Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Luthers Persönlichkeitsprofil in den Augen von Historikern
#28
(31-05-2017, 09:35)Kreutzberg schrieb: Das ist übrigens ein großes Problem der Exegese : eine praktische Anleitung für den Alltag habe ich bei den Bibelgeschichten niemals ableiten können.
Das ist eine durchaus zutreffende Beobachtung. Der Grund ist ist die völlig andere (israelisch-antike) Kultur. Deren Erkenntnisgewinn ist ein völlig anderer als unserer heute. Aus meiner laienhaften Sicht waren die "göttlichen Regeln", auch die mythischen Figuren (Gott, Teufel, Dämonen, Engel, Serafine, Heerscharen) und ihre Handlungen Teil der religiös geprägten nicht bezweifelbaren Realität. Ja, sie waren sogar "absolut wahr" und gewiss. Hinzu kam ein weitgehend magisches Denken. Beispielsweise war der Name ein bindender Anker. Durch das Nennen des Names eines Dämons trat dieser gleich in Erscheinung und brachte (meist) Unglück. Das unnütze Nennen des Gottesnamens hatte die gleiche Wirkung.

Im Onland-Bibelkreis haben wir diesen Umstand schon öfter ins Gedächtnis rufen müssen um "unlogische Schlussfolgerungen" z. B. bei Paulus deuten zu können: "Wenn Christus nicht wahrhaft auferstanden ist, so ist unser Glaube sinnlos" (oder so ähnlich heißt es bei Paulus). Aus unserer Sicht ist das eine gefährliche, zweifelhafte Glaubenssicherheit. Gemeint ist aber, dass der Glaube ohne jeden Zweifel gerechtfertigt ist, weil nach damaliger Auffassung die Auferstehung feststand. Dafür standen jede Menge Zeugen!

(31-05-2017, 09:35)Kreutzberg schrieb: Die Christen wollen handfeste praktische Antworten keine theoretisch-theoretischen. Das war wohl auch zu Luthers Zeiten nicht wesentlich anders.
Nur, diese "praktischen Antworten" stehen nicht in antiken Texten. Luther hat sich in seiner Rechtfertigungslehre und anderen Schriften eine sehr eigene Theologie konstruiert. Auch diese ist überholt. Wir können auch nicht bei D. Martin Luther stehen bleiben. Seine Rechtfertigung vor Gott per "sola fide" (nur durch Glaube) und "sola scriptura" (nur durch die heilig Schrift) liefert bestenfalls eine Grundstruktur persönlichen Verhaltens im Beziehungsgeflecht Mensch - Gott - Mensch. Ohne eine allumfängliche Haltung gegenüber den Mitmenschen und Gott ist Glaube nicht mehr als ein Phantasiegebilde. Das Tun ist aus dem (allumfänglichen) Glauben nicht wegzudenken. Das tritt vor allem bei Dietrich Bonhoeffer unter dem Stichwort "billige Gnade" zutage.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Luthers Persönlichkeitsprofil in den Augen von Historikern - von Ekkard - 31-05-2017, 19:21

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste