Beitrag #10
(01-09-2023, 12:21)Reklov schrieb: [ -> ] (31-08-2023, 20:28)Sinai schrieb: [ -> ]Schiller war nur ein prominentes Beispiel das ich brachte, um die damalige Goldene Studentenzeit, die bis zu den gesellschaftlichen Verwerfungen durch die durch den Liberalismus hervorgerufene Industrialiserung ab 1870 dauerte - mit der heutigen Studentenschaft zu vergleichen.
Zur Zeit von Schiller wurde man mit 21 promoviert - und heute befinden sich 3 Millionen Studenten an deutschen Universitäten !!!
Das klingt nach Abstellgleis für eine ganze Generation
Hallo Sinai,
heute müssen Studenten:innen weit mehr Stoff in ihrem Fach aufnehmen/erlernen, als es zu Zeiten Schillers nötig war! - Der Geheimrat W. Goethe konnte z.B. deswegen auch als einer der letzten Universalgelehrten durchs Leben gehen. - Das Heute kennt nur die sog. Spezialisten, welche im Idealfall mit ihrem Wissen auch ihren Lebensunterhalt gut bestreiten können.
Ein Studium darf/sollte aber nicht nur als Möglichkeit zum Gelderwerb betrachtet werden, sondern als ein Vertiefen von speziellem Fachwissen, welches die Studierenden bewegt und interessiert. Weil dabei aber auch ein Teil des menschlichen Bewusstseins geschärft wird, ist ein Platz an einer Universität auch keinesfalls mit einem Abstellgleis zu vergleichen. Davon mal abgesehen, - der nach Wissen strebende Mensch war und ist stets weit mehr, als nur ein nützlicher Arbeitnehmer in einer Produktionsgesellschaft!
Ein Wechsel von einem Studienfach zu einem völlig anderen ist übrigens nicht so außergewöhnlich, sondern markiert die Biografie von vielen Menschen.
Gruß von Reklov
Hallo Reklov - Du hat ja recht, dass ein Studium nicht nur als Möglichkeit zum Gelderwerb anzusehen ist, es ist die höchste Stufe der Bildung und soll neben Fachwissen auch sehr stark den Charakter des Menschen formen. In der Mehrzahl der Fälle gelingt das auch. Ja, deiner Argumentation kann man prinzipiell folgen. Goethe war noch ein Universalgelehrter.
Wie dem auch sei - die seelische, psychische, hormonelle (Pubertät), körperliche (Beginn des Bartwuchses) Entwicklung des jungen Mannes bis 30 hat sich in den letzten 200 Jahren nicht geändert.
Es ist schön und ehrenvoll, bis 21 Jahre - so wie der junge Schiller - auf der Hochschule zu studieren. Man ist in guter Gesellschaft von anderen gebildeten Scholaren, hört interessante Vorlesungen von manchmal kauzigen Professoren, lächelt über die Handwerker und deren üppiges Essen und genießt als Kennzeichen des Studenten das karge Käsebrot, nimmt viel Wissen auf und reift heran.
Aber irgendwann muss Schluss damit sein!
Schiller erhielt mit 21 den Doktorgrad. Klar ist das medizinische Wissen seither explodiert (Organische Chemie, Entdeckung der Hormone, Genforschung, Elektrizität, Röntgen, UV-Licht, Magnetresonanz, Computertomographie, Blutgruppen, Rhesusfaktor, Anatomie bis ins letzte Detail, Medizinethik, Medizinrecht und vieles mehr) - aber das kann doch nicht ad infinitum in der
unbezahlten Freizeit des Studenten geschehen!
Ist ja klar, dass die Bevölkerung Interesse hat, den Studenten alles mögliche an Lernstoff reinzubuttern - aber mit 21 gehört promoviert, und dann soll der junge Doktor dafür bezahlt werden, dass er diese WEITERBILDUNG IM INTERESSE DER ALLGEMEINHEIT macht. Und er soll eine kostenlose staatliche Wohnung bekommen und die Möglichkeit haben zu heiraten, und eine Familie zu gründen. Und wenn die Familie wächst, soll er eine entsprechend größere Wohnung kostenlos erhalten. Bei den Flüchtlingen hat man ja auch das Geld dafür.
Dann studiert der Herr Doktor weiter, und wenn es bis 35 ist, macht es ihm auch nichts. Dann wird die Allgemeinheit schon darauf achten, dass er kein unnötiges Zeug lernt
In der Sowjetunion war der Student kein Bewohner eines Studentensilos, er wurde bezahlt, weil Studieren ja ein wertvoller Dienst für die Allgemeinheit ist, und bekam eine kostenlose Wohnung. Und zwar eine echte, und keine WG
Natürlich wurde der Student auch zwei Tage in der Woche für Arbeit herangezogen. Nicht als Erntehelfer (dies wäre eine Vergeudung von wertvollen Ressourcen gewesen), aber als Lehrer