bion schrieb:Was sind Deiner Meinung nach "Glaubensansichten" der Christenheit, die zu kritisieren sind? Was sind die "wertvollen Inhalte", die negiert werden?
@ bion
Du fragest danach, welche der Kirchenväter ich meine.
Was die Glaubensinhalte sind.
Wo wäre die Grenze zu ziehen.
Ich hätte noch einiges zu den interessanten Beiträgen von Exmo zu sagen. Müsste vielleicht in einen anderen Abschnitt "Missachtung der Frauen in der Kirche" auf Grund von irrigen Vorstellungen?
Doch zu Kirchenvätern:
So sehr verschieden von ihrem Charakter die Personen der Kirchenväter waren und deren Ausbildung, sind auch die Standpunkte der Auslegung der Bibel die sie beherrschten – oder auch nicht beherrschen konnten. Es ist genau wie in heutiger Zeit. Manch einer profiliert sich mit Worten ohne deren Bedeutung wirklich zu kennen, ein anderer überblickt das System, verwendet jedoch wenig Worte oder arbeitet mit eigenen Ausdrücken. Dann gib es noch Nachahmer, die entweder einer oder der anderen Form nachgehen. Kurzum, die Zuordnung, wer nun mit Auslegung arbeitete oder nicht – die Grenze ist schwer zu ziehen, ist wirklich eine Interpretationssache, die von vielen Messpunkten aus gesehen werden muss.
Sie setzt auch die Kenntnis von mehreren Seiten voraus - sowohl die Standpunkte der Auslegung als auch den Maßstab der Verschiebung der Glaubensentwicklung.
Wo genau liegt sie?
Liegt sie in einer Tendenz der Glaubensrichtung, die nach der Reformation kam, ob man so oder anders bekennen soll, Sonntag ablehnen, dafür Sabbat nehmen, Marienkult machen oder ablehnen, Diskussionen über Abendmahl etc.
Oder liegt das Standbein in einer Morallehre?
Zum Einen ist da bis ins vergangenen Jahrhundert hinein, dokumentiert in den Richtlinien des II Vatikanische Konzil der soziale Aspekt betont worden. Es wird überraschend gut auf die Situation der Kirche hingewiesen, die gerade in den 60er Jahren durch den Abbruch der Gesellschaftsstrukturen (2. Weltkrieg, Landflucht, Industrialisierung) die bisher organisierte Struktur verlor. Ich war überrascht, wie scharf das damals schon erkannt worden war. Und auch die Grundidee war da, welche die Bibel im Prinzip durch ihre Auslegung vorgeben würde. Liest einer jedoch zum Anderen "Glaubenspart" den Text des Konzils, schlackert er mit den Ohren über die völlig abwegigen scheinenden Bibelsprüche, über die alle Welt lacht und meint: Das kann nicht sein, es gibt keine Jungfrauengeburt und kein Mensch wird von durch Überschatten des Hl. Geistes befruchtet, u.s.w.
Ich denke derartige Vorstellungen sind bekannt und auch die Gründe, warum sich jede Menge Sekten entwickelten – weil man sich das eben nicht vorstellen konnte. Ich spare ir hier weitere Ausführungen...
Doch wie kam es zur Verschiebung der Strukturen?
Bitte den Eingangssatz erneut lesen.
Die einen nahmen was sie verstanden, sie trafen das Richtige, andere lagen etwas daneben, trotz richtiger Worte.
Nun wäre Einiges wieder herzustellen.
Hatte man denn schon bei der Gründung der Kirche ein falsches Konzept?
Das Glaubensbekenntnis wurde im Konzil von Nicäa festgelegt, um 300 n. Chr. Anfangs legte ich den Punkt der Abweichung auf dieses Datum. Doch als ich anfing das ganze NT in der Dichtkunst und Auslegung des AT zu lesen, zog ich meinen Hut immer tiefer, wie man so sagt um den steigenden Respekt auszudrücken. Denn zuvor hatte ich das Glaubensbekenntnis nur für eine Formel gehalten, die man bei der Taufe aufsagt.
Aus dem ursprünglichen Konzept einer Erlösungslehre, die in vielen Kapiteln vorliegt, machte man eine ganz kurze Zusammenfassung: Das Glaubensbekenntnis. Nur, es bestand aus den gleichen Metaphern, die im AT und im NT verwendet wurden.
Spricht
ben, sieht zwei Komponenten
Sohn und
enthält. Jesus ist man soll erlösen, Maria,
marim Bitterkeit, etc. Liest einer mit dem Wissen des AT das Glaubensbekenntnis mit: Ich glaube an ... geboren von der Jungfrau Maria, etc. hat er folgendes Bild:
er ist / oder wird treu sein mit besten Möglichkeiten, die immer das Ziel sein sollten. Will ehrlich etwas freisetzen (auslösen) was bevorzugt wird. Zuweilen wird die Erlösung aus Bitterkeit geboren, man leidet daran - bis es gerichtet wird. Wackelt meist noch etwas hin und her zwischen durchhängen und zünden - bis es endlich hochkommt zur besten Zusammenarbeit - aber dann kommt es, dass man hingerissen ist.
Es handelt sich
–bei gleichem Text wohlgemerkt – um ein
Lebenskonzept:
Beste Ziele anstreben, zeigt u.a. Methoden wie aus der Bitterkeit herauskommen.
Die Worte werden heute auch noch gesagt – aber die Vorstellung ist nicht mehr dahinter.
Nun zur Analyse:
Wie kann man merken, ob ein Kirchenvater die Auslegung nahm?
Man merkt es an den sonstigen Äußerungen.
Zum Beispiel, ob er anfängt über die Jungfrau Maria zu predigen, nach welchem Wissenstand A) oder B) . Ich meine bei Euch auch zuweilen: Jetzt habt Ihr es verstanden – und dann kommt plötzlich wieder ein Hammer daher. Wie gesagt, die Grenze ist schwebend. Man kann sogar dem Text des Vatikanischen Konzils die aufrechte Gesinnung unterschieben, nicht wissend ob sie tatsächlich mit den Bibelsprüchen sagten was sie meinten oder mit dem was da steht.
Es steckt etwas Wichtiges drin – aber man entfernte sich vom Mittelpunkt.
Mit Hilfe der vernünftigen Überlegung kann die Analyse erfolgen, setzt aber die Kenntnis der Auslegung voraus.
Wer hat sie tatsächlich angewendet?
Irenäus von Lyon vermutlich Grieche aus Smyrna, einer der bedeutendsten Theologen des 2. Jahrhunderts prägte den Begriff Regula fidei. Die Frage ist, wie weit ist sein Verständnis des Glaubensbekenntnisses bindend geworden? Aber auch, wie ist das was er meinte? War er Gegner von Glaubensanhängern der Offenbarung, die sich ein Weltende vorstellten oder hatte er einen Lösungsweg? Die Kenntnis des regula fidei würde ihn als "Erlöser" zeigen, die eine Vorstellung der Prophezeiung ablehnen muss. Er kennt dann nämlich die Schritte, die zu machen sind.
Augustinius, obwohl er nicht Hebräisch kannte, vermittelt in seinen Werken etwas von dem damaligen Wissen.
Leo der Große gibt in geschichtlicher Hinsicht Auskunft - wie schwierig die Wissensübermittlung war, Zusammenbruch Roms, auch keine Basis mehr zu früheren Werken.
Gregor I., genannt der Große * um 540 in Rom; † 12. März 604.
Er trat gegenüber den noch immer nicht unbedeutenden Gruppen von Altgläubigen in der Regel intolerant auf; so gab er im Jahr 599 Order, die Heiden Sardiniens durch Folter und Beugehaft zum Übertritt zum Christentum zu zwingen. Historisch bedeutend wurde seine Entscheidung, Missionare nach Britannien zu entsenden. Von dort kamen Iren unter Karl dem Großen nach Deutschland um zu missionieren, in einem Land, in dem es ein (anderes) Christentum bereits schon zur / bzw. vor der Römerzeit gab. Die Lehren stammen aus dem AT und entwickelten sich über einen sehr langen Zeitraum, nicht erst durch einen Jesus, von dem keiner ein Geburtsdatum kennt. Erst ab ca. 700 n. Chr. finden sich Urkunden von Klostergründungen, Kirchenbauten, etc. Während Ausgrabungen zu früherer Zeit auf andere Symbole und damit andere Vorstellungen zurückführen.
Gregors Werk über Hiob:
Moralia in Iob (I-XXXV). PL 75, 519–1162; PL 76, 9–782.
35 Bände über die knapp 30 Seiten umfassende biblische Erzählung von Hiob.
Er verwendete viele der dort enthaltenen Allegorien. Er kannte tatsächlich einen Teil der Auslegung. Das bestätigt sein Werk. Nach seinem Werk entstanden aber auch die Vorstellungen von Himmel und Hölle. Und es entstand der Versuch, bis ins letzte Jahrhundert hinein mit immer dickeren Bänden von Nichtwissen die Mystik begreifbarer zu machen. Das war dann die schwer zu lernende Literatur der Theologiestudenten.
Hätte nun Gregor die Auslegung ganz begriffen, die er nun tatsächlich betrieb, wäre wohl kaum der Mord und die Unterdrückung der Sardinier passiert. Statt mit Hilfe eines einfachen hebräischen Textes - bis in deren Tiefe zu folgen, entstanden Schieflagen über Schieflagen.
Statt gründlich an Hiob zu arbeiten, wo schon allein im Namen das drin steckt, was Gregor als Quintessenz seines ganzen Werks herausstellt, kam es zu einem Aufbauschen der Mystik, immer noch keine Klarheit, nur ein noch weiterer Papierkrieg.
Deshalb will ich vorrangig durch alle Werke des AT durch,
dann auch die des NT sonst ist da keine ordentliche Arbeit möglich.
Also bitte zuerst da weiter...
Da waren wir nämlich noch nicht....