(06-01-2013, 09:54)Flat schrieb: [ -> ]Er nur die Hälfte betrachtet, kann nicht zu einer stimmigen Beurteilung kommen.
Es wurde folgendes behauptet:
konform schrieb:Jedenfalls gibt das Alte Testament wie kein anderes Werk eine zusammenhängende Früh-Geschichte und Geschichte des Altertums wieder.
Das AT wurde also als Geschichtswerk angeboten. Diesen Ansprüchen kann es nicht genügen.
Flat schrieb:Was oft im christlichen Kontext vergessen wird,…
Wenn man nun den Tanach (christlich AT genannt) beurteilen will, so sollte man sich meines Erachtens schon mit dem ganzen text, schriftlich wie mündlich befassen.
Wer einen Text nach seinem Wert als historische Quelle beurteilen will, sollte das weder als Jude noch als Christ, sondern als Historiker tun.
Dazu in Kürze:
Die sog. Biblische Urgeschichte ist reiner Mythos. Riesen bevölkerten die Erde. Wie in den griechischen Urzeitsagen paarten sich Göttersöhne mit Menschentöchtern. Wie in anderen Mythologien entstanden aus solchen Verbindungen Heroen.
Die Sintflutsage, die Hioberzählung, etc. sind altorientalische Mythen, die entsprechend adaptiert wurden. Auch eines der Hauptmotive der Abraham-Isaak-Sage findet sich in anderen Mythologien wieder.
Die meisten alttestamentlich-biblischen Figuren sind legendär, Abraham, Isaak und Jakob (samt Nachkommenschaft) eingeschlossen. Einige Heldensagen wurden theologisch adaptiert (zB Gideon, Jephta, Simson). Manche Propheten-Erzählungen haben märchenhafte Züge, alle sind sie mythologisch überhöht (Samuels wunderhafte Geburt, Elias Ernährung durch die Raben und seine leibhaftige Himmelfahrt, Jona im Bauch des Wals, etc.).
Die Kriege, von denen berichtet wird, haben zumindest zum Teil nicht stattgefunden. Auch die göttlichen Mordbefehle nicht!
Wofür ist das AT als Quelle zu gebrauchen?
Das AT ist eine gute Quelle für frühjüdische Rechts- und Sozialgeschichte, und zwar die einzige. Um es als Geschichtsbuch zu bezeichnen, reicht das allerdings nicht aus.
Eine gute Quelle für die antike griechische Rechtsgeschichte ist zB auch die Griechische Tragödie. Auch sie vermittelt viel Mythos und wenig Geschichte!
Eine sehr gute Quelle für das Judentum in hellenistischer Zeit sind die Makkabäer-Bücher (nicht von allen Bekenntnissen als kanonisch anerkannt), von der rabbinischen Tradition nicht zu den heiligen Schriften gezählt.