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Hallo aus Großbritannien
#1
Smile 
Hallo alle zusammen!

Ich bin Friedebarth (natürlich nicht mein echter Name) und bin gebürtiger Kölner, jetzt in Großbritannien wohnhaft.

Vom Glauben her bin ich Quäker (ja, uns gibt es noch, allerdings größtenteils in Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Afrika und Südamerika). Ich gehöre zu den sogenannten "neokonservativen" Quäkern - das bezeichnet nicht meine moralisch-sozialen Ansichten (welche sehr progressiv und liberal sind), sondern meine theologischen und internen religionspolitischen Einstellungen innerhalb des Quäkertums.

Ich beantworte liebend gerne allerlei Fragen über mich und die Quäker. Sehr wenig von unserem Literaturgut ist bisher auf Deutsch übersetzt worden, und das Internet ist eine sehr lückenhafte und teils schlichtweg falsche Quelle im Bezug auf das Quäkertum.

Vorab: Nein, wir sind nicht die Amischen, und ja, wir verwenden Technologie (sonst könnte ich hier ja nicht schreiben)

Ein Teil des Ausdrucks unseres Glaubens ist, dass wir keine Titel verwenden, auch nicht "Herr" oder "Frau" (genausowenig siezen wir). Da wir unserem Glauben gemäß alle vor Jesus Christus gleich sind, reden wir jeden gleich an, also in der Regel mit Vornamen.

In England ist das mittlerweile ohnehin so üblich, auch zum Beispiel mit Professoren und Vorgesetzten - aber mich graut es schon davor, im Sommer Deutschland zu besuchen, da mich viele wahrscheinlich einfach als unhöflich oder respektlos wahrnehmen werden.

Wir sind theologisch sehr breit gefächert, und es kommen mithin auch Humanisten und andere nicht-Christen zu unseren Andachten (engl: Meeting for Worship).

Wenn ich die deutsche Kommasetzung nicht so ganz hinbekomme, liegt das daran, dass ich mittlerweile so wenig schriftliches Deutsch verwende, und daher an eine englische Kommasetzung gewöhnt bin, also verzeiht mir das bitte.

In Freundschaft,

Friedebarth
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#2
Hallo Friedebart,
viel Spass hier.
Quäker hatte ich hier noch nicht erlebt.
Gelten Anreden denn auch als Titel , Sie, Her....
Wenn ich dich nicht kenne und auf der Strasse ansprechen will,
was sagt man dann, schwarzes Schuhpaar vor mir, warte mal einen Moment ?
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#3
Hallo Friedebarth,
herzlich willkommen hier im Forum. Ich hoffe mal, Du findest hier ein paar angeregte Unterhaltungen.

Quaker kennen die meisten wahrscheinlich nur aus "Gone with the Wind". Allerdings kenne ich auch persoenlich jemanden aus einer Quaker-Familie in Philadelphia, die allerdings keinen strikten Regeln mehr folgte, auch wenn sie immer noch ueberaus gewissenhaft in allem, was sie tat, war.

Also, sei gegruesst!
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#4
Danke für die Begrüßungen!


(24-04-2015, 00:49)Harpya schrieb: Gelten Anreden denn auch als Titel , Sie, Her....
Wenn ich dich nicht kenne und auf der Strasse ansprechen will,
was sagt man dann, schwarzes Schuhpaar vor mir, warte mal einen Moment ?

Ja, das gilt auch als Titel. Die Frage verstehe ich allerdings nicht ganz. "Entschuldigung!" oder "Entschuldige bitte!" genügen doch, um jemanden auf der Straße anzusprechen. Weder "Herr" noch "Sie" ist da von Nöten.

(24-04-2015, 00:59)Ulan schrieb: Quaker kennen die meisten wahrscheinlich nur aus "Gone with the Wind". Allerdings kenne ich auch persoenlich jemanden aus einer Quaker-Familie in Philadelphia, die allerdings keinen strikten Regeln mehr folgte, auch wenn sie immer noch ueberaus gewissenhaft in allem, was sie tat, war.

Ah, Philadelphia! Der Staat Pennsylvania sowie ihre Hauptstadt Philadelphia ("brüderliche Liebe" im Griechischen) wurden vom Quäker William Penn gegründet. Der Staat war im Grunde als Quäker-Kolonie gedacht, was aber schnell dank der Flut von anderen "dissenters" wie den Mennoniten, Amischen und Puritanern fehlschlug.
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#5
(24-04-2015, 01:24)Friedebarth schrieb: Danke für die Begrüßungen!


(24-04-2015, 00:49)Harpya schrieb: Gelten Anreden denn auch als Titel , Sie, Her....
Wenn ich dich nicht kenne und auf der Strasse ansprechen will,
was sagt man dann, schwarzes Schuhpaar vor mir, warte mal einen Moment ?
Ja, das gilt auch als Titel. Die Frage verstehe ich allerdings nicht ganz. "Entschuldigung!" oder "Entschuldige bitte!" genügen doch, um jemanden auf der Straße anzusprechen. Weder "Herr" noch "Sie" ist da von Nöten.
Na ich geh von mir aus, was als Anrede gültig wäre, Entschuldigung sage ich eigentlich nur, wenn ich was verbockt habe.
Wäre ein schlichtes "Hallo " oder "Hey" in Ordnung ?
Man denkt ja da nicht groß nach.
In einem Krankenhaus war mal eine junge muslimische Kopftuchärztin der es offensichtlich
ein wenig peinlich war den Patienten die Hand zu geben, hab ich sie halt umarmt und gehofft das das ok war.
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#6
Natürlich verwenden wir Hallo oder Hey! Das ist ja kein Titel - obwohl, netter Gedanke: "Sehr geehrter Hallo Schmidt", "Sehr geehrte Hey Huber" Icon_cheesygrin

Ich möchte nochmal klarifizieren: Das ganze bezieht sich auf unser Verhalten gegenüber Anderen, nicht umgekehrt. Wir fühlen uns also nicht beleidigt, wenn man uns mit Titel anspricht oder wenn man uns siezt. Wir würden dann einfach freundlich sagen, dass man uns ruhig duzen und beim Vornamen nennen darf, und dass wir kategorisch duzen und Vornamen verwenden.
1 Kor. 4-10
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#7
Danke alles klar, ich kann ja auch nicht wissen wer mir jeweils begegnet.
Wenn ich also jemand anspreche, "Können Sie mir mal den Weg sagen"
und er sagt "Friedebart reicht" habe ich einen Quäker vor mir.
Man lernt nie aus.

Ist da richtig , das sich liberale Quäker als nontheistisch bezeichen
und es im Gegensatz auch evangelikale Strömungen gibt ?
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#8
Naja, bei so kurzen Begegnungen mit Unbekannten machen wir das nicht - man trifft sich höchstwahrscheinlich sowieso nicht wieder, und es hat ja keinen Sinn, die Leute ohne Grund mit Personalien aufzuhalten. Ich begegne ja auch nicht jemandem in einem roten Hemd und sage dann: "Grün gefiele mir übrigens besser."
1 Kor. 4-10
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#9
Ja immer ehrlich zu sein wäre schwierig Icon_lol
Wie die Altvorderen sagten "Lasset alles ehrbar und ordentlich zugehen."

Wie wird man denn so Quäker, ist das ein Geburtsfakt , nichts anderes kennengelernt ab Kindheit oder bemüht man sich drum.
Oder wird missioniert.

"aber mich graut es schon davor, im Sommer Deutschland zu besuchen,
da mich viele wahrscheinlich einfach als unhöflich oder respektlos wahrnehmen werden."

Sag einfach sofort "ich bin Quäker", dann hast du jede Freiheit, weil keiner weiss was das ist
und nichts falsch machen will.
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#10
Früher haben Quäker missioniert. Heute betreiben wir "Outreach" - also ein paar Plakate hier, ein paar Zeitungsanzeigen da - aber gehen nicht ungefragt auf Leute zu wie z.B. die Zeugen Jehovas, Mormonen, Evangelikalen oder so.

Ich bin zuerst 2013 zu einer Quäker-Andacht gekommen. Vorher war ich konfessionsloser Agnostiker (allerdings spirituell ausgelegt); als Kind hatte mich meine Oma katholisch erzogen. In dieser meiner ersten Andacht hatte ich eine Gotteserfahrung, also eine Art innerliches Erlebnis von Gott, obwohl ich mich immer noch des Begriffes "Gott" weigerte.

Als ich mich dann mehr und mehr in die Theologie und Geschichte der Quäker einlas, kam ich zu der Einsicht, dass mein Weltbild mit dem Gottesverständnis der Quäker und ihrer Auslegung des Christentums im Einklang war. So wurde ich wenige Monate später Mitglied und bin jetzt sehr involviert, sowohl in meiner örtlichen Gemeinde als auch in der regionalen und nationalen Gemeinschaft der Quäker.

Die meisten jungen Quäker stammen aber aus Quäker-Familien, also bin ich eine Ausnahme. Konvertiten sind in der Regel eher eines mittleren Alters.
1 Kor. 4-10
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#11
Erst einmal willkommen in diesem Forum,

es freut mich auch, das sich mal jemand meldet der nicht ein Mitglied der großen Gemeinschaften meldet.

Wie Du vielleicht auch schon an meinen Beträgen gemerkt hast, bin ich jemand der nicht an diesen Gott glaubt, sondern mehr an ein friedliches Zusammenleben.
Dabei sind teilweise Religionen ein Hindernis, welche durch unteschiedliche Auslegungen zu Streitigkeiten führen.

(24-04-2015, 02:15)Friedebarth schrieb: Früher haben Quäker missioniert. Heute betreiben wir "Outreach" - also ein paar Plakate hier, ein paar Zeitungsanzeigen da - aber gehen nicht ungefragt auf Leute zu wie z.B. die Zeugen Jehovas, Mormonen, Evangelikalen oder so.

Jetzt aber ein Einwand meinerseits. Ihr betreibt "outreach".  Im Deutschen bezeichnen wir es als Öffentlichkeitsarbeit.
Aber ist das nicht eine Art der Werbung und somit auch Missionierung?
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#12
Hallo Friedebarth,
herzlich willkommen bei unseren Diskussionsrunden (Themen, Foren). Bei weltanschaulichen Begegnungen geht es bei uns auch schon mal "hoch her". Die Moderation tut ihr Bestes, dass wenigstens Beleidigungen unterbleiben - meistens.
Also viel Freude am Dialog!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#13
Hallo Friedebarth,

ich freue mich, dass auch du hier her gefunden hast!
Mal ganz interessant zu lesen, wie du zum Glauben kamst. Eine schöne Gesinnung, die du da mit bringst.

Man "liest" sich!

Herzlichst,
miers
"Am ruhigen Fluss, ist das Ufer voller Blumen"
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#14
Danke für die weiteren Grüße!

(24-04-2015, 19:25)Wilhelm schrieb: Erst einmal willkommen in diesem Forum,

es freut mich auch, das sich mal jemand meldet der nicht ein Mitglied der großen Gemeinschaften meldet.

Wie Du vielleicht auch schon an meinen Beträgen gemerkt hast, bin ich jemand der nicht an diesen Gott glaubt, sondern mehr an ein friedliches Zusammenleben.
Dabei sind teilweise Religionen ein Hindernis, welche durch unteschiedliche Auslegungen zu Streitigkeiten führen.

Die Quäker haben sich sehr früh von solcherlei Streitigkeiten distanziert. Zum einen sind wir Pazifisten, zum Anderen sehen wir aber insbesondere auch ein, dass wir kein Wahrheitsmonopol beanspruchen können. Glaube kommt durch den heiligen Geist, nicht durch Argumente, und seien sie noch so überzeugend. Daher sind wir sehr in der Ökumene aktiv, und fanden auch eine wichtige Rolle im Friedensprozess Nordirlands (dessen Konflikt ja zu großen Teilen auf Konfessionsstreitigkeiten zwischen den Katholiken und Protestanten beruhte)

(24-04-2015, 19:25)Wilhelm schrieb: Jetzt aber ein Einwand meinerseits. Ihr betreibt "outreach".  Im Deutschen bezeichnen wir es als Öffentlichkeitsarbeit.
Aber ist das nicht eine Art der Werbung und somit auch Missionierung?

Kommt halt drauf an, wie man den Begriff versteht. Öffentlichkeitsarbeit, wie wir sie betreiben, ist für mich etwas anderes als Missionierung, zumindest im Sinne des Proselytismus. Missionierung stellt für mich das Konzept dar: "Wir sagen dir jetzt, was Sache ist, und hoffen, dass du es hinnimmst." Was wir machen ist eher dafür sorgen, dass Leute erstmal wissen, dass es uns gibt, wo man uns finden kann, und wofür wir grundsätzlich stehen. Und dann können sie von sich aus weiterrecherchieren, eine Andacht besuchen, oder im Quaker Centre in London einfach zu einem gemütlichen Tässchen Tee oder Kaffee mit einem von uns plaudern.

Sprich, unser Ziel ist es mit der Öffentlichkeitsarbeit nicht, die Leute zu überzeugen, sondern ihnen einfach näherzubringen, wer wir sind. Ganz ohne Verbindlichkeiten, Anforderungen, oder Drang darauf, bitte Mitglied zu werden. "Missionierung" hat da eher etwas von einem universalen Absolutheitsanspruch, den evangelikale und andere missionierende christliche Ausrichtungen beanspruchen. Das tun wir nicht.

Wir haben ein kleines Büchlein namens "Advices and Queries" (Ratschläge und Fragen) - auch online abrufbar - und einer der Ratschläge lautet: "Think it possible that you may be mistaken" - "Halte es für möglich, dass du falsch liegst". Und so gehen wir nicht nur als Individuen, sondern als Gruppe vor: Wir leugnen nie die Möglichkeit, dass wir einen Fehler machen, dass wir irgendwo falsch liegen. Immerhin sind wir Menschen.
1 Kor. 4-10
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#15
(25-04-2015, 00:02)Friedebarth schrieb: Zum einen sind wir Pazifisten, zum Anderen sehen wir aber insbesondere auch ein, dass wir kein Wahrheitsmonopol beanspruchen können. Glaube kommt durch den heiligen Geist, nicht durch Argumente, und seien sie noch so überzeugend.
Soll das heissen ihr habt keine Argumente für euren Glauben, warum sollte der heilige Geist wahr sein und die unsichtbaren
Elephanten auf der Rückseite des Mondes nicht, oder Walhalla, Trolle.
Der heilige Geist ist also eine Axiom. Der ist da, keine Diskusion. ?
Wozu brauchts den bei euch, welchen Aufgabenbereich hat der ?
Ist der Pazifismus richtig dauerhaft, gabs da nie kämperische Zeiten.

(25-04-2015, 00:02)Friedebarth schrieb: und einer der Ratschläge lautet: "Think it possible that you may be mistaken" - "Halte es für möglich, dass du falsch liegst". Und so gehen wir nicht nur als Individuen, sondern als Gruppe vor: Wir leugnen nie die Möglichkeit, dass wir einen Fehler machen, dass wir irgendwo falsch liegen. Immerhin sind wir Menschen.

Wei kommt man auf die Idee das man von vorneherein in irgendwas komplett richtig liegt.
Kann man doch nur hoffen, das ich mich richtig ernähre, das Wetter vorhersage, das richtige Auto gekauft habe.
Also ich geh davon aus möglicht nah am Optimim zu liegen.
Ob ich die richtige Sportart mit dem richtigen Trainer für die Kinder gewählt habe.
Das ich eine Studium mache was meine Wünsche mal erfüllen kann, auch geldmäßig.
Wenn man eine Herausforderung angeht weiss man nie ob man richtig liegt,
reicht meine Ausrüstung im Rucksack um in Nordschweden 2 Wochen zu Fuß autark zu überleben.

Ob ich richtig liege stellt sich immer erst raus. Habe ich die richtige Frau getroffen, liege ich richtig das
sie Kinder bekommen , oder ich.
Also ganz sicher bin ich nie, das mögen junge Leute sein, kraftstrotzend, unbesiegbar und fehlerfrei.
Sich zu sicher zu sein ist auch nicht gut, umso härter trifft einen die reale Welt.
Erwarte nichts, dann hast du auch keine Enttäuschungen.
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