Die Abstimmung hat ganz klar ergeben, dass in der Schweiz eine Angst vor Islamisierung - vor dem Islam - vorhanden ist. In anderen europäischen Ländern, z.B. Deutschland sieht das nicht anders aus. Ob Minarette verboten werden sollten, ich finde nein. Das wichtigere Ergebnis dieser Abstimmung ist, bzw. sollte eigentlich die Erkenntnis sein, dass man nun endlich anfangen muss, über diese Angst vor Islamisierung zu sprechen.
Woher kommt diese Angst vor dem Islam? Muslime sind eigentlich relative ruhige und stille Zeitgenossen. Der kleine %-Satz der Extremisten macht aber mehr von sich reden, als es der überwiegende Teil der "normalen" muslimischen Mitmenschen zu tun vermag. Wenn man vom Islam liest, dann ist da meist von Terror, Mädchenbeschneidung, Intoleranz und Ehrenmord die Rede. Die Medien schlachten diese Geschichten natürlich mit Wonne aus. Die Entscheidung der gemässigten Muslime sich im Vorfeld dieser Abstimmung bewusst ruhig zu verhalten war sichtlich falsch.
Die Reaktion aus dem europäischen Ausland ist meiner Meinung nach zu harsch. Kritik ist schon angebracht. Aber Regierungen mancher Länder, z.B. Frankreich schiessen scharf gegen die Schweiz und sprechen teilweise gar von Rassismus. Dass hiervon nicht die Rede sein kann, dürfe jedem klar sein. Dass die Stimmung, die Einstellung der Menschen, des Volkes, gegenüber dem Islam, auch im Ausland nicht viel anders ist als in der Schweiz, das unterschätzen viele Politiker, so wie auch unsere Regierung die Stimmung im Volk schlicht falsch eingeschätzt hat. Ich weiss nicht wieso, wollen manche Politiker das einfach nicht sehen? Jetzt wäre doch noch Zeit für einen Dialog mit Muslimen. Dass wir Schweizer "damit angefangen haben" liegt nunmal an unserem politischen System, nach dem nicht irgend ein Regierungsmitglied, sondern das Volk die höchste Instanz ist. Wenn das Volk in D dieselben Rechte hätte, wer weiss ob da in Köln wirklich eine riesige Moschee gebaut würde. Die Leserbriefe bei verschiedenen deutschen Zeitungen lassen ein "nein" vermuten.
Für
die Reaktion aus islamischen Staaten kann ich nur wenig Verständnis aufbringen. Zwar verstehe ich, dass Muslime es nicht toll finden, dass Minarette verboten werden, aber gerade Irak, Iran, Saudi-Arabien und eigentlich auch die meisten anderen islamischen Staaten sollten sich in Sachen Toleranz nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Wo sind ihre Aufschreie, wenn ein Glaubensbruder einen Ehrenmord begeht? Wo sind ihre Aufschreie, wenn eine Frau beschnitten oder gesteinigt wird, weil sie selbst auch Rechte haben möchte? Wo sind ihre Aufschreie, wenn in der Türkei, wo offiziell Glaubensfreiheit gilt, Christen verfolgt werden? Wo sind sie, wenn in Ägypten, wo offiziell “eine Art von Religionsfreiheit” gilt (man darf zwischen 3 Religionen auswählen, darunter Islam und Christentum), Beschlüsse gefasst werden, die es verbieten, dass bestehende christliche Kirchen renoviert werden, von Neubauten müssen wir gar nicht erst anfangen.
Versteht mich nicht falsch. Die Zustände in diesen Ländern sollten keinen Einfluss auf unsere Entscheidungen haben. Es gilt nicht “wenn die nicht tolerant sind, dann wir auch nicht”. Das darf nicht sein. Aber Kritik aus diesen Ländern bin ich nicht bereit anzunehmen, solange dort nichts unternommen wird um die Missstände in den eigenen Ländern auszuräumen.
Die Reaktion der Muslime in der Schweiz hingegen finde ich angemessen. Zwar ist verständlicherweise auch Empörung und Enttäuschung zu spüren, aber man sucht den Dialog, nicht den Streit. Jedenfalls bisher. Man hat erkannt, dass Integration auch eine Bringschuld der zu integrierenden ist, Dialog ist wichtig und man ist sich wohl dessen bewusst geworden, dass es besonders ob der negativen Schlagzeilen über den Islam wichtig ist, auch mal positiv in den Medien zu erscheinen. Sich ruhig im Hintergrund zu halten bringt nichts. Es sind eben diese negativen Schlagzeilen und das Fehlen von positiven Schlagzeilen, die die Islamophobie schüren. Dazu ein beispiel aus dem "Blick":
Zitat:2004 stellte eine SonntagsBlick-Umfrage fest: Für 76 Prozent der Schweizer ist der Islam keine Bedrohung. Eifernde Religiosität ist aber äusserst unbeliebt. Zum Beispiel jenes muslimische Elternpaar, das bis vor Bundesgericht darum kämpfte, seine Söhne nicht mit Mädchen in den Schwimmunterricht schicken zu müssen. Die zwei Frömmler scheiterten – und schadeten dem Image ihrer Religion enorm.
Genau darum geht's doch. Wenn eine Frau in Burka an mir vorbei geht, erkenne ich sie sofort als Muslima und bin negativ beeindruckt. Wenn ein gemässigter Muslim an mir vorbei geht erkenne ich ihn doch meist gar nicht als solchen. Er könnte ja genauso gut ein Christ oder Buddhist sein.
Es ist wichtig dass Muslime nun die Initiative ergreifen - in ganz Europa - und mit Vorurteilen aufräumen.