(27-02-2010, 23:35)Gundi schrieb: [ -> ] (27-02-2010, 20:55)nidschki schrieb: [ -> ]Ich finde keinesfalls dass Tiere weniger wert sind, weil sie sich ihrer nicht bewusst sind.
Manchen Tieren würde ich etwas wie Würde durchaus zuschreiben, aber Würde ist ja schon ein Begriff, der bei den meisten sehr durch das Erscheinungsbild von Wesen geprägt zu sein scheint.
Ich meine damit, ein Mensch, ob er nun besonders viel für Tiere übrig hat oder nicht, würde wohl einem Pferd 10000-mal eher Würde zuschreiben als einer Kakerlake. Warum? Vielleicht wegen des schönen Schweifs des Pferdes, wegen der großen, tiefen Augen, oder weil es grundsätzlich einen Nutzen für den Menschen hat.
Dass bestimmte Tiere von den meisten Menschen deutlich lieber bzw. überhaupt gemocht werden (wie Hunde oder Katzen) sagt meiner Ansicht nach nichts über den Wert (welcher Würde einschließt) über das Tier aus.
Ich denke eigentlich auch das Tiere eine Würde haben, unabhängig davon ob sie für uns Wert haben. Aber haben sie diese Würde nur weil wir sie ihnen anerkennen? Also menschengemacht?
Ich glaube schon. Weil Würde meiner Meinung nach nur beim Menschen zu finden ist (nur er hat ein "Empfinden für Würde") und nur für Menschen sinnvoll ist (ähnlich wie die Frage nach dem
Sinn des Lebens). Bei einem Tier wüsste ich nicht, warum dieses zb. die Natur "würdevoll" betrachten sollte. Eine Katze läuft draußen rum, findet eine Maus, jagt diese, oder liegt in der Wiese rum - ich glaube nicht, dass sie da darüber sinniert, wie schön doch die Natur ist. Die Natur ist einfach da. Es gibt keinen Grund, mehr darin zu sehen.
Der Mensch ist eben weiter entwickelt und hat im Laufe dieser Entwicklung irgendwann festgestellt, dass er bestimmte Dinge (oder alles Mögliche) als schön erachten kann, infolgedessen den Dingen bestimmte Werte geben kann.
Blumen sind schön (als einfaches Beispiel): Warum sind sie (vermeintlich) schön? Eine Blüte, ein Stengel, verschiedene Farben - die Komposition wird dann als schön definiert. Eine Blume wird aber kaum ein schönes Farbkleid tragen
weil sie sich schön finden will, sondern weil sich eben bestimmte Elemente verbunden haben. Und dass eine Biene auf die Idee kommt, eine Blume schön zu finden kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Nur Menschen haben die Eigenart, die Dinge zu werten, ihnen Attribute wie Würde, Schönheit, Hässlichkeit zu verleihen.
Natürlich sind diese Ansichten von mir (einem Menschen) erdacht. Vielleicht gibt es ja objektive Eigenschaften von Tieren, Pflanzen, was auch immer. Aber wenn ein Löwe objektiv betrachtet mehr wert wäre wie ein Weberknecht, dann muss man sich fragen, nach welchen Maßstäben die
Natur als wertende Instanz urteilt (solche Spekulationen führen dann wohl unweigerlich zur Frage, ob es nicht eine höhere, transzendente Intelligenz gibt)
Gundi schrieb: (27-02-2010, 20:55)nidschki schrieb: [ -> ]zu 1.) Von den Prämissen ausgehend dass es einen Gott gibt und dass es Würde gibt: Nein.
Ich werde von einem höheren Wesen erschaffen, welches mir eine Welt gibt und mich zusammenbastelt wie's ihm grade gefällt und mir dann Gefühle gibt und so weiter... Besonders würdevoll kommt mir das nicht vor. Da sehe schon mehr Würde drin wenn ich glaube dass irgendwann mal ein Affe auf die brillante Idee gekommen ist auf 2 Beinen zu laufen, sich zu rasieren, zu lernen aufs Klo zu gehen und über Würde nachzudenken :icon_cheesygrin:
Aber wenn es Gott geben würde, und unsere Existenz und unser Tun auf ein Ziel hin ausgerichtet wären, hätte dies nicht mehr Würde als das bloße Existieren an sich? Da unser Leben dann eventuell einen übergeordneten Sinn hätte?
Dass kann man natürlich so sehen. Ich für meinen Teil sehe zumindest nichts Schlechtes darin, "einfach so dahinzuleben". Ob unser Leben zielgerichtet ist oder einfach zufällig im Laufe der Evolution entstanden ist, ändert für mich nicht viel. Ich bin jetzt da und lebe eben. Ob eine höhere Instanz einen Sinn für mein Leben vorgesehen hat ist mir ziemlich gleichgültig, denn wenn es so ist dann macht sich diese Instanz für mich persönlich nicht bemerkbar. Soll heißen, wenn es Gott gibt und er bestimmte Dinge in meinem Leben lenken sollte, dann habe ich davon noch nichts mitgekriegt (und deshalb ist es mir auch egal).
Wenn ich nun glauben würde dass es einen Gott gibt, aber ihm keine Eigenschaften zuschreiben möchte, würde ich vielleicht eher Angst haben als mich zu freuen, dass jemand etwas für mich vorgesehen hat. Vielleicht hat Gott mich nur erschaffen, damit ich eine Klippe runterfalle oder auf einer Banane ausrutsche und mir das Genick breche. Wenn er für mich vorgesehen hat dass ich mal ein erfolgreicher Multi-Milliardär werde, dann freut mich das natürlich.
Kernaussage: Ich würde mein Leben nicht als würdevoll bezeichnen, weil es einen übergeordneten Sinn hat. Dieser muss nicht zwingend positiv sein, deshalb kann ich genauso Angst haben dass jemand mein Leben in gewissen Bahnen lenkt. Ich würde es vielmehr als determiniert befinden und womöglich traurig sein, dass ich einem höheren Sinn folgen muss.
Man kann zwar in unserer geprägten Gesellschaft auch nicht von freiem Willen sprechen, wenn ich als Kind zweier Arbeitsloser geboren werde und mein Leben auf der Straße verbringen muss weil in meinem kapitalistischen Staat etwas gewaltig schief läuft; aber wenn es Gott gäbe dann frage ich mich, warum macht er nicht dass es mir besser geht? Wieso sieht er als Sinn für mein Leben, dass ich nie die "schönen Seiten" des Lebens kennen lerne?
Ohne Gott kann ich der Industrialisierung die Schuld geben, dass mein Leben verpfuscht ist und hoffen, dass es vielleicht irgendwann besser wird. Mit Gott kann ich mich
a) fragen, warum er mein Leben nicht verbessert oder natürlich
b) glauben, dass das alles einem höheren Zweck dient.
Würdevoll wird es damit also nicht. Vielmehr scheint es mir deutlich wertloser zu sein wenn ich keinen freien Willen habe. Wenn Gott mich auch mit freiem Willen erschafft, bleibt er doch immer über mir und ich bin durch seine Vorgaben (so großzügig diese auch erscheinen mögen) begrenzt. Ohne Gott ist man natürlich durch die Natur begrenzt (ich armer Mensch hab keine Kiemen und keine Flügel), aber der Natur schreibe ich keine Intelligenz zu, deshalb ist das eben so. Gott ist ja offensichtlich eine höhere Intelligenz, wenn er mich so erschaffen hat wie ich bin dann fühle ich mich verraten (er hat ja die Möglichkeit, mir Kiemen und Flügel zu geben, schließlich bestimmt er wie die Natur funktioniert.)