"Es wird also von Menschen auch in einem gewissen Sinne unverständlich gemacht, so dass einem nur mehr übrig bleibt, einfach blind zu glauben"
Das ist ja nun eine wirklich kühne These. Meint der Schreiber vielleicht, dass unverständliche Texte die Magie des Geheimnisvollen entfalten und damit anziehend auf alle Fans von Magie und Geheimnis wirken?
Es mag allerdings sein, dass Glaube auf gewisse Weise schon an sich und ohne biblischen "Wirrsinn" auf gewisse Weise "blind" macht.
Wie das zu verstehen ist? - Nun, viele Menschen brauchen Gott und die Hoffnung auf ein Jenseits, also Religion. Sie haben nicht die Kraft und den Mut, ihrem Leben selbst einen Sinn zu geben, sie brauchen einen höheren göttlichen Sinn und sie brauchen, vor allem als Gegenmittel gegen ihre Todesangst, die Hoffnung auf ein Jenseits.
Aber wer ist sich seines Glaubens an Gott und Jenseits schon so völlig sicher? - Jeder Gedanke daran, dass es keine Sicherheit in diesen Fragen gibt, außer einem festen Glauben, löst erneut Angst aus.
Da treten nun gar noch "Advokaten des Teufels" auf, die in treuer Liebe zu Wahrheit und Logik - fast scheint es mir, auch mit ein wenig Genuss
- ständig von neuem in diesen "offenen Wunden der Gläubigen herumwühlen" indem sie aufzeigen, dass Gott und Jenseits durchaus hübsche Ideen und Träume aber eben keine gesicherte Realität sind.
Ich bin allerdings insgeheim überzeugt davon, dass sogar "Advokaten des Teufels" ein wenig Verständnis für Menschen haben, die sich mühsam in den Glauben retteten, lieber auf den vom Advokaten angebotenen "Blick in den Abgrund des Nichts" gerne verzichten, also die Augen schließen, auch wenn sie dadurch "blind" werden.
Auch ich stecke gerne ab und an den Kopf in den Sand, und verbanne damit Gefahren - wenigstens aus meiner Wahrnehmung.
Es grüßt Euch
dalberg
Fußnote 1: "Advocati diaboli" gibt es auch bei den Heilig- und Seligsprechungsprozessen der katholischen Kirche. Ist diese Tatsache nicht einerseits etwas paradox und irgendwie nett zugleich?
Fußnote 2: Schließen vielleicht auch die "advocati diaboli" unter uns, hie und da, ihre Augen ein wenig, angesichts der möglichen Wahrheit von Gott und Transzendenz, um unter dem Zwiespalt zwischen ihre Rationalität einerseits und ihrem heimlichen Traum von "Geborgenheit in etwas Göttlichen" andererseits, nicht ständig und allzu schmerzlich zu leiden?