(05-08-2016, 10:13)Linus schrieb: [ -> ]So auch in Bezug auf die Dreifaltigkeit, die es so gar nicht gibt. Zwar sagt Jesus an der einen Stelle, er sei eins mit dem Vater, was sich aber natürlich auf die Gesinnung und den Willen bezieht.
Es gibt keinen Grund, die vielen Stellen, wo Jesus vom Vater spricht und IHN klar als völlig andere Person anspricht, zu übersehen. Schon gar nicht jene Stelle, wo Jesus sagt, dass nur der Vater gut sei - was ja eine Lüge wäre, wäre er gleichen Wesen wie der Vater.
Es taucht zwar nirgends im NT eine ausdrückliche Ausformulierung der Trinitäts-/Dreieinigkeitslehre auf; doch dreigliedrige Formeln, die von Gott, dem Vater, dem Herrn Jesus Christus und dem Heiligen Geist sprechen und die Wirkungsweisen dieser Personen der Gottheit als in untrennbarer Beziehung zueinander stehend darstellen, gibt es zahlreiche (Mt 28,19; 1Kor 12,4–6; 2Kor 13,13; Eph 4,4–6 u. a.).
Dass allein die Person des Vaters gut sei, sagt Jesus bei genauerem Hinsehen nicht. Als ein Mann auf ihn zukommt, der ihn »guter Meister« nennt, kontert Jesus mit der Aussage: »Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein!« (Lk 18,18f). Das ist eine Feststellung im Hinblick auf das Wesen Gottes, nicht eine Verneinung der Göttlichkeit Jesu Christi. Schaut man sich nun den Zusammenhang an – was es heißt, gut zu sein: nämlich das ganze Gesetz zu befolgen und keiner Sünde bezichtigt werden zu können (was definitiv auf Jesus zutrifft!, vgl. 2Kor 5,21; Hebr 4,15; 7,26; 1Petr 2,22) –, dann wird klar: Der Oberste, der zu Jesus sprach, hätte aus der Feststellung, dass Jesus gut ist, schlussfolgern müssen, dass er Gott ist, geoffenbart im Fleisch (Joh 1,1.14.18; 1Tim 3,16). Dass er Jesus trotzdem die geforderte Nachfolge verweigerte, macht deutlich, dass besagter Oberster in Wirklichkeit keineswegs gottergeben war. In dem Wissen, dass Jesus gut ist – und in dem Wissen, dass allein Gott gut ist –, hat er sich geweigert, Jesus zu folgen und sich selbst Lügen gestraft. Seine vermeintliche Gottergebenheit erwies sich als Scheinheiligkeit.
Vom gesamten neutestamentlichen heilsgeschichtlichen Kontext her betrachtet, bestätigt Jesus hier, Gott zu sein. Seine Wesenseinheit mit dem Vater und auch mit dem Heiligen Geist wird (wenn auch besonders stark, aber nicht ausschließlich) im Johannesevangelium vorausgesetzt (1,1.18; 14,6–11.16–18; 15,26; 16,13–15).