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Normale Version: Glauben als Wesensmerkmal
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Gundi

Ich lese gerade ein interessantes Buch über ethnische Religionen, welches ich mal zum Anlass nehmen möchte um einige Fragen bezüglich Religion als Wesensmerkmal des Menschen in den Raum zu stellen.

Der Autor (Karl R. Wernhart) vertritt hierbei die Meinung einer Gundstruktur "des Religiösen an sich", von dessen Existenz er ausgeht und die für ihn als menschliche Universale auftritt:

"Solche universalen Elemente des Religiösen artikulieren des Menschen glaubensmäßige Bedürfnisse des Erbittens und Dankens sowie der Erwartungen, Hoffnungen und Sehnsüchte in einer verflochtenen holistischen (ganzheitlichen) Beziehung zur Transzendenz (im wörtlichen Sinn verstanden als die über das Bewusstsein des Menschen hinausgehende Dimensio), die in kulturell unterschiedlichen Glaubenswelten weltweit anzutreffen sind und die Ganzheit des Gläubigen sowohl in seiner erdverbundenen Diesseitigkeit wie in seiner Jenseitigkeit umfassen."

"Die Sehnsucht nach "Erlösung", nach Kommunikation mit den Ahnen oder die erhoffte "Anschauung Gottes" bilden allgemein menschliche Grundstrukturen und Erwartungshaltungen"


Die beschreibt auch das zweite vatikanische Konzil: "Die Menschen erwarten von den verschiedenen Religionen eine Antwort auf die ungelösten Rätsel der menschlichen Situation, die heute wie in alten Tagen die Herzen der Menschen im tiefsten bewegen".


Diese Sehnsucht und das damit einhergehende Hinwenden zum Glauben bzw. Göttern wird als gemeinsames Kernelement von Religionen betrachtet, dass Wesensmerkmal des Menschen ist und selbst vor Atheisten nicht halt macht:

"Man hat von fanatische Atheisten gesagt, dass sie ihren Nicht-Gott anbeten" (K. Jaspers)

Meine Fragen diesbezüglich:

Ist es dem Menschen möglich diese "tiefe Sehnsucht" und die damit einhergehenden offenen Fragen zu überwinden und sich komplett von Religion zu lösen?
Oder ist Religion tatsächlich ein Wesensmerkmal des Menschen, dass er zwar unterdrücken, jedoch nie überwinden kann (bsp.: fanatischer Atheismus)?

Koon

(04-09-2012, 20:16)Gundi schrieb: [ -> ]Ist es dem Menschen möglich diese "tiefe Sehnsucht" und die damit einhergehenden offenen Fragen zu überwinden und sich komplett von Religion zu lösen?

welche Offenen Fragen...?
und gestellt an wen ..?

Der Autor der obigen Frage hat Wahrscheinlich nicht daran gedacht, dass es nicht nur eine Sorte von Gläubigen gibt, den mann mit einer Frage wie das da Oben, dass aus dem Schoß eines Atheistischenmaterialismus gesprungen ist beseeligen könnte.

Die Frage ist eigentlich gestellt an eigene "Tiefe Sehnsucht" dass der Autor zu Antworten versucht, um einhergehende eigene Ablehnung von Religion zu überwinden, und sich komplett von Atheismus zu Lösen.

ein Unendlichegeschichte von Arroganz der Atheismus
Religiosität, also der Glaube an übermächtige Wesenheiten, könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Mensch intuitiv viele nicht-menschliche Objekte, z.B. Tiere, vermenschlicht. Und dass er das automatisch tut, liegt an seiner enormen Fähigkeit, sich in seine Mitmenschen hineinzuversetzen, wobei er gewöhnlich davon ausgeht, dass diese so ähnlich denken und fühlen wie er selbst. Dieses Muster wird dann auch auf den nicht-menschlichen Bereich übertragen. Also zum beispiel auf Tiere, aber auch auf Gott oder Götter, also Wesen, von denen er nicht einmal weiß, sondern nur annimmt, dass sie existieren.
(04-09-2012, 20:16)Gundi schrieb: [ -> ]Meine Fragen diesbezüglich:

Ist es dem Menschen möglich diese "tiefe Sehnsucht" und die damit einhergehenden offenen Fragen zu überwinden und sich komplett von Religion zu lösen?
Oder ist Religion tatsächlich ein Wesensmerkmal des Menschen, dass er zwar unterdrücken, jedoch nie überwinden kann (bsp.: fanatischer Atheismus)?

Tja, wie soll man das beantworten? Wer sich Atheist nennt, ist jemand, der überzeugt ist. Wodurch kommt diese Überzeugung? Es ist nicht die angesprochene Sehnsucht, sondern das, was um die Religiösität herum ist. Das gibt es zum Beispiel viele verschiedene Gottesvorstellungen, doch nur eine soll laut Christentum die richtige sein. Wie soll man das nur vernünftig aufklären können? Tatsächlich wird diese und werden andere Fragen nicht sinnvoll beantwortet, dass es eines Tages trotz tief innerer Sehnsucht zum Bruch kommt und ein Atheist wird quasi geboren.

Ich unterhalte mich häufig mit Atheisten und ehrlich, je überzeugter sie sind und je mehr sie auf den Gott wie von selbst zu sprechen kommen, den sie ablehnen, desto mehr lässt ihre Sehnsucht durch die Mauer durchschimmern. Das können sie aber nicht zugeben, weil in ihnen die Angst hochkommen würde vor den vielen unbeantworteten Fragen und dem Zwang, ein religiöses Gewand tragen zu müssen, ohne davon überzeugt sein zu können.

Wir müssen also die Sehnsucht von den, sagen wir kurz und einfach, Äußerlichkeiten und Ungereimtheiten trennen.

Koon

(04-09-2012, 21:18)Lelinda schrieb: [ -> ]Religiosität, also der Glaube an übermächtige Wesenheiten, könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Mensch intuitiv viele nicht-menschliche Objekte, z.B. Tiere, vermenschlicht. Und dass er das automatisch tut, liegt an seiner enormen Fähigkeit, sich in seine Mitmenschen hineinzuversetzen, wobei er gewöhnlich davon ausgeht, dass diese so ähnlich denken und fühlen wie er selbst. Dieses Muster wird dann auch auf den nicht-menschlichen Bereich übertragen. Also zum beispiel auf Tiere, aber auch auf Gott oder Götter, also Wesen, von denen er nicht einmal weiß, sondern nur annimmt, dass sie existieren.

Seelischemustern wie oben beschrieben, sind nicht nur den Religiösenmenschen Vorbehalten. Anima-Animus Theorie von CG.Jung lässt darauf schließen, dass die Urbilder unabhängig von Erfahrung entstehen

Gundi

(04-09-2012, 21:09)Koon schrieb: [ -> ]
(04-09-2012, 20:16)Gundi schrieb: [ -> ]Ist es dem Menschen möglich diese "tiefe Sehnsucht" und die damit einhergehenden offenen Fragen zu überwinden und sich komplett von Religion zu lösen?

welche Offenen Fragen...?
und gestellt an wen ..?

Offene Fragen wie "Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Gibt es einen Sinn? Warum sind wir überhaupt?..."

(04-09-2012, 21:09)Koon schrieb: [ -> ]Der Autor der obigen Frage hat Wahrscheinlich nicht daran gedacht, dass es nicht nur eine Sorte von Gläubigen gibt, den mann mit einer Frage wie das da Oben, dass aus dem Schoß eines Atheistischenmaterialismus gesprungen ist beseeligen könnte.


Wie meinen? Genau darum geht es doch, ob Glauben etwas ist, dass Wesensmerkmal ist. Mit "atheistischem Materialismus" hat das nix zu tun.

(04-09-2012, 21:09)Koon schrieb: [ -> ]Die Frage ist eigentlich gestellt an eigene "Tiefe Sehnsucht" dass der Autor zu Antworten versucht, um einhergehende eigene Ablehnung von Religion zu überwinden, und sich komplett von Atheismus zu Lösen.

ein Unendlichegeschichte von Arroganz der Atheismus

Ich denke mal mit "Autor" meinst du mich? Wen dem so ist, muss ich sagen dass du total daneben liegst... Icon_rolleyes

Gundi

(04-09-2012, 21:18)Lelinda schrieb: [ -> ]Religiosität, also der Glaube an übermächtige Wesenheiten, könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Mensch intuitiv viele nicht-menschliche Objekte, z.B. Tiere, vermenschlicht. Und dass er das automatisch tut, liegt an seiner enormen Fähigkeit, sich in seine Mitmenschen hineinzuversetzen, wobei er gewöhnlich davon ausgeht, dass diese so ähnlich denken und fühlen wie er selbst. Dieses Muster wird dann auch auf den nicht-menschlichen Bereich übertragen. Also zum beispiel auf Tiere, aber auch auf Gott oder Götter, also Wesen, von denen er nicht einmal weiß, sondern nur annimmt, dass sie existieren.

Die Frage ist halt, weshalb er von einer solchen Existenz ausgeht bzw. weshalb er Fragen nach einer solchen Existenz stellt?

Gundi

(04-09-2012, 21:30)Univers schrieb: [ -> ]Tja, wie soll man das beantworten? Wer sich Atheist nennt, ist jemand, der überzeugt ist. Wodurch kommt diese Überzeugung? Es ist nicht die angesprochene Sehnsucht, sondern das, was um die Religiösität herum ist. Das gibt es zum Beispiel viele verschiedene Gottesvorstellungen, doch nur eine soll laut Christentum die richtige sein. Wie soll man das nur vernünftig aufklären können? Tatsächlich wird diese und werden andere Fragen nicht sinnvoll beantwortet, dass es eines Tages trotz tief innerer Sehnsucht zum Bruch kommt und ein Atheist wird quasi geboren.

Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Und es könnte auch eine Erklärung sein, weshalb Menschen sich zu "Ersatzreligionen" wie Esoterik oder fanatischem Rationalismus hinwenden.

(04-09-2012, 21:30)Univers schrieb: [ -> ]Wir müssen also die Sehnsucht von den, sagen wir kurz und einfach, Äußerlichkeiten und Ungereimtheiten trennen.

Gut ausgedrückt und den Kern der Fragen offengelegt.
Jeder Mensch glaubt etwas (zum Beispiel, dass er krank ist oder verliebt oder sich verlaufen hat oder ...). Dies bedeutet, dass man etwas nicht weiß und sich letzlich vergewissern muss, um das entstandene Dilemma zu lösen. Gottglaube dagegen ist eine psychoaktivierende Technik. Ein bestimmtes Bedürfnis wird nicht erfüllt (Trost, Glück, Liebe, ...) und ich brauche einen Ersatz. Also wende ich diese Technik an. Ähnlich wie bei bestimmten Substanzen oder Trainingsmethoden beeinflusse ich nun mittels des Glaubens meine Psyche und mein Bewusstsein (es werden sicher auch bestimmte körpereigene Substanzen freigesetzt).

Dass Religiösität also eine biologische Gegebenheit wäre wie Musikalität, die bei Atheisten nur nicht ausgeprägt ist, halte ich dementsprechend für falsch. Glauben ist wie Rauchen - man meint, ohne das nicht leben zu können und redet sich ein, dass das doch ganz natürlich sei und der Mensch ja schon immer geraucht hätte. Auch Aufklärungskampagnen bringen kaum was. Man ist abhängig. Ist man aber weg davon, fragt man sich, wie man nur so hat leben können. Und erfreut sich seiner Freiheit.

Koon

(04-09-2012, 21:37)Gundi schrieb: [ -> ]Offene Fragen wie "Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Gibt es einen Sinn? Warum sind wir überhaupt?..."

das ist mir Klar
was mir nicht Klar ist, warum dieser Fragen sich erst in einem Begriff der "Tiefe Sehnsucht" ordnen, anschlißend "Loslösen von Religion" dramatisieren..etwa weil Religiösität etwas Primitives ist..?

oder wolltest du was anderes zum Ausdruck bringen...? Eusa_naughty

Gundi

@schmalhans:

Wenn Glaube lediglich, gleich einer Droge, Stimulation ist, so stellt sich die Frage weshalb der Mensch sich überhaupt Fragen zb. nach seiner Existenz stellt? Das ein trauriger, einsamer Mensch Zuflucht im Glauben findet, kann ich verstehen und mit deiner Antwort in Einklang bringen. Aber das sind ja nicht die einzigen Motive für Menschen zu glauben. Weshalb werden auch, für das irdische Dasein unerhebliche (?) Fragen gestellt, wie die nach einem Sinn?

Gundi

(04-09-2012, 21:51)Koon schrieb: [ -> ]
(04-09-2012, 21:37)Gundi schrieb: [ -> ]Offene Fragen wie "Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Gibt es einen Sinn? Warum sind wir überhaupt?..."

das ist mir Klar

Nun, offenbar nicht, sonst hättest du wohl nicht gefragt.

(04-09-2012, 21:51)Koon schrieb: [ -> ]was mir nicht Klar ist, warum dieser Fragen sich erst in einem Begriff der "Tiefe Sehnsucht" ordnen, anschlißend "Loslösen von Religion" dramatisieren..etwa weil Religiösität etwas Primitives ist..?

Ich habe nichts dramatisiert, sondern eine Vorstellung zur Diskussion gesellt, welche mit Zitaten belegt wurde.
Die Fragen stehen oben.
Der Mensch stellt sich solche Fragen, weil er eben in der Lage ist, solche Fragen zu stellen. Nur, weil er alles hinterfragt, konnte er so viele Erfindungen machen, dass er nicht mehr, wie der Urmensch, von den Launen der Natur abhängig ist. Als Nebeneffekt ergab sich, dass er auch in philosophischer Hinsicht alles hinterfragt. Daraus entwickelten sich die ersten Weltbilder, und die wurden dann zu Religionen.

Gundi

(04-09-2012, 21:57)Lelinda schrieb: [ -> ]Der Mensch stellt sich solche Fragen, weil er eben in der Lage ist, solche Fragen zu stellen.

Hm... so ganz erklärend ist das nicht Icon_cheesygrin

(04-09-2012, 21:57)Lelinda schrieb: [ -> ]Nur, weil er alles hinterfragt, konnte er so viele Erfindungen machen, dass er nicht mehr, wie der Urmensch, von den Launen der Natur abhängig ist. Als Nebeneffekt ergab sich, dass er auch in philosophischer Hinsicht alles hinterfragt. Daraus entwickelten sich die ersten Weltbilder, und die wurden dann zu Religionen.

Aber warum immer Götter? Es ist ja so, dass nahezu alle Religionen auf Erden ähnliche Muster aufweisen, seien es Gottesbilder, Opferrituale, Gebete...
Und warum schuf der Mensch immer eine Existenz, die noch über ihm steht?
Weshalb dieses Unterwerfen?

Koon

(04-09-2012, 21:56)Gundi schrieb: [ -> ]Ich habe nichts dramatisiert, sondern eine Vorstellung zur Diskussion gesellt, welche mit Zitaten belegt wurde.
Die Fragen stehen oben.

was für eine Vorstellung soll Ich von eine Frage wie dieser haben, in dem "Loslösen von Religion" davon abhängig gemacht wird, die "Tiefe Sehsüchte" zu verarbeiten.

was deiner Frage Sinnlich hergibt ist, dass "Die Religiösität eine Krankheit ist, das im Tiefen behandelt werden muß"
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