03-12-2017, 22:03
(03-12-2017, 19:53)sanctus schrieb: Nein, genau anders herum. Das Gottesbild des "guten Gottes" macht es unmöglich, Regeln diesem Gott zuzuordnen, die dem Gottesbild widersprechen. Ich kann mich schlecht auf einen Gott berufen, der das Gute für die Menschen will, und dann im nächsten Moment einen Menschen töten oder das Haus von jemandem anstecken, der die "falsche" Konfession hat. Dann gilt es aber nicht, das Gottesbild so anzupassen, dass es mein Handeln legitimiert, sondern, dieses falsche Handeln zu unterlassen, weil es nicht im Einklang mit dem steht, was der Wille Gottes ist.
Ok, dann hatte ich dich wohl in der Tat falsch verstanden.
Nun ist es leider so, dass die "heiligen Schriften" (insbesondere Bibel und Koran) ja durchaus auch Stellen aufweisen, die Greultaten rechtfertigen, zumeist gegen Mitglieder außerhalb der eigenen Gruppe (Ungläubige oder Andersgläubige).
Während Gott also durchaus als absolut guter und lieber Gott für die Mitglieder der eigenen Glaubensgruppe angesehen wird, kann er sich gegenüber "Outsidern" als absolut böser Hinrichter erweisen (sowohl im Diesseits als auch im Jenseits).
Ich denke daher, dass es gar nicht unbedingt zu dem von dir gezeichneten Konflikt kommen muss (böse Taten mit gutem Gott vereinbaren zu müssen), da die "heiligen Schriften" ja recht eindeutig trennen zwischen "guten" und "bösen" Menschen.
Warum sage ich das? Nun, weil ich (wie schon einmal gesagt) nicht davon ausgehe, dass aktuell alle Menschen auf der Welt sich auf gewisse Grundwerte einigen könnten. So sieht der islamistische Fundamentalist in Gott ebenfalls einen guten Gott. Nur eben nicht für Andersdenkende. Für ihn wäre ein absolut notwendiger Grundwert die Akzeptanz des Korans als Grundlage gesellschaftlichen Lebens. Ein mitteleuropäischer Humanist jedoch hätte ganz andere Prinzipien, die er unbedingt vertreten wissen möchte. Die katholische Kirche ebenso. Hinzu kommen die ganzen unterschiedlichen politischen Meinungen.
Wie soll es da zu einem Konsens kommen, ohne auf einer gemeinsamen Grundlage? Ich habe hier eben die Vernunft vorgeschlagen, da sie gegenüber Religionen und Ideologien den Vorteil der guten Argumente auf ihrer Seite hat und vernünftiges Denken eine Fähigkeit (nahezu) aller Menschen ist.