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Politische Bücher und Rezension
#16
Viel Wunschdenken, sehr große Teile der Welt und Gesamtbevölkerung bestehen nunmal
autoritär/diktatorisch bestimmt.
Recht kleine Gruppen bestimmen wo es langgeht.
Die erste athenische Demokratie war auch nicht besser.

Weggehen kann man oft auch nicht, selbst wenn man wüsste wohin.
Wobei ich jetzt verbreitet westlichem Denken nicht das Wort reden will,
man kann mit viel weniger glücklich leben wenn man keine künstliche erzeugten
Bedürfnisse hat.

Kulturelle Übereinstimmung ist fragil, nicht alle Moslems, Christen, Marxisten, Rotkommunisten oder sonst was vertragen sich.
Auch eine Frage der Zeit, im Mittelalter hat sich das damalige Reich durch eine einer gegen alle anderen
Kultur hervorgetan.

Selbstorganisation der allgemeinen Bevölkerung bestand so darin, auf welche Weide man die Kühe
heute treibt und Dorfleben.

Mit zunehmender Medienlandschaft führt das heute auch schon zu einem "information overflow",
der bei einigen durchaus das Verlangen nach vorgelebten , funktionierenden Strukturen
hervorruft, auch wenn sie nicht selbst organisiert sind.

Praktische Gründe spielen auch eine Rolle.

Kultur hat ja auch was mit Mentalität zu tun, wird zu oft als gemeinsames Gut vorrausgesetzt.
Lechzt nicht jeder nach Demokratie.

Viele Bevölkerungen kenn ja auch nicht Anderes als ihre Kultur.

Mit zunehmender Information stellt sich dann schnell mal raus, das die eigene, vorher hochgelobte, Kultur ganz schön Asche ist.
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#17
Bezieht ihr euch auf das Buch von Schmidt-Salomon oder auf was sonst? Für "Allgemeine" Traditionsschelte bitte neuen Thread aufmachen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#18
Wie die Ideologie des „freien Marktes“ zu (scheinbaren) Gewissheiten führt:
Meine Anmerkungen zum Buch von Naomi Oreskes und Erik M. Conway
„Die Machiavellis der Wissenschaft“,
Wiley VCH, Weinheim 2010 (Print-ISBN 978-3-527-41211-3)

Der übersetzte Titel des amerikanischen Originals trifft den Gegenstand des Buches weit treffender: „Das Netzwerk des Leugnens“.
Worum geht es?

Die meisten Probleme kennen wir: Tabakrauch, passiv mitrauchen, Verlagerung der „Verteidigung“ in den nahen Weltraum (SDI), saurer Regen, Ozonloch, Klimaerwärmung, Langzeitwirkung von Insektiziden und Medikamenten.
Als seinerzeit diese Themen aufkamen, handelte es sich um Warnungen von Wissenschaftlern, die die Wirkungen und Konsequenzen untersucht hatten, und zu beunruhigenden Ergebnissen gekommen waren. In allen Fällen waren die Ergebnisse einem peer-review-Verfahren unterzogen und bestätigt worden.

Was dann einsetzte, war in jedem einzelnen Fall eine Desorientierungskampagne, welche von einer Handvoll einflussreicher, aber pensionierter „Wissenschaftler“ gesteuert wurde. Die Hinweise und Bemerkungen wurde gezielt den Medienvertretern zugespielt und begeistert aufgegriffen, obwohl sie den erwiesenen Ergebnissen zuwider liefen. Warum?

Die Antwort findet sich im Schlusskapitel: Es ist angenehmer, den wirtschaftlichen Status quo zu konservierten und weiterhin Geld zu verdienen, anstatt es für teure Reparaturen oder Vermeidungsstrategien auszugeben. Das gut recherchierte Buch zeigt, wie einige wenige Leute in den USA und eine willige Öffentlichkeit einschließlich ihrer Meinungsmacher seriöse wissenschaftliche Erkenntnisse derart diskreditieren, dass „man“ (die Regierungen) möglichst nichts machen müssen.

Einige der Namen und Institute wird man sich merken müssen!

Die wichtigste Erkenntnis überhaupt: Der ideologisch hoch gehaltene „freie Markt“ funktioniert überhaupt nicht, wenn es um Meinungsmache geht, die der Trägheit des Denkens Raum verschafft.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#19
(29-08-2015, 21:49)Ekkard schrieb: Die Antwort findet sich im Schlusskapitel: Es ist angenehmer, den wirtschaftlichen Status quo zu konservierten und weiterhin Geld zu verdienen, anstatt es für teure Reparaturen oder Vermeidungsstrategien auszugeben. Das gut recherchierte Buch zeigt, wie einige wenige Leute in den USA und eine willige Öffentlichkeit einschließlich ihrer Meinungsmacher seriöse wissenschaftliche Erkenntnisse derart diskreditieren, dass „man“ (die Regierungen) möglichst nichts machen müssen.

Einige der Namen und Institute wird man sich merken müssen!

Die wichtigste Erkenntnis überhaupt: Der ideologisch hoch gehaltene „freie Markt“ funktioniert überhaupt nicht, wenn es um Meinungsmache geht, die der Trägheit des Denkens Raum verschafft.
Das Buch kenne ich nicht, die Schlussfolgerung ist aber supekt.
Es geht doch nicht darum eine optimal funktionierende Maschine Mensch zu schaffen der jedes
möglicherweise Schädliche vorenthalten werden muss.

Wer will schon einen Staat der einem minutiös vorschreibt was man geniesen darf und was nicht.
Dann kann man ja gleich den Klerus regieren lassen.
Gefährliche Sportarten die faszinieren , verboten, Kugelfisch , möglicherweise tödlich verboten.
Rauchen schädlich, verboten. Versammlungen in engen Räumen, Kirchen oder so, verboten, weil unzureichende Sauerstoffversorgung. Städte betreten verbote, zuviele Abgase.....
Ich will doch nicht im Labor leben.
Jeder hat sein Recht auf Rausch, durch Genuss, Bewegung, unsinniges Zeug, was aber einen Heidenspass macht, reiten zB.
Nach Statistik so gefährlich wie flüchten, ca. 12 Tote auf 1000 Aktive/Jahr. Flüchten auch sehr ungesund.
EIne spassfreie Welt ist tot.

Am besten wingsuit
"1. Wingsuit-Fliegen

Die mit Abstand gefährlichste Sportart der Welt: Bis zum Jahr 2013 haben sich weltweit nur rund 1000 Extremsport-Begeisterte mit fledermausähnlichen Anzügen und einem Fallschirm von Bergspitzen, Türmen und Wolkenkratzern gestürzt – knapp 50 von ihnen überlebten das nicht.
*http://eatsmarter.de/gesund-leben/news/achtung-die-9-gefaehrlichsten-sportarten-der-welt

Ich jedenfalls will optimal gut , nicht maximal gesund und lange leben wenn das in Krampf ausartet.
Statt was zu verbieten, sagen wir Rauchen, kann man doch besser versuchen den Genuss durch Züchtung von gesünderen Pflanzen zu rhalten.
Alles gleich verbieten ist ja nun typisch religiös, da alles festgelegt ist, braucht mans auch nicht ändern oder dran arbeiten.
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#20
Lee Smolin: „Im Universum der Zeit – Auf dem Weg zu einem neuen Verständnis des Kosmos“, DVA, ISBN 978-3-421-04575-1

Smolin beginnt mit einem einfachen Modell, das die Flugbahn eines Balles beschreibt. Im Schwerefeld der Erde „beschreibt“ der Ball eine „Wurfparabel“, die nur von den Anfangsbedingungen abhängt. Ist diese „Bahn“ erst einmal aus den Messdaten heraus entwickelt worden, dann spielt es keine Rolle mehr, dass der Ball in jedem Einzelfall eine zeitliche Bewegung ausführt. Die „Bahn“ ist ein zeitloses mathematisches Objekt geworden. Die ganze moderne Physik bildet Messergebnisse auf solche zeitlosen mathematischen Objekte ab.

Was geschieht aber, wenn man den ganzen Kosmos mit Hilfe eines mathematischen Objektes beschreiben will?


Bei diesem Versuch sieht sich die Kosmologie vor dem Problem, dass man kein isoliertes System mehr betrachten kann; denn „alles“ beinhaltet auch die kleinsten Wechselwirkungen. Am Beispiel des Ballwurfes ist es nicht mehr gleichgültig, wie die Gestirne, die Luftbewegung, lokale Massenverteilungen (Erde, Personen) und vieles andere gerade auf das Objekt einwirken. Und umgekehrt wirkt das Objekt auf alle anderen Objekte ein. Damit wird Trennung von Anfangsbedingung und fernerem Verlauf aufgehoben. Jede momentane Anordnung von Objekten im Kosmos wird zu einer neuen Anfangsbedingung für die folgende Entwicklung. Im Falle der „Wurfparabel“ ist es nicht mehr gleichgültig, welche Versuche bereits durchgeführt wurden, weil jeder Wurf den Kosmos ein Bisschen verändert – und damit die Anfangsbedingungen des nächsten Versuchs!

Die Folgen sind dramatischer, als die vorstehende Beschreibung klingt. Denn damit werden starre, auf ewig geltende Naturgesetze ausgehebelt. Sie unterliegen, ähnlich der Biologie, einer Evolution. Denn der augenblickliche Zustand des Kosmos wird zur Ursache der gerade geltenden Naturgesetze - und der Kosmos verändert sich!


Smolin holt im vorliegenden die Zeit wieder zurück in die Naturbeschreibung.

In einem Epilog zeigt Smolin darüber hinaus auf, dass derzeit zeitunabhängig formulierte ökonomische „Gesetze“ unser Schicksal in unzulässiger Weise bestimmen. Sie machen uns unfähig, die Angebot&Nachfrage-Regelung beispielsweise beim Klimawandel in geeigneter Weise zu steuern.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#21
Dalai Lama/Franz Alt: "Der Appell des Dalai Lama an die Welt"; Erste Auflage 2015, Benevento Publishing; ISBN 978-3-7109-5000-1 (ePub z. Z. kostenlos)
Der Appell umfasst 40 Seiten (ePub-Version) und besteht aus einem allgemeinen Teil und einem Interview mit Franz Alt. Die wichtigste Forderung besteht darin, dass Menschen lernen müssen, einander wie in einer großen Familie anzunehmen. Dazu gehören Mitgefühl, Güte, Versöhnlichkeit, Fürsorge und Aufrichtigkeit und Begegnung auf Augenhöhe zu entwickeln. In der Vergangenheit haben Religionsgemeinschaften intern für diese Art der Mitmenschlichkeit gesorgt. Aber nach Außen hin betonten sie die Differenzen und die doch so viel besseren eigenen Wertvorstellungen. Der Dalai Lama ist deshalb zunehmend davon überzeugt, dass sich die zuvor umrissenen ethischen Vorstellungen auch gänzlich ohne Religion entwickeln und leben lassen. Die sei vor allem wichtig bei globalen Gefahren und Problemen. Im übrigen sei diese Haltung allen Menschen angeboren und ginge erst während der Erziehung vor allem zu religiösen Vorstellungen verloren.
Der Dalai Lama spricht im Interview zahlreiche Themen an, zu denen auch Ergebnisse der Hirnforschung gehört, die manchmal nur am Rande mit seiner "säkularen Ethik" zu tun zu haben scheinen. Aber wenn die Frage z. B. auf unsere Aufgeschlossenheit/Engstirnigkeit, unser Prestigedenken und Beschränkung unserer Interessen auf die eigene Kleingruppe kommt, dann sieht man sehr schnell den fundamentalen Zusammenhang. Als ganz besonders schädlich (zersetzend) erweist sich jede Art des Fundamentalismus.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#22
Salman Rushdie: "Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte" (Roman), C. Bertelsmann, München, 2015, ISBN 978-3-570-10274-9
Salman Rushdie erzählt eine Liebesgeschichte, die über mehr als tausend Jahre geht. Eine Dschinnya, eine Dschinn-Prinzessin namens Dunia hat ein Faible für die Menschen und verliebt sich in den Philosophen Ibn Ruschd, eigentlich in dessen Intellekt. Aber sie gebiert ihm viele Kinder, die im Laufe der Zeit in die Welt hinaus ziehen und vom Erbe ihrer Mutter nichts wissen. Gegenspieler ist der Philosoph und Theologe Ghazali. Ibn Ruschd ist Vertreter der Vernunft, die seiner Meinung nach im Laufe der Zeit zunehmen wird, im Gegensatz zur Meinung von Ghazali, nach der die Menschen irgendwann alle zu Gott finden.
Viele Jahrhunderte vergehen. Ibn Ruschd und Ghazali sind längst zu Staub zerfallen, da reißt ein gewaltiger Sturm erneut Risse in unsere Welt. Märchenwelt und Realität treten in Verbindung, insbesondere dringen die Dschinn - und nicht nur deren edelmütige Vertreter in die Welt ein und vergiften die Beziehungen der Menschen untereinander.
Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte (Tausendundeine Nacht) lang herrschen Chaos und Mord. Die Aufrichtung von Dschinn-Reichen mit ideologischer Verblendung durch die dunklen Dschinn erinnern stark an Reiche der jüngeren Vergangenheit (Drittes Reich, IS-Kalifat).
Dunia zieht erneut in die Welt um die Menschen vor den dunklen Dschinn zu erretten. Dazu sammelt sie weltweit die Kindeskinder von ihr und Ibn Ruschd. Sie erweckt die ihnen innenwohnende Dschinn-Macht und überzeugt sie davon auf Seiten von Ordnung und Vernunft in den Kampf zu ziehen. Es ist nicht ganz leicht, in dieser Situation Menschen zu vernünftigem und logischen Handeln zu veranlassen, und es gelingt auch nicht so ganz. Zum Schluss neutralisieren sich die inzwischen zur machtvollen Königin im Dschinn-Reich aufgestiegene Prinzessin Dunia und die in die Welt eingedrungenen Dunklen Dschinn. Dunia opfert sich und verschließt nach 1001 Nächten des Chaos die Risse in der Welt. Immer wieder ergeben sich auch aufregende Liebesbeziehungen zwischen den Protagonisten.
Wer eine gelungene Science Fiction mit Dämonenphantasie liebt, kommt voll auf seine/ihre Kosten.
Für mich ein "tolles Buch"!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#23
Jürchen Tichy: Die verantwortungslose Gesellschaft, ISBN 978-3-86850-194-0 8 (tredition.de 2008)

Wir leben in einer Gesellschaft, deren Mitglieder für ihr Tun häufig jede Verantwortung von sich weisen oder schlimmer noch: gar nicht wahrnehmen. Das Buch geht den Ursachen nach und gibt Hinweise, wie ein Umdenken in die Wege geleitet werden kann.
Zunächst zu den Ursachen dafür, dass Verantwortung abgelehnt wird: Die freie Willensentscheidung wird abgelehnt; der Mensch wird – in Anlehnung an die Thesen Freuds – als Spielball seiner Triebe betrachtet; die frühkindlichen Entwicklung ist schuld; die Ablehnung von Erkenntnissen (ich habe es nicht gewusst); die Wahrheit ist unbequem oder kostspielig; Andere machen es auch; Lusterlebnisse ersetzen die Realität (Spaßgesellschaft, „DSDS“); Scheu von Richtern vor harten Sanktionen (Täter-Entschuldung).
Der Autor gibt eine Reihe höchst unterhaltsam wirkender Fallbeispiele, wie verantwortungsloses Verhalten nicht nur begangen, sondern von der Justiz und Öffentlichkeit recht wohlwollend geduldet wird.
Vielfach ist Verantwortungslosigkeit mit Machtstrukturen in unserer Gesellschaft verbunden. Die Verursacher und Nutznießer werden „keinen Finger krumm machen“, daran etwas zu verändern. Daher muss die Solidargemeinschaft dafür sorgen dass sich die Dinge ändern – und nicht der Bequemlichkeit halber wegsehen. Als Mittel, Verantwortliche nachhaltig an ihre Pflichten zu erinnern, sieht der Autor folgende Beispiele für solidarisches Handeln der Vielen:
Streik ohne gewerkschaftliche Absegnung; Kaufboykott insbesondere bei Firmen, die Leute ohne Not „freistellen“, Änderung der Steuergesetzgebung (Inlandsgewinne = Inlandssteuern!); Arbeislosigkeit von den Unternehmen komplett finanzieren lassen, Kosten für Sozialabbau den Unternehmen anlasten. Ich will auch nicht unterdrücken, dass der Autor für ein „bedingungsloses Grundeinkommen“ ist. Allerdings fördert dies allein die Mitverantwortung eher nicht.
Um zu erreichen, was das Buch will (mehr Wahrnehmung von Verantwortung gegen den Trend), brauchen wir Menschen, die ihre Gleichgültigkeit aufgeben und sich einbringen auch gegen Widerstände und bei Misserfolgen.

Die wohldurchdachten Thesen des Autors haben mich sehr beeindruckt. Stil und Ausdruck führen auch zu einem erheblichen Unterhaltungswert selbst an Stellen, die dem "inneren Schweinehund" zuwider laufen.
Klasse Buch - teilweise zeitlos!
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#24
Christian Schwägerl, Wie das Ich in den Kopf kommt  

GEO. Bewusstsein: Die Suche nach dem Ursprung des Ich (GEO eBook Single) (German Edition). GEO. Kindle-Version; mit Zusatzinfos und Literaturtipps

Einer der Hirnforscher verfolgt einen neuen Ansatz zum Verständnis des Ich-Bewusstseins: Giulio Tononi (Schlaf- und Bewusstseinsforschung an der Universität von Madison in Wisconsin), der mit Christof Koch (Allen Institute for Brain Science, Seattle) zusammen arbeitet, stellt das in der Wissenschaft sehr erfolgreiche Modell von den Details zur Synthese (Galilei-Prinzip) "auf den Kopf". Er geht davon aus, dass das Bewusstsein das einzig Reale für uns ist. Aber was ist es?

Ausgangspunkt ist das Geschehen im Schlaf, wobei sich Tiefschlaf ohne jedes Bewusstsein und Traumschlaf unterscheiden. Aber selbst im Tiefschlaf arbeitet das Gehirn völlig normal weiter, aber ohne die Konstruktion eines Bewusstseins. Das ist im Traum schon anders. Dort wird aus Erinnerungsfetzen eine scheinbare Außenwelt konstruiert, in der wir uns zu bewegen und die wir zu erleben scheinen.

Das wesentliche Stichwort ist: "Konstruktion". Das Gehirn konstruiert aus Erinnerungen eine Welt und verknüpft dies mit sich selbst. Sie "integriert" alle Information zu einer solchen Konstruktion, die sich unter anderem auch mit sich selbst beschäftigen kann.

„Wir träumen eigentlich immer“, sagt er. „Wenn wir wach sind, träumen wir einfach nur gut genug, um in einer Umwelt zu überleben, deren objektive Beschaffenheit wir mit Sicherheit nicht erfassen können.“

Im Gegensatz zu einer Digitalkamera werden die auf uns einströmenden Informationen auf vielfältige Weise miteinander zu einem Erlebnis verknüpft (Beispiel ein Baum + Rindentextur + Blätterrauschen + Grüntöne + Eichhörnchen + Himmel + Duft + ... + unsere Gefühle beim Betrachten). Die Informationen strömen auf das Bewusstsein ein, verändern es und veranlassen uns weitere Informationen einzuholen und hinzu zu fügen.

Der ganz große Haken an der Sache ist, dass "integrierte Information" (vernetzte Information, subjektives Erleben) nicht nur in lebenden Gehirnen auftreten kann, sondern ganz allgemein in Systemen wie "Wald", "See", "Atmosphäre", "Tier(e)", "Internet", die hinreichend komplex organisiert sind. Wir werden allerdings nie erfahren, wie es sich anfühlt, eine Eule zu sein.

Es wird diskutiert, wie sich ein solcher Panpsychismus naturwissenschaftlich und philosophis handhaben lässt, nachdem man ihn im 19. Jahrhundert ins Gruselkabinet der Esoterik verbannt hat. Allerdings ist "integrierte Information" (Komplexität) im Grunde abzählbar, selbst wenn dabei riesige Zahlen heraus kommen. Tononi hat sich auch bereits ein Maß ausgedacht, das Phi (griechischer Buchstabe).

Je mehr Phi, umso komplexer ist der Bewusstseinszustand. Der ist beim (wachen) Menschen am höchsten bei allem anderen niedriger, 0 bei einem Haufen Sand Icon_lol
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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