Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Konversion
#31
(13-09-2017, 10:58)sanctus schrieb: Sie kommunizieren das nur noch in dieser Breite, da sie meinen, der reine Christusbezug mache es für die meisten Gläubiger einfacher, Dinge zu verstehen und einen dauerhaften Bezug zu Gott zu halten.

Ja, aber das ist doch genau eine der gaengigen Erklaerungen fuer das Konzept der Trinitaet, die noch am ehesten Akzeptanz finden kann: Christus als das menschliche Gesicht eines transzendenten Gottes, als Vermittler auf der menschlichen Ebene. Der Heilige Geist kommt ja heute gar nicht mehr vor (ich weiss noch, wie ich zur Firmung etwas irritiert war, wo der jetzt ploetzlich herkam Icon_cheesygrin ).

Dass der Bahāʾullāh dieselbe Funktion erfuellen soll wie Christus ist zwar nachvollziehbar, aber wie gesagt, bei einer eindeutig historischen Person schwer zu akzeptieren.


Im Endeffekt, da wir hier ueber Konversion reden, finden diese doch meist auf eine Art und Weise statt, dass die Rosinen herausgepickt werden, die einem das Neue schmackhaft machen sollen, waehrend die "Kroeten" eingewickelt werden, damit man sie nicht sieht. Die erste spezifische "Kroete" hier ist doch die (von Wikipedia):

"Baha’ullah erklärte, dass er der Verheißene der großen Religionen sei und es somit seine Aufgabe sei, die Erfüllung zahlreicher messianischer Prophezeiungen einzuleiten. Diese Prophezeiungen sind nach Baha’ullah symbolisch zu verstehen. Baha’ullah ist für die Bahai zum Beispiel der von Jesaja prophezeite „Herr der Heerscharen“, der „Zehnte Avatar“ des Hinduismus, der „ Maitreya“ des Buddhismus, die „Wiederkunft Christi in der Herrlichkeit des Vaters“ (Mt 16,27 EU, Mk 8,38 EU und Lk 9,26 EU) des Christentums, die „große Verkündigung“ (Koran 38:67; 78:2) des Islam oder auch der „Shah Bahram“ des Zoroastrismus.[24]"

Die zweite Kroete ist wohl die Vorstellung der Idealgesellschaft, wenn ich das recht in Erinnerung habe.
Zitieren
#32
Ulan schrieb:Dass der Bahāʾullāh dieselbe Funktion erfuellen soll wie Christus ist zwar nachvollziehbar, aber wie gesagt, bei einer eindeutig historischen Person schwer zu akzeptieren.

In dem Sinne dass es einfacher ist, bestimmte Dinge zu glauben, wenn ihr Ursprung weit genug weg ist? Oder wie ist deine Aussage zu verstehen?

Was die "Kröten" angeht, von denen du sprichst, muss ich für meinen Teil sagen, dass ich die von dir zitierte Aussage aus Wikipedia jetzt nicht sonderlich problematisch finde, wenn man sich ohnehin schon damit arrangiert hat, Bahá'u'lláh als Wiederkunft Christi zu akzeptieren. Sie führt die Grundlogik nur konsequent zuende. Gut, zugegeben, Krishna und Buddha in den Reigen der Gottesoffenbarer aufzunehmen ist ein Kunstgriff, der noch einiges an theologischer Nachbereitung erfordert. Das gestehe ich als kritischer Mensch und als Religionswissenschaftler gerne zu. ;)

Was die Idealgesellschaft angeht ist noch nicht einmal innerhalb der Gemeinde geklärt, welchen Grundprinzipien die folgen würde. Ich glaube auch ehrlicherweise nicht, dass wir, die wir hier schreiben, die Klärung dieser Frage noch erleben werden.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523
Zitieren
#33
(13-09-2017, 21:50)Sören schrieb:
Ulan schrieb:Dass der Bahāʾullāh dieselbe Funktion erfuellen soll wie Christus ist zwar nachvollziehbar, aber wie gesagt, bei einer eindeutig historischen Person schwer zu akzeptieren.

In dem Sinne dass es einfacher ist, bestimmte Dinge zu glauben, wenn ihr Ursprung weit genug weg ist? Oder wie ist deine Aussage zu verstehen?

Eine Person wie Jesus, die uns nur durch die Brille von Sekundaertexten erhalten ist, die mit eindeutig theologischen Zielen geschrieben wurden, ueber deren historischen Hintergrund wir aber, wenn wir ehrlich sind, gar nichts wissen (Albert Schweitzer kam schon 1906 zu dem Schluss: "Der Jesus von Nazareth, der als Messias auftrat, die Sittlichkeit des Gottesreiches verkündete, das Himmelreich auf Erden gründete und starb, um seinem Werke die Weihe zu geben, hat nie existiert. Sie ist eine Gestalt, die vom Rationalismus entworfen, vom Liberalismus belebt und von der modernen Theologie in ein geschichtliches Gewand gekleidet wurde."), kann natuerlicherweise nicht so kritisch betrachtet werden wie eine Person, deren Leben mit seinen Daten und auch nebensaechlichen Taten wir verhaeltnismaessig genau kennen. Es gibt dort schlicht weniger Ansatzpunkte fuer Kritik, da wir nur die literarische Figur der Evangelien kennen. Es gibt keine offensichtlichen Reibungspunkte, wie sie bei wirklichen Personen immer auch da sind, da wir die fehlenden Details nach eigenem Belieben ausfuellen koennen.

(13-09-2017, 21:50)Sören schrieb: Was die "Kröten" angeht, von denen du sprichst, muss ich für meinen Teil sagen, dass ich die von dir zitierte Aussage aus Wikipedia jetzt nicht sonderlich problematisch finde, wenn man sich ohnehin schon damit arrangiert hat, Bahá'u'lláh als Wiederkunft Christi zu akzeptieren.

Nun, der Punkt is ja Teil des Zitats, und auch wenn Du ihn geschluckt hast, habe ich ihn natuerlich hier auch gleich mitgezaehlt.

(13-09-2017, 21:50)Sören schrieb: Sie führt die Grundlogik nur konsequent zuende. Gut, zugegeben, Krishna und Buddha in den Reigen der Gottesoffenbarer aufzunehmen ist ein Kunstgriff, der noch einiges an theologischer Nachbereitung erfordert. Das gestehe ich als kritischer Mensch und als Religionswissenschaftler gerne zu. ;)

Das hake ich unter "Universalanspruch" ab, was zugegebenermassen eher ein menschlich-psychologischer Blickwinkel ist.

(13-09-2017, 21:50)Sören schrieb: Was die Idealgesellschaft angeht ist noch nicht einmal innerhalb der Gemeinde geklärt, welchen Grundprinzipien die folgen würde. Ich glaube auch ehrlicherweise nicht, dass wir, die wir hier schreiben, die Klärung dieser Frage noch erleben werden.

Es ist jetzt schon viele Jahre her, dass ich mich damit befasst habe, aber ich kann mich vage an die Diktatur einer gewissen Gruppe von Personen erinnern. Details sind mir aber entfallen.
Zitieren
#34
(13-09-2017, 22:23)Ulan schrieb: Es ist jetzt schon viele Jahre her, dass ich mich damit befasst habe, aber ich kann mich vage an die Diktatur einer gewissen Gruppe von Personen erinnern. Details sind mir aber entfallen.

Wie gesagt, innerhalb der Gemeinde ist die Debatte darüber, was tatsächlich in den Texten steht, ist keinesfalls abgeschlossen, sondern im Gegenteil in vollem Gange. Die Schriften sind uneindeutig, was den konkreten Aufbau eines zukünftigen Gemeinwesens ab einem gewssen Punkt angeht. Der erste Schritt ist jedoch völlig unstrittig ein nach dem Subsidiaritätsprinzip gestalteter Welt-Bundesstaat auf westlich-demokratischer Grundlage inklusive Gewaltenteilung und strikter Trennung von Staat und Religion. Ob und inwiefern sich diese Grundlagen in der noch ferneren Zukunft verändern könnten, ist Gegenstand heftigster Diskussionen. Manche haben tatsächlich das Bild einer Theokratie unter der Herrschaft des Hauses der Gerechtigkeit im Kopf, andere nur einen impulsgebenden Einfluss der Bahá'í-Lehren auf die staatliche Gesetzgebung in der Form, dass die persönlichen Überzeugungen der Mitglieder einer Regierung natürlich auch Einfluss auf deren Entscheidungen haben werden. Dabei bliebe aber das Prinzip der institutionellen Trennung von Staat und Religion bestehen und wäre demnach ein stehender Grundsatz der Bahá'í-Lehre.

Ich neige persönlich eher dazu, die zweite Variante für wahrscheinlich zu halten, da erstere mehr als nur ein unstrittiges Grundprinzip der Bahá'í-Lehre arg überdehnen würde - so z.B. den Grundsatz, dass Bahá'í-Gesetze nur für Bahá'í gelten. Auch aus dem, was ich in den Schriften lese, erschließt sich mir kein theokratisches Modell. Im Gegenteil betont Bahá'u'lláh die göttliche Einsetzung beider Gewalten.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste