Religionsforum (Forum Religion)

Normale Version: Schweigen!
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3
Aus einem Holz geschnitzt!

Schweigen!

Das war die Strategie, die Hans Hermann Groër, ehemals Kardinal und Erzbischof von Wien, an den Tag legte, als er sich mit Missbrauchsvorwürfen aus der Zeit seiner Tätigkeit als Lehrer und Erzieher konfrontiert sah.

Schweigen!

Und mit leidvollem Augenaufschlag das "Unrecht" ertragen (so sahen das die österreichischen Bischöfe damals), das ihm widerfuhr. Wie Christus sein Leid in Demut erdulden (ein Vergleich des damaligen Bischofs von St. Pölten, Krenn).

Schweigen!

Und sich "nicht von dem kleinlichen Klatsch einschüchtern" lassen (so äußerte sich Ratzinger lt. einer Meldung des ORF am Palmsonntag).

Den Hausprediger Vergleiche mit der Lage der Juden im 3. Reich anstellen lassen, zur Sache aber schweigen!

"Eine plumpe Kampagne gegen den Papst und die Katholiken" ist es, was derzeit läuft, weiß der "Osservatore Romano" in der Sonntag-Ausgabe zu berichten. "Verleumderische Angriffen" und eine "Diffamierungskampagne", die um die Missbrauchsfälle konstruiert werde, sei der Papst ausgesetzt.

Benedikt XVI. habe in jenem Fall "Transparenz, Entschlossenheit und Strenge" bewiesen, hört man aus dem Vatikan.

Vom Papst selbst aber?

Schweigen!

Transparenz, Entschlossenheit und Strenge!

Strenge hat man den Zöglingen gegenüber geübt, wenn sie versucht hatten, sich kirchlichen Stellen anzuvertrauen. Man hat ihnen nicht geglaubt! Schläge hat es gegeben und die Warnung, solch schlimme Dinge ja nicht nochmals zu behaupten.

Entschlossen wurde die Decke des Schweigens über Berichte dieser Art gebreitet.

Und Transparenz hat es gegeben, wussten doch innerhalb des hohen Klerus in Rom alle davon!

Der "Mord an unschuldigen Kindern, die noch nicht geboren sind" ist dem Papst wieder eingefallen, Abtreibungen sind das Übel, das die Welt heimsucht, so der Papst anlässlich der Karfreitagsprozession.

Zu den Missbrauchsfällen und zu seiner (Ratzingers) Verantwortung in der Causa aber:

Schweigen! Und aus der Rolle des Täters in die Rolle des Opfers schlüpfen.
Ich war schockiert, als ich im radio einen kleinen Teil der Ostermessenrede vom Papst hörte und die Menschen jubelten und sich freuten.

Klar kann ich annehmen, dass das stark Gläubige sind oder Fanatisten. Wenn ich Christ wäre und vorallem Katholik würde schon mein Gewissen es nicht zulassen in so einer schlimmen Zeit zu Jubeln und das schon gar nicht jemanden, der nicht mal das Thema aufgreift und stattdessen wieder die Abtreibungsgeschichte neu abspielt.

Grüsse
Dazu sei ein Kardinal (Name ist mir leider entfallen, die Ansprache aber in der ZDF-
Mediathek zu finden) zitiert, der Folgendes im Beisein des Papstes gesagt hat:
"Gottes Volk ist mit dem Papst und lässt sich von dem unbedeutenden Geschwätz
dieser Tage nicht beeinflussen"

Zumindest abenteuerlich formuliert...
(06-04-2010, 13:02)elwaps schrieb: [ -> ]Dazu sei ein Kardinal (Name ist mir leider entfallen, die Ansprache aber in der ZDF-
Mediathek zu finden) zitiert, der Folgendes im Beisein des Papstes gesagt hat:
"Gottes Volk ist mit dem Papst und lässt sich von dem unbedeutenden Geschwätz
dieser Tage nicht beeinflussen"

Zumindest abenteuerlich formuliert...

Die Klagen der geschändeten Opfer als unbedeutendes Geschwätz abzutun ist wirklich stark. Alle Achtung, in der momentan heiklen Situation extra die Opfer zu vergrätzen, das ist schon 'ne beeindruckende Strategie Eusa_clapEusa_wall
Ich denke, dass das nicht auf die Klagen der Opfer sondern das "Aufbauschen" der Geschichte durch die Medien bezogen war.

Trotzdem ziemlich derb, so ne Aussage derartig missverständlich an die Öffentlichkeit zu bringen!
Die Kirche versucht nunmal gerade mit letzter Kraft jegliche Kritik und Angriffe mit Hilfe des letzten kleinen Rests an Respekt der Politik und Bevölkerung ihr gegenüber abzuwehren, die sie anderen Glaubensvereinigungen voraus hat. Auch mit so abenteuerlichen Versuchen wie dem Vergleich mit der Judenhatz. Wie man sieht ist und bleibt das aber ein letztes Strampeln kurz vor der totalen Verurteilung die irgendwann durch die Bevölkerung kommen wird. Die Frage ist nur, wie der letzte Gegenschlag der Kirche aussehen wird, um die kleinen Anhänger ruhig zu stellen. Vielleicht kündigen sie uns die Rückkehr Satans an oder sonst etwas, ich bin gespannt.
(06-04-2010, 16:20)elwaps schrieb: [ -> ]Ich denke, dass das nicht auf die Klagen der Opfer sondern das "Aufbauschen" der Geschichte durch die Medien bezogen war.

Trotzdem ziemlich derb, so ne Aussage derartig missverständlich an die Öffentlichkeit zu bringen!

Ja, es kann gut sein dass "nur" die mediale "Anstachelung" gemeint war - aber wie du schon sagst, so formuliert wirkt es, als würde der Kardinal alles (eben auch die Rufe der Opfer) als unbedeutend ansehen, was zurzeit vorgeht.
Netter Text, Bion. Selbst verfasst?
(06-04-2010, 16:49)Romero schrieb: [ -> ]Netter Text, Bion. Selbst verfasst?

Ja.

Wenn ich Fremdtexte verwende, gibt es einen entsprechenden Verweis im Text oder eine Fußnote mit Quellenangabe.
(06-04-2010, 16:24)SchmetterMotte schrieb: [ -> ]Die Kirche versucht nunmal gerade mit letzter Kraft jegliche Kritik und Angriffe mit Hilfe des letzten kleinen Rests an Respekt der Politik und Bevölkerung ihr gegenüber abzuwehren, die sie anderen Glaubensvereinigungen voraus hat. Auch mit so abenteuerlichen Versuchen wie dem Vergleich mit der Judenhatz. Wie man sieht ist und bleibt das aber ein letztes Strampeln kurz vor der totalen Verurteilung die irgendwann durch die Bevölkerung kommen wird. Die Frage ist nur, wie der letzte Gegenschlag der Kirche aussehen wird, um die kleinen Anhänger ruhig zu stellen. Vielleicht kündigen sie uns die Rückkehr Satans an oder sonst etwas, ich bin gespannt.

Die katholische Kirche denkt in größeren Zeiträumen, als dass sie ein solcher "Zwischenfall" aus der Bahn werfen würde.
Wir können davon ausgehen, dass sie auch diesen Rückschlag mit bewehrten Taktiken überleben wird und irgendwann wieder zum Normalzustand übergeht - einschließlich der Vergebung durch die Gläubigen (80% der Katholiken wollen nicht wegen der Missbrauchsfälle aus der Kirche austreten).
Auch wenn die Katholische Kirche in dieser Frage immer wieder Fehler gemacht hat und zu leicht vergibt und ich sicherlich nicht der Verteidiger dieser Institution bin, wundere ich mich schon über die Selbstgefälligkeit, mit der nun alle über diese Institution herfallen.

Wie moralisch überlegen mag sich hier jemand fühlen, wenn wir eigentlich alle wissen, dass es auch in unserem näheren Umfeld, in unserer eigenen Verwandtschaft und Freundeskreis rein statistisch zu Missbrauch kam, kommt und kommen wird?

Wo ist die Kritik an anderen Institutionen und deren Umgang mit Missbrauch, wenn wir hier fast alleine nur die Katholische Kirche anprangern? Gehen etwa staatliche Schule an die Öffentlichkeit? Bei jedem bekannt gewordenen Vorfall? Auch noch nach 30 bis 40 Jahren?

Nein, die Katholische Kirche kann man in vielem kritisieren, aber diese Selbstgefälligkeit in dieser Frage, in diesen Tagen ist nur noch verlogen...
Wie mans nimmt.
Ein Sportlehrer wird entlassen, ein Priester versetzt. Ist dann doch ein Unterschied.
(07-04-2010, 09:47)Jakow schrieb: [ -> ]Wie moralisch überlegen mag sich hier jemand fühlen, wenn wir eigentlich alle wissen, dass es auch in unserem näheren Umfeld, in unserer eigenen Verwandtschaft und Freundeskreis rein statistisch zu Missbrauch kam, kommt und kommen wird?

Man muss sich nicht moralisch überlegen fühlen, um zu erkennen, dass das Versetzen von pädophilen Priestern nicht korrekt ist. Aus rein ethischer Sicht ist es ebenso falsch.
(07-04-2010, 09:53)humanist schrieb: [ -> ]Ein Sportlehrer wird entlassen, ein Priester versetzt. Ist dann doch ein Unterschied.
Ein Realer oder ein Angenommener? So wird doch auch kein Sportlehrer alleine wegen einem Verdacht oder einer Beschuldigung entlassen. Umgekehrt ist es aber so, dass es auch hier zu Versetzungen oder sonstigen Massnahmen kommt, welche das Schulrecht vorsieht.
(07-04-2010, 10:43)nidschki schrieb: [ -> ]Man muss sich nicht moralisch überlegen fühlen, um zu erkennen, dass das Versetzen von pädophilen Priestern nicht korrekt ist.
Um welche pädophile Priester geht es hierbei eigentlich genau? Um welche Versetzungen in den letzten Jahren?

Und mein Eindruck des "moralisch überlegen" kommt durch die weitgehende Verurteilungen welche für mich in keinem Verhältnis stehen. Das eigentliche Problem ist nach wie vor nicht alleine ein Problem der Katholischen Kirche wie manche hier meinen, sondern ein gesamtgesellschaftliches, eines welches im engsten Kreis der Familie beginnt.
Seiten: 1 2 3