(04-02-2018, 21:19)Egosumquisum schrieb: [ -> ]So wie ich die Dinge sehe, läuft es sowieso auf ein Schisma hinaus. Die Basisgemeinden lösen sich von Rom und finden zur Urkirche zurück.
Du diskutierst offenbar über die Röm. Katholische Kirche
Auch ich dachte mir schon oft, daß es hier auf ein Schisma hinauslaufen wird - allerdings kann ich mir ein zurückfinden zur
Urkirche nicht vorstellen.
Begründung:
Ein Leben nach dem Evangelium ist für 99 % der heutigen deutschsprachigen Katholiken unvorstellbar !
Ich sagte bewußt deutschsprachige Katholiken (im Amazonasbecken, im Kongobecken, in der Sahel, im Gangestal mag Urkirche attraktiv sein)
Deutschsprachige Katholiken (Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Deutschschweiz, Südtirol) sind Anhänger der modernen industriellen Konsumgesellschaft mit allen ihren Vor- und Nachteilen.
Urkirchliches Leben wäre für 99 % unattraktiv. Das ist was für winzige elitäre Sekten, nichts für die Masse
Das Haus verkaufen und das Geld den Armen schenken (ohne zu fragen warum er arm ist) . . . ?
Ist er arm, weil er körperlich und/oder geistig behindert ist? Oder weil er nicht arbeiten will? Oder weil er säuft? Oder weil er rauschgiftsüchtig ist? Oder weil er Kinder am laufenden Band zeugt?
"Armut" ist kein objektives Merkmal.
Dann das Thema "Feindesliebe" . . . auch hier scheiden sich die Geister - wohl zurecht !
Wie gesagt kann ich mir nicht vorstellen, daß sich "die Basisgemeinden" von Rom lösen und zur Urkirche zurückfinden
Wenn der Nachbar bis 10 Uhr schläft, wird der andere Nachbar nicht um 6 Uhr aufstehen und in die Arbeit eilen
Dann werden alle bis 10 Uhr schlafen, einige kurze Zeit das dolce far niente genießen, auf den baldigen Weltuntergang warten (wie schon damals vor 2000 Jahren) und dann . . . hungern !
Eher kann ich mir ein
Schisma von araberfreundlichen und araberfeindlichen Katholiken vorstellen.
Hier gärt es schon unter der Oberfläche.
Ich kenne einen Katholiken, der nach seinen Worten die weitere Arabisierung nicht mehr befürwortet - und der zur
Piusbruderschaft übergetreten ist
Ob "übergetreten" das richtige Wort ist, weiß ich nicht. Einmal sagte er mir, er sei aus der Röm. Kath Kirche ausgetreten, einmal sagte er mir, er sei selbstverständlich noch Katholik und bete für den Papst
Die Piusbruderschaft hat meines Wissens noch nicht viele Mitglieder - aber es werden immer mehr
Sehr bremsend dürfte die bewußt mühsame (lateinische) und langatmige Liturgie sein.
Doch dies ist vielleicht Absicht - um die Masse draußen zu halten - und eine kleine verschworene Gemeinschaft von Fanatikern zu sein
Ein anderer Bekannter hat mir entrüstet berichtet, daß er einmal aus Interesse (Neugierde?) zu einer Messe hingegangen ist - und die dauerte 3 Stunden, es wurde zu viel lateinisch geredet (ein wenig Latein - vielleicht 10 % hätte ihn nicht gestört, hätte er sogar interessant gefunden - aber 50 % Latein empfand er als zuviel des Guten, da er in Kirchenlatein nicht ausgebildet ist) - und dann empfand er es als Provokation, daß alle 700 Heiligen namentlich angerufen wurden, und nicht zwei Dutzend stellvertretend für alle)
Er ging nach meinem Wissen vielleicht ein halbes Dutzend Mal hin (mit jeweils einem halben Jahr Pause dazwischen)
Auch hier wird - soziologisch betrachtet - Elite geschaffen
Nur der, der diese überlange Liturgie aushält, ist willkommen - die Lauen werden ausgespien
Daher wird aus der Piusbruderschaft nie eine nennenswerte Gemeinschaft werden. Ich kann mir nicht vorstellen, daß mehr als 5 % der Katholiken einer Stadt das aushält
Ich werde vielleicht einen eigenen Thread zum Thema "Piusbruderschaft" eröffnen
Es wird wahrscheinlich ein anderes Schisma kommen:
Die Röm. Kath Gemeinden sind innerlich gespalten (auch wenn das geschickt geleugnet wird)
Am besten erkennt man das am Kampf um die Musik
Ich habe da schon oft genervte Kirchenbesucher reden gehört:
Einmal "rhytmische" Messe mit Rasseln und Geigen, dazu wird gestampft, gepfiffen und gehüpft (Halleluja) wie im Kindergarten. Dies soll Nähe zur Basis demonstrieren
Als "Ausgleich" dann nächste Woche in derselben Kirche eine barocke Mozartmesse die frisch wieder keiner aushält weil sie zwei Stunden Konzert enthält
In Wahrheit will die Mehrheit weder das eine noch das andere Extrem und bleibt den Messen fern
Ich kann mir gut vorstellen, daß eine Messe, in der die bekannten Kirchenlieder gesungen werden (ohne Experimente der "rhytmischen" Messen und der barocken Messen) heute sehr attraktiv sein könnte.
Die Masse der Katholiken mag die "Modernisten" nicht und wünscht sie auf den Mond, sie mag aber auch nicht die zeitraubenden barocken Messen wo der ganze Sonntag wegen des eingeschobenen Konzertprogramms draufgeht
Ein Maß der Mitte hätte wohl gute Chancen auf ein erfolgreiches Schisma
Ich kann nur das verarbeiten, was ich von Leuten höre
Das geschriebene Wort dürfte ohnehin meist unehrlich sein
Man hört eben immer wieder Hinweise, daß die Menschen mit der derzeitigen Röm. Kath Kirche sehr unzufrieden bis unglücklich sind. Sie besteht eben aus lauter Sekten
Im "Durchschnitt" mag das OK sein, aber was besagt schon der . . . Durchschnitt ?
Ein Waschbecken hat links einen Warmwasserhahn, rechts einen Kaltwasserhahn.
Links kommt kochend heißes Wasser heraus, da kann man sich nicht waschen
Rechts kommt eiskaltes Wasser heraus, da kann man sich auch nicht waschen
Was hilft es dann, daß die Durchschnittstemperatur der beiden Hähne eigentlich recht angenehm wäre ???
Genau so kommt mir die derzeitige Röm. Kath Kirche vor
Lauter unbeliebte Extreme - die einander in Schach halten - aber kein für die Masse angenehmes Klima
Die erträgliche Mitte dürfte längst verlorengegangen sein
Ich kann mich aber auch irren