Hallo, Wojciech
Wie ich ausfuehrlich erlaeuterte, dass die zigtausende an Texten der Kategorie AHadith einfach der Sicherung des Bestandes an Beichten und Ueberlieferungen dieser gesamten Umwelt des damaligen fruehen Islam dienten, gewissermassen, um Worte definieren zu koennen, die man spaeter nicht mehr kennt und die schon seltener gebraucht wurden - zum Beispiel, weil die Welt sich derart aenderte - dann sind das zwar zentral zu hueten notwendige Sammlungen, aber eben gerade nicht nur nicht Beispiele von durchgehend optimal praktizierter Glaeubigkeit im Sinne des Erfinders.
Kann also sein, dass so ein Erzaehlungsteil, wie Du ihn anfuehrst, auch dazwischen landete, in welchem es recht grauslig zugegangen sei. Du sagst selber, dass Bukhari sich nicht um den Inhalt gekuemmert habe, sondern darum, was er fuer Tradenten als "authentisch" akzeptierte, bezueglich der Gleichzeitigkeit zum lebenden Mohammed - und sei es, dass es ihm gesichert schien, dass diese damals etwa noch Kinder waren, wie z.B.Abdullah Ibn Abbas - nicht geht es etwa darum, anzunehmen, dass sie bereits als so kleine Kinder Begleiter, Mitkaempfer oder sozusagen folgsame Juenger gewesen sein mussten, ist fuer so eine Auswahl relevant. Aber sie wuchsen genau dort eben gad damals sogar auf.
Was soll falsch an dem Prinzip sein, dass es damals Kinder waren, denen die ganze Tragweite der Sache damals nicht klar sein konnte? Sind sie etwa die Kinder geblieben und das war alles?
- Abgesehn davon, dass ein 9-Jaehriger in jener Umwelt bereits eine Karawane fuehren kann, noch heute, die in der Saison ca.4-5000 km Wegs zieht - soo ungeeignet, etwas mitzukriegen , sind auch Kinder nicht. Ich erinnere mich an eine bestimmte Wohnung, dort entschieden zu haben, die Fasten zu halten, obwohl ich a) zu jung war und nicht brauchte und b) in meiner Familie niemand so sehr viel davon hielt.
Das hatte ich woanders gelernt, dass es religioes gut sei, es zu halten, da war ich aber grad noch Vorschulkind, also 5j. Dazu hatte ich mich nun eben entschieden und durfte das, solange ich sonst kein Problem damit machte und andere es nach ihrer Art machen liess.
- Dort zogen wir fort, als ich gerade 7j wurde. Ich wusste schon etwas ueber fremde Laender und etwas ueber die oertlichen Vergangenheiten dort und woanders, wo wir her stammten, und einige Lehr- und Legenden-Unterschiede zwischen 2-3 Religionen und 2-3 Arten, Religionen gar nicht mitzumachen, und anderes wusste ich halt noch nicht genauer.
Ich erinnere mich auch teils fast woertlich an einige Unterrichts-Inhalte im Alter von 9-10 Jahren, an etliche Ereignisse, die das Dorf damals beschaeftigten, an einige Menschen, an unseren Glaubens-Lehrer, und was davon mich sehr faszinierte, was weniger.
Dennoch war ich zugleich ein "normal kindliches" Kind, spielte Winnetou und machte selbstaendig nebenbei Fremdenfuehrungen, las gern auch Maerchen und unterschied sie als Geschichten genau von anderen Kategorien, wie Biografien, Religionsbuch, Lehrbuch. Mich erfreuten die Religions-Fachbuecher aber am ernsthaftesten: das war von der Welt, die nicht vergehen wuerde. Alles andere schien mir zu relativ.
Zitat:...dass er Kinder als Sahaba akzeptiert, die den Propheten gesehen haben. Er akzeptierte deren Überlieferungen trotz der Tatsache, dass sie noch zu jung waren, um zu realisieren, was um sie herum passierte.
Bukhary nannte viele Ahadith,
die von Abdullah Ibn Abbas überliefert wurden, der zur Zeit des Propheten ein kleiner Junge war. Es wurde nie von ihm als Sahaba berichtet, der den Propheten begleitet habe, aber Bukhary hatte einen aus ihm gemacht.
Weitere Kinder, deren Überlieferungen Bukhary akzeptiert hatte, waren
- Al-Nuaman Ibn Basheer (8 Jahre jung),
- Mahmoud Ibn Al-Rabee (5),
- Abdullah Ibn Al-Zubeer (9),
- Al-Hussein Ibn Ali (7),
- Al-Hassan Ibn Ali (8),
- [b]Omar Ibn Aby Muslima[b] (9)... etc.
- Wer würde eine RELIGION VON KINDERN akzeptieren???!
Zu den Kindern gehoerte doch wohl auch Familie, und jemand lehrte und bildete sie aus, und sie wurden erwachsener und konnten andere fragen, nun "mit Verstand", indem Mohammed nun "Jemand" war, von steigender Bedeutung in den Hedschas der damaligen Jemeniten.
Es war doch erwartbar, dass nun mancher sie fragte, weniger, ob es stimmt, was Mohammed lehrte, sondern ob sie ihn wirklich noch selber gesehn hatten, dass es ihn gab.
Solche, wenn sie sich also - aelter geworden - schon deshalb genauer erkundigen gehn konnten, weil sie diesen ganzen Bekanntenkreis noch da hatten, sind Zeugen 2.Grades aus der selben Sprach-Umgebung, grad weil sie nicht weit weg von Mekka / Medinat Jathrib gewesen sein koennen, die kleineren.
Es besagt auch, wo die beruflich etwa spaeter hinkamen, dass sie etwa nicht von woanders mehr Frueh-Tradiertes uebernommen haetten als von zuhause. Das ist ein Ding-an-sich.
Es gibt auch den bedeutenden Talmud-Gelehrten Bar Napahha, der stolz darauf war, schon "auf den Schultern seines Grossvaters sitzend" (=etwa 3-4J alt) mitgenommen worden zu sein, wenn ein sehr grosser anderer Gelehrter lehrte,
- und es wird von Bischof St.Ignatius v.Antiochia, der uralt (ueber 100J alt) wurde, erzaehlt, dass er vielleicht sogar jenes Zufallskind war, das Jesus in die Mitte der Versammelten auf einem Dorfplatz stellte und wo er gesagt habe "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder.... - denn ihrer ist das Reich der Himmel"
- So etwas war ja nicht nur das, dass damit die Zeit stehn blieb und sich etwa auf wunderbare Weise das Kind schon die gesamte Lehre angelernt hatte, sondern das bezeugte was ueber die datierbare Kontinuitaet des Bezeugbaren. Wenn dieser spaeter lehrte, hatte er seitdem von anderen gelernt, um was es ging. Bukhari hat da doch nicht vermutet, jemand - oder gar er - habe diese 5-7 Jaehrigen sogleich dann ausgefragt und daher seien diese Texte "nur" aus Kindermund.
Noch ein Aspekt liegt darin:
Hier in Deutschland nahm man frueher zur Grenzssteinsetzung z.B.zeitweise ein gesundheitlich kraeftigeres Kind aus den Zuschauern und haute ihm unerwartet eine Ohrfeige runter, eine ungerechtfertigte. Das war ein besserer Zeuge, wo genau dieser Grenzstein - und wann - gesetzt worden war, als jede Urkunde sonst.
Dies nutzte bei Prozessen eventuell noch 70 Jahre spaeter, auch wenn die sonst nichts mehr mit dieser Sache zu tun gehabt haben. Solche Vorfaelle vergisst ein Mensch nicht, das wurden beste Zeugen zu jenem juristischen Akt.
Ich erinnere mich auch genau und noch-verstimmt daran, dass ich mich bei einer Lehrerin fuer etwas entschuldigen gehen musste, was ich gar nicht getan hatte, sondern sogar zu verhindern versucht hatte, es gab Situationen, da tat man es eben trotzdem, denn wir respektierten die Anliegen unserer Eltern da noch. Vertrauens-Vorschuss eben.
Und wenn jemand das Augenmerk seiner Forschung darauf legt, ob sie biografisch passen, aus der Region und Zeit zu sein, dann ist das die Besonderheit seiner Auslese. Falls er nachher den Inhalt zusammen beguckt haette und sich wunderte, auf Qur'an-Texte bezogen, um wieviel Anderes es ging - wahr waere es seines Erachtens ja trotzdem gewesen, dass diese das sagten. Damit beginnt dann die Areit ja erst, etwas daraus zu folgern.
Es ginge gegen die Wissenschaftlichkeit, wenn darueber hinaus nun das, was man ueberliefert, dass es diese ueberliefern, auch noch inhaltlich kritisiert haette. Das ist ein Job fuer andere Fragestellungen.
Wenn das ungefaehr so gemeint ist, dass al-Bukhar sogari 95 Prozent der Texte, die man ihm vorlegte, abwies, weil es nicht klaerbar war, wie der Faden der Tradition zum Kalifen Mu'aawyiah passte, so besagt das doch, es ist eine Art Sunniten-Abassiden-Chronik. Wer haette das Buch dort ueberliefert und in Auftrag gegeben, wenn nicht?
Es gab doch da noch gar keinen Saekularstaat mit Forschungs-Freiheit. Es gab die Notwendigkeiten. Es ist anachronistisch, deren politische Umstaende zu verurteilen.
Zitat:..."Al-Mustadrek" schreibt,
dass Bukhary Ahadith von 434 Personen angenommen hat, die von Muslim in seinem Buch "Sahih Muslim" nicht akzeptiert wurden, für die Muslim dachte, sie seien unglaubwürdig.
Andererseits nahm Muslim Ahadith von 625 Personen an, die von Bukhary abgelehnt wurden.
Bei den Anhaengern Alis - oder fuer einen anderen Auftraggeber-Kreis on damals verhielt sich das analog - andersherum.
Daher akzeptiert Muslim so viele andere Tradenten als Bukhari. Na und?
Sie geben damit immer noch einfach wieder, was ihre Garanten ihnen zusammentrugen, und nur letztere konnten sie selber beurteilen.
Nur darum wissen wir heute von allen zusammen so viel zu ganz vielen Fragestellungen. Der Hl.Engelbote wird nicht jedem Glaeubigen nochmals gesandt, aber es heisst doch, dass Mohammed im Ramadan-Monat einmal jede Nacht an ihn Fragen stellen durfte, um diese Suren genauer zu lernen.
Dieser, zuvor Gouverneur der Muslime fuer Damaskus, hat damals sehr viel veraendert. Die Hadsch sollte zwischen Jerusalem und Damaskus ablaufen, nicht mehr zwischen Medina und Mekka.
Aber was Du und ich hier von damals erzaehlen - das hat doch auch jemand ueberliefert und herausgeforscht und fuer uns erreichbar uebersetzt.
Es klingt grossartig, dass die Auslegung des Hl.Koran G0TTES Aufgabe sei - und Mohammed habe nur das aufschreiben bzw.lehren sollen, was in den Qur'an als Suren ankam. Fand etwa ein Zeit-Sprung statt, dass wir irgendetwas davon direkt von selber wissen?
Es ist alles von wem ueberliefert, von andern gefiunden und weiter gelehrt worden. Das ist ein Teil der "Aufgabe, die G0TT Sich stellte, auszulegen - Du sagst ganz richtig, dass ER ueberall-dabei ist.
Die Beispiele, die Du auffuehrst, wonach von "Fuss und Schenkeln", von "Lachen und Sich Wundern" und vom "Erscheinen und Kommen" G0TTES die Rede war - das ist fuer Juden ganz unproblematisch, keiner denkt sich dabei eine Koerperlichkeit an IHM, es sind schon alte biblische Begriffe.
Wenn Du z.B.hoerst: "Der XY hat den XZ jetzt in der Hand, seit er das und das von dem gehoert hat" denkst Du doch wohl auch nicht, dass das physisch gemeint ist und XZ so klein ist, dass der XY ihn in die Hand naehme wie eine gefangene Maus? XZ wird sich viel gefallen lassen muessen, er ist jetzt erpressbar geworden, von XY - nur das besagt das.
Jemand im Altertum "setzt seinen Fuss auf den Nacken der Feinde", im Bild: der hat die unterworfen - es war dazu doch gar nicht erforderlich, das buchstaeblich so zu tun.
Also diese blumige Sprache sieht mir auch nach authentischer Sprache aus, passend bekannt im Umkreis von z.B.der Judenschaft von Jathrib, bei der Mohammed Unterkunft fand, als ihn die Mekkaner verfolgt hatten.
Wenn Dir danach ist, Dein Buch mit AHadith zu verbrennen - das ist nicht klug, denn egal, ob Dir die Inhalte der Texte zusagen, moechtest Du die Geschichte faelschen, falls auch dass Geschichten und Texte waren, die es wirklich so gab?
Sollt Ihr nicht auch Eure Alten und Eltern ehren? Ist es Ehrung, wenn wir spaeter zufaellig etwas Neues dazu hoerten, dass wir dann vernichten, was jene im Schrank des Reichen stehn gehabt haetten?
Und sieh es mal so: in den Landen mit Islam waren von 50 Jahren noch ca.90 Prozent aller Menschen arm und Analphabeten.
Ausser Mueh und Arbeit umgab sie Krieg und Blut-Fehde aus uralt-heimischer Sitte her. Der Beruf des Erzaehlers ersetzt in dem Klima das dem Armen unerreichbare Buch. Also wer schon soll in den AHadith alltags geschmoekert haben?
Nichtmal jeder Imam konnte ueberall alles lernen.
Aber war man deswegen ein Leben lang stumm? Grad dort in dem Klima muss man reden, um ueberhaupt leben zu koennen. Also je nach Interesse und Begabung, finanzieller Moeglichkeit gingen die einen zum Lernen und die andern waren schon froh, dass es irgendwer tut.
mfG WiT :)