(09-02-2016, 12:58)Susanne_1 schrieb: [ -> ]ich mache demnächst meine Lehrprobe im Fach Religion.
@Edwin: Damit ist doch festgelegt, um was es geht. Kinder sollen einer Geschichte aus dem Neuen Testament begegnen. Also ist es doch zunächst so, dass man diese erzählt, vorlesen lässt oder je nach Fähigkeiten vorspielen lässt (z. B. Bibliolog).
Saulus, ein gebildeter, eifriger Jude einige Jahre nach der Hinrichtung Jesu verfolgt Anhänger des als Messias (Christus) verehrten Predigers Jesus. Die Verfolgung hat ein ehrenfaftes Ziel, nämlich die theologische Einheit des jüdischen Volkes, das unter der Knute Roms leidet. Saulus treibt die Sorge um, die Abspaltung einer Teilgemeinde führe zur Schwächung Israels gegenüber dem polytheistischen Rom - theokratisch geprägte Politik eben. Ich kann mir gut vorstellen, wie Saulus mit seinen Vorgesetzten besorgt die Lage erörtert.
Saulus reist also in verschiedene Städte und lässt Anhänger der neuen Sekte verhaften und bestrafen. So wandert er auch in Richtung Damaskus - eine sportlich anstrengende Reise. Die Sonne brennt auf der Haut. Durst plagt ihn, wahrscheinlich muss er zeitweise durch unsicheres Gelände und weiß nicht, wo er schlafen kann.
In dieser Situation hat er eine Vision, ein Lichterlebnis. Er fragt sich oder wird gefragt: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" - Es ist eine gute Frage, denn sein Eifer und seine Entbehrungen werden nur bewirken, dass bestenfalls alles so bleibt, wie es war. Natürlich kennt Saulus die neue Lehre, spätestens als er in Damaskus mit einer Gruppe von (Ur-) Christen verhandelt.
Vielleicht hat er auch die neuen Prinzipien erkannt, die dort gelebt werden: Gleichberechtigung, weniger Vorschriften, gegenseitige Unterstützung (Nächstenliebe), .... Diese Gemeinde da in Damaskus ist auf faszinierende Weise viel lebendiger, als die jüdischen Gemeinden unter dem (mosaischen) Gesetz, wie er sie kennt und bisher immer verteidigt hat.
Er ist begeistert, weil er erkennt, wie sehr seine jüdische und römische Welt auf Ungleichheit aufgebaut ist, und wie anders das Wertesystem der (ur-) christlichen Gemeinde aussieht.
Nun, als Paulus, macht er es sich zur Aufgabe, diesem Wertesystem philosophisch, theologisch und praktisch einen Rahmen zu erarbeiten, der bist heute Bestand hat. Mit diesen Konzepten im Kopf geht er auf Wanderschaft. Zeitung, Rundfunk und Fernsehen gab es ja noch gar nicht.
Ich denke, die Schülerinnen und Schüler müssen sich in einen sehr aktiven Menschen hinein versetzen, dem seine Welt nicht einfach gleichgültig ist, der das Gute erhalten will aber zugleich das Bessere sucht. Die Ohnmacht mit dem Lichterlebnis ist meines Erachtens nur ein Auslöser, der in der Natur dieses Menschen lag, der vom Saulus (Bewahrung des in seinen Augen Guten) zum Paulus wurde, also etwas Erstrebenswerteres entdeckte.