(17-04-2015, 23:13)Harpya schrieb: Das ist ja alles recht kompliziert, die Leute und Christen damals haben das alles sofort verstanden was so in der Gedankenwelt der Gelehrten vor sich ging ? Alle Achtung.
Wo siehst Du das? Von welchen "Leuten" redest Du? Weder Philo noch Paul existierten im luftleeren Raum. Paul zitiert dauern aus dem AT, kannte also diese Schriften. Das, was Johannes und Philo "Logos" nennen, also das "Wort", hat eine lange Vorgeschichte als "Sophia" (Weisheit). Die Seite existiert in der deutschen Wikipedia wohl nicht, darum hier kurz ein Zitat aus der englischen (Quelle hier):
"Sophia (σοφία, Greek for "wisdom") is a central idea in Hellenistic philosophy and religion, Platonism, Gnosticism, Orthodox Christianity, Esoteric Christianity, as well as Christian mysticism. Sophiology is a philosophical concept regarding wisdom, as well as a theological concept regarding the wisdom of the biblical God."
The Greek noun sophia is the translation of "wisdom" in the Greek Septuagint for Hebrew חכמות Ḥokmot. Wisdom is a central topic in the "sapiential" books, i.e. Proverbs, Psalms, Song of Songs, Ecclesiastes, Book of Wisdom, Wisdom of Sirach, and to some extent Baruch (the last three are Apocryphal / Deuterocanonical books of the Old Testament.)
Philo, a Hellenised Jew writing in Alexandria, attempted to harmonise Platonic philosophy and Jewish scripture. Also influenced by Stoic philosophical concepts, he used the Greek term logos, "word," for the role and function of Wisdom, a concept later adapted by the author of the Gospel of John in the opening verses and applied to Jesus Christ as the eternal Word (Logos) of God the Father."
Also, der Begriff stammt aus der hellenistischen Philosophie, hat aber viele Buecher im Alten Testament stark beeinflusst, sogar soweit, dass die Weisheit (Sophia) dort eine zentrale Rolle einnimmt und manchmal fast personifiziert wurde. Bei Philo hast Du dann die Verknuepfung von Sophia (Weisheit) und Logos (Wort).
D.h., man kann zwar nicht erwarten, dass irgendein Bauer diese Philosophien kannte, aber jemand, der sich in den juedischen Schriften des AT und deren Auslegung auskannte, konnte diesen Gedanken nicht aus dem Weg gehen. Und Paul kennt das AT ja offenbar genug, um solche Gedanken zu verwenden. Dieser Thread hier gibt ja ein Beispiel.
Ich hatte auch beim Markus-Evangelium darauf hingewiesen, dass die Texte durchaus fuer verschiedene Zuhoererklassen geschrieben waren; die Wunder sollten die einfachen Leute beeindrucken, waehrend aufmerksame Zuhoerer anhand von Hinweisen mitbekamen, was dahintersteckte. Wobei Paul diese Ideen hier aber ganz offen und selbstverstaendlich verwendet.