30-10-2021, 15:56
bereinigt, wie angekündigt.
Es kann einer z.B. (wie einst der immaterialistisch denkende G. Berkeley) sagen/denken:
Alles, was existiert, sind Geist und Ideen.
>> Esse est percipi << (lat. Sein ist Wahrgenommenwerden), Prinzip aus der Erkenntnismetaphysik von
G. Berkeley, das folgendermaßen begründet und hergeleitet wird:
Wenn »wahrgenommenes Ding« nichts anderes als »Komplex von Ideen im Geist des Wahrnehmenden« bedeutet, dann besteht das Sein der Dinge in ihrem Wahrgenommenwerden, d.h. ihr esse ist ihr percipi, oder anders ausgedrückt: Das Sein der Dinge besteht in ihrer Wahrnehmbarkeit. Nach Ansicht Berkeleys kann dies von jedem intuitiv erkannt werden, der darauf achtet, was unter »Existieren« bei dessen Anwendung auf sinnliche Dinge zu verstehen ist. Die Existenz eines Vorstellbaren ist die Vorstellung oder Wahrnehmung. Alle Dinge sind Wahrnehmungsgegenstände, d.h. sie haben ihr Sein im Bewusstsein. (Metzler Lexikon Philosophie - Spectrum.de)
>> Ideen speisen sich aus den Erscheinungen in der Außenwelt, welche als "materiell" bezeichnet werden, in Wahrheit (nach Berkeley) aber nichts als Gruppen von Ideen, welche völlig passiv sind. Sie begleiten sich zwar in bestimmten Regeln und Wiederholungen oder folgen aufeinander. In Wirklichkeit ist aber keine Idee die Ursache irgendeiner anderen - bringt keine etwas hervor. Die eigentliche Aktivität und Ursächlichkeit entsteht durch Geist und Willen.
Berkeley unterscheidet hier nochmal die Aktivität des menschlichen vom göttlichen Geist. Der englische Denker beharrte darauf, dass er aus zwei Gründen auf seiner Unterscheidung von Täuschung und Realität festhält:
Vom Standpunkt des Wahrnehmenden aus stellen die von uns so bezeichneten "wirklichen Dinge" eine Unterklasse von Ideen dar, die von einer anderen Unterklasse, zu der versch. Arten von "Chimären und Täuschungen" der Fantasie gehören, durch 3 Merkmale unterschieden sind:
Die ersteren ("sinnliche Ideen") sind unabhängig vom Willen des Wahrnehmenden, die letzteren nicht; die ersteren sind >> kräftiger, geordneter, zusammenhängender << als die letzteren; und schließlich haben die ersteren eine gewisse Beständigkeit, Ordnung und Zusammenhang <<, d.h., sie "erscheinen" in Übereinstimmung mit den festen Regeln, die wir als Naturgesetze bezeichnen.
So könnten z.B. Ideen in ihrer Existenz zwar kausal abhängig vom denkenden Geist sein, würden aber nicht durch das Perzipiertwerden konstituiert und wären mehr als geistige Inhalte oder Bewusstseinszustände.<< (J.L. Mackie)
Solches kann natürlich in diesem Rahmen nicht vollständig bearbeitet werden, soll aber als "Anregung" dienen, um zu verstehen, was man darunter verstehen kann, wenn man deutend sagt:
Ideen wären in ihrer Existenz zwar kausal abhängig von denkenden Menschen, würden aber nicht durch das Perzipiertwerden konstituiert (ins Leben gerufen) werden und wären mehr als nur geistige Inhalte oder Bewusstseinszustände.
Ganz einfach gesagt: Der Baum, den wir sehen, hat eine von unserem Geist völlig unabhängige Existenz, ist auch nicht durch unser Denken ins Dasein gebracht und im Dasein erhalten. Unsere Wahrnehmung kann ihn also nur als real unterschiedenen Gegenstand "wahr-nehmen".
Nun besteht aber die WELT ja nicht nur aus unserer "WAHR-NEHMUNG", oder aus der jedes einzelnen Wahr-Nehmenden, sondern eben auch aus der Welt der Ideen und Vorstellungen.
>> So kann sich zwar ein gläubiger Mensch einen Gott vorstellen, der mächtig, aber nicht notwendigerweise allmächtig ist; und obwohl "wirkliche Dinge" vollständig von seinem Willen abhängen, könnte dem menschlichen Geist doch ein ordentliches Maß an Unabhängigkeit zukommen. Und obwohl göttliche "Weisheit und Güte" durch die bewundernswerte Ordnung der "wirklichen Welt" bezeugt werden, muss ER deswegen doch nicht allgütig sein. << (J. L. Mackie)
Gruß von Reklov