(15-11-2012, 20:05)Keksdose schrieb: [ -> ]wir werden kein einziges Wort finden das für 7 Milliarden Menschen eine exakt gleiche Bedeutung besitzt.
Warum können wir nicht einfach anerkennen, dass es da verschiedene Definitionsgrößen gibt? Ich find das überhaupt nicht tragisch. Ich kann voll nachvollziehen, was ihr meint, ich versteh nur den Wirbel nicht, warum euch da jeder zustimmen sollte.
Nu - inzwischen haben wir alle die Contenance wiedergewonnen. Natürlich können wir mit einer gewissen sprachlichen Unschärfe leben. Aber es ist doch mal interessant zu sehen, wieweit diese geht.
(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: [ -> ]So wie ich das verstehe, geht es dir um möglichst sichere Aussagen, die für alle prüfbar und reproduzierbar sind.
Es ist im Laufe des Threads so viel geschrieben worden, dass Manches untergeht: Im Grunde geht es doch darum, Erkenntnis zu vermitteln. Wir haben uns gefragt, warum für viele Menschen des "Mittelalters" die um die Erde laufende Sonne Realität war, obwohl man inzwischen weiß, dass es ganz anders ist.
Der Denkfehler besteht darin, das Modell (der umlaufenden Sonne) mit der Realität zu verwechseln. Und die Frage ist, wie man solche Fehler vermeidet. Was also bleibt immer richtig, auch wenn das Modell modifiziert wird? Was dann übrig bleibt, ist eine Beschreibung der Realität.
In den Beispielen sind das:
- der Verlauf des Lichteinfalls
- die Tätigkeit der Musiker und das Hören eines Klangs
- die Tat und deren Sanktion
Kniffliger wird es schon bei den Gesetzen, ganz besonders schwierig bei Beschreibung dessen, was wir beim Hören eines Konzerts, bei der Teilnahme an einem Gottesdienst empfinden.
Da gibt es leider nichts, "was immer richtig bleibt", egal wer es wann erzählt.
(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: [ -> ]Ich verstehe nur nicht, wie man zum Allein-Anspruch auf Realität kommt.
Muss denn Realität zwangsläufig etwas objektiv mess- und reproduzierbares sein?
Eine gewisse Präzision des Lesens voraus gesetzt, wird weiter vorne durchaus eingeräumt, dass dies nicht so sein muss. Nur wurde auf die Konsequenz hingewiesen und gefragt, wie denn der Begriff "Realität" im Zusammenhang mit Erleben zu verstehen ist, und was er alles umfassen soll.
(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: [ -> ]Zumal die Messsysteme doch auch nur menschliche "Ideen" sind, letztlich genauso wie die Mathematik, und auch die Logik.
Ich wüsste im Augenblick nicht, dass man sagen kann, ein Maßstab, eine Messuhr oder sonstiges Messinstrument ist
nur eine "menschliche Idee" - und warum?
(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: [ -> ]Das direkte Erleben, also das Teil-Sein der Realität hat doch seine eigenen Qualitäten, die dem objektiven Blick verschlossen bleiben.
Den Tatsachen des Dabei-Seins, des Hörens, des Musizierens, ja des Erlebens selbst usw. wird ja gar nicht die Realität abgesprochen.
Sondern es geht allein um das, wie das Erlebnis bewertet wird: "weicher Klang, glückliche Momente, Hochgefühl, Trauer" etc., die ja nur subjektive Beurteilungen sind. Dasselbe gilt für das Geschmackserlebnis eines edlen Weins, eines Bildwerkes und viele andere.
(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: [ -> ]Wieso sollte man das aus dem Realitätsbegriff ausschließen?
Soll man? - Nein, man muss nur kritisch bleiben. Diese Art Realität ist extrem relativ.
(15-11-2012, 21:58)Mustafa schrieb: [ -> ]Wieso nicht die von mir eingangs schon erwähnten verschiedenen Blickwinkel ("von oben" und "hinein") zulassen?
Offensichtlich gehst du von einer Abwertung jener Geschmacksurteile aus, wenn sie nicht zur Realität gezählt werden. Dies ist jedoch eine
Fehleinschätzung. Denn jeder Roman, jede Beschreibung eines "edlen Tropfens", eines Gemäldes von Rubens, einer glücklichen Fernreise oder die Teilnahme an einem guten Gottesdienst sind wertvolle, persönliche Erinnerung - aber nur die äußeren Umstände, die auf uns eingewirkt haben, sind real. Alles andere hat unser Gehirn hinzu gefügt - und jedes Gehirn macht daraus etwas anderes!