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Ockhams Rasiermesser
#1
...besagt ja (sinngemäß), dass eine Erklärung dann zutreffender ist, wenn sie mit weniger Elementen auskommt. Wenn man sich also das Entstehen des Universums ohne einen Gott vorstellen kann, wozu ist dann noch eine solche "Erklärungshilfe" nötig?
I didn't ask to be born... (R.S. Thomas)
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#2
(08-12-2015, 16:54)madiwodo schrieb: ...besagt ja (sinngemäß), dass eine Erklärung dann zutreffender ist, wenn sie mit weniger Elementen auskommt. Wenn man sich also das Entstehen des Universums ohne einen Gott vorstellen kann, wozu ist dann noch eine solche "Erklärungshilfe" nötig?
Na dann erklär mal das "Nichts" oder den Zustand ohne Raumzeit. Bevor Du anfängst mit Multiversen oder was auch immer, dies sind nicht die Antwort sondern lediglich ein oder 2 Stufe weiter hinten angesiedelt in der "Evolution" unseres Universums.
Gott ist definitiv simpler als wissenschaftliche Hypothesen. Denn Gott ist exakt ein Element.
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#3
Nun, die Vorstellung von Gott erklärt zunächst einmal gar nichts. Denn der Begriff "Gott" ist eine Vereinheitlichung der Schicksalsmächte früherer Traditionen und deutet nur das Offensichtlliche, nämlich dass Menschen zahllosen Bedingungen unterliegen, die sie nicht (oder nicht allein) steuern können. Den Texten der Traditionen liegt das antike Weltbild zugrunde, von dem wir wissen, dass es viel zu einfach war und mit der Realität nichts zu tun hat.

Und "Ockhams Rasiermesser" ist kein scharfes Kriterium, sondern eine Empfehlung, den phantasievollen Deutungswildwuchs zu begrenzen. Auch die allereinfachste Erklärung kann unzutreffend sein. (Das antike Weltbild war einfach - aber eben falsch.)

Im Übrigen kann man "Gott" nicht mit Ockhams Rasiermesser beikommen. Letztlich ist die Gottesvorstellung eine Art Ausgangspunkt für verantwortungsvolles Handeln. Von irgendwelchen Standpunkten (z. B. auch humanistische Ideale) werden Menschen immer ausgehen müssen. Alles andere führt zur Zerstörung des sozialen Gefüges.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
(08-12-2015, 18:41)Ekkard schrieb:  Letztlich ist die Gottesvorstellung eine Art Ausgangspunkt für verantwortungsvolles Handeln. Von irgendwelchen Standpunkten (z. B. auch humanistische Ideale) werden Menschen immer ausgehen müssen. Alles andere führt zur Zerstörung des sozialen Gefüges.

Das halte ich für eine gewagte These, beinhaltet sie doch, dass Atheisten nicht human sein könnten. Verantwortungsvolles Handeln ist m.E. ohne religiöse Bindungen sogar viel eher möglich, denn keine Religion kennt Demokratie oder Humanismus, sie haben sich solchen menschlichen Errungenschaften nur angepasst, als sie einsahen, dass es anders nicht mehr ging.
I didn't ask to be born... (R.S. Thomas)
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#5
(08-12-2015, 19:16)madiwodo schrieb: Das halte ich für eine gewagte These, beinhaltet sie doch, dass Atheisten nicht human sein könnten.

Nee. Ekkard hat doch "humanistische Ideale" ausdruecklich als Alternative in seiner Antwort erwaehnt.
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#6
Korrekt! Meine Ansicht ist, dass der Mensch in Gesellschaft von Leitvorstellungen ausgehen muss. Die kann man nicht einfach "wegschneiden". Oder man müsste genau überlegen, was das heißt. Im Moment kann ich mir das nicht vorstellen. Denn es fängt bei Sprachkonventionen an und geht weiter bei den Handlungen, die "man tut" oder die "man besser lässt".

Dass man andere Leitvorstellungen entwickeln kann als "Verantwortlichkeit vor Gott", sei eingeräumt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#7
(08-12-2015, 18:07)Smiler schrieb: Gott ist definitiv simpler als wissenschaftliche Hypothesen. Denn Gott ist exakt ein Element.
Inwieweit ist Gott simpel???
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#8
(14-12-2015, 16:47)U.-N. D.-Meister schrieb:
(08-12-2015, 18:07)Smiler schrieb: Gott ist definitiv simpler als wissenschaftliche Hypothesen. Denn Gott ist exakt ein Element.
Inwieweit ist Gott simpel???
Gott ist das Eingeständnis das der Mensch niemals die Beschränkungen überwinden wird. Was der Mensch dann aus Gott gemacht hat eine andere Geschichte.
Ganz simpel und wesentlich sinnvoller als einen Gott durch Wissenschaft widerlegen zu wollen, obwohl schon beim nächsten Schritt rückwärts alles beim alten ist.
Man kann natürlich sagen" Ein Nichts gab es niemals" u. "ein vorher gab es niemals da es keine Raumzeit gab" und damit ist eine Frage nach dem woher und wann sinnlos, nur dann ist man genau bei Gott und nicht mehr in der Wissenschaft.
Da ist Gott simpler...
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#9
Äh,... nö.
Mal ganz abgesehen davon, dass die aktuelle wissenschaftliche Erkenntnis entgegen weit verbreiteter Meinung derzeit keine allgemein akzeptierte Theorie über den Ursprung des Universums liefert, weder zu Irgendetwas kausal noch zeitlich vor, während oder kurz nach dem Urknall, ist eine omnipotente Entität um Omnifaktoren weniger simpel, als alle anderen möglichen Hypothesen.
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#10
Auch: Äh, ... nö. "Gott hat das Dasein erschaffen", vulgo "die Welt". Dies aber ist eine a priori - Setzung zur Weltdeutung, keine Erkenntnis, keine Hypothese, keine Theorie. Deswegen kann es keine sinnvolle Diskussion mit naturwissenschaftlichen Argumenten geben. Selbst wenn es je eine anerkante Theorie zur Weltentstehung geben sollte, so spricht nichts dagegen, vom Glauben an Gott abzurücken. Denn wie Gott alles ins Dasein gerufen hat, steht außerhalb jeder denkbaren Erkenntnis: Man kann nicht sinnvoll erkennen, was man als Konvention akzeptiert. (Gilt natürlich genauso für Deutungsgewohnheiten atheistischer Natur!)

Auf der anderen Seite spielt sich Erkenntnis quasi in der "Datenverarbeitung" dieser Welt ab, die man mit Fug und Recht zur materiellen Ebene rechnen kann (und nicht zur o. g. Deutungsebene).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#11
(08-12-2015, 18:41)Ekkard schrieb: Letztlich ist die Gottesvorstellung eine Art Ausgangspunkt für verantwortungsvolles Handeln. Von irgendwelchen Standpunkten (z. B. auch humanistische Ideale) werden Menschen immer ausgehen müssen. Alles andere führt zur Zerstörung des sozialen Gefüges.

mmh. Das seh ich etwas differenzierter. Ich gebe dir recht, dass heute die Religionen die Basis (Ausgangspunkt) für moralisches Handeln ihrer Anhänger darstellt. Ursprünglich ist das "verantwortungsvolle Handeln" aber kein Thema der Religion. das wurde sie erst im Laufe der Zeit als man moralische Vorstellungen religös fundamentiert hat.
Man hat somit eine moralische Überinstanz geschaffen, welche bei den Gläubigen mehr Demut erschaffen sollte und erschaffen hat. So mussten sich auch die stärkesten Herrscher etwas zurücknehmen in ihrem gebaren um nicht das Gericht Gottes zu fürchten!

@Smiler, Zitat :"Ganz simpel und wesentlich sinnvoller als einen Gott durch Wissenschaft widerlegen zu wollen"

Eigentlich versucht die Wissenschaft nicht Gott zu widerlegen. Sie versucht eher Antworten ohne Gott zu finden.
Was dabei manchmal passiert ist, dass sie Gott etwas arbeitslos macht, zumindest aus Sicht der Gläubigen, welche ein vorgegebenes konkretes Gottesbild vertreten.

Zum Sparsamkeitsprinzip hat Ekkard es ja mal wieder schön dargelegt.

Ich grübel aber immernoch darüber ob Gott als Antwort tatsächlich simpler ist. Eigentlich kann man Gott als Überbegriff verstehen für das Phänomen dass man darüber nichts in Erfahrung bringen kann/wird.

Letztlich ist Gott, meiner Meinung nach, ein geistiges Konstrukt für die geistige Begrenztheit oder mal provokant formuliert ein Begriff für die geistige Kapitulation bei bestimmten Fragestellungen (Ursprung, Sinn etc.)! (soll nicht negativ klingen, man muss halt seine Grenzen kennen)^^

Letzlich hört mit der Annahme eines Gottes die Fragerei ja theoretisch auf denn man kann ja nun alle Fragen mit Gott beantworten (praktisch jedoch nicht, sonst gäbs ja keine Theologen).
Aber was bringt diese scheinbare Antwort "Gott" eigentlich im Kern, was hat man dadurch begriffen? Gott ist keine Erklärung er ist ein Konstrukt um Leere bzw Unwissen zu füllen. Hier spielt glaube ich das Gefühl dann die ausschlaggebende Rolle, "man kann mit dieser Antwort gut leben". (das ist das was mich so fasziniert).

Die Wissenschaft drängt Gott nun nach und nach aus diversen Wissenslücken heraus, was für Religiöse wie ein Angriff wirken mag.
Letztlich werden aber den Religionen stets ein paar Fragen bzw. Wissenslücken bleiben, welche sie mit Gott (Antworten) ausfüllen können. So brauch man doch nur Gott vor den Urknall setzen und schon ist er gerettet.
Daher schließ ich mal mit dem Spruch: "Fürchtet euch nicht, vor der Wissenschaft".
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#12
Die Geschichte hat uns gezeigt, dass demokratische Wahlentscheidungen nicht automatisch zu Humanismus führen.
Demokratische Entscheidungen sind nie mehr als das: die zu einem bestimmten Termin fixierte Stimmungslage von der Mehrheit von Bürgern. Diese Entscheidungsmöglichkeit führt weder zu humanen Regierungen, noch ist sie zwangsläufig vernünftig. Deswegen ist es sinnvoll, ethische Werte niemals zur Disposition zu stellen und auch nicht demokratischen Entscheidungen zu überlassen. Nehmen wir nur einmal die Frage nach Abtreibung: manchmal habe ich den Eindruck, es ist gesellschaftlicher Konsens von angeblichen Humanisten oder Demokraten, dass Frauen das Recht haben sollten, ein Kind mit Behinderung abzutreiben. Ein grauenhaftes Szenario.
Auch die katholische Kirche kennt den demokratischen Gedanken: Dort wird zum Dogma, was die Mehrheit der Gläubigen glaubt bzw schon immer geglaubt hat. Dass das nicht immer vernünftig ist, brauchen wir wohl nicht zu behandeln.
Nach der allgemeinen katholischen Denke sind z.b. Werte nicht allein deshalb gut, weil sie von Gott kämen, sondern weil sie sich die durch Gott offenbarten Werte mit der Zeit als gut herausgestellt hätten.
Das ist ein typisch menschlicher Ansatz: Wichtig ist für die Kirche, dass Werte von den Menschen akzeptiert und gelebt werden, dann scheinen sie gut. Das Problem, wie auch das Problem des Humanismus ist: Sie werden vom Faktor Mensch abhängig gemacht.
Zwar kannte die Kirche in der Zeit, wo es ihr noch nicht um PR, sondern um den Glauben ging, das Naturrecht, hat aber selbst in ihrer eigenen Geschichte bewiesen, dass ein Naturrecht als Postulat zwar richtig und gültig erscheint, spätestens aber die Ausformulierung durch den Menschen immer positives, also durch den Menschen gesetztes Recht ist. Wenn ich nur dran denke, dass die Kirche im 19. JH argumentierte, dass Gaslampen und Eisenbahnen nicht mit dem Naturrecht in Einklang stehen, weil sie ansonsten von Gott geschaffen worden wären. Das Naturrecht bricht folglich in sich zusammen.
Verantwortungsvolles Handeln kann m.E. nur dort existieren, wo menschliches Handeln an einer Referenz ausgerichtet wird, die nicht dem Menschen selbst entspringt. Alles andere wäre selbstreferentiell und ein Freibrief.
Wirklich human kann der Mensch nur handeln, wenn er sich im Blick auf seinen Schöpfer betrachtet und in jeder Dimension seines Handelns davon ausgeht, dass diese Handeln eine Konsequenz hat, die weit über sein physisches Dasein hinausgeht.
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#13
(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Verantwortungsvolles Handeln kann m.E. nur dort existieren, wo menschliches Handeln an einer Referenz ausgerichtet wird, die nicht dem Menschen selbst entspringt. Alles andere wäre selbstreferentiell und ein Freibrief.
Wirklich human kann der Mensch nur handeln, wenn er sich im Blick auf seinen Schöpfer betrachtet und in jeder Dimension seines Handelns davon ausgeht, dass diese Handeln eine Konsequenz hat, die weit über sein physisches Dasein hinausgeht.

Verantwortungsvolles Handeln kann, meines Erachtens, auch ohne eine höhere Instantz bzw. außermenschliche Referenz stattfinden. Das beweisen täglich, verantwortungsvoll handelnde Atheisten. Moral hat seinen Ursprung nicht in der Religion. Die Religion bedient sich der Moral. (In gewissen Punkten han man die Religion aber dann auch benutzt um Moral zu verankern, keine Frage).

Vielleicht mal etwas zur Moral. moralisches Handeln lässt sich auch bei Primaten beobachten, ja sogar bei Fledermäusen hat man ähnliche Beobachtungen gemacht.

Aristoteles bezeichnete den Mensch ja als "zoon poltikon" also ein Gesellschaftstier um es mal grob zu übersetzen. Moral ist notwendig da wir gesellige (soziale) Tiere sind um die Gruppe zusammen zu halten.
Insofern ist es nicht verwunderlich dass auch andere soziale Tiere soetwas wie Moral entwickelt haben. Da kann man sich fragen ob ein Eisbär (als Einzelgämger) eine Moral braucht?
Religion liegt den Tieren aber fern, möchte ich mal dreist behaupten. Moral gab es somit schon vor der Religion und auch heute noch gibt es sie getrennt von ihr, bei einigen Tierarten.

Ich bin schon der Meinung, dass ein Glaube an eine höhere Gewalt den Menschen auch dazu bringen kann sich hier und da mal mehr zurückzunehmen und entsprechend verantwortungsvoller zu handeln.(aus Furcht vor der göttlichen Strafe)
Ich glaube aber auch, dass es auch ohne dieses Konstrukt möglich ist eine humane Gesellschaf durch verantwortungsvolles Handeln zu errichten.(aus Erkenntnis über die Folgen des eigenen Handelns, sich selbst, der Gesellschaft und der Umwelt gegenüber).

Religion hilft dabei Moral zu etablieren aber sie entwickelt keine Moral, sie nimmt nur vorhandene Moral der Gesellschaft also des Menschen auf und verarbeitet sie zu ihren Zwecken (welche auch immer das sein mögen). dann wird diese Moral den Menschen wiederum als göttliche Moral (zurück-)verkauft.



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#14
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Ursprünglich ist das "verantwortungsvolle Handeln" aber kein Thema der Religion. das wurde sie erst im Laufe der Zeit als man moralische Vorstellungen religös fundamentiert hat.
Im Gegenteil! Religiöse Vorstellungen waren Begleiter des Menschen, seit er Gesellschaften bildete. Dass die Führer sich hätten „zurück nehmen müssen“, wage ich zu bezweifeln. Das hat sich erst im Judentum nach den Verfehlungen des Königs David so ergeben. Dort mussten die Könige Gottes Anspruch genügen, die oberste Instanz zu sein. Böse Zungen behaupten, da hätten die Priester ganz schön mitgemischt!

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Eigentlich versucht die Wissenschaft nicht Gott zu widerlegen. Sie versucht eher Antworten ohne Gott zu finden.
Gott bzw. Religion und Wissenschaft sind zwei völlig verschiedene Ebenen. Religion ist die Tradition gesellschaftlicher Regeln und hat mit Natur-Wissen nichts zu tun, sondern mit Sinn und Bedeutung im Hinblick auf das soziale Miteinander.
Wissen, das mehr sein soll, als Aufzählung von empirischen Fakten, stellt letztere in einen funktionalen Zusammenhang – also etwas völlig anderes als Religion. Leider wird das im Volksglauben ständig durcheinander geschmissen.
Gott – oder das soziale Gewissen – wird nie arbeitslos, weil der Mensch ständig in einem Konflikt steht zwischen Eigen- und Allgemeininteressen.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letztlich ist Gott, …, ein geistiges Konstrukt für die geistige Begrenztheit oder, mal provokant formuliert, ein Begriff für die geistige Kapitulation bei bestimmten Fragestellungen (Ursprung, Sinn etc.)! (soll nicht negativ klingen, man muss halt seine Grenzen kennen)^^
Das ist leider jener unausrottbare Unsinn, der stets verbreitet wird, aber falsch ist und im Grund Ursache für diesen Thread. Die „Verantwortung vor Gott“ ist so gut wie jede Art sozialen Gewissens. Denn sowohl die Tradition als auch (atheistischer) Humanismus hinterfragen die Art der Gesellschaft, in der wir leben wollen. Die Tradition tut dies in Form von Regeln (Du sollst …) und Gleichnissen. Ohne Gottesbezug geht das genauso mit Grundgesetz und Gesetzbüchern sowie Gerichtsentscheidungen.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letzlich hört mit der Annahme eines Gottes die Fragerei ja theoretisch auf denn man kann ja nun alle Fragen mit Gott beantworten (praktisch jedoch nicht, sonst gäbs ja keine Theologen).
Aber was bringt diese scheinbare Antwort "Gott" eigentlich im Kern, was hat man dadurch begriffen? Gott ist keine Erklärung er ist ein Konstrukt um Leere bzw Unwissen zu füllen. Hier spielt glaube ich das Gefühl dann die ausschlaggebende Rolle, "man kann mit dieser Antwort gut leben". (das ist das was mich so fasziniert).
Irgendwo haben wir im Forum den „Lückenbüßer“-Gott diskutiert. Ich bin wie vorher der Meinung, dass hier die Seinsebenen (Sollen und Wissen) verwechselt oder vermischt werden.

(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Die Geschichte hat uns gezeigt, dass demokratische Wahlentscheidungen nicht automatisch zu Humanismus führen.
Klar doch. Hat das jemand behauptet? Umgekehrt führt aber autoritäres Gehabe noch weniger zum Ziel einer lebenswerten Gesellschaft.

(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Auch die katholische Kirche kennt den demokratischen Gedanken: Dort wird zum Dogma, was die Mehrheit der Gläubigen glaubt bzw schon immer geglaubt hat.
Das wäre mir neu?!

(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Nach der allgemeinen katholischen Denke sind z. B. Werte nicht allein deshalb gut, weil sie von Gott kämen, sondern weil sie sich die durch Gott offenbarten Werte mit der Zeit als gut herausgestellt hätten.
Öhm; wo kommt denn diese umwerfende Erkenntnis her? Du beschreibst hier und in den nicht zitierten Teilen kirchliches Gebaren, das den historischen Erfahrungen völlig widerspricht.
Richtig ist, dass sich gerade die römisch-katholische Kirche mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen wehrt, ihre ethischen Vorstellungen „vom Faktor Mensch“ abhängig zu machen. Es gilt lt. römisch-katholischer Lehre deine Soll-Ansprache wie folgt:
(18-12-2015, 23:46)Abraham schrieb: Verantwortungsvolles Handeln kann m.E. nur dort existieren, wo menschliches Handeln an einer Referenz ausgerichtet wird, die nicht dem Menschen selbst entspringt. Alles andere wäre selbstreferentiell und ein Freibrief. …
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#15
(19-12-2015, 01:28)Ekkard schrieb:
(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Ursprünglich ist das "verantwortungsvolle Handeln" aber kein Thema der Religion. das wurde sie erst im Laufe der Zeit als man moralische Vorstellungen religös fundamentiert hat.
Im Gegenteil! Religiöse Vorstellungen waren Begleiter des Menschen, seit er Gesellschaften bildete. Dass die Führer sich hätten „zurück nehmen müssen“, wage ich zu bezweifeln. Das hat sich erst im Judentum nach den Verfehlungen des Königs David so ergeben. Dort mussten die Könige Gottes Anspruch genügen, die oberste Instanz zu sein. Böse Zungen behaupten, da hätten die Priester ganz schön mitgemischt!

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Eigentlich versucht die Wissenschaft nicht Gott zu widerlegen. Sie versucht eher Antworten ohne Gott zu finden.
Gott bzw. Religion und Wissenschaft sind zwei völlig verschiedene Ebenen. Religion ist die Tradition gesellschaftlicher Regeln und hat mit Natur-Wissen nichts zu tun, sondern mit Sinn und Bedeutung im Hinblick auf das soziale Miteinander.
Wissen, das mehr sein soll, als Aufzählung von empirischen Fakten, stellt letztere in einen funktionalen Zusammenhang – also etwas völlig anderes als Religion. Leider wird das im Volksglauben ständig durcheinander geschmissen.
Gott – oder das soziale Gewissen – wird nie arbeitslos, weil der Mensch ständig in einem Konflikt steht zwischen Eigen- und Allgemeininteressen.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letztlich ist Gott, …, ein geistiges Konstrukt für die geistige Begrenztheit oder, mal provokant formuliert, ein Begriff für die geistige Kapitulation bei bestimmten Fragestellungen (Ursprung, Sinn etc.)! (soll nicht negativ klingen, man muss halt seine Grenzen kennen)^^
Das ist leider jener unausrottbare Unsinn, der stets verbreitet wird, aber falsch ist und im Grund Ursache für diesen Thread. Die „Verantwortung vor Gott“ ist so gut wie jede Art sozialen Gewissens. Denn sowohl die Tradition als auch (atheistischer) Humanismus hinterfragen die Art der Gesellschaft, in der wir leben wollen. Die Tradition tut dies in Form von Regeln (Du sollst …) und Gleichnissen. Ohne Gottesbezug geht das genauso mit Grundgesetz und Gesetzbüchern sowie Gerichtsentscheidungen.

(18-12-2015, 19:06)Edwin schrieb: Letzlich hört mit der Annahme eines Gottes die Fragerei ja theoretisch auf denn man kann ja nun alle Fragen mit Gott beantworten (praktisch jedoch nicht, sonst gäbs ja keine Theologen).
Aber was bringt diese scheinbare Antwort "Gott" eigentlich im Kern, was hat man dadurch begriffen? Gott ist keine Erklärung er ist ein Konstrukt um Leere bzw Unwissen zu füllen. Hier spielt glaube ich das Gefühl dann die ausschlaggebende Rolle, "man kann mit dieser Antwort gut leben". (das ist das was mich so fasziniert).
Irgendwo haben wir im Forum den „Lückenbüßer“-Gott diskutiert. Ich bin wie vorher der Meinung, dass hier die Seinsebenen (Sollen und Wissen) verwechselt oder vermischt werden.

Vorab mal sorry, ich kapier das einzelne Zitieren nicht ganz. Vielleicht kann mir mal wer per pn das kurz erläutern bitte, danke!

zum 1. Abschnitt
mmh ja und nein. Also zur Aussage "im Gegenteil" muss ich widersprechen. Eben nicht im Gegenteil!
Moral gab es schon vor dem Menschen und somit auch vor der Religion (sofern wir Religion als rein menschliches Phänomen betrachten)!
Auch heute gibt es noch Moral außerhalb des Menschen und auch dort allem anschein nach ohne Religion!
Ich geb dir aber insofern recht als das man sagen kann, "menschliche Moral" und Religion sind mit dem Menschen begleitend entstanden.

Richtig, Religion war und ist Begleiter seit der Mensch...Fragen stellt! Gesellschaften und somit Moral gab es auch schon vorher.
Sofern man davon ausgehen kann das unsere noch nicht menschlichen Vorfahren ebenfalls soziale Geschöpfe waren haben sie sicherlich auch damals schon Moral gehabt. Bleibt fraglich ob sie auch schon geistig befähigt waren religiöse Vorstellungen zu entwickeln. Das nochmal zur Verdeutlicheung das religiöses Denken und moralisches Denken eigentlich getrennte Phänomene sind, auch wenn sie zusammen eine besondere Wirkung zeigen. Davon sollte man sich aber nicht täuschen lassen.

zum 2. Abschnitt
Du sagst Religion und Wissenschaft sind zwei getrennte Dinge, vollkommen richtig. Wie ich ja meinte, die Wissenschaft ist ohne Gott.
Jedoch verkennst du offensichtlich, dass auch Moral Wissenschaft ist. Naturwissen in höchster Ausprägung!
Insofern ist deine Aussage widersprüchlich wenn du isagst: (Zitat) ["Religion ist die Tradition gesellschaftlicher Regeln und hat mit Natur-Wissen nichts zu tun, sondern mit Sinn und Bedeutung im Hinblick auf das soziale Miteinander."]

Letzteres ist ja nunmal Wissnenschaft, und Tradition heißt nichts anderes als Glauben und Wissen über Generationen weiterzugeben. Dabei kann also auch Wissen und Glauben weitergegeben werden, welche womöglich gottfrei (nicht religiös) sind. Somit kann man Tradition auch nicht zwangsläufig mit Religion gleichsetzen! immer Vorrausgesetzt Religion hat noch einen Gottbezug.

Ich merke wir haben eine grundsätzlich andere Auffassung von Religion in Bezug auf deren Herkunft/Entstehung. Wie sie heute aufgefasst wird, da stimm ich deinen Ausführungen weitgehend zu aber ich meine sie war ursprünglich etwas ganz anderes als sie heute ist und verstanden wird.

zum 3. Abschnitt
ich kann deinen Ausführungen nicht ganz folgen um zu dem Schluss zu kommen das es "Unsinn" sei!
Ein Philosoph meinte mal, wenn es Gott nicht schon gäbe müsste man ihn erfinden. ich meine er wurde erfunden, eben als das beschriebene Konstrukt. Ich persönlich empfinde die Entwicklung der Antwort Gott als einen hochkreativen und schöpferischen Akt menschlichen Denkens. Dadurch wurde es möglich Antworten auf Fragen zu erhalten welche nicht beantworten werden konnten (auch irgendwann auf moralische Fragen). Ein genialer Akt!
Ich kann darin keinen Unsinn erkennen grad. Bitte kläre mich dahingehend nochmal auf, ich möchte natürlich keinen Unsinn verbreiten und lasse mich gerne belehren.

zum letzten Abschnitt:
Ich würd dein Sollen und Wissen, noch um Wollen ergänzen.
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