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Normale Version: Sinn der Philosophie
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t.logemann

Nach dem Verlauf der bisherigen Diskussion (in "Darstellungsarten der Philosophie"; Thema geteilt/Ekkard) stellen sich für mich ein paar Fragen, die vielleicht von Euch beantwortet werden könnten:

Welchen Sinn hat Philosophie? Ist es eine Wissenschaft die „mit Worten beginnt und mit Worten endet“ und letztlich nur der „Wortklauberei“ dient – oder bemüht sich die Philosophie nicht eher darum das „Unerklärlich“ in eine Form zu bringen, die es dem Menschen ermöglicht sich mit „Bildern“ im weitesten Sinne der Begrifflichkeit des „Unerklärbaren“ anzunähern? Welchen Stellenwert hat die Philosophie im Spannungsfeld zwischen Physik und Mathematik, Soziologie und Psychologie, Theismus und Atheismus?

Karla

Um zu Thomas Fragen etwas zu sagen:

ich gehe erst einmal von dem Verb "philosophieren" aus. Philosophieren umschreibe ich einmal mit: den Dingen auf den Grund gehen wollen.

Philosophieren ist also eine Tätigkeit, und diese Tätigkeit wird oft von bestimmten so veranlagten Menschen ab einem bestimmten Alter ausgeübt, weil sie nicht anders können.

Eine solche Tätigkeit ist keine Wissenschaft, sie ist eine Form des Nachdenkens und Wahrnehmens.

Wenn Mensch X die Ergebnisse seines Nachdenkens und Wahrnehmens notiert, und diesen Vorgang als seine Haupttätigkeit ansieht, wird er sich vielleicht als Philosoph bezeichnen, oder andere werden ihn als Philosoph betrachten.

In dem Sinne waren die Vorsokratiker, war auch Sokrates Philosoph. Wobei Sokrates selber an Texten nichts überliefert hat, wohl auch nicht wollte.

Diese Art des Philosophierens - die Lebens- und Weltprobleme in ihrem Kern für sich klar bekommen - ist keine Wissenschaft, kann keine sein.

Dann, später, kam die Philosophiegeschichte auf. Wenn ich an der Uni Philosophie studiere, befasse ich mich u.a. mit der Philosophiegeschichte, also zum Beispiel mit den verschiedenen philosophischen Strömungen des Abendlandes seit den Vorsokratikern.

Hier fängt der Begriff "Wissenschaft" an zu greifen. Der Philosophieprofessor, sofern er die Entwicklung und Systematisierung philosophischer Gedanken studiert und zusammenfasst, muss in dieser Tätigkeit wissenschaftlichen Ansprüchen genügen.

Und das muss er ebenfalls - sofern er als wissenschaftlicher Professor agiert -, wenn er philosophische Texte deutet, kommentiert oder herausgibt. Auch da gibt es wissenschaftliche Kriterien, denen er genügen muss, ansonsten er eben kein Wissenschaftler ist.

Zu dieser Wissenschaftlichkeit aber gehört - und das ist unerlässlich -, dass er seine eigene Weltanschauung nicht als gültigen Maßstab nimmt, sowohl die Texte dieser Philosophen als auch die Interpretationen dieser Texte durch andere Wissenschaftler zu bewerten, sondern in der Lage ist, den philosophischen Text in die Entstehungszeit etc. einzuordnen und ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, auch wenn er innerlich alles ablehnt.

Philosophieprofessoren sind nicht selten auch selber Philosophen - im Sinne von eigenem originären Philosophieren - , und da kann es schon passieren, dass sie andere Philosphen einseitig bewerten, und das war in meiner eigenen Studienzeit kein sehr großes Manko, vielleicht sogar im Gegenteil. ->


Philosophie hat bis heute noch den Beigeschmack, den das Wort selber suggeriert: Liebe zur Weisheit. Wenn wir in Lebenskrisen geraten, gucken wir bei denen nach, die diese Krisen kennen und philosophisch durchdrungen haben. Wissenschaftlichkeit ist da das letzte, was wir da gebrauchen können.
Vielleicht schauen wir mal über den Tellerrand unseres Forums. Im Netz fand ich folgenden Link
*http://www.kampfkunst-board.info/forum/f76/hat-philosophie-sinn-35314/
Ferner habe ich einige kluge Anmerkungen in Anton Hügli / Paul Lübcke (Hg.) ISBN 3 499 55453 4 "Philosophielexikon" gefunden.
Huegeli schrieb:... Ein Philosoph ist nicht einer, der schon zu wissen glaubt, sondern einer, der noch immer nach Wissen sucht. ... gemeint ist vielmehr ein Wissen ganz anderer Art, das auf Fragen Antwort geben soll wie die, was eigentlich das Gute ist, nach dem wir angeblich immer streben, woher wir überhaupt wissen, dass alles in dieser Welt eine Ursache haben müsse, und mit welchem Recht wir annehmen, dass wir über die Zeit hinweg dieselbe Person bleiben. Alle diese Fragen lassen sich, gemäß dem klassischen Vorschlag von Immanuel Kant, auf drei einfache Grundfragen zurückführen:
1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?
... Philosophie ist von daher gesehen nichts anderes als der permanente Prozess der Selbstprüfung und des Sich-Rechenschaft-Gebens über die grundlegenden Überzeugungen und fundamentalen Prämissen unseres Daseins, die wir in unserer Alltagspraxis stillschweigend immer schon als gerechtfertigt voraussetzen.
Letztere Anmerkung halte ich zugleich für den, zumindest einen Sinn der Philosohie: Sich eingestehen, dass man die Dinge anders beurteilen kann, als man es im Alltag tut. Wir durchforsten mit Hilfe der philosophischen Suche (Karla: durch das Verb 'philosophieren') unsere Wahrnehmungsfilter.

@Thomas: Du müsstest mal erläutern, was das "Unerklärliche" sein soll. Bestenfalls wird das "Unerklärte" (d. h. jene Prinzipien und Vereinbarungen, denen wir uns normalerweise keine Rechenschaft geben) geklärt.
M. E. steht die Philosophie (Karla: die Tätigkeit) ganz im Zeichen der Bewusstmachung der Denkvoraussetzungen von Aussagen, besonders auch von wissenschaftlichen. Es ist doch beispielsweise in der Mathematik wichtig zu wissen, welche Axiome notwendig sind, um bestimmte Lehrsätze formulieren und beweisen zu können. Oder fast noch fundamentaler: welche Sätze gar Axiome sind, obwohl man sie intuitiv als als "abgeleitet" bzw. beweisbar empfindet (historisches Beispiel: Der Satz von den Parallelen, die sich auf keinem endlichen Gebiet der euklidischen Ebene schneiden, hat sich als Axiom herausgestellt).
(05-07-2011, 22:30)Ekkard schrieb: [ -> ]M. E. steht die Philosophie (Karla: die Tätigkeit) ganz im Zeichen der Bewusstmachung der Denkvoraussetzungen von Aussagen, besonders auch von wissenschaftlichen. Es ist doch beispielsweise in der Mathematik wichtig zu wissen, welche Axiome notwendig sind, um bestimmte Lehrsätze formulieren und beweisen zu können. Oder fast noch fundamentaler: welche Sätze gar Axiome sind, obwohl man sie intuitiv als als "abgeleitet" bzw. beweisbar empfindet (historisches Beispiel: Der Satz von den Parallelen, die sich auf keinem endlichen Gebiet der euklidischen Ebene schneiden, hat sich als Axiom herausgestellt).


Dazu gibt es aber auch andere philosophische Ansätze, wie etwa :

"Wir besitzen heute genau so weit Wissenschaft, als wir uns entschlossen haben, das Zeugniss der Sinne anzunehmen, - als wir sie noch schärfen, bewaffnen, zu Ende denken lernten.
Der Rest ist Missgeburt und Noch-nicht-Wissenschaft: will sagen Metaphysik, Theologie, Psychologie, Erkenntnisstheorie. Oder Formal-Wissenschaft, Zeichenlehre: wie die Logik und jene angewandte Logik, die Mathematik.
In ihnen kommt die Wirklichkeit gar nicht vor, nicht einmal als Problem; ebensowenig als die Frage, welchen Werth überhaupt eine solche Zeichen-Convention, wie die Logik ist, hat. "


Quelle : *http://www.nietzsche.tv/goetzen-daemmerung/die-vernunft-in-der-philosophie.html

Will sagen : Philosophie darf m.E. selbst die Logik an sich in Frage stellen.
Geschweige denn mathematische oder wissenschaftliche Grundsätze.

(05-07-2011, 14:32)t.logemann schrieb: [ -> ]Nach dem Verlauf der bisherigen Diskussion (in "Darstellungsarten der Philosophie"; Thema geteilt/Ekkard) stellen sich für mich ein paar Fragen, die vielleicht von Euch beantwortet werden könnten:

Welchen Sinn hat Philosophie? Ist es eine Wissenschaft die „mit Worten beginnt und mit Worten endet“ und letztlich nur der „Wortklauberei“ dient – oder bemüht sich die Philosophie nicht eher darum das „Unerklärlich“ in eine Form zu bringen, die es dem Menschen ermöglicht sich mit „Bildern“ im weitesten Sinne der Begrifflichkeit des „Unerklärbaren“ anzunähern? Welchen Stellenwert hat die Philosophie im Spannungsfeld zwischen Physik und Mathematik, Soziologie und Psychologie, Theismus und Atheismus?

die philosophie nutzt gern die worte um die fragen zu formulieren sowie die thesen auszuformulieren oder diverse gedanken aufzuschreiben und festzhalten.
es ist dann ein "freier" geistiger prozess.
- jedoch können diese worte viel einfluss haben.
philosophen hinterfragen gern und fragen gern nach dem warum und und suchen gern nach wechselbeziehungen dazu.

kant stellt sich zuerst die frage "wann ist ein objekt ein objekt - erst wenn ich denke das es dieses objekt ist - oder ist es schon auch davor ein objekt?" öder so ähnlich.
dann sucht der nach wechselbeziehungen dazu und untersucht auf philosophischer art seine umwelt dazu.

beispiel martin heidegger. sein berühmter narzistischer hintergrund sei mal hingestellt - jedoch hat er durch seine philosophie mit das vorgehen der analytische wissenschaft beeinflusst. philosophie ist ein aspekt dessen das es langfristig auch in form von denkanstössen in das kollektive denken der gesellschaft sowie der politik einhergehen kann.. bsp. aristoteles und platon die alten steinhasen. oder z.b kant vorallem mit seiner schrift kritik der reinen vernunpft - der aspekt der vernunft allein wurde dadurch schon gesellschftlich thematisiert. oder nietzsche etwas in der atheistenszene mit "gott ist tod". anderes beispiel heidegger inspiriert den philosophen han han wird prof. und schreibt ne literatur über die zeit und dies wiederum gibt anregungen zum inividium sein wahrnehmung auf bestimmte aspekte zu lenken. um mit der "wahrnehmung" zur zeit anders umzugehen. daher denk ich das die philosophie selbst ein starkes instrument sein kann.

und die philosophie selbst geht ja mit allemmöglichem einher - sei es die kunst, musik, wissenschaft oder sport. bruce lee der schauspieler und kampfsportler war ein fan von krishnamurtis philosophie. die philosophie dieses schauspielers hat ein system hervorgebracht. dadurch enstand z.b das "kickboxen" und das wettbewerb dazu. und heute fiebern die deutschen im fernsehen mit dieser kickboxerfrau. weiss jetzt nicht mehr wie die heißt dr. theresa thess oder so. und das wird wieder ein gewisses zeichen für "emanzipation". da sieht man zum beispiel die verkettung einer philosophie zu einer gesellschaftlichen äusserung.

etc.

(06-07-2011, 00:05)Mustafa schrieb: [ -> ]Will sagen : Philosophie darf m.E. selbst die Logik an sich in Frage stellen.
Geschweige denn mathematische oder wissenschaftliche Grundsätze.

jup..."in frage stellen" - das ist in der philosophie gar nicht mal so unbekannt.
gerade das durch das "in frage stellen" - kann man neue positionen zu einem thema erhalten - die mal sinvoller und nicht sinvoll erscheinen. die geistige freiheit - die halt die philosophen gern in anspruch nehmen und daher doktrinen oder interpretierten doktrienen gern den rücken kehren.

t.logemann

Nun, lieber Ekkhard, hier einige Beispiele für das „Unerklärliche:

Erstens – der Urknall: Wir glauben zu wissen das eine gewaltige Zusammenballung unmessbarem „Irgendwas“ eine gewaltige Explosion hervorrief, in dessen unmittelbarer Folge Materie sich in Körpern manifestierte, Energie sich in Zeit und elektromagnetische „Teilchen“ aufteilte. Völlig unerklärlich ist was zum Urknall führte, welcher Gesetzmässigkeit der Urknall gehorchte – ob er überhaupt einer Gesetzmässigkeit gehorchte – und was „davor war“.

Zweitens – die Ewigkeit? Was ist das für ein „Zustand“, in dem ich, Du, Er, sie, Es nicht mehr dem Diktat der messbaren Zeit unterworfen ist?

Drittens – was ist „Seele“? Was unterscheidet die Denkstruktur des Menschen von seinem biologischen Verwandten? Und wieso führt der Annahme (der Religion) einer solchen Unterscheidung zu dem Schluss, der Mensch sei per se „besser“ als die ihn umgebende materielle Welt?

Viertens – was ist Gott? Ein unerklärliches – ja was? Phänomen? „Schöpfungsgeist“? Eine unbekannte Dimension? Ein philosophisches oder theologisches Konstrukt? Ein Synonym für das, was wir mangels Erkenntnis noch nicht erforscht haben?

Rätsel über Rätsel....
Eine Antwort auf die Frage des Sinns der Philosophie könnte sein:

Der Philosoph möchte wissen, wie es sich in der Welt verhält, warum es sich so (und nicht anders) verhält und was es zu wissen bedeutet, wie es sich in der Welt verhält.

Damit verbunden sind die Fragen nach der Beschaffenheit der Welt und nach den Bedingungen, die dieser Beschaffenheit zugrunde liegen. Diese Fragen werden aus den Bedingungen und der Beschaffenheit des Wissens des jeweils Fragenden gestellt und führen naturgemäß zu abweichenden Ergebnissen.

Im Gegensatz zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen kann die Philosophie alles zum Gegenstand der Untersuchung machen. Auch die Frage, was Philosophie denn sei und wie sie zu betreiben sei, ist eine philosophische.

Die Methoden, die philosophischen Untersuchungen zugrunde liegen, sind nicht einheitlich. Die Beschreibung einer philosophischen Methode ist bereits Produkt eines philosophischen Standpunkts.

Die Bedingungen, unter denen Philosophie betrieben wird, sind ständig zu hinterfragen. Allen philosophischen Schulen gemeinsam scheint mir die Bereitschaft zur kritischen Prüfung bestehender Auffassungen zu sein.

MaSofia

Lieber Thomas,

wie schön, dass Du die Beispiele aufgegriffen hast die ständig Gegenstand der philosophischen Überlegungen waren. Es freut mich immer sehr, wie Du den Kern recht schnell verstehen kannst. Ich weiß zwar nicht, ob Ekkard das so meinte, aber für Probleme zwischen westlicher und östlicher Philosophie ist Dein Beispiel ideal zum Diskutieren. Vorab - in der Philosophie des AT ging es um "wie es sein soll" nicht um Gott, um bleibende Werte und um die Erklärung des Fortschritts.

(06-07-2011, 08:08)t.logemann schrieb: [ -> ]Erstens – der Urknall: Wir glauben zu wissen das eine gewaltige Zusammenballung unmessbarem „Irgendwas“ eine gewaltige Explosion hervorrief, in dessen unmittelbarer Folge Materie sich in Körpern manifestierte, Energie sich in Zeit und elektromagnetische „Teilchen“ aufteilte. Völlig unerklärlich ist was zum Urknall führte, welcher Gesetzmässigkeit der Urknall gehorchte – ob er überhaupt einer Gesetzmässigkeit gehorchte – und was „davor war“.

Der Konflikt zum Schöpfungsglauben kam durch die Erzählung der Sechstageschöpfung als Gottes Wort. Doch, wie gesagt, das kann man anders lesen....


(06-07-2011, 08:08)t.logemann schrieb: [ -> ]Zweitens – die Ewigkeit? Was ist das für ein „Zustand“, in dem ich, Du, Er, sie, Es nicht mehr dem Diktat der messbaren Zeit unterworfen ist?

me olam - le olam ---- von Ewigkeit zu Ewigkeit
2) von einem Geschehen zum nächsten
3) bei dem Geschehen .... (was dann?)
Welt kann es auch heißen.

Wiederholen ermüdet - aber trotzdem der Hinweis, wie sich mit dem Herausoperieren der (hebräischen) Bibel aus der Wissenschaft - die Philosophie etwas beschädigte. Früher erklärte man das Geschehen und die realen sowie zukünftigen Bedingungen. Dann blieb der Versuch, das unerklärliche ....



(06-07-2011, 08:08)t.logemann schrieb: [ -> ]Drittens – was ist „Seele“? Was unterscheidet die Denkstruktur des Menschen von seinem biologischen Verwandten? Und wieso führt der Annahme (der Religion) einer solchen Unterscheidung zu dem Schluss, der Mensch sei per se „besser“ als die ihn umgebende materielle Welt?

Auch hier ist der (ermüdende) gleiche Bruch.
Diese Diskussionen begannen mit dem Nichtverständnis der Bibel und deren seltsamen Erlösungslehren. Sie waren ja nicht dafür gemacht, sondern zum Erfrischen. nefesch heißt Seele 2) Lebewesen, 3) Gestalt 4) Empfinden, Stimmung 5) Atem schöpfen, erleichtert sein.


(06-07-2011, 08:08)t.logemann schrieb: [ -> ]Viertens – was ist Gott? Ein unerklärliches – ja was? Phänomen? „Schöpfungsgeist“? Eine unbekannte Dimension? Ein philosophisches oder theologisches Konstrukt? Ein Synonym für das, was wir mangels Erkenntnis noch nicht erforscht haben?

Rätsel über Rätsel....

Auch das hätte sich bei Weiterführung des Wissens geklärt.
An den Stellen, bei denen in der Bibel Gott" steht, stehen andere Worte....
Deutsch oder in Englisch erklärt sich Gott recht einfach
good ---> God
gut ......> Gott

Nur war die andere Konstruktion ziemlich verschieden von dem klaren Überguten. Es gab durch eine unvollständige Bibelweitergabe diese unerklärliche Unsichtbarkeit und die fürchterlichen Dramen, dass es ein Gott nicht schaffte, die Ägypter zu vernichten. Wenn er es getan hätte, wäre er eben nicht Gott.

Doch die alten Hebräer hatten damit kein Problem bei Nationalitäten - wie man meint zu lesen - oder mit ihrem Gott oder deren Göttern.

Sie aßen nicht mit den Ägyptern zusammen liest man bei Mose. (Man lachte hier!)
Hebräer, ivri ist 2) Vergangenheit, 3) herübergekommen.
Ägypten, mezarim 2) Bedrängnisse 3) Grenzen.

Die Alten konnten das schon, die "aßen" nicht zusammen mit den Bedrängnissen - hielten da Abstand.

(06-07-2011, 09:41)Bion schrieb: [ -> ]Allen philosophischen Schulen gemeinsam scheint mir die Bereitschaft zur kritischen Prüfung bestehender Auffassungen zu sein.
In diesem Sinne verhalten wir uns in einem Forum "philosophisch", solange wir nicht eine, vor allem die eigene, Ansicht absolut setzen.

Beispiel: Ich stehe dem Gedanken, dass man die Bibeltexte unter Zugrundelegung der hebräischen Sprache auch "philosophisch" lesen kann, durchaus positiv gegenüber. Mir fällt es nur unendlich schwer, die hingeworfenen Wortbrocken zu verwerten. Mir geht dabei regelmäßig der Zusammenhang mit dem übrigen Text verloren. M. E. sollte sich die Übersetzung einiger Worte nicht über den Kontext der übrigen Story hinweg setzen.

Nochmal etwas einfacher ausgedrückt und an die Vertreterin dieser Art der Interpretation gerichtet: Dem deutschen Zuhörer bzw. Bibelleser steht nur der Kontext aus den verschiedenen Übersetzungen zur Verfügung, die durchwegs alle sinngemäß dieselbe Story erzählen. Von den Sprachbildern her gesehen, sind die Geschichten also gleich. Da ergeben die in der Übersetzung unterdrückten Nebenbedeutungen in Einzelbetrachtung keinen Sinn. Auf diese Weise reiht sich seit Runden ein Missverständnis an das andere.

Es ist also durchaus philosophisch (gesehen) sinnvoll, solche Behauptungen kritisch zu durchleuchten, also besonders die Frage zu stellen, wie eine einzelne Wortbedeutung in den Kontext passt.

t.logemann

Das, lieber Ekkard, ist die Schwierigkeit wenn man sich „nur“ auf die Tradition des Eigenen besinnt.

Mir fällt das Verständnis von MaSofia's Thesen einfacher – weil es ganz ähnliche „Religionsbetrachtungen“ auch im Islam, in der arabischen Welt gibt. Die Sufimystik verfolgt ganz ähnliche Wege, hat sich – durchaus vergleichbar zum Christentum – dabei auch erheblich gegen Vorurteil aus den eigenen Reihen durchsetzen müssen; Sa'adi, Rumi, Ha'fis und Khalid sind aber zwischenzeitlich nicht nur „anerkannte Sufi-Mystiker“, sondern im islamischen Raum auch anerkannte Philosophen.

Der „Fehler“ des Christentum scheint zu sein, dass man Meister Eckardt, Thomas von Aquin, Hildegrad von Bingen, Origenes zwar als Weisheitslehrer wargenommen hat, die Weisheit aber nur einem ausgewählten, elitären Kreis vermittelt hat. Dabei vermittelt die frühchristliche überlieferte Geschichte eigentlich ein ganz anderes Bild: Die Mehrzahl der Apostel waren einfache Handwerker; ausser Lukas und Paulus verfügte keiner über „höhere Bildung“ - und trotzdem ging von diesen Aposteln ein „Weisheitsstrom“ aus, der sich letztlich prägend für das gesammte spätere Christentum auswirkte.

Im Islam hat man trotz der „Steine“ die seitens der Theologen den Sufi's auch in den Weg gelegt wurden das Beispiel Omars nie gänzlich vergessen: Der war der Überlieferung nach ein einfacher, ungebildeter Kameltreiber – und erfasste „die Weisheit Allah's mit dem Herzen, wo die Gelehrten mit ihrem Wissen verzweifelten“.

Es stellt sich die Frage ob da nicht „System“ dahinter steckt, wenn man das Wissen und die Weisheit nur einem vermeindlich elitären Kreis zugänglich macht – und die „Masse der Schäfchen“ in Unbildung verharren lässt (wie es übrigends zur Zeit im Islam in Staaten wie Iran und Saudi-Arabien gehandhabt wird).

Auch wenn die Religion(en) „hervorragende“ Beispiele dafür abgeben, wie man sie von der „Botschaft zur Erlösung“ zum „Mittel der Unterdrückung“ teilweise über die Jahrhunderte hinweg verwandelt, so kann man hier jedoch nicht verschweigen dass ein solches „Verhalten“ nicht alleine auf die Religion beschränkt ist. Jedes „Fachgebiet“ dass der Mensch entdeckt um sich und seine Welt mit Erklärung zu füllen, kann letztlich eben durch den Menschen auch so abgeschottet werden, das sich dem unbefangenen Mitmenschen letztlich Sinn und Zweck der Erklärung nicht mehr erschliesst.

Karla

(06-07-2011, 00:05)Mustafa schrieb: [ -> ]Will sagen : Philosophie darf m.E. selbst die Logik an sich in Frage stellen.
Geschweige denn mathematische oder wissenschaftliche Grundsätze.


So sehe ich das auch. Und Philosophen haben das auch immer getan. Nicht nur der von Dir erwähnte Nietzsche.

Die Basis des gesamten abendländischen Denkens, das Bedürfnis nach Wissenschaftlichkeit, nach Widespruchsfreiheit etc. darf und muss als ausreichende Basis für Erkenntnis in Frage gestellt werden.


(06-07-2011, 00:16)Artist schrieb: [ -> ]die philosophie nutzt gern die worte um die fragen zu formulieren sowie die thesen auszuformulieren oder diverse gedanken aufzuschreiben und festzhalten.
es ist dann ein "freier" geistiger prozess.
- jedoch können diese worte viel einfluss haben.


Ich stimme beidem zu: Philosphie stellt Fragen, formuliert Thesen (gibt aber in der Regel keine gültigen Antworten), und Worte haben Einfluss.


(06-07-2011, 00:16)Artist schrieb: [ -> ]kant stellt sich zuerst die frage "wann ist ein objekt ein objekt - erst wenn ich denke das es dieses objekt ist - oder ist es schon auch davor ein objekt?" öder so ähnlich.


Im weiten Sinne kann man Kant als Initiator dieser Frage sehen, ja. Und diese Frage hat von Anfang an Wissenschaftlichkeit auch in Frage gestellt. Denn erst der Betrachtende schafft das Objekt, das er betrachtet. Heute befasst sich damit die konstruktivistische Philosophie.

Karla

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(06-07-2011, 11:43)Ekkard schrieb: [ -> ]Es ist also durchaus philosophisch (gesehen) sinnvoll, solche Behauptungen kritisch zu durchleuchten, also besonders die Frage zu stellen, wie eine einzelne Wortbedeutung in den Kontext passt.


Damit willst Du schon wieder ein Dogma durchsetzen. Philosophieren ist das Gegenteil davon, anderen vorschreiben zu wollen, was sie als "philosophisch sinnvoll" zu betrachten hätten.



t.logemann

Das „kritische Durchleuchten“ ist an und für sich nicht das Problem -. an welchem Terminus macht sich aber die Kritik fest? Was ist der „Bezugsrahmen“ der Kritik der Philosophie ermöglicht?

Karla

Das Philosophieren - als Tätigkeit - geht seinen eigenen Weg. Da besteht gar keine Wahlmöglichkeit. Philosphieren geschieht existentiell, es ist kein Sonntagshobby, das man auch lassen könnte. Die Fragen, die man hat, sind aus eigenen existentiellen Erfahrungen erwachsen, und die Lösungen, die man - vielleicht - findet, entstehen ebenfalls aus der eigenen Existenz und der Begegnung mit Gedanken und Wahrnehmungen anderer.

Jemand kann zu anderen Erkenntnissen kommen, und muss er ja auch, da er eine andere Person ist, mit anderen Erfahrungen und anderen Nöten. Er kann aber nicht kritisieren, dass jemand zu anderen Ergebnissen kommt als er selber, und er kann nicht fordern, dass der andere sich philsophisch "korrekt" verhalten solle. Da ist die Philosphie dann schon gleich kaputt.
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