20-07-2016, 11:22
Ich würde die Behauptung aufstellen, dass es so etwas
wie die zwei grundsätzlichsten Weltauffassungen gibt der
Menschheit gibt. Es gibt keinen tieferen weltanschaulichen
Riss, als den Riss zwischen diesen zwei Formen des
Weltgefühls. Die erste der Beiden, die ältere bezeichne
ich als Universismus (was nicht mit Universalismus
gleichzusetzen ist). Der Duden definiert Universismus
als "[Die] Anschauung, besonders des chinesischen
Taoismus, dass die Welt eine Einheit sei, in die
der Einzelmensch sich einordnen müsse".
Der Taoismus ist seinem Wesen nach universistisch.
Für Laotse wurde die Welt nicht geschaffen, damit in
ihr ein göttlicher Heilsplan verwirklicht werde.
Die Geschöpfe seien der Natur "wie stroherne Hunde".
Mit Genügsamkeit soll sich der Mensch in die kosmische
Ordnung einfügen.
"Das Nicht-Handeln üben:
so kommt alles in Ordnung." Tao te king
Aber auch in anderen religiösen Traditionen der alten
Welt findet sich der zeitlose Gedanke eines kosmischen
Gleichgewichts, das aufrechterhalten werden sollte. Für
die Ägypter war es die sogenannte Ma'at. Die Römer wollten
mit ihrem Götterkult die PAX DEORVM erhalten und selbst die
Menschenopfer bei den Mesoamerikanern - im Grunde ein Überbleibsel
aus barbarischer Zeit - dienten dem Zweck des Erhalts der
universalen Ordnung.
Für Universisten verläuft die Zeit zyklisch. Die Griechen und
Römer hatten verschwommene Vorstellungen von einem
"Goldenen Zeitalter" - "AETAS AVREA", das hinter ihnen lag.
In der indischen Kosmologie finden wir deutlichere Bilder
von vier großen Zeitaltern, vom Satya Yuga bis zum Kali Yuga.
Dem Universismus entgegen steht der Messianismus, der Glaube
an die totale Erlösung, der Glaube an die Geschichte als Linie
zu einem paradiesischen Ziel, der Glaube an die apokalyptische
"gerechte" Abrechnung mit der alten Ordnung.
Das Christentum ist eine messianische Religion par
excellence, genauso wie die heidnischen Religionen,
die einst auf der gesamten Erdkugel vorherrschten,
universistisch waren und sind.
Ganze Kulturkreise lassen sich in die Kategorien
"universistisch" und "messianisch" einordnen. Das christliche
Abendland hat eine messianische "faustische" Kultur, deshalb
entstand hier auch der Totalitarismus als politisches Symptom
des Messianismus. Die römische Kultur, die den Abendländern
fremder ist, als sie annehmen, war in ihrem Wesen hingegen
universistisch - "apollinisch".
P.S. Dieser Beitrag ist lang geraten, aber ich wüsste
nicht, wie man eine solche Sache in wesentlich weniger
Worten adäquat beschreibt.
wie die zwei grundsätzlichsten Weltauffassungen gibt der
Menschheit gibt. Es gibt keinen tieferen weltanschaulichen
Riss, als den Riss zwischen diesen zwei Formen des
Weltgefühls. Die erste der Beiden, die ältere bezeichne
ich als Universismus (was nicht mit Universalismus
gleichzusetzen ist). Der Duden definiert Universismus
als "[Die] Anschauung, besonders des chinesischen
Taoismus, dass die Welt eine Einheit sei, in die
der Einzelmensch sich einordnen müsse".
Der Taoismus ist seinem Wesen nach universistisch.
Für Laotse wurde die Welt nicht geschaffen, damit in
ihr ein göttlicher Heilsplan verwirklicht werde.
Die Geschöpfe seien der Natur "wie stroherne Hunde".
Mit Genügsamkeit soll sich der Mensch in die kosmische
Ordnung einfügen.
"Das Nicht-Handeln üben:
so kommt alles in Ordnung." Tao te king
Aber auch in anderen religiösen Traditionen der alten
Welt findet sich der zeitlose Gedanke eines kosmischen
Gleichgewichts, das aufrechterhalten werden sollte. Für
die Ägypter war es die sogenannte Ma'at. Die Römer wollten
mit ihrem Götterkult die PAX DEORVM erhalten und selbst die
Menschenopfer bei den Mesoamerikanern - im Grunde ein Überbleibsel
aus barbarischer Zeit - dienten dem Zweck des Erhalts der
universalen Ordnung.
Für Universisten verläuft die Zeit zyklisch. Die Griechen und
Römer hatten verschwommene Vorstellungen von einem
"Goldenen Zeitalter" - "AETAS AVREA", das hinter ihnen lag.
In der indischen Kosmologie finden wir deutlichere Bilder
von vier großen Zeitaltern, vom Satya Yuga bis zum Kali Yuga.
Dem Universismus entgegen steht der Messianismus, der Glaube
an die totale Erlösung, der Glaube an die Geschichte als Linie
zu einem paradiesischen Ziel, der Glaube an die apokalyptische
"gerechte" Abrechnung mit der alten Ordnung.
Das Christentum ist eine messianische Religion par
excellence, genauso wie die heidnischen Religionen,
die einst auf der gesamten Erdkugel vorherrschten,
universistisch waren und sind.
Ganze Kulturkreise lassen sich in die Kategorien
"universistisch" und "messianisch" einordnen. Das christliche
Abendland hat eine messianische "faustische" Kultur, deshalb
entstand hier auch der Totalitarismus als politisches Symptom
des Messianismus. Die römische Kultur, die den Abendländern
fremder ist, als sie annehmen, war in ihrem Wesen hingegen
universistisch - "apollinisch".
P.S. Dieser Beitrag ist lang geraten, aber ich wüsste
nicht, wie man eine solche Sache in wesentlich weniger
Worten adäquat beschreibt.