schoors. Bibl. Enzyklopädie Bd 5. Die Königreiche Israel und Juda im 8. u. 7. Jh vC. 1998 Stuttgart. Verlag W. Kohlhammer. 51ff.



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MfG B.
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