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Bilgamesch und Huwawa
#1
Für das Kurzepos liegen ausschließlich Textzeugen in ↗sumerischer Sprache, und zwar in zwei, voneinander stark abweichenden Fassungen vor. Die ältere Fassung (in der Fachliteratur als Fassung B angesprochen) ist derzeit noch nicht vollständig rekonstruierbar. Da das ↗Epos, wie es den Anschein hat, nie ins ↗Akkadische übersetzt worden war, wird die sumerische Namensbezeichnung Bilgamesch (für akk. ↗Gilgamesch) von mir beibehalten. Die Erzählung ist als eigenständige (Nach-)Dichtung im akkadischen Gilgameschepos (Tafeln IV und V) aufgegangen. Auslösend für die Handlung ist, dass es Bilgamesch bewusst wird, sterblich zu sein. Sein Wunsch und Ziel ist es, Unsterblichkeit1  zu erlangen.

Für die hier angemerkte inhaltliche Kurzbeschreibung bietet die jüngere Fassung A die Grundlage.

Bilgamesch macht sich mit seinem Gefährten2 ↗Enkidu auf, den Zedernwald (den man sich im Libanon gelegen vorstellen darf) aufzusuchen. Er will durch große Taten Unsterblichkeit erringen. Mit Hilfe helfender Götter und Dämonen kommen die beiden ohne Mühe zum Zedernwald. Dort fällen sie eine heilige ↗Zeder.

Der höchste sumerische Gott ↗Enlil hat als Wächter des Waldes einen Riesen namens Huwawa eingesetzt. Huwawa bestraft den Frevel des Fällens der Zeder, indem er einen "Strahl des Schreckens" gegen Bilgamesch schleudert und ihm so das Bewusstsein nimmt. Enkidu gelingt es, Bilgamesch wiederzubeleben. Allerdings hat Bilgamesch alles vergessen, was bisher geschehen war. Zunächst interessiert ihn nur sein Begleiter, den er "kennenlernen" will. Es folgt ein langes Gespräch, das die beiden miteinander führen.

Danach nimmt Bilgamesch Huwawa mittels einer List gefangen. Er sucht ihn auf und verspricht, ihm seine ältere Schwester als Frau und seine jüngere Schwester als Nebenfrau zu geben – ihn also auf diese Weise in seine Familie aufzunehmen -, wenn ihm Huwawa seine fürchterliche Waffe, den Schreckensstahl, aushändigt. Huwawa willigt ein. Danach gibt Bilgamesch vor, Huwawa auf die Wange küssen zu wollen und überwältigt ihn bei dieser Gelegenheit.

Gefangen und gebunden bettelt Huwawa um Freiheit und Leben. Bilgamesch will ihm beides großzügig gewähren, Enkidu aber spricht sich dagegen aus. Als Huwawa Enkidu daraufhin beschimpft, wird er von diesem getötet. Enkidu trennt Huwawa den Kopf ab und verwahrt ihn in einem Ledersack.

Als Bilgamesch und Enkidu das Haupt des Huwawa Enlil übergeben wollen, wird dieser zornig und tadelt die beiden wegen ihrer Freveltat. Welche Folgen die Tat für die beiden hatte, erfährt man nicht. Die magischen Kräfte, die dem Haupt Huwawas noch innewohnen, verteilt Enlil an die belebt und unbelebte Natur.



1) Gemeint ist jene Unsterblichkeit im Andenken der Menschen, die durch große Taten gewonnen wird.
2) Im sumerischen Text wird das Vokabel für ↗'Sklave' verwendet.


Literatur:
Otto Kaiser Hrsg. Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, 19 Bde, 1994 Gütersloh, Gütersloher Verlagshaus.



● Zum Inhaltsverzeichnis des Lexikons
MfG B.
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