Religionsforum (Forum Religion)

Normale Version: Bar Mitzwa
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Guten Morgen und Hallo,

ich hab mal zwei Fragen an die jüdischen User dieses Forums.

Wann wurde eigentlich die Bar Mitzwa Feier eingeführt? Und: Dürfen Juden Geburtstag feiern?

Für mich wäre wichtig zu wissen wie alt diese Feiern sind? Gab es sie schon immer und wo kann ich es in der Tora (oder einem anderen Buch) finden?

Bitte, ich benötige so viele Infos wie möglich. Danke.

_()_ Tao-Ho
Juhuuu, und hallo ihr Lieben. Mag oder kann man mir da nicht weiter helfen? Seit wann gibt es die Bar Mitzwa oder den weiblichen Gegenpart dieses Festes? Damit sind die jüdischen Kinder keine Kinder mehr - sondern erwachsene Leutz.

Bitte kann man mir zumindest eine Site sagen wo ich diese Infos finden kann? Danke.

_()_ Tao-Ho

Marlene

Hier zwei Links, die dir, liebe Tao-ho, einen guten wie informativen Einblick schenken mögen:

http://www.talmud.de/cms/Bar-Bat-Mitzvah.69.0.html

Bat Mitzvah
http://www.talmud.de/cms/Eine_bedeutungs...209.0.html

Gegen Ende des Textes von Mirjam Lea Lübke, steht ein Link zur Verfügung, der zu einem wunderschön gemachten Buch weiterführt. Einfach auf das Bild klicken und das Buch herunterladen. Die Texte und Bilder über die Bat Mitzvah sind liebevoll aufgenommen und gestaltet.
Hallo Tao-Ho :)
Geburtstag feiern oder nicht - dazu ist nichts geboten worden, nur am 12.Geburtstag, dem Sabbath da nach, bei Jungen, und am 13. bei Maedchen gibt es diese "Kind der Liebespflicht"-Feier, womit man das Verdienst aller Gebote fuer Erwachsene im Judentum beitragen darf, falls man sie haelt.
Es geht nur um eine festlich freudige Gestaltung des Endes der Kindheit, und die Hauptsache ist die Gemeinde-Funktion, wenn ein Gebot fuer eine Gemeinde erfuellbar ist, dann muss man 10 Maenner oder 10 Frauen zusammenhaben, darunter waere es ein Gebet von 9 Einzelnen. Es gibt ein paar Gebote, die man nur ab einer Zehnschaft erbringen kann.

Das hat also auch mit der Form der Gestaltung einer Bar / Bath Mitsvah zu tun, dass das Geburtstagskind nun kein "Kind" in dem Sinne mehr ist, es traegt einen Thorahtext vor, der an diesem Samstag dran ist, und gibt eine eigene kleine Auslegung dazu. Damit hat es eine der Mitsvoth fuer Erwachsene vollbracht. Es ginge theoretisch auch mit anderen Mizvoth, aber diese passt ja auch sehr gut.

Da es Sabbath-Vorlesungen zur Bewussterhaltung der Lesung des Hl.Buchs vor der aufmerksamen Gemeinschaft der Juden sind, erst seit dem Exil in Babel gibt, weil diese erst von Daniel eingefuehrt wurden, kann diese Form der Begehung nicht aelter sein als 2500 Jahre. Ein Ritus zum Uebergang ins Erwachsenen-Leben muss aber auch schon da gewesen sein, nicht nur fuer Juden, denn da faengt auch das Alter der Kampftauglichkeit in Kriegen seinerzeit an, bei allen Voelkern frueher. Daher gab es keine Bath Mitvah Feiern in unseer Konfession, denn die Frauen galten urspruenglich nicht als zum Wehr-und Feldzugs-Dienst geeignet. Im Altertum galt der jaehrliche Feldzug zum Steuern-Einholen ja nicht gleich als Krieg, sondern holte die Naturalien ab und bewachte sie gegen Raeuber. Das ist etwas mit festem Datum, gewissermassen, und solche Gebote sind fuer Frauen nicht gegeben worden, damit sie fuer die Kinder und das Hauswesen zur Verfuegung standen, was viele Taetigkeiten der Sesshaftigkeit waren, z.B. auch die Geschaefts-Fuehrung in heimischen Handel am Markt und bei Handwerkern.

Seit wann genau es die heutige Form der Gestaltung gibt, weiss ich so direkt also auch nicht, darueber findest Du vielleicht etwas auf den angegeben Links.
Auch www.hagalil.de zu besuchen lohnt sich, das ist ein Forum und eine sehr gut bestueckte Website, fuer ausschliesslich Judentums-Themen, mit sehr vielen Sites zur Informierung - die koennen Dir da am schnellsten in diesen Fragen helfen.
Es ist das offizielle Hauptportal des deutschen Judentums.

Schalom
WiT :)
Super - ganz lieben Dank für die vielen Informationen. Nun werde ich fleissig lesen und kann meiner Tochter auch den Glauben richtig weitergeben, den einst ihr Urgrossvater und Grossvater hatten. Icon_smile

Finde ich sehr gut wenn man so alles richtig erzählen und erklären kann.

Bei uns gibt es übrigens dieses Jahr ein Hanukkah, wie ich es in meiner Kindheit erleben durfte. Meinen Mann wird es freuen, denn ich habe in den letzten Jahren mit der Weihnachtsdeko "etwas" übertrieben...Eusa_think Ob er darum Weihnachten so sehr fürchtet???

Nun, ich les mich mal durch und danke noch einmal recht von Herzen.

_()_ Tao-Ho
Nun ja, Tao-Ho - ich sag mal so: es ist gut, Deiner Tochter zu schildern, woraus der Glaube einiger ihrer Vorfahren besteht, aber Ihr seid ja nun wohl eine nicht-juedisch bestimmte Familie, dafuer gibt es den "Kompromiss, den wir aus Spass "Weihnukka" nennen - in gemischten Familien ist es halt so, dass der das Gemuet beruehrende Teil der Weihnachtzeit von den Nichtjuden sehr geschaetzt wird.
Sehn wir mal ab vom so oft beschimpften Geschenkrausch (Millionen Menschen leben davon, manche sogar ganzjaehrig, goennen wir es doch allen), so ist auch der Appell, wenigstens einmal im Jahr zu Familien zusammenzuruecken und auch mal einsame Einzelne nicht auszuschliessen etwas eindeutig Gutes. Juden feiern ein vergleichbares Fest in der Naehe von Ostern, es heisst Pessach. Da holt man auch moeglichst alle zusammen, damit keiner alleine und arm oder traurig verbleibt, und Kibder kriegen Spass und Geschenke.

Ein "Weihnukka" wird dann also aus beidem gestaltet, die juedisch abstammenden Mitglieder kriegen eine schoene Chanukkia, das ist ein Leuchter fuer 8 Flammen, egal woraus, mit einer 9.Flamme zum Anzuenden, in einer geraden Reihe. Da macht man pro Tag eine Flamme mehr als am Vortag an, also am 1.Tag eine, am 8.Tag 8. Das nahmen Christen in ihre Adventskraenze-Sitte auf, denn es besagt: Deine Kraft ist laenger da als du denkst. Dazu singen wir Lieder und eins ist fast mit der Melodie von "Tochter Zion freue Dich", nur mit einem anderem Text auf Hebraeisch.
Die Chanukka-Tage liegen meist im Advent, sie schieben sich nach dem Mondkalender etwas hin und her. Das war wir da feiern, wird tradiert in den christlichen Bibeln, welche wie die katholische die alten Makkabaeer-Buecher enthalten, vom juedischen Freiheitskrieg bis zum Staat Judaea, in dem Jesus und die Apostel dann lebten. Chanukka kennzeichnet die Freude an der wieder-gewonnenen Glaubensfreiheit, indem man dafuer eben doch wieder einen eigenen wehrhaften Staat gebraucht und zu bekommen geschafft hat. Bis dahin hatten die anderen aber schon so sehr das Griechisch-Hellenische durchgesetzt, dass diese Berichte auf Griechisch ueberliefert wurden. Eine juedisch ganz-eigene Bibel musste daher auf diese Buecher verzichten, denn da ging es nur mit hebraeisch vorhandenen Texten. Das war nicht allein eine juedische Entscheidung, denn bis dahin hatten wir schon wieder keinen eigenen Staat, sondern wurden von Rom aus regiert und mussten Jerusalem voellig meiden. Es war eben in der Situation von unserm Freiheitskrieg kein Manuskript da, obwohl das erste Makkabaeerbuch anscheinend auch zuerst in Hebraeisch notiert war.
In Rom haette auch schon der Gedanke missfallen, wenn wir damals gewagt haetten, ausgerechnet das Buch als im juedischen Sinne heiliges Buch mitzufuehren. Sie haetten vermutet, es ermutige uns, sowas nochmal zu versuchen, Fremdherrscher loszuwerden.

Bei Christen, die die ins Griechische uebersetzten Texte der Bibel schon bei ihrer Gruendung meist vorliegen hatten, hatte die ganze Bibel einen anderen Stellenwert, denn sie definierten sich nie als Nation in einem bestimmten Land. Es ist nicht ihr Gebotswerk, sondern dient der "Erbauung", eher moralische Regeln und Beispiele dafuer dem Text zu entnehmen. Roms Imperium verfolgte trotzdem abwechselnd Juden und Christen zu Tode, sowie sie wollten, dass wir andere Goetter bedienten als unseren. Sonst unterstellten wir uns ja staatlichem Recht, egal von wem, aber nicht in diesem Punkt, wen wir anbeten.

Also, "Weihnukka", das geht dann weiter, nimm mal an, ihr nehmt so eine Chanukkia (8-Leuchter), oder bastelt Euch eine, zum Anfeiern im Advent. Der Leuchter bliebe dann stehn bis zum Heiligabend und bekaeme den festlichen Weihnachtsbaum auch noch dazu.
Wenn es religioes etwas sinnvoll sein soll, macht es nicht so wie heutzutage, dass es im Advent schon mit voller Festbeleuchtung angeht und klatsch, kaum wird Jesu Geburt gefeiert, gehn die Lichter aus und die Geschaefte suchen schon wieder die Osterhasen unauffaellig heraus.

Der christliche Gedanke lindert die dunkler werdenden Wintertage mit den zunehmenden Kerzen und mit dem Aufstellen einer eventuellen Krippe und dem Feiern und Bschenken und einsame Leute Einladen kann man hell durchfeiern bis zum 2.Februar ("Licht-Mess") - 40 Tage genau.

- Das Lied "Magnificat", das Maria da sang, als ihr der Engelbote erzaehlte, was ihr Sohn sein wird, ist ein ganz und gar juedisch gemeintes Lied der Hoffnung auf G0TT, dass ER getreu ist und hilft. Ebenso das Lied des alten Manns Simon. Wir Juden dachten uns diese Hilfe dann aber anders als das, was dann geschah, wir erhofften eine neue Freiheit zu kriegen - stattdessen ging unser 2.Staat auch wieder zugrunde. -
Trotzdem, es gibt uns ja noch und haben nun sogar nochmal einen eigenen Staat auf demselben Eck der Welt, nur allerdings ist der fast genau von unseren biblisch bezeugten Wohnorten weg verschoben, aber auch das Gebiet war schonmal in unserem Staat, und Jerusalem ist wieder zum Beten begehbar von uns, was uns nach 1949 schon wieder bis 1967 verboten war.

- Unsere Kraft reichte aber tatsaechlich immer wieder laenger als wir dachten. So macht auch ein "Weihnukka"-Feiern heutzutage einen Sinn.
Engelchen und Wichtelchen - nicht gerade eine juedische Schmucksitte - sind als Ausdruck von gewollter guter Stimmung ja nicht das, was biblische Engel-Boten im Ernst sind, aber auch nichts, was direkt verboten waere, denn sie sind ja keine anzubetenden Objekte - wenn man das klar begriffen hat, sind sie doch ganz nett und niedlich, ich hab da auch ein paar ganz reizende im Lauf der Zeit bekommen und stell sie zur Erfreuung meiner Besucher dann auch auf.

Wenn man es historisch genauer durchdenkt, süpiegelt sich auf St.Nikolaus oder den "Weihnachtsmann" mit deren dunklem Begleiter eigentlich das Prophetenpaar Elija und Elischa wieder, der "Knecht" hiess Eliezer und war "schmutzig geweisst", denn wegen seiner heimlichen Gier traf ihn in Aussatz. Elija ha Nawi ist auch jemand, den juedische Folklore mit unserem vor-oesterlichen Pessachfest verbindet, wir erwarten, dass er angeritten kommt, in eine Art Posthorn (Widderhorn) froehlich blasend und dann kommen alle verlorenen Kinder wieder zu ihren Leuten nachhause - und wenn zufaellig ein Fremder am Haus mit der offenen Tuere vorbeikommen sollte und Essen moechte, ist fuer ihn ein Platz extra gedeckt, den er dann bekommt - denn vielleicht ist es Elija, der Prophet, nur erstmal inkognito.

Er starb ja nicht, sondern entschwand in einem Feuerwagen - der Freund G0TTES und unser ist also fuer Juden das, was fuer katholische und orthodoxe Christen die Menge der Heiligenn sind, himmlische weise Helfer - nur unserer wird als mitunter etwas drastisch geschildert, wie er das macht, wenn er dann hilft. Aber es stellt sich dann raus, dass das umsichtiger war, es genau so anzufangen. Verstorbenen lassen wir lieber ihre Ruhe, auch wenn wir sie sehr lieben, wie den Koenig David.
Uns gelten unsere Toten solange nicht als tot, solange sich jemand an wenigstens einen Satz erinnert, den sie sagten, oder eine Besonderheit, die sie "so" zu machen pflegten und nicht wie die anderen Leute.
Wenn Ihr also euren juedischen Grossvater zum Chhanukka-Lichter-Anzuenden dabei haben wollt, ueberlegt Euch so etwas zusammen: was sagte er gern mal, oder was machte er anders als andere Leute im Alltag? - Dann sagt es und tut das auch mal "so" zu seinen Ehren, das ist noch ein Punkt, den er dann noch immer lebt, und das als Gast in Eurem "Zelt" mitfeiert. Wir nehmen an, dass sie das sehr freut. Sie sind da nicht streng, also falls Euer Grossvater der Tochter noch ein Geotsbeachtender Jude war, wuerde er hierin dennoch eine grosse Freundlichkeit sehen, die Ihr ihm erweisen koennt.

In unserer Volkslegende stellen wir uns vor, dass unsere Verstorbenen einfch gern ihre Ruhe haben, denn im Leben kam man so oft nicht dazu, und nachts stehn sie auf, stellen sich vor G0TT in einen himmlischen Tempel auf und beten und singen mit den Engeln und allen Seligen vor IHM und freuen sich, dass ER gross und schoen ist und uns so liebt.

Es ist noch nicht der Himmel, denn dazu muessen erst alle gelebt haben, die leben sollen. Man ist dort auch nicht mehr mit juedischen Geboten beschaeftigt, denn Gebots-Jude ist man, solange man hier lebt, das war so abgemacht, dass es nur um bezeugbare Pflichten geht, ob sie jemand beachtete, Engeln oder auch Engelboten und Menschen wahrnehmbar.
Nach Ansicht mancher Legenden denken wir auch, dass jede Religion ihr eigenes solches Warteland hat, und ggf. kann man auch Leute im andern Warteland treffen, dort. Uns ist da nichts vorgeschrieben, es sich vorzustellen, nur ist uns vermittelt worden, dass man einander dort wieder trifft. Die verstorben sind, werden in der Hinsicht als "ich und du" einander erkennen koennen und sich darueber freuen koennen.

Leib und Seele zusammen gibt es dann wieder, wenn alle gelebt haben, die G0TT leben haben wollte, zum Termin des Juengsten Gerichtes. Also wenn man ein Zitat eines Verstorbenen macht, kommt kein Gespenst oder sowas, sondern nur das Gefuehl, es sei einer mahr da als im Raum zu sehen sind, ist es jemand, den wir liebten, fuehlen wir uns wohler - andere zitieren wir eben gar nicht. Alles Herbei-Wuenschen darueber hinaus stoert die Verstorbenen, denn dann wird ihnen bewusst, so arm zu sein, zur Zeit keinen Koerper zu haben - und wir unterlassen das also auch. Man gedenkt ihrer eifrig ein Jahr lang und betet ein Gebet, das jeder Jude irgendwann bestimmt gebetet hatte, und das tut man zu Neujahr auch fuer alle Unbekannten, die mal juedisch waren, um auch sie zu zitieren, noch einmal mit im "Zelt" bei uns allen zu sein - von denen uns eventuell gar kein Satz bekannt ist, das ist ein Gebet, das ungefaehr genauso wie das Gloria gemeint ist. Es heisst "Kaddisch" und preist G0TT, Den HEILIGEN.
Es wird auch gedacht, dass man mit diesem Kaddisch Menschen noch nachtraeglich etwas liebenswuerdiger dazustehen helfen kann, denen das im Leben nicht ganz so gelang. Dies geht naemlich noch jedesmal auf dessen eigenes erfreulich aus seinem Leben zu Berichtende.

*denk* koennte es eine Kopromiss-Weihnukka-Krippe geben? nun, die Christen haben es von St.Franziskus, also etwa 800 Jahre im Brauch, sich diese Geburt so deutlich wie moeglich vorstellen zu wollen, indem sie Mutter, Kind, Vater, Esel und den Schafstall nachbasteln, 3 Weise, Engel und Hirten mit Herden hinzukommen lassen, im Hintergrund den Ort andeuten und sich dann in Verwunderung sagten: sowas nimmt G0TT auf sich - auch mal mit uns zu sein, wenn wir mal total arm sind? Was hat ER uns doch lieb!
Jetzt mal abgesehn vom Theologishen - es gibt eine juedische Hoehlen-Bewohnergeschichte, die erzaehlt von dem beruehmten Gelehrten Rabbi Aqiba, der als Rinderhirte mit 40 erst anfing, das ABC zu erlernen, weil er verliebt war und das sehr wohlhabende Maedchen ihm sagte, einen Mann der nicht lernt, wolle sie nicht. - Er ueberwand seine Verlegenheit, sich als Erwachsener in eie Vorschule zu begeben, um da das Lernen zu lernen, aus Liebe zu seier Braut. Sie heirateten auch - und er aber war dann so fasziniert von der Welt des juedischen Lernens, dass er 20 Jahre ganz wegblieb. Die Frau fiel ihm dann wieder ein und er kam mit seinem Freund aus der Schule (und etwas schlechtem Gewissen) zu ihr zurueck und hoerte durchs Fenster, wie sie ganz begeistert drin im Haus einem Besuch erzaehlte, dass er nun so ein begabter und fleissiger Lernender ist, und da seien 20 Jahre fuer sie kein Problem. Damals war Schule ein Wandertrupp, in dem der Lehrer die Schueler mit Essen und Unterkunft zu versorgen auf sich nahm, und das ganze Volk half ihnen reihum, dabei zu helfen, aber Familien und Ehefrauen passten unter den Umstaenden nicht dazu. Als er nun hoerte, dass sie stolz auf ihn war, ging er glat ohne Hallo zusagen, zu Schuile zurueck und wurde ein hoch berehmter Lehrer, der sogar tausende von Schuelern versorgen konnte - und dann brach eine Seuche aus und alle starben ihm binnen 6 Wochen ab Pessach weg. Da ging er wieder nachhause, aber dort erfuhr er, seine Frau sei inzwischen voellig verarmt und lebe als Obdachlose mal hier mal da - und er hatte das gar nicht mitgekriegt. Dann habe er eilig nach ihr gesucht, fand sie und suchte ein Quartier fuer sie eide zum Bleiben, bis ihnen wieder etwas zum Lebenserwerb moeglich waere. So zogen auch sie in einen dieser Stall-Hoehlen ein. Dort legten sie sich auf Stroh, umarmten einander und weinten sich darueber in den Schlaf, dass beide so ein Unglueck gehabt haben, und nun waren sie doch alt, er war nun etwa 80jaehrig. Es war im selben Jahrhundert wie die Apostelzeit, so etwa im Jahr 95ndZ. - Da kam ein Mann zu ihrer Hoehle und raeusperte sich hoeflich, damit sie erwachten, und dann sagte er: "Bitte, liebe Nachbarn, nebenan wohne ich und meine Frau, und wir sind auch voellig arm - in diesen schweren Zeiten - und nun kommt sie nieder und wird ein Kind gebaeren, es eilt - darf ich etwas Stroh von hier abhaben? Bei uns gibt es weder Heu noch Stroh, um meine Frau und das Kindhen zu betten." - Sie sprangen eilig auf und trugen ihm Stroh nach nebenan, Frau von Rabbi Aqiba half beim Entbinden, und spaet nachts kamen sie in ihre nun leere Hoehle zu ihrem bisschen Gepaeck zurueck und bauten sich daraus behelfsweise ein Lager. Ploetzlich habe er sich hingesetzt statt einzuschlafen und fing an zu lachen vor Freude. Sie sagte: Was ist den nnu passiert, dass Du lachst? Da sagte er: Na, Frau - vorhin noch, am Tag, da sassen wir hier und weinten um unsere Armut - und wussten gar nicht, dass es Leute gab, die noch viel aernmer dran sein koenen, und nichtmal etwas Stroh fanden - und wir waren dagegen so reich und konnten es geben. Wer weiss - wir sind gar nicht so arm, wie wir dachten! Das ist doch zum Hoffen und Freuen!" - und da schuettelte sie den Kopf ueber ihren so verrueckten Geliebten und lachte auch. Es stimmte, bald fanden Kollegen die beiden in ihrer Hoehle und verschafften ihnen ein Haeuschen, wo er wieder Lehrer sein konnte und nun von den Schuelern versorgt wurde, wann immer sie etwas brauchten, das alte Paar.
Er soll noch 136ndZ gelebt haben, beruehmt fuer sein unglaubliches Alter und seine geistige Frische, also nochmal 40 Jahre. Dann brach durch einen juedischen Aufstand eine roemische Lehrer-Verfolgung aus, jeder bim Lehren des Judentums Ertappte sollte oeffentlich hingerichtet werden. Er sagte den Juengeren, er wolle weiter lehren und sie sollten sich verstecken und retten, denn ihm koenne doch nicht mehr wirklich was drohen, andere wuerden ja niemals so alt. Also er gab weiter Unterricht, immer so, dass die Schueler schnell weglaufen konnten, bis ihn schliesslich Soldaten abholten und zur Hinrichtung auf dem Marktplatz schleppten. Sie wollten vom Lehren abschrecken und machten es ganz besonders langsam, ihn umzubringen - und mittendrin kam der Abend und vor ihm ging sie Sonne unter - da begann er automatisch das Abendgebet zu sagen, mit dem Gebet "Schm'a Israel", das enthaelt "HERR deinen G0TT zu lieben ins ganze Herz hinein, und in die ganze Lebensseele hinein und mit all deinem "sehr" ..." - unterbrach sich dann und lachte noch einmal erfreut, als sei er ganz woanders.
Es schockierte die, die ihn grad toeteten und einer seiner Anhaenger aus den Zuschauern, der ihm doch nahe bleiben wollte rief mutig hinueber: Meister, wie koennt Ihr jetzt noch lachen?" - er antwortete: Weil ich mein Leben lang nie verstanden habe, was mein ganzes "sehr" sei - jetzt eben ist es mir eingeleuchtet!" - Dann begann er das Gebet nocheinmal von vorne, wie immer, wenn man eins unterbrochen hatte, und starb mitten darin. Es heisst, dann sei der Elias gekommen in Gestalt eines unbekannten Mannes, der so boese gucken konnte, dass niemand ihn hinderte, der nahm den alten toten Mann auf seine Arme und trug ihn in eine kleine Hoehle am naechsten Berg, wo ein Stroh-Bett, ein Stuhl und ein Tisch mit Lampe und einigen Buechern zum Lernen drin waren. Da legte er ihn sanft auf das Bett, ging wieder weg und verschwand. Einige der verschuechterten Schueler folgten ihnen von Ferne, um zu sehn, wo der Meister hingebracht wuerde - das konnte man aus der Entfernung so genau sehen - als sie zu der Hoehle hinaufkamen, war da nur noch ein glatter Felsen und keinerlei Eingang.

Also, wenn es Deiner Tochter Spass machen sollte, und Ihr keine Juden seid (was die Tochter eines juedischen Mannes ja nicht ist), kann Eure "Weihnukka"-Krippe auch gerne zwei Hohlen nebeneinander zeigen und ihr erzaehlt auch diese Geschichte hinzu, dass es garantiert immer noch jemanden gibt, der im Moment noch aermer ist, wenn man mal arm ist. Aber auch dann gibt es Einsichten, die einen ehrlich erfreuen, denn G0TT geht mit uns ueberall mit hinein.

mfG WiT :);)
Schöne Antwort. Danke schön. Ja, da hast Du Recht. Aber ich mag der Tochter so viel beibringen, weil mein Opa mir immer viel erzählt und erklärt hat.

Ich glaube er hat nie verwunden das Papa konvertiert ist. Wenn Mama konvertiert wäre dann wäre ich nun Jüdin.

Aber Opa hat sogar mit mir eine Laubhütte gebaut und Oma hat mich mit in die Synagoge genommen und ich habe es immer sehr genossen dort zu sein. Darum mein Wunsch ihr so viel wie möglich zu zeigen. Sie soll nicht nur den Katholizismus kennenlernen und den Buddhismus. Es gibt so viel mehr und mir liegt eben sehr am Herzen, dass sie auch mal ein "echtes" Hanukkah mitmacht und evtl. eine "falsche weil nicht echte" Bat Mitzwa haben kann. Die Feste kenn ich noch gut und es war immer so ein Tolles mittun zu dürfen. Noch Heute hab ich mehr Töpfe, Pfannen und Geschirr, weil ich das von Oma beigebracht bekommen habe. Niemals mit derselben Gabel vom Käse nehmen und vom Aufschnitt... Sowas bleibt doch haften... Icon_smile

Sie ist schon so gross und es fehlt mir persönlich schon kaum noch Kontakt zu Juden zu haben. Bei ihr soll das anders werden. Wäre mein Wunsch.

Bisous und bis dann _()_ Tao-Ho