Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Bibelauslegung verbindlich?
#1
Auslegungstradition schön und gut, wie will man aus einer Beliebigkeitsinterpretation
zu konkreten Schlussfolgerungen kommen.
"Wie DABRU EMET erkennt auch das Dokument der Bibelkommission nicht, dass dieselben Texte je unterschiedlich ausgelegt werden:

„Christliche Leser sind überzeugt, dass ihre Deutung des Alten Testamentes, so sehr sie sich auch von derjenigen des Judentums unterscheiden mag, doch einer Sinnmöglichkeit der Texte entspricht. Wie bei der Entwicklung eines Films haben Jesus und die ihn betreffenden Ereignisse in der Schrift eine Sinnfülle freigelegt, die vorher nicht wahrzunehmen war.“8

Während DABRU EMET aber ganz ausblendet, dass die christliche Bibel eine zweigeteilte Einheit aus Altem und Neuem Testament ist, sind dem gegenüber die Fragen der Hermeneutik der einen Bibel in ihren beiden Teilen für das vatikanische Dokument bestimmend, und so betont das Dokument, dass auch bei einer christlichen / christologischen Lektüre des Alten Testaments uneingeschränkt gilt, dass das Neue Testament nur im Lichte des Alten gänzlich verstanden werden kann.9

Damit wird letztlich der Tatsache Rechnung getragen, dass das Neue Testament nicht als selbständiges Buch entstanden ist und dem Alten Testament dann als solches hinzufügt wurde. Das Neue Testament gehört in den Traditionsprozess hinein, dem auch die Bibel Israels / das Alte Testament entstammt. Diesen Traditionsprozess kann man am besten als Fortschreibung erfassen, deren Motor in immer neuen Auslegungen steht, die die jeweiligen Texte für neue Situationen und Fragestellungen aktualisieren. Untrennbar sind deshalb Entstehung und Auslegung der Bibel, der jüdischen wie der christlichen, miteinander verbunden. Mit Erich Zenger kann man sogar sagen, dass die Bibel „Auslegungsliteratur“ ist.

„So ist die Bibel fundamental ein durch Auslegung gewordener Text. Und von diesem Entstehungsprinzip her kommt dann der Auslegung der Bibel auch nach dem Akt der Kanonschließung eine große Bedeutung zu. Im Judentum erhält sie die Würde der mündlichen Offenbarung, zumindest wenn es sich um die Auslegung der Tora handelt.“*http://www.freiburger-rundbrief.de/de/?item=1399

Wie konkret ist man da auf die Kirchensteuer gekommen, die es in anderen Ländern nicht gibt.
Andere Auslegung ?
Oder diese bedrängende ungefragte Aufdringlichkeit einer Missionierungsreligion.
Machen Juden doch nicht, wie siehts denn da mit der jüdisch christlichen Auslegung aus.
Haben die Christen da was falsch verstanden.
Aus der Unmenge an Worten müssen ja mal Taten folgen, sonst sind sie wertlos.
Und viel ist ja nicht rausgekommen, ausser unzähligen Sekten eigener Prägung
und jede Menge Unterdrückung und Krieg und das Evangelen sowieso keine richtigen Christen sind.
Toleranz jedenfalls nicht.
"18. Der Protestantismus ist nichts anderes, als eine verschiedene Form derselben christlichen Religion,
in welcher es ebenso gut möglich ist, Gott zu gefallen, wie in der katholischen Kirche."
Ein Irrtum lt. Pius IX, 1864.
Also haben die auch keine Berechtigung irgendwas auszulegen, RKK mäßig.
Zitieren
#2
Der vorstehende Beitrag wurde aus Islam/"die dunkle Nacht der Seele" heraus getrennt, weil er weder meditativ noch auf gemeinsame Traditionen eingeht. Aber es ist natürlich eine berechtigte Frage, wie verbindlich Auslegungstradionen sind oder sein könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#3
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Auslegungstradition schön und gut, wie will man aus einer Beliebigkeitsinterpretation zu konkreten Schlussfolgerungen kommen.
Geht es darum überhaupt? Ich halte das Argument, dass ein Text „beliebig“ interpretiert und ausgelegt wird für falsch. Es ist eher so, dass die von dir zitierte „Sinnfülle“ freigelegt wird.
Die Texte sind in erster Linie Erkenntnisse der (Bibel-) Autoren, die ihr Erleben religiös interpretieren und dies für wichtig genug gehalten haben, der Nachwelt zu erhalten.
Dabei wird eine Auslegungstradition angewendet, die am Beispiel von : „du sollst/wirst nicht morden“ etwa so geht. Der Begriff wird erweitert auf nicht töten, Leben erhalten und schützen, Gesundheit erhalten, Verletzungen vermeiden, Todesurteile nicht vollstrecken, Leiden vermeiden, heilen, …
Wie man erkennen kann, geht es um eine Haltung, die anderen im weitesten Sinne gerecht werden will, das Denken anderer einbezieht, quasi „ventiliert“.
In der Tat ist diese Haltung eine andere, als die römische Kirche sie entwickelt hat. Ich führe dies darauf zurück, dass die Kirche ab dem 4. Jahrhundert die Staatsreligion stellen wollte, sollte oder musste. Da geht es dann um Autorität und Alleinvertretung eines ganz bestimmten Glaubens, der Menschen weitgehend zu Untertanen erzog.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Wie konkret ist man da auf die Kirchensteuer gekommen, die es in anderen Ländern nicht gibt.
Aus der Eigenschaft als Staatsinstitution ergibt sich auch die Notwendigkeit, sich zu finanzieren. Da liegt es nahe, eine Religionssteuer einzuführen.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Oder diese bedrängende ungefragte Aufdringlichkeit einer Missionierungsreligion.
Dies ergibt sich aus dem Taufbefehl, der übrigens eine nachösterliche Gemeindebildung ist. Ob Christen da „etwas falsch verstanden“ haben, ist wohl eine müßige Frage. Man kann bestenfalls vermuten, dass eine gewisse Begeisterung für die neue Auslegung der alten Schriften vorgeherrscht hat.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Aus der Unmenge an Worten müssen ja mal Taten folgen, sonst sind sie wertlos.
Ist ein sozialkritischer Roman wertlos? Ich denke nicht! Denn Haltungen beeinflussen durchaus unser Verhalten.
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Und viel ist ja nicht rausgekommen, ausser unzähligen Sekten eigener Prägung und jede Menge Unterdrückung und Krieg und das Evangelen sowieso keine richtigen Christen sind.
Das hat aber weniger mit der Auslegung der hl. Schriften zu tun als mit handfesten politischen Interessen der Staatskirche(n). Starre, intolerante Haltungen waren übrigens bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Staatsdoktrin. Und viele sehnen sich zurück zu einem „festen Dach über dem Kopf“! Und? Ist nicht die Forderung, dass aus der Unmenge an Worten mal endlich Taten folgen müssen, Ausdruck einer solchen Sehnsucht?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren
#4
(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Auslegungstradition schön und gut, wie will man aus einer Beliebigkeitsinterpretation zu konkreten Schlussfolgerungen kommen.

Konkrete Schussfolgerungen gibt es nur in Organisationen, und die sind nur deshalb konkret, weil die in der Hierarchie Entschedenden das so festgelegt haben (oder irgendwann mal hatten). Ansonsten ist z.B. gerade die juedische Auslegungstradition ungemein vielfaeltig. Die ganzen Midraschim im Talmud werden, je nach Tradition, fuer unterschiedlich stark verbindlich gehalten, und es gibt dort durchaus verschiedene Schulen. Das ist nicht etwa rein passiv, sondern ein Midrasch fuellt empfundene Luecken im Text und schafft so oft auch etwas Neues aus dem Bibletext.

Fuer die christlichen Texte am interessantesten ist uebrigens die Pescher-Tradition. Wikipedia definiert:

"Ein Pescher (hebr. פשר, Pl. Pescharim) ist eine literarische Gattung der Bibelauslegung, wie sie sich in den Schriftrollen vom Toten Meer findet. Dabei wird ein zumeist prophetischer Text auf die eigene Gegenwart der Verfasser gedeutet, dies jedoch wiederum in Chiffren. Inwieweit sich aus diesen oft dunklen Anspielungen historische Daten der Qumran-Gemeinschaft und ihrer Umwelt erheben lassen, ist umstritten."

Das klingt jetzt mal nach einmalig und lange vorbei, aber das wird heute in modernen Zeiten noch so gehandhabt, selbst in saekular juedischen Kreisen, wenn auch nicht unbedingt in Chiffren. Ich kann mir uebrigens gut vorstellen, dass das erste Evangelium ein Pescher auf Jesaja war.

(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Oder diese bedrängende ungefragte Aufdringlichkeit einer Missionierungsreligion. Machen Juden doch nicht, wie siehts denn da mit der jüdisch christlichen Auslegung aus.
Haben die Christen da was falsch verstanden.

Das ist mehr eine historisch erklaerbare Entwicklung. Das Judentum war in roemischen Zeiten zunaechst durchaus eine missionierende Religion, was unter anderem auch erklaert, warum Juden ueberall im Roemischen Reich zu Hause waren. Das ebbte erst ab, als die Juden nach einer Vielzahl von Aufstaenden und verlorenen Kriegen keine gute Stellung mehr hatten und die Christen sich emanzipieren konnten. Insofern entwickelte sich juedische Abschottung mehr zwangsweise aus der erlittenen Verfolgung.

(13-04-2015, 23:08)Harpya schrieb: Aus der Unmenge an Worten müssen ja mal Taten folgen, sonst sind sie wertlos.

Wieso denn? Ich denke, wenn sich die Kirchen aufs Private beschraenken, sind doch gerade Taten das, was man nicht will, oder?
Zitieren
#5
Wenn sie sich aufs private beschränken und nicht Verbindlichkeiten
für den Rest der Welt nach ihrem Gusto aufstellen
und nicht wieder anfangen alle niederzumachen die das anders sehen.

Das Firmengehabe mit Immobilien,Spekulationen, Geldwäsche und
verdeckte Finazierung und Bilanzierung könnte man im Interesse einer
Glaubwürdigkeit und Transparenz auch mal zurückfahren.
Verschleierung von Straftaten auch.

Private Folklore ist völlig ok,viele brauchen eben so einen esoterischen Rückzugsraum für
ihre Wünsche und Träume.
Möglichst aber nicht gleich die Kleinkinder auf Spur bringen.
Mit den Glocken in Privaträumen wirds aber schwierig.

Die Franzosen sind da auf einem guten Weg mit der Entflechtung von Kirche und Staat.
Atatürk hat damit auch die Türkei gewaltig vorwärtsgebracht.
Zitieren


Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Selektive Bibelauslegung Günter 28 7279 11-10-2020, 08:59
Letzter Beitrag: Ulan

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste