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Normale Version: Spiritualität
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(10-01-2021, 19:05)eddyman schrieb: [ -> ]
(10-01-2021, 17:39)Geobacter schrieb: [ -> ]Das Phänomen der "fanatischen Spiritualität" ist auf bio-psychischer Ebene schon etwas Icon_lol komplexer. https://de.wikipedia.org/wiki/Nichtdeter...Experiment

Ne, also ich finds ehrlich gesagt nicht komplexer, eher billig, was Du hier vorbringen möchtest.

Billig ist ein Frage des jeweils eigenen geschmacklichen Werturteils.. Ich persönlich finde es höchst interessant, welche einfachen und ziemlich leicht auszutricksenden Bio-logischen Hintergrund-Prozesse auf die Komplexität unserer "Spiritualität" einwirken. Ist ja nicht so, dass das ganze Zusammenspiel unsere "Hormonkreislaufes" nur davon abhängt, welchen "Wert" wir ihm beimessen. Heutzutage kann man das alles auch aus einer ganz anderen Perspektive betrachten.

Wir wissen inzwischen ja, dass es auch viele organische Ursachen gibt, welche in Frage kommen könnten, wenn es  bezüglich "gesunder Spiritualität" nicht so richtig klappt.
Und selbstverständlich ist hier in diesem Zusammenhang auch zu erwähnen,@eddyman, dass es immer ein bisschen weht tut, wenn unsere "heheren Werte",  an Hand derer wir selbst den Wert unser eigenes Selbstideals begutachten, in den Augen anderer nicht von gleicher Bedeutung und von selbem Rang sind wie für uns selber. Aber daran müssen wir uns halt langsam gewöhnen. In Zukunft wird "die Forschung" noch viel mehr darüber herausfinden, wie "albern" (gottgleich) wir uns oftmals selbst überschätzen.
(10-01-2021, 21:14)Sinai schrieb: [ -> ]Reden wir nicht lange um den heißen Brei herum.
Hier im Forum gibt es zwei Meinungen:
1.) Der Mensch hat eine von Gott gegebene Seele
2.) Der Mensch ist ein hochentwickelter Affe

Da die Evidenz fuer Punkt 2 sehr gut ist, sollte man auch als Glaeubiger solche kuenstlichen Gegensaetze gar nicht erst aufstellen. Es muesste eigentlich fuer jedermann offensichtlich sein, dass diese beiden Poistionen keine Widersprueche darstellen; zumindest theoretisch koennten beide Punkte richtig sein. Und fuer irgendeine Form von Spiritualitaet ist sowieso Platz, selbst fuer jemanden, der Punkt 1 fuer ueberfluessig haelt.
Gefährlich - wie wir schon gesehen haben . . .
Wenn davon ausgegangen wird, daß das mit der gottgegebenen Seele bloß ein Märchen wäre und daß der "Mensch" in Wahrheit bloß ein hochentwickelter Affe sei

Um 1880 konnte man noch so lästern (Nietzsche & Co) - aber 50 Jahre später verging vielen das Lachen
Wahrheiten richten sich nicht danach, was Menschen daraus zu machen in der Lage sind.

Ausserdem bist Du immer noch auf diesem "entweder/oder"-Trip. Der ist vollkommen unnoetig. Spiritualitaet ist offensichtlich auch nicht an den judaeo-christlichen Mythos gebunden.
(11-01-2021, 00:55)Ulan schrieb: [ -> ]Spiritualitaet ist offensichtlich auch nicht an den judaeo-christlichen Mythos gebunden.


Der Bereich außerhalb der Bibel ist allerdings höchst inhomogen.
Das reicht von germanischer Mythologie bis zu Voodoo

Es fällt mir schwer, den Totenkult des ägyptischen Alten Reiches, den Baalskult des antiken Orient, die altgriechische Mythologie, die altgermanischen Vorstellungen, Tibet, altes China, Voodoo unter einem Begriff wie etwa "Spiritualität" zu subsumieren
Der Begriff beschreibt ja nur einen Aspekt von Religion, und den findet man halt an vielen Orten. Wobei Religion nicht mal unbedingt Spiritualitaet beinhaltet. Man kann auch religioes sein ohne irgendwelche spirituellen Neigungen. Das gilt auch fuer die umgekehrte Konstellation.
(11-01-2021, 03:44)Ulan schrieb: [ -> ]Der Begriff beschreibt ja nur einen Aspekt von Religion, und den findet man halt an vielen Orten. Wobei Religion nicht mal unbedingt Spiritualitaet beinhaltet. Man kann auch religioes sein ohne irgendwelche spirituellen Neigungen.


Klassisches Beispiel Sadduzäer



(11-01-2021, 03:44)Ulan schrieb: [ -> ]Das gilt auch fuer die umgekehrte Konstellation.

Dies ist zumindest vorstellbar. Abergläubische Leute die im Wald hausten
(11-01-2021, 05:02)Sinai schrieb: [ -> ]Dies ist zumindest vorstellbar. Abergläubische Leute die im Wald hausten

Du denkst viel zu weit weg vom Threadthema. Spiritualitaet ohne Religion ist gerade in unserer modernen Zeit ein stark wachsendes Phaenomen in der westlichen Gesellschaft. Und dabei geht's keineswegs nur um das "im Wald Hausen".

Der Begriff Aberglaube dagegen ist letztlich subjektiv. Praktisch ist der Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube eigentlich kaum gegeben, denn Aberglaube wird immer von denen definiert, die etwas anderes glauben. Die fruehesten Beispiele fuer den Gebrauch des Begriffs, die mir gelaeufig sind, findet sich in roemischen Texten, in denen das Christentum als einer der schlimmsten Aberglauben ihrer Zeit bezeichnet wird, was eines verantwortungsvollen, religioesen Menschen unwuerdig ist.

Was Spiritualitaet angeht, musst Du schon woanders hinschauen. "New Age"-Bewegungen aller Couleur gehoeren natuerlich auch dazu.
(10-01-2021, 23:48)Sinai schrieb: [ -> ]Gefährlich - wie wir schon gesehen haben . . .
Wenn davon ausgegangen wird, daß das mit der gottgegebenen Seele bloß ein Märchen wäre und daß der "Mensch" in Wahrheit bloß ein hochentwickelter Affe sei..

"Die Seele" ist des Menschen sein ganz persönliches genetisches Programm und in dem alle Grundlagen seiner ganz individuellen Wesensnatur und somit auch seine spirituelle Veranlagung enthalten sind.

Gefährlich wird es, wenn Menschen unbedingt glauben wollen, dass ihnen diese ihre Seele von einem heheren transzendenten Wesen persönlich zugewiesen wurde, welches sich dem menschlichen Verstand entziehe und sie damit zu besonderen Auserwählten und überlegenen Wissenden mache. Solche spirituellen Allüren sind sogar extrem gefährlich.
(11-01-2021, 06:31)Ulan schrieb: [ -> ]Der Begriff Aberglaube dagegen ist letztlich subjektiv. Praktisch ist der Unterschied zwischen Glaube und Aberglaube eigentlich kaum gegeben, denn Aberglaube wird immer von denen definiert, die etwas anderes glauben. Die fruehesten Beispiele fuer den Gebrauch des Begriffs, die mir gelaeufig sind, findet sich in roemischen Texten, in denen das Christentum als einer der schlimmsten Aberglauben ihrer Zeit bezeichnet wird, was eines verantwortungsvollen, religioesen Menschen unwuerdig ist.


Da mußt Du viel weiter zurückgehen. Bereits Adam und Eva saßen einem Aberglauben auf, nämlich dem, daß sie durch ihr Handeln sehend würden, wie Gott würden, und Gut und Böse erkennen würden

Auch die Erbauer des Turms von Babel saßen einem Aberglauben auf

Die Bibel berichtet von zahllosen Fällen!

Oder die Errichtung der "Heiligen Pfähle", von denen in den Büchern der Richter und Könige berichtet wird.
"Israel und Juda mißachteten Gottes ausdrückliches Gebot, keine heiligen Säulen und keine heiligen Pfähle aufzustellen. Sie errichteten sie „auf jedem hohen Hügel und unter jedem üppigen Baum“ neben den Altären, auf denen sie opferten." Heiliger Pfahl jw.org
Anmerkung: Ich habe absichtlich aus jw.org zitiert (Bibellexikon der Zeugen Jehovas), damit hier keine Quelle verwendet wird, die irgendeiner als "etablierte Kirche" desavouierte Schrift entstammt
(11-01-2021, 10:01)Geobacter schrieb: [ -> ]Gefährlich wird es, wenn Menschen unbedingt glauben wollen, dass ihnen diese ihre Seele von einem heheren transzendenten Wesen persönlich zugewiesen wurde


Genau das Gegenteil ist bekanntlich der Fall! Gerade in Regimes, die auf einer "Weltanschauung" beruhten, die die Existenz der Seele leugneten, kam es zu gewaltigen Massenmorden
(10-01-2021, 20:36)Ulan schrieb: [ -> ]… selbst wenn eine naehere Untersuchung zum Ergebnis fuehren wuerde, dass da kein kausaler Zusammenhang besteht. Dafuer gibt es viele Beispiele im menschlichen Verhalten.

(10-01-2021, 22:26)Geobacter schrieb: [ -> ]In Zukunft wird "die Forschung" noch viel mehr darüber herausfinden, wie "albern" (gottgleich) wir uns oftmals selbst überschätzen.

Wir haben überhaupt keine "Untersuchungen" oder "Forschung" in diese Richtung, haben wir nie gehabt, hat uns auch nie sonderlich interessiert! Wenn aber Forschung betrieben wurde, v.a. die Yogis in Indien sind da zu nennen, und die innerlichen Mechanismen zutage treten, dann kann man anhand dieser Erkenntnisse ein System oder eine Technologie ("Tantra") entwickeln. Das ist erstmal etwas neutrales, es hängt davon ab, wofür man sie verwendet, wie auch bei jeder äußerlichen Technologie. Man kann sie also auch dafür einsetzen, um in Bereiche vorzudringen, die spiritueller Natur sind. Natürlich sind dafür bei einem Menschen umfassende Voraussetzungen nötig, aber dieser Ansatz war mir zumindest völlig neu. Wir haben vom christl. Kontext her von haus aus den Eindruck, man muss etwas glauben, und der Glaube bewirkt dann etwas. Die indischen "Ingenieure" zeigen aber, dass man Religion auch rein technisch angehen kann, d.h. die Wirkung ist unabhängig vom persönlichen Glauben, sie tritt bei jedem ein, der die Technik entsprechend anwendet. Genauso wie jeder Autofahren kann, der eine entsprechende Schulung erhalten hat. Das war für mich gewöhnungsbedürftig zu akzeptieren. Dem musste ich aber nach eigenem Ausprobieren zustimmen. Und es kann gut sein, dass es die vielleicht zeitgemäßeste Darstellung von Religion ist.
@geobacter
Ich sehe die Anmaßung eher darin, dass wir diese innere Dimension nicht einmal anerkennen wollen.
(11-01-2021, 15:54)eddyman schrieb: [ -> ]Wenn aber Forschung betrieben wurde, v.a. die Yogis in Indien sind da zu nennen, und die innerlichen Mechanismen zutage treten, dann kann man anhand dieser Erkenntnisse ein System oder eine Technologie ("Tantra") entwickeln.


Ja, Gewiß. Aber nicht nur die Jogis in Indien sind da zu nennen, sondern Jogis in ganz Südasien, Südostasien, Ostasien !

Der sicherste Weg ist der allerdings seit der Meiji-Zeit verbotene Weg des 即身仏
Letzte bekannte Anwendung war 1903 - und das war in einem abgeschlossenen buddhistischen Tempel und wurde erst nachträglich bekannt.
Ob es noch im Geheimen ausgeübt wird, weiß natürlich niemand

Man darf nicht vergessen, daß ab 1868 Japan eine dominante Macht war (Kauf einer modernen Kriegsflotte aus britischen Werften) und ganz Südostasien missionierte

Da blieben wohl verdeckte Ableger bestehen

Siehe auch: Sokushinbutsu - Wikipedia

Gundi

Laut Wikipedia ist Spiritualität die Suche bzw. Hinwendung zu einer transzendenten Wirklichkeit.
Imho kann man Spiritualität aber auch allgemeiner als ein Bewusstsein dafür verstehen, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Das größere Ganze kann dabei eine transzendente Wirklichkeit sein, aber auch anderes. So kann die Vorstellung darüber, als Mensch Teil des unglaublich riesigen Universums zu sein, mit all ihren Phänomen und komplexen Wirkmechanismen auch bei ganz rationale Menschen spirituelle Gefühle auslösen (der bekannte Blick in den Sternenhimmel). Oder die Vorstellung, Teil einer milliardenjahre alten Entwicklungsgeschichte des Lebens zu sein und ein Bewusstsein dafür zu haben, dies zu begreifen. Es ist dann ein Erstaunen über die Welt einhergend mit einer gewissen Demut, dies alles mit unseren menschlichen Maßstäben gar nicht richtig fassen zu können.
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