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Normale Version: Leben als Mönch?
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Warum entscheiden sich so wenige Leute für ein Leben als Mönch/Priester?
Wär das nicht ein Weg zum besseren Verständnis des eigenen Glaubens, in dem man sich damit in seiner wohl intensivsten Art befasst?


Eine Priesternschaft gibt es in meinem, speziellen Falle ja nicht. Aber dennoch behaupte ich, dass ich doch versuche mich so intensiv es mir möglich ist mit der Materie zu beschäftigen. Der normale Alltag hilft mir dabei sogar denn er wirft Fragen und Situationen auf, von den ich glaube sie als Mönch nicht zu begegnen.

Wie sehen das die anderen hier? Reicht für euch die Homestuddy Intensität oder würdet ihr das doch lieber noch steigern?
Ich bin zwar kein Christ und für meine Form des Glaubens gibt es keine solchen "Einrichtungen", wie das Kloster. Da ich aber ein Anhänger einer Naturreligion bin (grob gesagt) würde ich schon gerne unter Anleitung anderer meines Glaubens eine Art "religiösen Urlaub" machen, in dem ich mich teilweise in mich selbst zurückziehe, bestenfalls in einer Art Kloster und mich mit anderen meines Glaubens austauschen kann. Das sähe für mich also so aus, dass ich entweder mit anderen in einer Art Einrichtung eine begrenzte Zeit verbringe oder mich völlig allein in der Natur befände. Das was andere vielleicht eine Art Campingurlaub bezeichnen, allerdings müßte das an einem Ort sein, an dem ich wirklich sehr allein sein kann.

Dauerhaft in einer solchen Glaubenseinrichtung zu leben kann ich mir aber nicht vorstellen. Für mich ist so etwas eine Rückbesinnung, eine Intensivierung, eine Art Urlaub, Erholung und eine Auseinandersetzung mit meinem Glauben und seinen Inhalten. Es soll aber nicht mein ganzes Leben bestimmten und bedeuten.

Kurz gefasst: Mein Glaube ist ein Teil meines Lebens, aber mein Leben ist nicht nur der Glaube.

petronius

(24-05-2009, 20:47)xarfai schrieb: [ -> ]Warum entscheiden sich so wenige Leute für ein Leben als Mönch/Priester?

vermutlich eben deshalb:

Zitat:Der normale Alltag hilft mir dabei sogar denn er wirft Fragen und Situationen auf, von den ich glaube sie als Mönch nicht zu begegnen
Wahrscheinlich weil viele den Eindruck haben was zu verpassen oder einfach, weil es dem ureigensten Trieb der Fortpflanzung widerspricht in einem Zölibat zu leben :icon_cheesygrin:[/quote]

Marlene

(24-05-2009, 20:47)xarfai schrieb: [ -> ]Warum entscheiden sich so wenige Leute für ein Leben als Mönch/Priester?
Wär das nicht ein Weg zum besseren Verständnis des eigenen Glaubens, in dem man sich damit in seiner wohl intensivsten Art befasst?


Eine Priesternschaft gibt es in meinem, speziellen Falle ja nicht. Aber dennoch behaupte ich, dass ich doch versuche mich so intensiv es mir möglich ist mit der Materie zu beschäftigen. Der normale Alltag hilft mir dabei sogar denn er wirft Fragen und Situationen auf, von den ich glaube sie als Mönch nicht zu begegnen.

Wie sehen das die anderen hier? Reicht für euch die Homestuddy Intensität oder würdet ihr das doch lieber noch steigern?

Warum eher wenige Menschen ein mönchisches Leben wählen, liegt wohl daran, daß es eine ganz besondere Kraft dazu braucht. In mancher Hinsicht ist es ein Verzicht, der dafür etwas anderes erst ermöglicht.

Es braucht auch eine grosse wie besondere Kraft, ein ganz normales Leben zu führen, wenn wir Eltern werden und Kinder grossziehen.
Ein mönchisches Leben braucht die Kraft des Glaubens, sehr viel Disziplin, Hingabe und vieles mehr.
Manche nennen das Berufung und ich denke, es kommt dem sehr nahe.

Ob durch ein mönchisches bzw. priesterliches Leben "Glauben besser verstanden" werden kann oder dies, eine intensivere Form darstellt, lasse ich mal offen. Der ganz einfache, gewöhnliche Alltag, der stellt jeden Menschen - sodenn jemand dafür offen ist -, mitten in den Glauben, mitten in das Leben.
(24-05-2009, 20:47)xarfai schrieb: [ -> ]Warum entscheiden sich so wenige Leute für ein Leben als Mönch/Priester?
Wär das nicht ein Weg zum besseren Verständnis des eigenen Glaubens, in dem man sich damit in seiner wohl intensivsten Art befasst?

Wenn es beim Mönch nur um ein besseres Verständnis ginge, wäre ein 'Mönchtum auf Zeit' der vernünftige Weg;
und wenn man das bessere Verständnis dann erlangt hat, die Rückkehr ins Alltagsleben. Für ein Mönchtum auf
Lebenszeit sehe ich eigentlich nur zwei mögliche Motive: Anderen oder einem Gott besser dienen zu können -
beides ist heute relativ wenig gefragt - oder als drittes: ein abgesichertes, problemfreies Leben :icon_wink:
Es gibt aber auch Überlegungen, ob das mönchische Leben nicht grundsätzlich ein überholtes Modell ist, wie ich
hier vor ein paar Jahren schon mal einen recht bekannten Mönch zitiert habe.
Ich denke, man muss das "Leben als Mönch" in klösterlicher Gemeinschaft unterscheiden vom "Einsiedler". Als Mönch lebt man in klösterlicher Gemeinschaft, deren "gelebte Regeln" einen Halt geben und zugleich eine Verbundenheit mit dem allgemein Geistigen (Gott, aber auch Gleichklang, Spiritualität). Das ist nur erträglich, wenn es einem inneren Drang entspricht. Ich hab' mal Urlaub in einem Kloster gemacht. Für mich wäre das absolut nichts auf Dauer. Ist das wirklich überholt? (Ich könnte mir auch eine "Modeerscheinung" oder ein "beängstigendes Szenario" vorstellen, in dem eine enge Gemeinschaft mit strengen Regeln wieder verstärkt auflebt).

Einsiedler habe ich in Jordanien gesehen. Was diese Menschen antreibt, ist mir soweit ich darüber überhaupt etwas weiß unverständlich. Ich denke, dass sich dabei Religiosität (Aufgabe: soziales Zusammenleben, Vertrautheit mit der Welt) in ihr Gegenteil verkehrt: Hinwendung zu einer verabsolutierten, veräußerlichten Geistlichkeit. Die Einsiedler sehen dies gewiss anders.
Kann es sein, daß Du in Wahrheit fragen wolltest, "warum HEUTE NUR NOCH so wenig...?" - Warum sind denn in früheren Zeiten relativ viele Leute ins Kloster gegangen? Vielleicht weil die Klöster einen Ausweg boten aus den strengen Gesellschaftsstrukturen, aus denen insbesondere Mitglieder der "niederen Kasten" (Bauern, Leibeigene, Tagelöhner, Frauen...) auf anderem Weg kaum entkommen konnten? Allerdings gingen längst nicht alle damals freiwillig, die Klöster waren zugleich willkommene Abschiebeorte für unerwünschte "überschüssige" Kinder, die nicht für lukrative Verheiratungen oder als Arbeitssklaven zu gebrauchen waren, und auch unbotmäßige Witwen, die sich weigerten, das Erbe an "rechtmäßige" Nachkommen herauszurücken, wurden nicht selten kurzerhand ins Kloster abgeschoben (wenn man sie schon nicht einfach als Hexen verbrennen konnte... :icon_twisted: ) - einer interessanten Theorie zufolge hängt der jeweilige Bestand in den (Männer-)Klöstern einer beliebigen Kultur (nicht nur im Westen) eng zusammen mit dem männlichen Anteil an der Gesamtbevölkerung, hoher Anteil an (sexuell unbefriedigten?Eusa_think ) Männern in einer Bevölkerung ist gleichbedeutend mit ständiger Unruhe, deshalb müssen diese "Überschüsse" irgendwie beschäftigt und abgeschoben werden - entweder ins Militär (bestes Beispiel: China mit seinen heute - dank Ein-Kind-Politik und kulturell bedingter Bevorzugung von Jungen - ca. 100 Mio. überschüssigen Männern, die mangels Chancen - sprich Frauen - jemals selber eine Familie zu gründen, mit dem schönen Spitznamen "tote Äste" bezeichnet werden! - und einem daraus resultierenden personell absolut überbordenden Militärapparat...) - oder eben ins Kloster, lebenslängliches Zwangszölibat inbegriffen...
Ein weiterer beachtenswerter Faktor für den Weg ins Kloster ist (bzw. war, s. u.) die sexuelle Ausrichtung, auch wenn das viele in diesem Zusammenhang nicht gerne hören möchten - bekanntlich gab`s da mal, vor langer Zeit schon, mindestens zwanzig Jahre, eine anonyme Umfrage unter katholischen Priestern, die sehr viel Staub aufgewirbelt hat, weil es nämlich um die sexuelle Ausrichtung der Befragten ging, immerhin 20 % aller Priester haben sich damals als schwul geoutet (wohlgemerkt, nach der Ausrichtung war gefragt, nicht nach dem Ausleben derselben), - als "normaler Anteil" der Homosexuellen unter der männlichen Gesamtbevölkerung gilt etwa 10 %! - etwa ein Drittel war Hetero und gab zu, eine heimliche Geliebte zu haben, sage und schreibe 16 % waren aufgrund psychischer Probleme zur "Aufnahme von normalen sexuellen Kontakten", egal welcher Richtung, unfähig (wieviel % würden die in einer normalen Durchschnittsbevölkerung ausmachen? Vielleicht 5 %??) - und was der Rest trieb, wissen die Götter, die haben die Aussage verweigert... sprich, aus diesen Zahlen konnte man unschwer herauslesen, daß für Leute, die irgendwelche Probleme mit der Sexualität haben, das Zwangszölibat ein sehr verlockender Anreiz ist, der scheinbar simple Ausweg aus einem kaum lösbaren Dilemma...

aber: das war DAMALS!
Die Zeiten haben sich geändert. Heute wird in jeder Nachmittags-Talkshow über sexuelle Probleme geredet (Qualität dieser Serien wollen wir hier nicht diskutieren), es gibt jede Menge Informationen, Selbsthilfegruppen, und nicht zuletzt zunehmende Akzeptanz, jedenfalls was Homosexualität angeht, heute ist nicht jeder mehr automatisch gesellschaftlich geächtet, der sich als schwul outet (oder auch nur in den Ruf gerät, solcher zu sein), und auch so ordinäre Sachen wie Zwangsverheiratungen, die es vor langer Zeit auch in unseren Landen mal gegeben haben soll, und vor denen so manch eine® geflüchtet ist, gibt`s heute nicht mehr... was das für die Kirchen bedeutet, ist klar - das Zwangszölibat verliert den Anreiz als "Fluchtpunkt", wer sich früher ins Kloster oder Priesteramt geflüchtet hätte, geht heute eher zum Psychiater , sucht sich einfach einen Gleichgesinnten oder bleibt Single...

Der-Einsiedler

(24-05-2009, 20:47)xarfai schrieb: [ -> ]Warum entscheiden sich so wenige Leute für ein Leben als Mönch/Priester?

Weil es grosser Selbstdisziplin und eines sehr stabilen Glaubens bedarf. Ein guter Freund von mir ist Zisterzienser-Mönch. Das ist kein "Urlaub im Kloster", was er da lebt, sondern ein tägliches Ringen, auch mit sich selbst.

DE

Marlene

(24-05-2009, 20:47)xarfai schrieb: [ -> ]Wie sehen das die anderen hier? Reicht für euch die Homestuddy Intensität oder würdet ihr das doch lieber noch steigern?

Es gibt doch sehr viele Möglichkeiten und Wege, seinen Glauben zu vertiefen und Wissen zu vermehren; auch als einfacher Mensch. Welchen Weg und Möglichkeiten wir (schliesslich) ergreifen, hat oft mit Begegnungen zu tun, mit einem drängenden Bedürfnis -, aus was für Gründen auch immer.
Z. B. gibt es den Dritten Orden der Franziskaner - eine Laienbewegung, die sich den Heiligen Franziskus und die Heilige Clara zum Vorbild nimmt.
Manche Menschen pilgern und andere wiederum machen Exerzitien - ein Innehalten, Anhalten und Aussortieren...

Letztlich kommt es auf die jeweilige persönliche Suche an.

Was eint - ein mönchisches/priesterliches oder ein einfaches, weltliches Leben - ist, daß sich die Suche danach ausrichtet oder ausrichten kann, welche Lebensaufgabe sich uns stellt.

Niemand ist zum Unmöglichen verpflichtet NEMO AD IMPOSSIBILE TENETUR