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Normale Version: Religiöse Ideologien
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Gelöscht
Keiner schrieb:Alle religiösen Ideologien haben den Nachteil bzw. die Schwäche, dass sie nach ihrer Gründung nicht mehr weiter entwickelt werden dürfen.
Das gilt sowohl für das Judentum (Moses) vor 2.500 Jahren, das Christentum (Jesus) vor 2.000 Jahren als auch für den Islam (Mohammed) vor 1.400 Jahren.
Es sei denn,
eine Religion, die manche für eine Ideologie halten und auch manche Anhänger tatsächlich so praktizieren, hat ein ideologiesprengendes Element.
Das ist beim Christentum die Nächstenliebe, die von Jesus an die Stelle einer Geboteliste gesetzt wird. Christen haben also keinen Katalog, der alles festlegt, keine Instanz, die letztgültige Normen absondert, sondern müssen als Verantwortliche frei und persönlich entscheiden, was in einer Situation eine christliche Handlung ist und was nicht. So etwas gibt es in keiner Ideologie.
Es gibt auch keine Ideologie, die ihre Anhänger auffordert, die Feinde der Ideologie zu lieben.

Ich würde das nun erweitern und sagen:
Alle Religionen, die Liebe als Kernstück und Kriterium ihrer Praxis haben,
können deshalb keine Ideologien sein, es sei denn, sie verraten ihr eigenes Kriterium.

Kurz:
Wer Liebe als Maßstab für alles setzt, sprengt jede Ideologie, denn als Liebender muss man immer offen sein für Neues und frei von Vorurteilen.
Also muss man auch immer auf dem Laufenden sein und seine Vorstellungen und Regeln weiterentwickeln.

[Bild: jesuslach.jpg]
Gelöscht
Keiner schrieb:"Anspruch : Setze die Liebe als Maßstab für alles.
Wirklichkeit: Vergeltung, der Vergeltung, der Vergeltung - z.B. im Nahen Osten." Keiner
Klar, so ist eine Religion immer in der Gefahr, eine Ideologie zu werden.
Das liegt aber nicht an der Religion.
Doch, Mandingo! Es liegt an der Bindungsfähigkeit von Religion. So werden Menschen zu Gruppen. Für Staatsideologien gilt dies in gleicher Weise: Der Egoismus wird zum Gruppenegoismus. Geliebt wird nur innerhalb der Gruppe; nach außen herrscht Gleichgültigkeit, Unwissen und Hass.
Selbstverständlich weicht dies im Falle des Christentums vom globalen Gebot z.B. der Nächstenliebe ab (siehe röm. katholische Kirche gegenüber Andersdenkenden). Leider wird uns dies nicht, nicht immer oder nicht sofort bewusst. Wir stehen allesamt unter dem Damoklesschwert, dass unsere lasche Haltung durch Corpsgeist gegen andere umgelenkt und gebündelt wird. Teilweise entzieht sich dieser Sachverhalt ganz geschickt unserer Aufmerksamkeit.
Ich erinnere nur daran, wie Handwerksbetriebe der armen Länder durch unsere Spendenaktivitäten systematisch in den Ruin getrieben werden.
Gelöscht
@Keiner:
Allquantoren (hier: "alle Ideologien") machen eine Aussage unsicher - wenn nicht unwahr. Natürlich gibt es "win-win"-Situationen und -Strategien. Ich vermute, dass unser tägliches Leben häufig nach "win-win"-Regeln abläuft. Umso unverständlicher wird die Sache, wenn große Gruppen nach den Regeln des "(we)win - (you)lose spielen". Vermutlich liegt dies an der Anonymität der Verantwortung in der Masse.
Zur "win-win"-Strategie:
  • Dazu müssen auf beiden Seiten Rechte eingeräumt und
  • (beidseits kontrollierte) Regeln eingehalten werden;
  • Gewinne sind kleiner, als wenn auf "win-lose" gespielt wird, und
  • die Strategie ist nicht absolut sicher.
Der Vorteil: Die Verluste sind geringer, für den Fall des relativ seltenen Verlustes.
Gelöscht.
Ekkard schrieb:Doch, Mandingo! Es liegt an der Bindungsfähigkeit von Religion. So werden Menschen zu Gruppen.
Für mich liegt es an der "Bindungsfähigkeit" oder dem Bindungsbedürfnis des Menschen, seinem Herdentrieb.
Ob das Bindungsmerkmal die Religion ist oder ein Fußballverein, die Hautfarbe oder Turnschuhmarke u.ä. ist sekundär, wenn auch nicht egal.
Schon von unseren Grundschulhöfen kennen wir die spielerischen Konfrontationen von "Katholen" gegen "Evangelen", selbst wenn allen nicht bekannt ist, wo die Unterschiede - außer vielleicht beim Kirchengebäude - liegen.
Gelöscht.
Mandigo,
mit dem "Herdentrieb" gebe ich dir Recht. Im Gegensatz zu den Vereinen vermag eine große Glaubensgemeinschaft vielmehr Macht zu bündeln. Am auffälligsten war dies im Mittelalter als Kirche und Staat weitgehend dasselbe waren. Selbst abartige Auswüchse wurden als notwendig und richtig erlebt.
Gelöscht
Keiner schrieb:"Diese Symbiose funktioniert heute noch. Die Kirche (Religion) segnet den Staat (Politik). Und der Staat (Gewalt-Monopol) schützt die Kirche (Gottesvertretungs-Monopol)." Keiner

Korrektur: Es herrscht zwar tatsächlich eine Religionsfreiheit, die auch im Grundgesetz verankert ist, aber diese haben keine Macht mehr über den Staat. Da besteht durchaus ein Unterschied zu mittelalterlichen Systemen
Gelöscht.
Naja, der Papst besitzt noch eine gewisse Menge an Schweizer Gardisten. Ich bezweifle allerdings, das er damit einen erneuten Kreuzzug starten könnte