25-11-2022, 16:49
einer der geschätzten mituser vertritt die ansicht, es gebe neben der "alltags-wahrheit" auch noch eine "philosophische wahrheit", die angeblich schon aristoteles vertreten habe. demnach sei "wahr" nur, was seit je und in alle zukunft überall gleich im sinne von unveränderbar ist. und impliziert, es handle sich dabei um eine eigentliche, höhere wahrheit (als die "alltags-wahrheit"), sei dieser damit an bedeutung überlegen, weil eben unverrückbar und ewig gültig, frei von jeglichen voraussetzungen - währenddessen die "alltags-wahrheit" ja nur "leere richtigkeiten" wiedergeben könne
nun, ich bin kein philosoph. man möge mir daher einschlägiges unwissen nachsehen, aber ihm doch abhelfen durch geduldiges und vorwurfsfreies aufklären des jeweiligen defizits und - vor allem - erklären dessen, was ich noch nicht weiß oder angeblich nicht bzw. falsch verstanden habe. als voraussetzung dafür muß ich mich aber natürlich erst mal selbst erklären, also das, wovon ich eigentlich rede (um definitorische klarheit ersuche ich auch meine mitdiskutanten - wir wollen hier ja nicht so end- wie sinnlos aneinander vorbeireden)
mit "alltags-wahrheit" meine ich faktizität einer aussage. überhaupt ist "wahrheit" das mögliche attribut einer aussage über einen sachverhalt, nicht des sachverhalts per se. scheint heute mittag an meinem wohnort die sonne, ist die aussage "heute mittag scheint hier die sonne" wahr ("heute mittag scheint hier nicht die sonne" wäre nicht wahr). deshalb kommt aber weder der uhrzeit noch dem geografischen ort noch der sonne oder deren "scheinen" (strahlungsemission) ein wahrheitswert zu, der dann ja auch noch je nach aussage darüber ein verschiedener sein müßte
derlei "alltags-wahrheit" ist in ihrer gültigkeit immer zeitlich und örtlich begrenzt, schon weil sich ja alle dinge mit zeit und ort verändern (mal mehr, mal weniger). eine aussage wie "die sonne scheint" kann also in bezug auf ihren wahrheitsgehalt gar nicht bewertet werden, ohne den kontext zu kennen. welcher sich, zugegeben, im allgemeinen sprachgebrauch oft selbst wieder aus dem kontext ergibt und nicht explizit ausgeführt wird. in einem bericht meinerseits über das, was ich heute mittag gemacht habe, ist "die sonne scheint" klar zu erkennen als "heute mittag scheint hier die sonne" - in einem z.b. songtext nicht, ihn auch nur auf "wahrheit" zu prüfen ergäbe keinen sinn
worauf aber soll sich diese "philosophische ("aristotelische") wahrheit überhaupt beziehen?
auf (aussagen über) reale dinge schon mal nicht, denn die, wie gesagt, ändern sich alle in der raumzeit. wenn die realität wegfällt, bleiben nur noch die irrealität, transzendenz und wunschdenken - also "der glaube". womit wir bei der prüfung von "wahrheit" sind
einer aussage kann nur wahrheitswert zuerkannt werden, wenn sie auf faktizität geprüft wurde. vor gericht nennt sich das auch "wahrheitsfindung". die wahrheit gilt nicht bereits als gefunden, sobald nur irgendjemand etwas aussagt - es muß schon plausibel sein, also glaubwürdig, wenn es nicht überhaupt durch mehr als bloß die aussage belegt wird
aber glaubensaussagen? die können nicht geprüft werden - deswegen heißen sie ja auch so. man muß sie glauben (oder läßt das halt), man kann sie nicht prüfen
der verweis auf eine (höhere) "philosophische wahrheit" ist somit nur ein weiterer (und beschämend leicht durchschaubarer) versuch, irgendwelche postulate (und seien sie völlig aus der blauen luft gegriffen) als unangreifbar darzustellen und anderen zur absoluten observanz zu oktroyieren
ich halte es da lieber mit wittgenstein als mit angeblich aristoteles (wenns denn so ist): wovon man nicht reden kann, davon soll man schweigen. und verstehe dabei unter "reden" nicht "predigen" (das wäre auch jedes philosophen unwürdig), sondern begründen, erklären, argumentieren
zum völlig willkürlichen zuschreiben des attributs "wahr" auf dafür gar nicht geeignete objekte (stichwort wieder mal: kategorienfehler) folgendes beispiel:
nun, ich bin kein philosoph. man möge mir daher einschlägiges unwissen nachsehen, aber ihm doch abhelfen durch geduldiges und vorwurfsfreies aufklären des jeweiligen defizits und - vor allem - erklären dessen, was ich noch nicht weiß oder angeblich nicht bzw. falsch verstanden habe. als voraussetzung dafür muß ich mich aber natürlich erst mal selbst erklären, also das, wovon ich eigentlich rede (um definitorische klarheit ersuche ich auch meine mitdiskutanten - wir wollen hier ja nicht so end- wie sinnlos aneinander vorbeireden)
mit "alltags-wahrheit" meine ich faktizität einer aussage. überhaupt ist "wahrheit" das mögliche attribut einer aussage über einen sachverhalt, nicht des sachverhalts per se. scheint heute mittag an meinem wohnort die sonne, ist die aussage "heute mittag scheint hier die sonne" wahr ("heute mittag scheint hier nicht die sonne" wäre nicht wahr). deshalb kommt aber weder der uhrzeit noch dem geografischen ort noch der sonne oder deren "scheinen" (strahlungsemission) ein wahrheitswert zu, der dann ja auch noch je nach aussage darüber ein verschiedener sein müßte
derlei "alltags-wahrheit" ist in ihrer gültigkeit immer zeitlich und örtlich begrenzt, schon weil sich ja alle dinge mit zeit und ort verändern (mal mehr, mal weniger). eine aussage wie "die sonne scheint" kann also in bezug auf ihren wahrheitsgehalt gar nicht bewertet werden, ohne den kontext zu kennen. welcher sich, zugegeben, im allgemeinen sprachgebrauch oft selbst wieder aus dem kontext ergibt und nicht explizit ausgeführt wird. in einem bericht meinerseits über das, was ich heute mittag gemacht habe, ist "die sonne scheint" klar zu erkennen als "heute mittag scheint hier die sonne" - in einem z.b. songtext nicht, ihn auch nur auf "wahrheit" zu prüfen ergäbe keinen sinn
worauf aber soll sich diese "philosophische ("aristotelische") wahrheit überhaupt beziehen?
auf (aussagen über) reale dinge schon mal nicht, denn die, wie gesagt, ändern sich alle in der raumzeit. wenn die realität wegfällt, bleiben nur noch die irrealität, transzendenz und wunschdenken - also "der glaube". womit wir bei der prüfung von "wahrheit" sind
einer aussage kann nur wahrheitswert zuerkannt werden, wenn sie auf faktizität geprüft wurde. vor gericht nennt sich das auch "wahrheitsfindung". die wahrheit gilt nicht bereits als gefunden, sobald nur irgendjemand etwas aussagt - es muß schon plausibel sein, also glaubwürdig, wenn es nicht überhaupt durch mehr als bloß die aussage belegt wird
aber glaubensaussagen? die können nicht geprüft werden - deswegen heißen sie ja auch so. man muß sie glauben (oder läßt das halt), man kann sie nicht prüfen
der verweis auf eine (höhere) "philosophische wahrheit" ist somit nur ein weiterer (und beschämend leicht durchschaubarer) versuch, irgendwelche postulate (und seien sie völlig aus der blauen luft gegriffen) als unangreifbar darzustellen und anderen zur absoluten observanz zu oktroyieren
ich halte es da lieber mit wittgenstein als mit angeblich aristoteles (wenns denn so ist): wovon man nicht reden kann, davon soll man schweigen. und verstehe dabei unter "reden" nicht "predigen" (das wäre auch jedes philosophen unwürdig), sondern begründen, erklären, argumentieren
zum völlig willkürlichen zuschreiben des attributs "wahr" auf dafür gar nicht geeignete objekte (stichwort wieder mal: kategorienfehler) folgendes beispiel:
(25-11-2022, 15:53)petronius schrieb: [ -> ](25-11-2022, 15:10)Reklov schrieb: [ -> ]jeder ist ja "hell" genug, um sich etwas vorzustellen, was an jedem Ort und zu jeder Zeit "wahr" ist
...
unter Berücksichtigung menschlicher Beschränktheit kann man dazu anmerken:
"Atome und Raum" können hier als "Beispiel" dienen: die genannten Begriffe können (so weit unsere Teleskope es "blicken" können) als überall und zu jeder Zeit gedacht werden...
denken kannst du dir alles...
aber was soll das mit "wahrheit" zu tun haben?