(15-11-2009, 23:55)Bion schrieb: [ -> ]Es ist hinlänglich bekannt, dass es ebenso unsinnig ist, einen Gottesbeweis zu führen, wie seine (Gottes) Nichtexistenz beweisen zu wollen.
Die immer wieder formulierte Egalisierung dieser beiden Herangehensweisen ist unzulässig. Denn ganz allgemein gilt: Es lassen sich theoretisch
unendlich viele Existenzen der verschiedensten Art behaupten. Daraus folgt, dass derartige Existenzbehauptungen, wenn sie schon nicht nachprüfbar als wahr nachgewiesen werden können, erst dann
überhaupt in den Bereich ernst zu nehmender Erwägungen gelangen können, wenn, ausgehend von dem bereits als existent nachprüfbar Nachgewiesenen, wenigstens deren Evidenz konsistent und nachvollziehbar begründet dargestellt werden kann.
Es ist also immer derjenige, welcher irgendeine Existenz behauptet, in der Pflicht, diese seine Behauptung nachvollziehbar und nachprüfbar zu belegen, nicht aber der, welcher jene Behauptung bestreitet!
(15-11-2009, 23:55)Bion schrieb: [ -> ]Ein Merkmal des Agnostikers ist es, dass er beides nicht versucht.
Das soll ihn, den Agnostiker, aber nicht davon abhalten, dagegen Stellung zu beziehen, wenn ein allzu anthropomorpher Schöpfergott koranischen oder biblischen Zuschnitts angeboten wird, der noch dazu auch innerhalb muslimischer oder christlicher Auffassung recht verschiedengestaltig sein kann, je nachdem, welche Glaubensrichtung oder Kirche das Denkmuster liefert.
Dass Gott so nicht sein kann, wie ihn die biblischen Mythen beschreiben, ist mittlerweise auch nahezu allen katholischen und protestantischen und vielen muslimischen Theologen klar.
Die Beghauptung
"XXX existiert" ist, unanhängig von ihrer Nachweisbarkeit, nur dann überhaupt sinnvoll, wenn zugleich konkretisiert wird, was mit
"XXX" eigentlich genau gemeint sein soll (Beschaffenheit, Eigenschaften, Existenzform usw.). Darum ergibt es auch keinerlei Sinn zu verkünden:
"Gott existiert.", ohne zugleich zu formulieren, was mit dem Wort
"Gott" genau gemeint sein soll.
Theismus ist darum immer mit mehr oder weniger umfangreichen bzw. konkreten Aussagen über den betreffenden Gott bzw. die betreffenden Götter verbunden. Da es aber Menschen sind, welche diese Vorstellungen entwickeln, sind die auf diese Weise kreierten konkreten "Gottesbilder" unweigerlich immer anthropogen und meistens sogar anthropomorph.
Aus diesem Grunde läuft ein konsequenter Agnostizismus, welcher in der Überzeugung besteht, dass man über dem nachprüfbaren Nachweis nicht Zugängliches auch keine sinnvollen Aussagen machen kann, letztlich immer auf Atheismus hinaus. Denn jeder Theismus ist ja, wenn es sich nicht um belanglose Sprechblasen handeln soll, immer mehr oder weniger konkret und macht damit gerade eben solche Aussagen, welche überhaupt machen zu können der Agnostizist ja grundsätzlich bestreitet.