01-08-2017, 20:57
(01-08-2017, 20:50)Ekkard schrieb: Von Schneewittchen wissen wir ganz sicher, dass es nie existiert hat. Das Märchen ist in der Tat ein Mythos, den Götter- und Heldengeschichten gleichgestellt. Indes - warum erzählen sich Menschen solche Geschichten?So sicher wie wir wissen, das es Gott nicht gibt?
Der Gehalt auf der Sachebene ist konstruiert. Der Mythos selbst ist die eigentliche Botschaft, wie uns Marshall McLuhan lehrt. Aber was macht die Botschaft mit uns?
Ich meine, sie liefert uns "Kristallisationskerne" für unser gesellschaftliches Miteinander: Da ist wie in einem Theaterstück alles versammelt, was wir an Typen und typischen Situationen vorfinden. Teils identifizieren wir uns mit den Figuren, teils trifft sie unsere Abscheu: Die gute aber verstorbene Person (Mutter), die eifernde Intrigantin, die Erlösung durch den Prinzen - und am Schluss haben sich alle lieb.
Mit der mythologischen Figur "Gott" geht es genauso. Die Gottesbilder schließen seine Existenz aus. Gleichwohl stellt Gott immer wieder die Frage, ob und wie wir unserer Verantwortung für die Gesellschaft nachkommen.
Es ist deshalb müßig, sich über die Gottesfigur Gedanken zu machen. Denn diese Gedanken sind nicht das Wesentliche, sondern unser Verhalten.