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Verhalten des Propheten in Medina
#1
Liebe Community,

seit langem beschäftige ich mich mit dem Islam. Zum Verhältnis zwischen Muslimen und den al-Kitab (Völkern der Schrift, Juden, Christen) findet sich relativ viel. In der öffentlichen Berichterstattung wurde behauptet, dass Mohammad zwar mit Juden und Christen Friedensverträge schloss, aber er die Ungläubigen in Medina getötet hätte. Prof. Antes sagte letzteres in einem Vortrag und der ist wirklich weit davon entfernt, populärwissenschaftliche Klischees bedienen zu wollen.
Ich finde dazu nirgendwo etwas. Weder in  Sunna, noch im Koran. Auch in der Prophetenbiographie von Lings wird sich zu dem Thema ausgeschwiegen. Es gibt offenbar nirgendwo eine Info, wie sich die Muslime gegenüber den Ungläubigen in Medina verhielten.

Kann mir dazu jemand etwas sagen, bzw. eine Quelle nennen, die zitierbar ist?

Danke.
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#2
Spam von Sinai entfernt.
MfG B.
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#3
(15-06-2016, 10:18)Reisender schrieb: In der öffentlichen Berichterstattung wurde behauptet, dass Mohammad zwar mit Juden und Christen Friedensverträge schloss, aber er die Ungläubigen in Medina getötet hätte. Prof. Antes sagte letzteres in einem Vortrag und der ist wirklich weit davon entfernt, populärwissenschaftliche Klischees bedienen zu wollen.

Möglicherweise bezieht sich das auf die sogen. "Gemeindeordnung" von Medina. Im Rahmen dieser hatte Mohammed mit den in Medina ansässigen Stämmen Bündnisverträge ausgehandelt bzw. wurden wechselseitige Bündnisschwüre ausgetauscht. Den drei in Medina ansässigen, rein jüdischen Stämmen, von denen bekanntermaßen zwei vertrieben und einer massakriert wurde, haben solche Vereinbarungen keinen Schutz geboten.

Tilman Nagel behandelt dieses Geschehen recht ausführlich:
T. Nagel. Mohammed. Leben und Legende, S. 359ff.
MfG B.
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#4
(15-06-2016, 10:18)Reisender schrieb: Liebe Community,

seit langem beschäftige ich mich mit dem Islam. Zum Verhältnis zwischen Muslimen und den al-Kitab (Völkern der Schrift, Juden, Christen) findet sich relativ viel. In der öffentlichen Berichterstattung wurde behauptet, dass Mohammad zwar mit Juden und Christen Friedensverträge schloss, aber er die Ungläubigen in Medina getötet hätte. Prof. Antes sagte letzteres in einem Vortrag und der ist wirklich weit davon entfernt, populärwissenschaftliche Klischees bedienen zu wollen.
Ich finde dazu nirgendwo etwas. Weder in  Sunna, noch im Koran. Auch in der Prophetenbiographie von Lings wird sich zu dem Thema ausgeschwiegen. Es gibt offenbar nirgendwo eine Info, wie sich die Muslime gegenüber den Ungläubigen in Medina verhielten.

Kann mir dazu jemand etwas sagen, bzw. eine Quelle nennen, die zitierbar ist?

Danke.

Über den von Mohammed auf Vorschlag eines seiner Unterführer nach der sog. Grabenschlacht angeordneten Genozid an dem jüdischen Stamm der Banu Quraizza aus Medina berichten der Biograf des Propheten Ibn Ishaq (allerdings kein Zeitgenosse Mohammeds) und die Autoren Buchari und Muslim in der Sunna. Nach einer Interpretation beziehen sich  die Verse 26 und 27 der Sure 33 des Korans auf dieses Ereignis. Nach den Quellen wurden alle Männer der Banu Quraiza und Knaben, deren Schamhaare schon sichtbar waren, getötet (zwischen 500 und 1000), Frauen und Kinder versklavt und das Vermögen des Stammes als Kriegsbeute verteilt.
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#5
(15-06-2016, 21:40)Erich schrieb: Über den von Mohammed auf Vorschlag eines seiner Unterführer nach der sog. Grabenschlacht angeordneten Genozid an dem jüdischen Stamm der Banu Quraizza aus Medina berichten der Biograf des Propheten Ibn Ishaq (allerdings kein Zeitgenosse Mohammeds) und die Autoren Buchari und Muslim in der Sunna. Nach einer Interpretation beziehen sich  die Verse 26 und 27 der Sure 33 des Korans auf dieses Ereignis. Nach den Quellen wurden alle Männer der Banu Quraiza und Knaben, deren Schamhaare schon sichtbar waren, getötet (zwischen 500 und 1000), Frauen und Kinder versklavt und das Vermögen des Stammes als Kriegsbeute verteilt.

Der letzte Prophet des Islam heißt Mohammed.

Sollte die Geschichte auch nur halbwegs stimmen, dann haben 80 % der Moslemführer der 2. Generation a jiddische Momme
Werden somit laut Halacha als vollwertige Juden anerkannt
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#6
(15-06-2016, 22:58)Sinai schrieb: Sollte die Geschichte auch nur halbwegs stimmen, ...

Ob "die Geschichte stimmt", wird heute und in Zukunft wohl niemand mit Sicherheit feststellen können. Das ist aber auch bedeutungslos für Gegenwart und Zukunft. Bedeutsam für uns ist lediglich, ob Muslime die Biografie ihres Propheten und die Hadithe als Wahrheit empfinden. Und das tun sie leider zum Großteil, was zusammen mit dem als sakrosankt geltenden Propheten zu Verhalten motiviert, wie wir sie heute nahezu täglich der Presse entnehmen können.
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#7
Guten Morgen Bion & Erich,

meines Wissensstandes nach sind die Stämme vertragsbrüchig geworden bzw. verbündeten sich mit den Mekkanern?

Lebten denn außer Juden und Christen in Medina noch "Ungläubige" ? Antes sprach in seinem Vortrag davon.

Gruss
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#8
(16-06-2016, 05:10)Reisender schrieb: . . .  vertragsbrüchig  . . .

"vertragsbrüchig" ?      Sie wollten sich nicht den Befehlen Mohammeds unterwerfen.
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#9
(16-06-2016, 05:10)Reisender schrieb: meines Wissensstandes nach sind die Stämme vertragsbrüchig geworden bzw. verbündeten sich mit den Mekkanern?

Lebten denn außer Juden und Christen in Medina noch "Ungläubige" ? Antes sprach in seinem Vortrag davon.

Ja. In Medina waren damals auch Araber ansässig, die sich noch nicht zum Islam bekehrt hatten.

Allerdings waren es in Medina vornehmlich Juden gewesen, die Mohammed ablehnten. Mit ihnen hatte sich Mohammed überworfen, als sie sich weigerten, ihn als Propheten anzuerkennen. Würden sie ihre Schrift richtig lesen, argumentierte Mohammed, müssten sie doch erkennen, dass seine Ansprüche berechtigt seien (2:113-121). Schließlich wurde, so argumentiert Mohammed, auch Jesus von den Juden zum Lügner erklärt (2:87).

Was die Vereinbarungen mit den Juden im Rahmen der "Gemeindeordnung" betrifft, berichtet Ibn Ishaq folgendermaßen:

Der Gesandte Allahs fertigte ein Schriftstück aus, die "Auswanderer" und die "Helfer" betreffend, in dem er mit den Juden eine Vereinbarung schloss, sie in ihrer Glaubenspraxis und ihrem Vermögen bestätigte sowie zu ihren Gunsten und zu ihren Lasten Bedingungen festlegte.
 
Dieser Satz Ibn Ishaqs ist irreführend.

Dazu T. Nagel:

Die Vereinbarung bezieht sich aber keineswegs auf die medinensischen Juden insgesamt, sondern nimmt lediglich in einigen Passagen die jüdischen Mitglieder der (gemischten) Sippen in den Blick, deren Muslime sich Mohammed zur Verfügung stellten, und nur auf diese Sippen sind die Bestimmungen zurechtgeschnitten.

Dass Mohammed sich nach seiner Ankunft in Medina mit den drei rein jüdischen Stämmen ins Benehmen setzte, ist mehrfach bezeugt; der Inhalt dieser Abmachungen ist nicht überliefert. (Mohammed, Leben und Legende, S. 462)

Da es in Medina auch eine Opposition gegen Mohammed gab, musste er vorsichtig sein. Im Grunde ging er nach dem Grundsatz vor, "wer nicht offen bekennt, für mich zu sein, ist (möglicherweise) gegen mich".

Gegen die drei rein jüdischen Stämme (Banu Quinuqa, Banu-Nadir und Banu Quraiza), deren zukünftiges Verhalten für Mohammed nicht auszurechnen gewesen war, hatte er sich über ihm ergebene Stämme mit Schwurbünden gesichert, die man aufkündigen konnte.

Als es Mohammed angebracht erschien, entledigte er sich der jüdischen Stämme.

Im April 624 wurden als erstes die Banu Quinuga vertrieben. Der Anlass war banal. Ein Scherz, den ein Jude auf Kosten einer Araberin machte, brachte einen Muslim so in Rage, dass er den Juden erschlug. Die Juden erschlugen ihrerseits den Mörder und erklärten, sich an die mit Mohammed getroffenen Vereinbarungen nicht mehr halten zu wollen. Daraufhin wurden sie in ihren Wohntürmen 14 Tage lang belagert. Da die beiden anderen jüdischen Stämme den Banu Quinuqa nicht beistanden, mussten sich diese ergeben. Das Leben wurde ihnen gelassen, alles Wertvolle aber mussten sie zurücklassen.

Was die Banu Nadir betrifft, die einen Schwurbund mit den Banu 'Amir b. Sa'sa'a geschlossen hatten, wird berichtet, dass Mohammed "Dank einer himmlischen Eingebung" erkannt hatte, dass Mitglieder der Banu Nadir einen Mordanschlag gegen ihn planten. Die Juden sahen das Unheil herankommen und verschanzten sich in ihren Wohntürmen. Die Palmenhaine des Stammes wurden niedergebrannt. Ihrer Lebensgrundlage beraubt, ergaben sich die Juden, übergaben ihren Besitz und zogen weg, ihr Leben durften sie behalten. Das geschah im Spätsommer 625.

Die Banu Quraiza verhielten sich in den kriegerischen Auseinandersetzungen des Jahres 627 neutral. Als das Gerücht verbreitet wurde, der Stamm habe sich gewinnen lassen, die Feinde Mohammeds zu unterstützen, und ein Verwandter seiner verstorbenen ersten Frau zu wissen vorgab, dass die Banu Quraiza  Kriegsvorbereitungen gegen Mohammed treffen würden, war das Schicksal des Stammes besiegelt.

Die Banu Quraiza  jedenfalls weigerten sich, am Kampf gegen Mohammed teilzunehmen. Ob das, wie seitens der Muslime behauptet wurde, an der Befürchtung lag, der Kampf könnte bis in den Sabbat hinein andauern, oder ob sie grundsätzlich nicht kämpfen und neutral bleiben wollten, lässt sich mit Sicherheit nicht sagen.

Jedenfalls war das Schicksal des Stammes besiegelt. Mohammed setzte die Juden in ihren Wohntürmen fest. Zugeständnisse, sie am Leben zu lassen, wurden nicht gemacht. Die (600-900) Männer mussten Gruben ausheben, danach wurden sie in Gruppen massakriert. Die Habe des Stammes wurde verteilt. Frauen und Kinder gingen in die Sklaverei.

Das, was über diese Vorkommnisse berichtet wird, ist von Legenden durchmischt. Das sollte man sich immer vor Augen halten.
MfG B.
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#10
217. Sie fragen dich über den Kampf im Heiligen Monat. Sprich: «Dann kämpfen ist bedenklich, aber von Allahs Weg abbringen und Ihn und die Heilige Moschee leugnen und ihre Bewohner austreiben, ist noch bedenklicher vor Allah; und Verfolgung ist schlimmer als Totschlag.» Und sie werden nicht eher aufhören, euch zu bekämpfen, als bis sie euch von eurem Glauben abtrünnig gemacht haben, wenn sie es vermögen. Wer aber unter euch von seinem Glauben abtrünnig wird und als Ungläubiger stirbt – das sind diejenigen, deren Taten eitel sein werden in dieser und in jener Welt. Sie sind Bewohner des Feuers; darin müssen sie bleiben.

Hier findet man deutlich, dass das Töten als heiliger Akt angesehen wird, um die von Mohammed eingeführten Regeln durchzusetzen, denn hier ist es schlimmer jemanden von Allahs Weg abzubringen. Hier wird eindeutig nicht von Körperlicher Verfolgung geredet, denn wir befinden uns im Heiligen Monat. Der Glaube darf nicht verunglimpft werden, sonst droht den Leuten der Tod.

Später setzte Mohammed seine Strategie im "Dschihad", in die Tat um, die von Gott gebilligt wurden, genau wie das alte Testament auch Kriegshandlungen enthält gegen die Feinde der Juden, die von Gott gebilligt wurden. Mohammed verstand das Märtyrertum als wichtiges Machtinstrument und setze es zu seinem Vorteil ein. Er sprach immer davon, dass den Märtyrern im Jenseits, eine Belohnung erwartet, die alle anderen in den Schatten stellt. Da es ja unterschiedliche Himmel gibt, die zu nächsthöheren Ebene, einen so großen unterschied haben, wie der Unterschied zwischen Erde und dem ersten Himmel. Die Märtyrer gehen direkt in den allerhöchsten Himmel. Mit diesem ansporn machte er seine Krieger Tapfer und spornte sie für den Tod an. Als Mohammed in Mekka lebte hatte er unzählige feinde, und der Koran spiegelt diese deutlich wieder. Dort wo er noch teilweise auf Gewalt verzichtete in Mekka findet man auch deutlich friedlichere Verse, die später in Medina grausamer wurden.

Koran von Mekka: 88:21-26
Ermahne drum; denn du bist nur ein Ermahner;
 Du bist nicht Wächter über sie.
 Jener aber, der sich abkehrt und im Unglauben verharrt,
 Ihn wird Allah mit der schwersten Strafe strafen.
 Zu Uns ist ihre Heimkehr,
 Alsdann obliegt Uns ihre Rechenschaft.

Koran von Medina:
8:12-14
Da dein Herr den Engeln offenbarte: «Ich bin mit euch; so festiget denn die Gläubigen. In die Herzen der Ungläubigen werde Ich Schrecken werfen. Treffet (sie) oberhalb des Nackens und schlagt ihnen die Fingerspitzen ab!»
Dies, weil sie Allah Trotz boten und Seinem Gesandten. Wer aber Allah und Seinem Gesandten Trotz bietet – wahrlich, Allah ist streng im Strafen.
Dies – kostet es denn; und (wisset) daß für die Ungläubigen die Feuerspein bestimmt ist.

Da der Koran leider nicht chronologisch geordnet ist, wird man den Zusammenhang nicht ohne Hintergrundwissen verstehen und findet dann auch keine Stellen. Meistens werden in Gesprächen mit Muslimen auf mekkanische Koran Zitate hingewiesen,die friedlicher sind, aber sie unterlassen den Hinweis das die Verse durch spätere aufgehoben werden. Da Koranverse durch spätere aufgehoben werden können, ist es für mich ein Rätsel wie dies, mit dem perfekten Wort Allahs in Einklang gebracht werden kann. Nach der Logik können nämlich zwei Dinge nicht gleichzeitig richtig sein und wieso muss sich das perfekte Wort Allahs selber verbessern, eben genau weil Mohammeds Strategie sich maßgeblich in Medina verändert hat. Welchem Beispiel sollen Muslime nun folgen dem In Mekka lebenden Mohammed, der Toleranz gegenüber anderen Religionen zeigt und größtenteils auf Gewalt verzichtete oder dem in Medina lebendem, dem "aktuelleren" Mohammed, der keinerlei Toleranz gegenüber Ungläubigen zeigte und die meiste Zeit Gewalt anwandte. In Mekka konnte Mohammed auch nicht anders als Gewaltloser sein, da er von Feinden umgeben war. Mohammeds verhalten ist also von den Umständen abhängig, denn sobald er genug Kraft hat schlägt er zu.
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#11
(26-06-2016, 13:34)Holmes schrieb: Nach der Logik können nämlich zwei Dinge nicht gleichzeitig richtig sein

Doch !   Wir SCHOLASTIKER können das.
Manchmal, wenn ich gut aufgelegt bin, bin ich einer.

Aber ob ich HIER aushelfen will, weiß ich noch nicht - ich springe dann und nur dann gerne ein, wenn es uns von Nutzen ist.
Mit "uns" meine ich mich und meine Kumpane - egal ob fern oder nah
Ob ich für den Koran einzuspringen bereit bin, wird sich erst weisen, wenn ich sehe auf welcher Seite diese Leute stehen
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#12
(26-06-2016, 13:34)Holmes schrieb: Mohammeds verhalten ist also von den Umständen abhängig, denn sobald er genug Kraft hat schlägt er zu.

Das tut jeder Feldherr.
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