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Normale Version: Zadok, Zadokiden
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↗David hatte schon sieben Jahre in ↗Juda als König geherrscht. Zum Königreich Israel bestand ein gespanntes Verhältnis. Dort war ↗Eschbaal, ein Sohn König ↗Sauls, König. Stütze Eschbaals war ↗Abner, der Feldhauptmann ↗Israels gewesen, der schon unter Saul als Heerführer gedient hatte. Abner gab seinen Schützling preis und mit verhandelte David. In den Verhandlungen wurde erreicht, dass die Nordstämme David als König anerkannten. Bald darauf wurde Abner von Davids Heerführer ↗Joab ermordet. Auch Eschbaal wurde beseitigt. Der Herrschaft Davids über das vereinigte Königreich Israel-Juda stand nichts mehr im Wege.

↗Jerusalem war noch in der Hand der ↗Jebusiter. Die Stadt wurde unblutig eingenommen - möglicherweise mit Unterstützung des Jerusalemer Stadtadels selbst - und von David zu seinem Herrschaftssitz gemacht. Aus der jebusitischen Kulttradition Jerusalems, die ↗kanaanäisch-phönikisch geprägten gewesen war, wurden Opferkult und Kultterminologie übernommen (Maier 62). Zadok, der wohl dem jebusitischen Priesteradel Jerusalems angehört hatte, wurde neben dem Lade-Priester ↗Abjatar mit der Ausübung des Kults1 betraut (2Sam 8,17).

In den Auseinandersetzungen um die Nachfolge Davids war Zadok Parteigänger ↗Salomos. Nachdem Salomo seine Herrschaft gesichert hatte, setzte er Zadok zum alleinigen ↗Hohepriester ein (1Kön 2,35). Abjatar, der den Mitbewerber Salomos um den Thron, ↗Adonia, unterstützt hatte, wurde nach Anatot2 verbannt. Adonia wurde ermordet. Dann wurde mit dem Tempelbau begonnen. Der ↗Tempel als Königsheiligtum sollte die Stabilität der Königsherrschaft garantieren, indem er die Vorstellung eines an Jerusalem gebundenen religiösen Zentrums für alle Israeliten zu fördern hatte (Grözinger Bd 1, 82). Die Zadokiden fungierten bis zum ↗Exil als Verwalter des Heiligtums.

Die Herkunft der Zadokiden liegt im Dunkeln. Dass sie schon der jebusitischen Priesterkaste in Jerusalem angehört hatten, ist heute die am weitesten verbreitete Annahme unter den mit solchen Fragen befassten Fachgelehrten (LThK Bd 10, 1265f.). Zunächst bleibt Zadok (von der Nennung eines Vaternamens Ahitub abgesehen) ohne Nachweis einer Abstammung. Erst später wird für ihn ein Bezug zum Hause ↗Eleasar (mit ↗Aaron als Stammvater) konstruiert.

Ob die Bezeichnung der Religionspartei der ↗Sadduzäer (Σαδδουκαῖος / Saddukaios), erstmalig bei ↗Markus (Mk 12,18) erwähnt, auf den hier in Rede stehenden Zadok zurückgeführt werden darf, ist umstritten.


1) Graetz (1, 220) hält fest, dass in Davids Zeit zwei Hohepriester im Amt gewesen waren, und zwar Abjatar (bei Graetz Ebjathar) in Jerusalem und Zadok in ↗Gibeon.
2) Anatot = Ein heute nicht eindeutig zu lokalisierender, nahe Jerusalems gelegener Ort.

Literatur:
Heinrich Graetz. Geschichte der Juden, 11 Bde. 1890-1909 Leipzig. Verlag O. Leiner.
Karl Erich Grözinger. Jüdisches Denken, 4 Bde. 2004 Frankfurt/Main. Campus Verlag.
Johann Maier. Das Judentum. 3. Aufl. 1988 Bindlach. Verl. Gondrom.



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