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Die "religio" einer Gesetzesreligion
#65
Hallo Ulan,

Aktuelle (mod.) Sprachwissenschaft lehrt, dass es dem Belieben und der Diskussion (innerhalb) einer Sprachgenossenschaft überlassen ist, wie und wofür diverse Vokabeln gebraucht werden sollen – oder umgkehrt: … wie diverse Wortinhalte / Definientia (od. ling.: „Signifikate“) verlautet werden (also „heißen“) sollen.

Diese sog. Sprachgenossenschaft bildet die in Ihrer Definition erwähnte „Gruppe“ – eine mehr oder minder umfängliche Menge an Personen, die ihren Wortinhalten oder Definitionen ganz andere Namen gibt, als der große Rest der Welt. Der mod. Sprachwissenschaftler sagt sogar selbst, dass aktuelles Deutsch ein Idiom ist – kaum weniger, als etwa Indisch (umfäßt nahezu 80 versch. Dialekte!), Bayerisch, Berlinerisch oder Böhmisch.

Gerade deshalb, weil sich keine der beteiligten verschiedene Gruppen konsequent an die Vorgaben des Logos hält, haben ein und dieselbe Sache oder Definition an die 10.000 verschiedene „Namen“ / Definienda (das entspricht etwa der Anzahl der verschiedenen „Sprachen“, bzw. Idiome / Dialekte / Mundarten dieses Planeten).

So wie du und ich das Vokabular gebrauchen / auslegen / deuten, erfüllen wir also den Sachverhalt der idiomatischen (= unlogischen / idiotischen) Deutung. Das Resultat nennt man Idiom, Dialekt, Slang, (Fach-) Jargon, Rot-welsch oder Kauderwelsch (wobei die beiden letzteren Begriffe schon eher auf die Idiome einer ganz bestimmten Region / Sprachgnossenschaft beschränkt sind). Einen Dialekt, Slang oder Idiolekt kann man übrigens nur über ganz haarspalterische Methoden von sog. Sprache, Mutter~ oder Nationalsprache unterscheiden – tatsächlich sind die Grenzen absolut fließend.

Die Definition zur „Idiosynkrasie“ (dt.: Eigentümlichkeit) stammt also von Wissenschaftlern, die gemeinsam mit einigen Vertretern der analytischen Philosophie die sog. Logozentrismusdebatte losgetreten haben, mit der Absicht, die verbindliche oder entsprechend logische Deutung an den Rand abzudrängen. Der Logos oder Verstand sollte nicht mehr das Zentrum der Diskussion bilden, damit im Rahmen der Wortauslegung Willkür, Eigentümlichkeiten und Beliebigkeit mehr Platz / Geltung gewinnen. Oder anders ausgedrückt: … damit ein paar Tausend Linguisten und Altphilologen auch weiterhin eine Job haben, und ihr „wenn-und-aber-gesülze“ ins Endlose ausweiten und überziehen können.

Im Klartext: Wir reden hier über eine Predigt wider den Logos, und über eine erneute Aufhebung des Bundes mit dem HErrn. Schon nur zwei Leute können laut linguistischer Theorie eine eigene Sprachgenossenschaft bilden, nämlich gerade ebenso, wie etwa ein „Clan“, eine Schulklasse oder eine Rockerbande, etc. pp

Legendäre, älteste und erste Konsequenz daraus: Kain erschlägt Abel, denn schon er deutet die Rauchsäule über seinem Opferaltar allerhöchst eigentümlich, nämlich als ein Zeichen dafür, dass der HErr sein Opfer nicht annehmen wolle.

Die Konsquenz allgemeiner ausgedrückt und vom HErrn selbst vorausgesagt: Betrug, Mord und Totschlag, und eine Angst vor dem „Tod“ (aägypt.: Thot bzw. Thut / agr.: Theos / engl.: Dad, dead / lat.: Zeus bzw. Deus / dt.: Deut).

Letztlich erklärt das sehr gut, weshalb Sie den logischen Gebrauch der Vokabeln ebenso fürchten wie ablehnen: Sie sind schlichtweg gegen die Idee, dass eine ganz bestimmte Lautfolge auch nur eine ganz bestimmte Bedeutung hat. Sie möchten quasi, dass die Gleichung „A = ?“ mehrere oder gar beliebig viele Lösungen hat, beziehungsweise, dass man nicht so spricht, wie man rechnet, richtet, rächt oder rechtspricht. Andernfalls wäre nämlich nur A = A, während zwischen A und Ä oder E bestenfalls ein Ähnlichkeitszeichen (≈) und ansonsten ein Ungleichzeichen (≠) gesetzt sein könnte.

Fazit: Die logische Deutung / Verlautung, wie ich sie hier zumindest für die entscheidensten Vokabeln versuche, ist eben nicht „neu“, sondern vom HErr angeraten und sogar von Adam schon teilweise erfüllt – wie eben bereits schon erwähnt und in der Gensis an einem Beispiel vorgemacht.

Was ähnlich lautet muss auch ähnliches Bedeuten – und umgekehrt: Was ähnliches bedeuten soll, muß auch „ähnlich“ (verwandt < > Ahne) lauten.

Und klar: Solange Sie nicht vor hatten, den Inhalten biblischer Texte irgendwelche Unsinnigkeiten zu unterstellen, brauchen sie so ein (Vor-) Urteil auch nicht näher zu begründen oder auszuführen. Aber bevor Sie mich jetzt noch fragen, welche von den vielen „Logiken“ ich mir denn vorstelle, wenn ich eine logische Deutung einfordere, könnten ebensogut Sie zuerst erklären, was Sie sich unter „unsinnig“ vorstellen, denn das ist das genaue Gegenteil von „logisch“ (od. schlüssig).

Dass es verschiedene „Logiken“ gibt, ist ein Irrtum. Die Prädikatenlogik hat beispielsweise schon mehrfach mit der aristotelischen Logik gebrochen. Aristotetels fand und formulierte ein Axiom, an welches sich die Prädikatenlogiker nicht gebunden sehen. Auch das wäre im Grunde sehr einfach zu erkären, aber ich will den ohnehin schon zu lang geratenen Vortrag an dieser Stelle mal abbrechen.
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Die "religio" einer Gesetzesreligion - von Gysi - 30-09-2014, 13:05
RE: Die "religio" einer Gesetzesreligion - von Harpya - 30-09-2014, 21:36
RE: Die "religio" einer Gesetzesreligion - von Harpya - 02-10-2014, 22:36
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RE: Die "religio" einer Gesetzesreligion - von Alexander Leibitz - 17-04-2015, 11:37
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