(02-12-2009, 20:15)humanist schrieb: [ -> ]Du verstehst mich immer noch nicht.
Gibt man religiöse Dogmen vor, sind diese Pflicht. Demokratische Meinungsbildung ist demgegenüber ein Recht.
Und nur aus den (unabhängigen) Meinungen vieler sollte sich eine ethische Richtung bilden. Das nennt man Freiheit und Selbstbestimmtheit.
Ich habe ein Recht darauf, meine Meinung auf religiöse Dogmen zu stützen, und darauf, meine Meinung offen kundzutun. Dieses Recht nutze ich. Ich verlange, dass meine Meinung mitberücksichtigt wird, wenn wir mit vielen verschiedenen Meinungen eine ethische Richtung bilden. Sollte man mich übergehen, werde ich für mein Recht kämpfen.
Solange ich oder andere so handeln, wird die Bibel zur Moralbildung gebraucht.
Dein Ausspruch, man bräuchte die Bibel nicht, gründet nicht auf der Realität. In der Realität brauchen und gebrauchen viele Menschen die Bibel um sich eine Meinung zu bilden, ich bin einer von ihnen.
Ich frage mich daher, wie du dazu kommst, zu denken, dass man die Bibel nicht bräuchte.
Scheinbar vergleichst du die Realität mit einer von dir geschaffenen Fantasiewelt, in der Religion nicht vorkommt. Weil diese Fantasiewelt humanistisch und friedlich ausgerichtet ist, bist du der Ansicht, dass man für die Moral keine religiösen Schriften benötige. Weil du überdurchschnittlich gebildet bist und deine Vorstellungen sich auf Bildungsinhalte stützen, siehst du eine Art von Wirklichkeit in dieser Fantasie.
Letztenendes wirst auch du dich damit abfinden müssen, dass es nur ein Traum ist. Wenn du aber Glück hast und viele Menschen findest, die diesen Traum mit dir träumen (und du bist nicht der erste, den ich treffe), so gerät er nicht so schnell in Vergessenheit.
Dass ich einen anderen Traum träume, wirst du aber akzeptieren müssen. Denn auch ich bin darum bemüht, dass mein Traum nicht in Vergessenheit gerät, und mit der Realität konfrontiert, dass es bloß ein Traum ist.
(02-12-2009, 20:15)humanist schrieb: [ -> ]Die zeitliche Weiterentwicklung der Moralvorstellungen habe ich auch über längere Zeiträume betrachtet. Von einer primitiven Kultur (nein, nicht erst vor 6000 Jahren) bis hin zur heutigen, toleranten und aufgeklärten Menschheit. Du wirst nicht abstreiten, dass sich die Ethik seit dem weiterentwickelt hat. Die zwei Weltkriege hat sie auch überwunden, was für mich nur ein weiteres Indiz für meine These ist.
Ich bestreite nicht, dass sich die Ethik weiterentwickelt hat. Ich finde nur die Ansicht komisch, die Welt sei irgendwie besser geworden und müsse zwangsläufig immer besser werden (wobei besser auch noch ein Begriff ist, der sich mit der Zeit ändert).
Die sich weiterentwickelnde Ethik orientiert sich an der jeweiligen Situation unserer Gesellschaft. Über den Klimawandel mussten wir uns früher keine Gedanken machen. Jetzt aber schon, weil wir Kenntnis vom Klimawandel haben, weil wir uns mit diesem Problem konfrontiert sehen. Die Ethik hat sich also weiterentwickelt. Aber ist die Welt deshalb besser geworden?
Ist die Veränderung unserer Lebensumstände über die nächsten Jahrzehnte, Jahrhunderte oder Jahrtausende bereits jetzt absehbar? Wenn nicht, dann können wir auch nicht vorhersagen wie wir uns soziokulturell daran anpassen werden. Eine fatale Änderung des Klimas würde zum Beispiel nicht ohne Folgen bleiben. Auch nicht der Ausbruch einer besonders gravierenden Pandemie.