Frieden und guten Abend Replica,
Ich mag den Islam deshalb, weil er nicht nur vom Individuum verlangt, intellektuelle Fähigkeiten einzusetzen, sondern dies auch von der Gesellschaft als Ganzes verlangt, was nach Gustave Le Bon ja eher sehr schwierig zu sein scheint (Quelle:
http://www.textlog.de/le-bon-psychologie.html ). Der Koran appelliert an zahlreichen Stellen an die menschliche Vernunft und fordert sowohl Gläubige als auch Ablehner heraus, über die Argumente im Koran nachzudenken und nicht etwa einfach abzutun oder dogmatisch anzunehmen. Im Koranischen Islam ist Gott die alleinige absolute Autorität und somit können auf weltlicher oder religiöser Ebene keine Ikone oder politische Figuren als Autorität dargestellt werden; auch keine Propheten. Religiöser Dogmatismus und sektiererische Lehren, die in der menschlichen Geschichte viele Tragödien verursacht haben, haben im Islam keinen Platz. Kritisches und rationales Denken wird verlangt, um aus der Dunkelheit von Aberglauben und Mythologien befreit zu werden.
(Es muss hier bemerkt werden, dass es wohl eine Notwendigkeit ist, die Existenz Gottes als Axiom vorauszusetzen.)
Der Islam des Koran gefällt mir unter anderem auch deshalb, weil er uns eine teilweise befriedigende Antwort gibt, um den Sinn des Schlechten in dieser Welt zu erklären. In der zweiten Sure wird erwähnt, dass Gott die Engel wissen ließ, dass Er vorhat, Menschen auf die Erde zu setzen, worauf die Engel, die dieses Vorhaben überhaupt nicht nachvollziehen konnten, fragten:
"Willst Du auf ihr jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil anrichtet und Blut vergießt, wo wir doch Dein Lob preisen und Deine Herrlichkeit rühmen?" Darauf antwortet Gott:
"Wahrlich, Ich weiß, was ihr nicht wisst." Und zusätzlich lässt uns der Koran wissen, dass wir die Verantwortung bereits akzeptiert haben, noch bevor wir auf die Welt gekommen sind (vgl. 33:72).
Mir gefällt der Koran auch deshalb, weil er zur Zeit das höchstwahrscheinlich einzige Buch ist, das eine mathematische Struktur besitzt, die eine stochastische Bedeutsamkeit aufweist.
Der Koran fordert vom Menschen auch viele Eigenschaften, die zwar als Ideale aufgefasst werden können, aber vollständig im Bereich des Möglichen sind.
Hier einige Koranverse in Stichworten zitiert, die mir besonders gefallen:
6:38 Alle Lebewesen sind Gemeinschaften wie wir (Menschen)
35:45, 16:61 niemand ist ohne Sünde, so dass er ohne Vergebung auskäme
18:66 bis 18:83 Moses' Reise mit dem Gesandten Gottes und seine Lehre
21:37 seid geduldig und fordert keine Eile von Gott
42:30 Wir fügen uns selbst schaden an, nicht Gott – Gott lässt es geschehen.
13:11 Wir müssen uns ändern, damit Gott uns bei der Verbesserung helfen kann
24:61 trittst du in Häuser ein, wünsche ein von GOTT gesegnetes, schönes Leben!
Bei Beleidigungen und törichten Schmähungen als Antwort:
25:63 Friede mit euch
16:125 diskutiere auf die beste Art und Weise!
4:140 wenn Gottes Zeichen verleugnet/gespottet werden, aufhören zu diskutieren
7:199 sei tolerant
25:77 ohne Gebete zu Gott ist der Mensch wertlos (sh. Auch 27:46, 8:33, 25:45)
60:7 Gott kann eine Feindschaft in eine Freundschaft verwandeln
50:16 Gott ist uns näher als die Halsschlagader
28:85 Gott weiss am besten, wer auf dem rechten Wege ist
92:19 Gute Taten beruhen auf Selbstlosigkeit
59:10f. Geschwisterlichkeit, verleumdet einander & beschimpft euch nicht
49:10 Stifte Frieden zwischen den Brüdern
8:22 gebrauche deinen Verstand
38:29 auf dass sie über seine Verse nachdenken
73:4 lies den Koran, und denke darüber intensiv nach
31:21 folgt dem, was Gott gesandt hat, nicht der Tradition
6:116 folge nicht der Mehrheit
2:136,285; 3:84; 4:152 keine Unterscheidung zwischen den Gesandten machen
25:20 Gesandte sind menschlich wie jedermann
9:31 Gelehrte und Mönche nicht zu ‚Herren’ nehmen
26:111f. die Früchte der Religion sind nicht mit den Taten der Anhänger gleichzusetzen
Mir gefällt auch, wie moralische Forderungen mit der Theologie verbunden werden können. Ein Beispiel ist die Forderung, Sklaverei abzuschaffen:
Der Koran stellt die Sklaverei als einen Brauch der Götzendiener (muschrik) dar und verbietet diesen Brauch (dadurch): 79:24; 12:39-42; 90:13; 4:25! Die Sklavenbesitzer werden mit dem Wort "rab" ausgedrückt, das auf Arabisch Herr bedeutet (12:41). Die Pharaos behaupteten sich als "Rab" über die Menschen, die sie versklavt hatten. Durch die Versklavung der Menschen sich als Herr (rab) zu behaupten ist nichts anderes, als sich selbst Gott, dem einzigen wahren Herrn beizugesellen. Die Gläubigen können keine Sklavenbesitzer sein. Sklavenbesitzer zu sein, kommt der Anmaßung gleich, sich einem Menschen als Herrn (rab oder mawla) aufzuerlegen und sich selbst dem Einzigen Herrn Gott beizugesellen. Das Wort "Mawla" (Herrscher/Beschützer/Herr) kommt im Koran 18 Mal vor, von welchen 13 für Gott verwendet werden (2:286; 3:150; 6:62; 8:40; 9:51; 10:30; 22:78; 47:11; 66:2,4; ); die übrig gebliebenen 5 Male werden auf eine verneinende Weise gebraucht (16:76; 22:13; 44:41; 57:15). Die im Koran allein für Gott gebrauchte Formulierung "Mawlana" (Unser Freund/Herrscher/Beschützer) wurde vom Volk auch Religionsgelehrten zugeschrieben. In Pakistan und Indien wurde es zum Brauch, die Religionsgelehrten mit dem Titel "Mawlana" anzusprechen. Siehe 6:62; 8:40; 9:31; 9:51; 10:30; 22:13,78; 34:41; 42:21; 47:11; 66:2,4. Das Wort "Wali" (Kamerad/Freund/) hingegen wird sowohl für Gott als auch für Menschen gebraucht. Gott ist der Freund der Gläubigen und die Gläubigen sind die Freunde untereinander. Zu Vers 4:25: Zur Offenbarungszeit des Koran war die Sklaverei eine vorhandene Realität, welche aber durch den Koran aufgehoben wurde (4:92; 5:89; 8:67; 24:32-33; 58:3; 90:13). Denn dieser Vers unterstreicht die Gleichheit. Siehe 60:10. Zu Vers 8:67: Dieser Vers verbietet die Sklaverei. Die Kriegsgefangenen werden nach Vers 47:4 nach Kriegsende freigelassen.
Ich finde es auch bedeutsam, wie natürliche Phänomene in den Kontext des Glaubens gestellt werden. Ein Beispiel sind die Verse 25:48f., welche die Winde und den Regen als Gnaden Gottes bezeichnen.
Der Islam...
‚Islam’ stellt keine besondere Bezeichnung dar; In seiner Wurzel bedeutet es Unterordnung/Hingabe/Frieden. Dieses System, welches mit Abraham ein neues Stadium einleitete (4:125; 22:78) und von weiteren Gesandten stets überliefert worden war, wird von Gott mit diesem Wort benannt (5:111; 10:72; 98:5).
bedeutet, sich Gott allein zu ergeben (2:112,131; 4:125; 6:71; 22:34; 40:66).
ist das System, in welchem wir erschaffen worden sind (30:30).
ist ein System mit universellen Prinzipien, welches mit der Natur in Einklang steht (3:83; 33:30; 35:43).
verlangt nicht nur die empirischen, subjektiven Experimente, sondern auch die objektiven Beweise (3:86; 2:111; 21:24; 74:30).
verlangt die Überprüfung von Behauptungen. Dabei sollen wir nicht auf die Masse oder die Gefühle achten, sondern unseren Verstand benutzen (17:36; 4:174; 8:42; 10:100; 11:17; 74:30-31).
schätzt Wissen, Ausbildung und das Lernen sehr (35:28; 4:162; 9:122; 22:54; 27:40; 29:44,49).
ermahnt uns, die Erschaffung und die Entwicklung der Menschheit wissenschaftlich zu erforschen (29:20).
lehnt es ab, Gelehrte und Mittler zwischen Gott und dem Menschen zu stellen (2:48; 9:31-34).
verachtet es, Profite aus der Religion (und ihrer Ausübung) zu ziehen (9:34; 2:41,79,174; 5:44; 9:9).
verlangt Verantwortlichkeit, Freiheit und Widerstand gegenüber falschen Autoritäten (6:164).
verteidigt die Glaubens- und die Meinungsfreiheit (2:256; 18:29; 10:99; 88:21-22).
erfordert Besprechung und Vertretung in öffentlichen Angelegenheiten (42:38; 5:12).
schlägt eine Demokratie vor, bei der alle Bürger des Volkes in der Führung mitbestimmen können (58:11).
verbietet das Schmiergeld und fordert strenge Regeln gegen den Einfluss von Interessensgruppen und Unternehmen in der Regierung (2:188).
verlangt es, bei der Wahl der Amtspersonen die Prinzipien der Kompetenz und der Gerechtigkeit wahrzunehmen (4:58).
verspricht jedem das Recht; in Rechtsfällen dürfen bestimmte Rassen, Religionen oder Gemeinschaften nicht bevorzugt werden (5:8).
erkennt das Recht der Bürger an, gegen Ungerechtigkeiten, von Individuellen oder von der Regierung begangen, mit öffentlichen Petitionen vorzugehen und erkennt ebenfalls die Entschädigung der Regierung oder des Individuums an (4:148).
treibt die Menschen an, soziale Hilfe zu gewährleisten, fördert die ökonomische Freiheit und fordert die Verteilung des Reichtums (2:215, 59:7).
schenkt dem Wert des Leben eines Individuums äußersten Respekt (5:32).
macht es sich zum Grundsatz, dass die Eigenschaft eines Volkes von der Eigenschaft des Individuellen abhängt (13:11).
verlangt, die Privatsphäre jedes Menschen zu respektieren (49:12).
spricht den Angeklagten für unschuldig, bis seine Schuld bewiesen wurde (49:12).
gewährleistet den Zeugen Schutz vor mutmaßlichen Drohungen (2:282).
zieht die Unschuldigen nicht für die Schuld anderer zu Rechenschaft (53:38).
nimmt das Vermögen der Menschen unter Schutz (2:85,188; 4:29; ausser in folgenden Gegebenheiten: 24:29 und 59:6-7).
ratet uns von ergebnislosen Ökonomien ab (2:275; 5:90; 3:130).
unterstützt die Wohltätigkeiten und die Fürsorglichkeit für die Armen (6:141; 7:156).
legt fest, dass die Unterschiede zwischen den Nationen und Rassen als ein Vorteil angesehen werden und dass unsere Gleichheit dadurch gewährleistet ist, dass wir alle Kinder Adams sind (49:13). Der Wertvollste ist der Rechtschaffenste.
respektiert die Frauen genau gleich wie die Männer (3:195; 4:124; 16:97).
betont die Wichtigkeit des Intellekts (5:90).
ruft alle Nationen auf, miteinander in Frieden zu leben (2:62; 2:135-136, 208).
betrachtet die Erde für der ganzen Menschheit zugehörig an akzeptiert das Recht der Immigration (4:97-98).
fordert den Frieden, aber auch Abschreckung für aggressive Parteien (60:8,9; 8:60).
verfolgt die Regel der Gleichwertigkeit, d.h. Vergeltung mit gelegentlichem Vergeben (42:20; 7:33).
steht für die Menschenrechte und für die Unterdrückten ein (4:75).
ermahnt die Menschen, miteinander in rechtschaffenen Eigenschaften zu wetteifern (16:90).
ruft auf, die Menschen zu Frieden, Ehrlichkeit und Anständigkeit anzuregen und sie vom Schlechten umzustimmen (3:110)
will, dass die Richtlinien der Moral und der Ethik hoch gehalten wird (25:63-76; 31:12-20; 23:1-11).
befiehlt uns, mit der natürlichen Umgebung in Harmonie zu leben (30:41).
Deshalb ist es für mich eine Natürlichkeit, den Islam zu mögen und aktiv zu praktizieren.