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Eine Botschaft an junge Muslime in Europa
(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Es wird vor allem die 'Heiligsetzung' des Koran kritisiert, und schon als problematisch gesehen

Nicht die Heiligsetzung des Korans alleine, sondern jede Heiligsetzung (in Religionen, Ideologien).

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: , mit der Begründung, dass Menschen, die in einer Umgebung aufwachsen, in der der Koran als heilig gilt, anfälliger für radikale Kräfte wären.

Auch hier vereinfachst du unrechtmäßig.
Aber natürlich spielt die Erziehung mit rein. Wenn man beigebracht bekommt, dass es ein Buch gibt, welches den Willen Gottes repräsentiert und dies als immer gültige Wahrheit (was nun mal der Kern einer jeden Religion ist) lehrt, beeinflusst dies selbstverständlich das Denken von Menschen (wie sollte es auch anders sein, wir alle können nur auf das zurückgreifen, mit was wir einmal in Berührung gekommen sind). Wir sind nun mal stark geprägt von unserer Umwelt, Erziehung, Bildung etc.
Und wenn die Erziehung selbst (wie etwa in totalitären Gesellschaften) oder das Heilige (zb. der Koran) auch Schreckliches beinhalten, kann eben diese Heiligsetzung problematisch werden.
Würde diese Heiligsetzung gar nicht erst gelehrt werden, könnte darauf auch nicht so einfach zurückgegriffen werden. Wenn man aber von klein auf beigebracht bekommt, dass es unhinterfragbare Wahrheiten bzw. Heiligtümer gibt (Koran, Bibel, politische Schriften etc.) ist es schwierig diese Erziehung wieder abzulegen (bzw. es erfordert einen anstrengenden Prozess) und es besteht die Gefahr, dass dieses Denkmuster auch auf andere Gebiete übertragen wird.
Beim Koran kommt halt leider noch hinzu, dass er ja neben positiven Aussagen auch eine Reihe schrecklicher Passagen enthält. Und es ist nur legititm zu fragen, warum ausgerechnet die positiven Stellen als Wille Gottes verstanden werden sollen, die schrecklichen aber nicht, entstammen doch beide dem Heiligen (Koran bzw. Gottes Wort). Diese Frage ist absolut gerechtfertigt und ein junger unzufriedener Muslim (hier kommen natürlich dann die anderen Faktoren wie soziale Probleme mit hinein) der mit dem Denkmuster der Heiligsetzung aufgewachsen ist (also davon ganz selbstverständlich ausgeht. wie sollte er auch anders) wird sich diese Frage auch stellen und sich eventuell dann eher für die negativen Passagen entscheiden (die ja eben auch dem heiligen Text entstammen und genauso ernst genommen werden können, wie die positiven).
Daher ist die Heiligstzung selbst ein Problem (auch außerhalb des Islams natürlich).

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Die wirklichen Gründe für Radikalisierung liegen ganz woanders (da kommen dann auch die Schicksale, etc. ins Spiel).
Es hat auch niemand eine Monokausalität unterstellt.

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Auf so einer spekulativen Basis lässt sich die radikale Forderung an Muslime, von einer 'Heiligsetzung' abzusehen, nicht rechtfertigen.

Forderungen werden hier überhaupt nicht aufgestellt.

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Das ist für einen Muslim gefühlt nicht weit entfernt von einer Forderung, vom Islam abzulassen.

In der Tat werden das wohl einige so empfinden und daher auch so empfindlich auf Kritik reagieren.

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Das offensichtliche Verständnisproblem liegt hier aber m.E. schon in der Frage, was denn 'Heiligsetzung' bedeutet.

Nein, darin liegt das Problem nicht. Dass du dafür eine Privatdefinition hast ist ja bekannt. Ich habe aber ausführlich geschildert, was ich unter dem Begriff verstehe bzw. können wir uns hier schlicht dem gängigen Verständnis (bei Religionen) bedienen.
Heilige Schriften = Offenbarung Gottes = absolut verbindlich. Wolfgang Schluchter sagt: absoluter Verpflichtungscharackter. Man beachte hier bitte das "absolut".

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Ich habe aber den Eindruck, dass bei den Islamkritikern religiöse Glaubensaussagen gleich als allgemeine Tatsachenbehauptungen angesehen werden,

Immer die gleiche Leier. Und immer die gleiche Antwort: Nein, dem Islamkritiker ist bewusst, dass nicht alle Muslime alle Aussagen des Korans als Tatsachenbehauptungen ansehen.
Deine unterschwellige Behauptung jedoch, dass dies gar kein Muslim tut ist ebenso falsch.

Außerdem ist die eigentliche Frage doch: Ergeben sich Handlungsweisungen aus dem Koran? Wenn ja, wer bestimmt welche wortwörtlich genommen werden sollen und welche nur metaphorisch betrachtet werden sollen?
Offenbar wird diese Entscheidung oft durch äußere Einflüsse bestimmt. Im aufgeklärten Europa mit dem Hintergrund der Menschenrechte und dessen Menschenbildes werden es wohl eher die friedlichen und toleranten Teile sein. Im arabischen Raum zu oft die gewalttätigen. Die Entscheidung, welche Teile nun also direkt für das Zusammenleben dem Koran entnommen werden sollen, ergibt sich also offenbar nicht unbedingt aus dem Koran selbst. Da er aber beide Teile enthält, kann er auch für unterschiedliche Formen genutzt werden (positiv und negativ).

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: In der Folge habe ich in Sachen Koranverständnis den Eindruck, dass Islamkritiker Koranverse gleich als direkte Handlungsanweisungen für jeden Muslim sehen wollen.

Ich frage mich manchmal wirklich, in was für einer Welt eigentlich einige User leben? Die Koranverse (plus Hadithe) sind Handlungsanweisungen in einer ganzen Reihe von Staaten.
Der Islamkritiker möchte das mit Sicherheit nicht.

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Denn nur so ergibt sich erst wirklich das Problem mit Versen, die zu Gewalt anstiften.

Natürlich ergeben sich keine Probleme, wenn ich den Text nur metaphorisch betrachte. Nur machen das zum einen nun mal nicht alle. Zum anderen ist die Frage, warum ich derlei überhaupt tun sollte, wenn es sich doch um das direkte Wort Gottes handeln soll?

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Man kann durchaus den Koran als heiliges Buch ansehen, und dennoch nicht jeden Vers als wörtlich zu nehmende Handlungsanweisung sehen.

Genauso kann man aber auch jeden Vers als wörtlich zu nehmende Handlungsanweisung ansehen. Du wirst dich darum nicht kümmern und es lediglich als naiv abtun, in der realen Welt wird dies aber nun mal auch so gehandhabt. Und durch die Heiigsetzung wird es auch immer Personen geben, die dann das entsprechende daraus schlussfolgern.
btw: bei Märchen käme niemand auf die Idee, diese wörtlich zu nehmen, da diese nicht als Wort Gottes gelten.


(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Wieso sollte ein Muslim im Koran nicht auch historisch eingefärbte Geschichten sehen, die keineswegs wörtlich zu nehmende Handlungsbefehle enthalten, sondern mythologisch und im Kontext zu deuten sind?

Kann er doch machen. Du tust ja immer so, als ob ich da dagegen wäre.
Es wäre allerdings schon etwas komisch, wenn das direkte Wort Gottes (als solches wird der Koran doch verstanden) historisch eingefärbt sein soll. Aber den Anspruch, das direkte Wort Gottes zu sein, scheinst du ohnehin nicht zu beachten.

(09-12-2017, 01:12)Mustafa schrieb: Erfüllt das denn nicht schon die Forderung, dass Koran und Mohammed im Kontext der Zeit verstanden werden müssen?

Sicherlich. Nur müsste man sich dann halt vom Absolutheitsanspruch bzw. der Heiligsetzung (Koran = Gottes Wort) verabschieden. Denn man muss ja dann zugestehen, dass der Koran menschengemacht ist. Gott wäre draußen.
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