(31-08-2024, 11:59)Reklov schrieb: [ -> ]Salomes Tanz nach orientalischer Art war keineswegs "unwahrscheinlich", denn auch die Römer ließen sich von Tänzern/innen bei ihren Gelagen unterhalten.
Der griechische Manteltanz (die antike griechische Bezeichnung des Tanzes ist nicht bekannt) war religiösen Ursprungs. Die Gesichter der Tänzerinnen waren bedeckt. Später (4. Jh vC) wurden die Mäntel dünner und durchsichtiger. Die Tänzerinnen waren unter den Mänteln wohl nackt. Ganz ausgezogen haben sie sich offenbar nicht. Das jedenfalls lassen die auf uns gekommenen Abbildungen (Vasen, Trinkgefäße, etc.) vermuten. Antike Literatur, die solche Tanzauftritte beschreibt, gibt es meines Wissens nicht.
In römischer Zeit beschränken sich öffentliche Auftritte tanzender nackter Mädchen und Frauen auf die Zeit der Floralien. Dass auf privat veranstalteten, orgastischen Festen auch Nackttänzerinnen auftraten, ist bildhaft in Pompeji belegt.
Das aber macht die biblische Schilderung der Geburtstagsfeierlichkeiten am Hof des Herodes Antipas nicht glaubhafter.
Ein Schleiertanz (Bienentanz), bei dem die Mädchen, Frauen ihre Kleidung, Schleier ablegten und wieder anzogen, ist für Persien und Ägypten belegt. Solche Tanzaufführungen dürften im gesamten Orient anzutreffen gewesen sein, wurden aber überwiegend von gering geachteten Mädchen und Frauen ausgeführt (für Ägypten gibt es dazu Belege).
Dass die Tochter der Herodias, also ein Mitglied der Herrscherfamilie, vor der versammelten führenden Beamtenschaft, vor den hohen Offizieren und den Vertretern der vornehmen Familien Galiläas einen Schleiertanz in orientalischer Manier aufführte, ist sehr unwahrscheinlich.
Wahrscheinlicher ist, dass die Geschichte in Teilen erfunden wurde, um die Fürstenfamilie zu diffamieren.
Manches ist überhaupt erst später hinzugekommen. Beispielsweise der Name des Mädchens (Salome). Von dem wissen die biblischen Berichterstatter nämlich noch nichts.
Bis heute sind sich Kirchenhistoriker auch nicht einig, wo denn die Geburtstagsfeier des Antipas stattgefunden haben könnte. Auf der Festung Machaerus? Die Festung war schwer zugänglich, von tiefen Schluchten umgeben, wie Josephus schreibt. Zwar hätte man den gefangenen Johannes bei der Hand gehabt, für die Eingeladenen aber wäre das eine mühsame Anreise durch gebirgiges, unwegsames Gelände gewesen. Oder in Tiberias? Dann wäre Johannes nicht greifbar gewesen, um ihn nach dem Tanz umbringen zu lassen. Und der Henker hätte in beiden Fallen vorsorglich schon vor Ort warten müssen.