12-04-2015, 00:55
(11-04-2015, 20:47)Harpya schrieb: Die Geschichte geht ja weiter, da werden diese ganzen Mk. Ev. und was weiss ich,
aktuell für jetzt und heute und morgen , für dich und mich bedeutungsschwanger interpretiert.
Dabei ist das ein Tanz auf einer geschichtlichen Leiche.
Heh, und das wird schon geschickt gemacht. Ich weiss diese Versnummern nicht auswendig, also habe ich danach gesucht und diverse Erlaeuterungen kirchlicherseits gefunden. Wobei das Markus-Zitat entweder gar nicht erwaehnt wird oder gleich am Anfang abgeschnitten und dann die Version genommen wird, die man im Matthaeus-Evangelium findet. Die laesst sich naemlich einfacher apologetisch uminterpretieren, was bei der eindeutigen Formulierung bei Markus nicht moeglich ist. Trickreich.
Was die "geschichtliche Leiche" angeht, finde ich die andererseits interessant. Die Paulus-Episode da oben, die Christus bei Moses als Reisebegleiter hat, ist doch interessant, und dass dann kurz vor Paulus, also fast zur selben Zeit, juedische Texte wie die von Bion genannten Philo-Werke geschrieben wurden, wirft einen sehr schoenen Blick auf das Geistesleben der damaligen Zeit. Dass Philo den Stein, den Paulus als Christus bezeichnet, schon als "Logos" hat, also etwas, was man im Johannes-Evangelium wiedertrifft, finde ich ausgesprochen interessant.
So kriege ich auch wieder die Kurve zu Deiner Aeusserung: im Prinzip siehst Du hier, wie alte Geschichten immer wieder auf neue Situationen angewandt wurden; und das wird nicht nur heute gemacht, das war schon immer juedische Tradition. Wobei damals die Auslegungen schon sehr frei waren, wie Du hier im Thread siehst.
Was mich aber daran zweifeln laesst, dass das Markus-Evangelium wirklich Geschichte erzaehlen will.